Praktikum in einem Krankenhaus in Wien

Ich habe 16 Wochen in der 4. Medizinischen Abteilung in der Klinik Favoriten als PJlerin mein erstes Terital verbracht. Das Klinikum ist eines der Häuser des Wiener Gesundheitsverbunds, welcher einen Großteil der Krankenhäuser Wiens bildet. Die Abteilung gehört zur Inneren Medizin mit einer Spezialisierung auf Infektiologie und Tropenmedizin und besitzt eine Ambulanz, eine Intensivstation und zwei Normalstationen.

Das Patientenkollektiv besteht aus ‚typisch inneren Patienten‘, die zusätzlich eine Pneumonie/HWI/Erysipel/… haben. Hierbei ist die korrekte antibiotische Therapie (oder auch antivirale/-fungale) Thema, allerdings brauchen Patienten häufig zusätzlich die Einstellung einer kardialen, endokrinologischen oder pulmonalen Grunderkrankung. Außerdem gibt es viele Corona- und Influenzafälle (Fun fact: Die Abteilung hat in der Coronapandemie die ersten österreichischen Patienten behandelt.). Vereinzelt kommen spezielle infektiologische Fälle wie beispielsweise eine HIV-Erstdiagnose, Malaria, Leptospirose, Kriptokokkose, Legionellose oder Masern hinzu.
Den Hauptteil des Praktikums habe ich auf der Normalstation verbracht, wo der Alltag aus bekannten Aufgaben eines PJlers besteht:
Beginn ist um 7:30 Uhr: man teilt sich morgens die Blutabnahmen mit der Pflege. Gegen 8:00 Uhr finden eine ärztliche Übergabe auf der Station, mit Planung für den Tag und Verteilung der Aufgaben statt. Um 8:45 Uhr ist die ärztliche Übergabe der Neuaufnahmen mit der gesamten Abteilung. Anschließend erledigt man individuell ein paar Aufgaben, bevor zwischen 10 und 11 Uhr die Visite beginnt, welche teilweise bis 13 Uhr andauert. Während der Visite hat man keine klaren Aufgaben, sondern läuft mehr mit, es wird aber immer gerne erklärt. Mittagessen ist gratis und eigentlich jeden Tag möglich, entweder nach der Visite oder man fragt nett währenddessen. Die täglichen Aufgaben bestehen aus Blutabnahmen, Zugängen, BGAs, Abstrichen, Arztbriefen, der Anmeldung von Untersuchungen oder organisatorischen Telefonaten.In Österreich sind im PJ 6h Tage üblich, das heißt um 13:30 Uhr ist Schluss für den Tag. Ungefähr einmal die Woche habe ich eine doppelte Schicht gearbeitet, d.h. von 7:30-19:30 Uhr, und dann den nächsten Tag frei bekommen. An langen Tagen bekommt man zusätzlich die Aufnahmen mit, welche man selbstständig durchführt (inkl. Anamnese, körperliche Untersuchung, Dokumentation) und anschließend mit einem Arzt/einer Ärztin bespricht.
Neben der Normalstation habe ich noch drei Wochen auf der Intensivstation und zwei Wochen auf der Ambulanz verbracht, wo die Schicht von 8-14 Uhr läuft.
Auf der Intensivstation beginnt der Tag ebenfalls mit einer Übergabe und Aufteilung der Patienten auf die Ärzte (jeder Arzt betreut ca. 2-3 Patienten). Hier habe ich mich meistens bei jemandem angeschlossen und dann gemeinsam den täglichen Status des Pat. erfasst. Auf der Intensivstation sieht man die verschiedenen Beatmungsformen, die Anwendung kreislaufstabilisierender Medikamente und ärztliche Tätigkeiten wie Bronchoskopie, Ultraschall, Pleuradrainage oder ZVKs (ich durfte auch mal selbst einen unter Aufsicht legen). Hier findet ab 11 Uhr ungefähr eine gemeinsame Besprechung der Patienten zusammen mit der Pflege statt.
Die Ambulanz besteht aus einer infektiologischen Ambulanz und einer Reiseambulanz. Ich habe mal in die Reiseambulanz reingeschnuppert, in der vor allem Impfberatung und Impfungen für Reisen durchgeführt werden. Hier durfte ich impfen. Die hauptsächliche Zeit saß ich allerdings in der infektiologischen Ambulanz bei einem Arzt im Behandlungszimmer und habe bei den Untersuchungen zugeguckt und Blut abgenommen. Zwischendurch wurde mir gerne etwas erklärt. Hier kamen viele Patienten zur Kontrolluntersuchung einer Laufenden Behandlung von Hepatitis B oder HIV, es gab aber auch einzelne Fälle von Syphilis/autoimmun-Hepatitis/Malaria/Affenpocken.
Der Aufenthalt war generell angenehm, die ärztlichen Stellen der Abteilung sind sehr beliebt und das Team ist kompetent, engagiert und es herrscht ein freundlicher Umgangston. In der gesamten Abteilung waren wir sieben PJler, in der Ambulanz oder Intensivstation ist man allein, auf der Normalstation meistens zu zweit. Urlaubseinteilung und gegenseitige Vertretung waren darum kein Problem und wir konnten uns beim Mittagessen gut miteinander austauschen. Es gibt keine gesonderten PJ-Unterricht, die Abteilung veranstaltet selbst aber min. 1x wöchentlich Fortbildungen und wir Studenten mussten auch einmalig einen Vortrag halten.

Tipps für andere Praktikant:innen

Wohnungssuche
Ich hatte private Kontakte, insgesamt über WG-gesucht oder Immoscout möglich, zum Wohnen würde ich die Bezirke 4/6/7 empfehlen (belebt und die Klinik ist gut zu erreichen)

Versicherung
Krankenversicherung und Unfallversicherung vom Krankenhaus gestellt

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
Mit dem Anbieter Educom ist Internet schnell und unkompliziert abzuschließen.

Bank/Kontoeröffnung
Deutsches Konto reicht

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
Sehr viele in Wien (Theater/Konzerte/Tanzen/Bars/Donau)

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