Praktisches Jahr in einem Krankenhaus in Irland

Im Rahmen meines Praktischen Jahres verbrachte ich zwei Monate meiner Rotation im Fachbereich der Inneren Medizin am St. Luke´s General Hospital in Kilkenny, Irland. Der Aufenthalt in Irland hat mir viel Freude bereitet und ich bin sehr dankbar dafür, dass mir diese Erfahrung ermöglicht wurde. Auf die Bewerbung am St. Luke´s Hospital ca. ein Jahr zuvor erhielt ich direkt nach wenigen Tagen eine positive Rückmeldung. Am St. Luke´s Hospital kümmern sich zwei Studentenkoordinatoren um die Organisation der klinischen Rotationen der irischen und internationalen Studenten/-innen.

Die Vorbereitungen für den Praktikumsaufenthalt in Irland (erforderliche Dokumente, Versicherungen, Impfungen etc.) gestalteten sich unkompliziert und einfach. Auch bei der Vermittlung einer Unterkunft für den Zeitraum des Praktikums unterstützen uns die Studentenkoordinatoren. Ich fand eine Unterkunft mit zwei weiteren Studenten in einem Haus mit Garten unweit des Klinikums. Unser Vermieter stellte uns netterweise Fahrräder für den täglichen Arbeitsweg zur Verfügung.

Am Tag unseres Praktikumsstarts empfang mich morgens einer der Studentenkoordinatoren und zeigte mir die für die Studenten vorgesehenen Räumlichkeiten des Krankenhauses (Seminarräume, Bibliothek etc.). Im Anschluss holte uns der Klinikdirektor persönlich ab, um uns eine Tour durch das gesamte Klinikum zu geben und ermutigte uns an allen Weiterbildungsveranstaltungen der irischen Studenten und Ärzte teilzunehmen. Im Gegensatz zu den irischen Studenten, für die feste Rotationspläne vorgesehen sind, durfte ich frei entscheiden, welchen Fachbereich der Inneren Medizin ich mir anschauen möchte. Am zweiten Tag lernten wir die Interns (Assistenzärzte im ersten Ausbildungsjahr) der unterschiedlichen Teams der Inneren Medizin kennen, die uns mit auf die Stationen und in die Ambulanzen nahmen. Am St. Lukes Hospital gibt es ähnlich wie in Deutschland Teams mit unterschiedlichen Spezialisierungen, wie z.B. das Gastroenterologie Team, das Kardiologie Team oder das Geriatrie Team. Jedoch liegen die Patienten eines Teams nicht wie in Deutschland räumlich beisammen auf einer Station, sondern sind im gesamten Klinikum verteilt. Auf den morgendlichen Visiten läuft man daher viel im Klinikum umher.
Die Teams bestehen in absteigendem Erfahrungs- und Qualifikationsgrad aus Consultants (welche am Ehesten Oberärzten in Deutschland gleichzusetzen sind), Registras, Senior House Officers und Interns. Ich verbrachte viel Zeit im geriatrischen Team, welches ein breites Erkrankungsspektrum abdeckte. Überraschend war für mich, dass im gesamten Klinikum mit Papier-Patientenakten gearbeitet wurde, sogar die Medikamente inklusive Dosierungen wurden handschriftlich angesetzt. Computer gab es auf den Stationen nur wenige. Sie wurden fast ausschließlich zum Abrufen von Labor- und Bildgebungsbefunden genutzt. Fortschrittlich fand ich allerdings, dass man in irischen Kliniken alle Labor- und Bildgebungsbefunde einsehen kann, die bei früheren Besuchen auch in anderen medizinischen Einrichtungen erhoben wurden.
Jeden Tag um die Mittagszeit nahmen wir Erasmusstudenten gemeinsam mit den irischen Studenten an den medizinischen Fortbildungen teil, welche sehr lehrreich und praxisorientiert gestaltet waren. Nachmittags war genug Zeit, um gemeinsam mit den anderen Studenten Anamnesegespräche mit Patienten zu führen, körperliche Untersuchungen zu üben und die Patientenfälle unseren Teams vorzustellen. Unser Tag endete täglich mit einer gemeinsamen Patienten-Fallbesprechung.
Die irischen Studenten am St. Luke´s waren uns Erasmusstudenten sehr offen gegenüber und standen uns stets zur Seite, wenn wir mal den Weg nicht finden konnten oder uns eine Vokabel fehlte. Auch in unserer Freizeit wurden wir wirklich nett integriert.
Kilkenny selbst ist eine wirklich schöne Stadt mit viel Geschichte und historischen Gebäuden und einer sehr belebten Pub- und Restaurantkultur. Irland ist ein wunderschönes Land und definitiv eine Reise wert. Die Wochenenden nutze ich regelmäßig, um ein wenig im Land umherzureisen. Beeindruckt hat mich insbesondere die Natur Irlands, aber auch die Offenheit und Ehrlichkeit der Menschen. Ein besonderes Erlebnis war für mich auch am irischen Nationalfeiertag, dem St. Patricks Tag, in Irland zu sein und eine der vielen landesweiten Paraden anzuschauen.
Insgesamt kann ich nur jedem empfehlen, sich um ein PJ-Tertial in Irland zu bemühen. Ein fremdes Gesundheitssystem kennenzulernen, meine englischen Sprachkenntnisse und insbesondere meine englische Fachsprache zu verbessern, einen Einblick in die irische Kultur zu erhalten und viele interessante Menschen kennen zu lernen, war und ist für mich eine große Bereicherung. Danke Erasmus+ für die Förderung meines Praktikumsaufenthaltes!

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Für die sprachliche Vorbereitung hat mir der Kurs „Englisch für Mediziner“ an der Charité weitergeholfen, aber auch wer sprachlich nicht fließend in Englisch ist, sollte keine Probleme in Irland bekommen (die meisten irischen Ärzte und Patienten sprachen keine starken Akzente/Dialekte, sodass man als Nicht-Muttersprachler gut zurechtkommt). Ansonsten sollte man sich rechtzeitig um ausreichenden Versicherungsschutz kümmern und insbesondere, wenn man im medizinischen Bereich tätig ist, die Vollständigkeit/Aktualität seiner Impfungen kontrollieren.

Beantragung Visum

Kein Visum erforderlich.

Praktikumssuche
Nachdem ich in einem online PJ-Bewertungsportal auf einige positive Bewertungen eines PJ-Tertials am St. Luke´s General Hospital gestoßen war, bewarb ich mich schriftlich per E-Mail ca. 1 Jahr im voraus bei den Studentenkoordinatoren. Diese kümmerten sich um die Weiterleitung meiner Bewerbung an den Klinikdirektor und nach dessen Zusage, um die weitere Organisation des Praktikumsaufenthaltes.

Wohnungssuche
Die Studentenkoordinatoren vermittelten uns Kontakte von Personen, die regelmäßig Zimmer oder ganze Wohnungen an irische und internationale Studenten vermieten und mit welchen sie gute Erfahrungen gemacht hatten.

Versicherung
Ich entschied mich für das DAAD-Versicherungspaket, welches die Kranken-, Unfall-, und Haftpflichtversicherung während des Auslandspraktikums umfasste.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
Dank EU-Roaming konnte ich problemlos meine deutsche Simkarte in Irland verwenden. In der Klinik gab es zudem einen kostenlosen WLAN-Zugang für Studenten.

Bank/Kontoeröffnung
Nicht erforderlich.

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
Kilkenny bietet unzählige belebte Restaurants, Cafés und Bars, sowie kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Museum etc.) und viel Natur entlang des Flusses Nore oder im großen Schlosspark.

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