Praktikum auf Ischia

Die Erasmus+-Erfahrung hat mich nach Ischia in Italien geführt. Ischia gehört der Provinz Napoli und damit Kampanien an. Innerhalb Italiens gehört die Insel zum Süden. Ischia ist eine noch sehr junge Vulkaninsel von 47 km², die weiterhin aktiv ist, auch wenn sich diese Aktivität seit 1302 nicht mehr bemerkbar gemacht hat. Aktuell hat Ischia ca. 65000 Einwohner.

Auf Ischia gibt es die Firma eurogeopark, die Touristen die geologischen Besonderheiten der Insel näherbringt. Das Spektrum an Angeboten reicht dabei von geführten Wanderungen für Tagesgäste bis hin zu staatlich anerkannten Bildungsreisen. Als Praktikant übernimmt man hauptsächlich die Leitung der Tageswanderungen. Gegründet und geführt von einem Geologen bringt sie seit nunmehr zwanzig Jahren geologisches Wissen in die breite Öffentlichkeit.

Dabei war ich bei Weitem nicht der erste Praktikant, denn bereits vor zehn Jahren haben die ersten Praktikanten in der Firma gearbeitet. Seitdem gibt es zweimal pro Jahr die Möglichkeit, drei Monate auf diesem schönen Flecken Erde zu verbringen. Solch langjährige Expertise zerstreut schnell eine Vielzahl von gängigen Zweifeln über Praktika wie z. B. mangelnden Betreuungswillen oder Planlosigkeit in der Firmenleitung. Gleichzeitig gibt es sogar eingespielte Routinen, was die Quartiersuche angeht. In organisatorischer Hinsicht bietet ein Praktikum auf Ischia also einen sehr dankbaren Einstieg. Während meiner Periode waren wir sogar zwei Praktikanten.

Generell ist Italien ein gutes Land für einen Auslandsaufenthalt. Wenngleich Italienisch eine Sprache ist, die nur wenige von uns in der Schule lernen und auch Englisch weniger verbreitet ist als in anderen Staaten der EU, fängt die beispiellose Freundlichkeit der Menschen viele Hindernisse ab.
Dennoch sind die Unterschiede in der Lebensweise zwischen Deutschland und Italien sehr bedeutend.

Bei all den schönen Aspekten will ich aber auch nicht die Herausforderungen übergehen, die es mit sich bringt, allein in einem anderen Land zu wohnen, abgesehen von individuellen Hürden. Deswegen hier eine Auswahl an Aspekten der Kategorien Kulturschock, Inselnatur, Arbeitsleben und Mobilität, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:

Kulturschock:

• Sprache

Offiziell sind für die Stelle keine Italienischkenntnisse nötig, bloß nützlich. Das kann ich auch bestätigen. Tatsächlich sprechen alle Menschen, die eng mit der Firma verbunden sind, praktischerweise fließend deutsch. Selbst Personen, mit denen man gelegentlich zu tun hat, wie bestimmten Busfahrern, sprechen die entscheidenden Brocken Deutsch. So ist meine Praktikantenkollegin, die nach wie vor kein Italienisch spricht, trotzdem gut klargekommen.
Meine Italienischkenntnisse hingegen beruhen auf Babbel, was ich mir drei Monate vor Abfahrt heruntergeladen hatte. Innerhalb von drei Monaten kam ich so auf ein Sprachniveau von A2. Das ist für drei Monate ganz ordentlich und es ist erstaunlich, wie viel man damit zumindest sagen kann. Das Verstehen hingegen ist schwieriger, auch wegen des Dialekts. Dennoch, wenn man sich überwindet das Italienisch stetig zu benutzen, dann kommt man weit und weiter, außerdem freuen sich die Italiener immer, wenn man sich bemüht, ihre Sprache zu sprechen.

• Allein leben in einem fremden Land

Eine Herausforderung, die sich fast allen Erasmus+-Praktikanten stellt, ist, im Gegensatz zu Uni-Erasmus-Teilnehmern, weitgehend allein im Ausland zu leben. In der Anfangsphase kommt es daher darauf an, gut von den Kollegen integriert zu werden, um nicht einsam zu werden. Ich werde für immer dankbar sein, dass das in meinem Fall herausragend gut gemacht worden ist. Dennoch kommt man nicht um ein paar Abende herum, die man lieber mit anderen Menschen zusammen verbracht hätte. Dieses Gefühl verschwindet jedoch mit der Zeit. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mich in der Anfangszeit oft zu Videoanrufen mit Familie und Freunden in Deutschland verabredet hatte.

• Integration in ausländisches Umfeld

Durch die strikte Zeitbeschränkung von drei Monaten ist es schwierig, engere Kontakte zu jungen Ischitanern zu knüpfen, mit denen man nicht beruflich zu tun hat. Aufgrund der guten Integration in die Firma schmerzt das allerdings nicht sehr. Tatsächlich ist es auch ein Hindernis, dass viele junge Menschen kaum Englisch sprechen.

• Lebensstandard

Italien ist zwar ein wohlstandsgeprägtes Industrieland, gleichzeitig ist der Süden aber deutlich ärmer als der Norden. Das sorgt für einen niedrigeren Lebensstandard auf der Insel. Die Menschen sind viel mehr auf gute Lebensmittel bedacht und bauen diese häufig selbst an. Oftmals ist das aber nicht nur in den wunderbaren vulkanischen Böden begründet, sondern eine finanzielle Notwendigkeit. Insgesamt ist Armut auf Ischia weit verbreitet, sie ist bloß weniger sichtbar, weil sie durch den Familienverbund abgefedert wird.

• Alkohol

Geistreiche Getränke sind fester Bestandteil der Tagesordnung. Das Glas Wein gibt es oft zum Mittag und zum Abend. Zwischendurch noch ein Aperol Spritz und der Tag wird gleich etwas besser. Diesen Teil der Kultur habe ich lieben gelernt. Wenn man das jedoch nicht möchte, sollte man es lieber sehr deutlich klarstellen, sonst muss man sich oft erklären. Ging mir mal so, als ich wegen meiner Schulter Ibuprofen nahm. Das ist so ein Spiel, was einfach gespielt wird. Auch Alkohol am Steuer wird deutlich lockerer genommen als in Deutschland. Als Mitfahrer fühlt sich das schon mulmig an, gerade bei den ischitanischen Straßenverhältnissen.

• Ärzte

Wenn man mal krank ist, gibt es auf Ischia genügend medizinische Versorgungsmöglichkeiten. Die Insel hat ein eigenes Krankenhaus sowie verschiedene Spezialisten, so gibt es z.B. mehrere Dermatologen. Das Gesundheitssystem in Italien funktioniert jedoch anders als in Deutschland und stellt einen schneller vor privat zu tragende Kosten. Darauf sollte man unbedingt vorbereitet sein.

• Regen

Normalerweise dauert die Regensaison auf Ischia von September bis Mai. Das war in meinem Fall nur halb wahr. Der Mai hat mit Leichtigkeit die Rekordwerte für Regen gebrochen. Sieben Dauerregentage innerhalb von drei Wochen können durchaus die Stimmung trüben. Pünktlich zu meinem Geburtstag am 21.5. bin ich ein letztes Mal richtig eingeregnet. Davon darf man sich aber die Freude auf viel Sonne nicht verderben lassen, denn die gibt es trotzdem. Wo viel Sonne ist, ist jedoch auch viel Schweiß, da kommt man nicht drumherum, was bisweilen echt kräftezehrend ist.

• Baustandards

Typische Häuser auf Ischia sind nicht gut isoliert. Bei einem solch nassen Frühling wie dem meinigen kann das schnell zur Schimmelbildung führen. Durch die schlechte Isolierung können aber auch gerade die Aprilnächte noch sehr kalt werden. Dass die Wohnungstemperatur trotz Heizen auf 17°C absinkt, passiert durchaus.

Inselnatur:

• Natur – Wald – Blüten

Die Flora auf Ischia ist atemberaubend! Als Praktikant während der Frühlings-Frühsommersaison konnte ich das Austreiben aller Blätter beobachten und unendlich viele Blüten aufgehen sehen. Insbesondere im Mai ist Ischia ein wahres Blütenmeer. Weil sich die Pflanzen abwechseln, dauert dieser Zustand bis Mitte Juni an. So erlebt man die Insel tatsächlich in immer neuen Gestalten.

• Pflanzenwachstum

Ein nasser April und ein klitschnasser Mai haben dafür gesorgt, dass Ischia ihrem Ruf als grüne Insel 2023 besonders gerecht wurde. Tatsächlich war die Gartenschere fester Bestandteil der Wanderausrüstung. Brombeeren hassen diesen Trick.

• Gesteine

Als junge Vulkaninsel deckt Ischia ein weites Spektrum an Vulkangesteinen ab. Aushängeschild ist der Epomeo-Tuff, der die für einen Tuff seltene Farbe grün hat. Neben dem ein oder anderen Lavastrom prägen vor allem die Ablagerungen von großen Erdrutschen die Landschaft. Da wird in den nächsten Jahrtausenden auch noch einiges dazukommen. Dass die Insel nach wie vor in die Höhe wächst, hilft dabei wenig, versorgt das Wachstum die Insel doch mit frischem Material und Erdbeben.

• Relief

Gleichzeitig sorgt Ischias geringes Alter für ein Relief sondergleichen. Bei gerade einmal 8 x 10 km maximaler Ausdehnung erreicht die Insel 787 m Höhe. Entsprechend ist das Wort „flach“ auf Ischia selten. Egal ob hoch oder runter. Dafür kommen die Beine in nie gesehene Topform. An Aktivitäten wie Fahrradfahren verliert man dafür schnell die Lust.

Arbeitsleben:

• Menschenkenntnisentwicklung

Wenn man täglich mit neuen Menschen einige Stunden verbringt, lernt man unweigerlich besser, sie zu lesen. Schon der erste Auftritt verrät viel darüber, welche Stimmung ein Wandergast verbreiten wird und welche besonderen Anforderungen er einem als Tourleiter stellen wird. Im Laufe des Tages gibt es dann stets intensivere Gespräche mit einigen Personen, die den Eindruck meistens verstärken, manchmal jedoch widerlegen. Für einen Zeitraum von drei Monaten ist es enorm bereichernd, solche Menschenkenntnis zu sammeln. Gleichwohl sorgt die Altersstruktur der Kundschaft dafür, dass man geistig schneller altert, sollte man die Arbeit längerfristig machen.

• Pausen werden gemacht

Auf allen Wanderungen ist eine ausgiebige Mittagspause angedacht. Dadurch bekommt man an jedem Wandertag ein gutes Mittagessen zu Lasten des Arbeitsgebers und erfährt von den Gästen spannende Geschichten.

• Erdrutsche

Ein anderer Teil meiner Arbeit drehte sich darum, proaktive Konzepte zu entwickeln, um die Auswirkungen zukünftiger Erdrutsche abzumildern. Das Thema ist insbesondere nach den Erdrutschen vom November 2022 hochaktuell, denn sie haben auch Todesfälle verursacht. Dabei merkte ich vor allem, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung ob der bestehenden Risiken viel geringer ist als in ähnlich gefährdeten Regionen wie z. B. den Schweizer Alpen. Nach den letzten Erdrutschen wurde ein Sonderkommissar der Regierung eingesetzt, um die Aufräumarbeiten zu koordinieren. Da meine Recherchen auch an ihn gehen werden, hat meine Recherchearbeit substanziellen Charakter.

• Prospekte

Samstag ist Werbetag. Das bedeutet in erster Linie, dass man in den zahlreichen Hotels der Insel Prospekte zu den Wanderangeboten auslegt oder auffüllt. Dieser Teil der Arbeit ist der unangenehmste, weil die Tage anstrengend, aber nicht spannend sind. Einige Begegnungen heitern die Stimmung zwischendurch auf, aber letztendlich muss man sich Strategien ausdenken, um die Zeit für sich angenehm zu halten.

• Perspektivenmangel auf der Insel

Als gebürtiger Berliner habe ich mein ganzes Leben in einem Umfeld verbracht, in dem alle Perspektiven denkbar und erfüllbar sind. Was immer ich auch hätte werden wollen, in Berlin geht das, außer vielleicht Hochseekapitän. Umso mehr hat mir die Insel klargemacht, was das für ein enormes Privileg ist. Als Jugendlicher auf Ischia hat man drei Optionen. Da wären: In der ausgeprägten Gastronomie arbeiten, die aber seit Jahren auf dem absteigenden Ast ist. Feldarbeit auf wirklich abgelegenen und steilen Anbauflächen. Wegziehen. Dieser Chancenmangel schlägt sich merklich auf die Stimmung der Jugendlichen nieder. Auch wenn ich nicht viel in Kontakt mit ihnen stand, habe ich doch die Gleichgültigkeit gespürt, die viele ob ihrer Zukunft ausstrahlen.

Mobilität:

• Verkehr

Besonders gewöhnungsbedürftig sind vor allem der süditalienische Fahrstil und die Tatsache, dass die Italiener weit weniger Zeit zu Hause verbringen als wir Deutschen. Sogar für Italien sind die Straßen auf Ischia eng, was einen hin und wieder höchste Fahrkunst bestaunen lässt.

• Öffis

Mit den öffentlichen Bussen zu fahren, bietet immer die Chance auf ein kleines Abenteuer. Da sind zum einen die meisterlichen Busfahrer, die das Lenkrad auf das Grad genau einschlagen können, um auch die engsten Stellen zu durchqueren. Zum anderen sind da die Fahrgäste, die oft für eine eigene Show sorgen. Zum Abenteuerreiz gehören allerdings auch häufige Verspätungen, Ausfälle oder sogar Verfrühungen.

• Festland

Ischia ist über eine Vielzahl von täglichen Fährverbindungen mit dem Festland verbunden, man ist also keineswegs Robinson Crusoe. Trotzdem hat man am Ende zu wenig Zeit, um öfters Neapel unsicher zu machen. Während der drei Monate war ich nur einmal zwischendurch auf dem Festland. Es gilt also, genau auszuwählen, was man sehen möchte.

Die Erasmus+-Erfahrung hat mich nach Ischia in Italien geführt. Ischia gehört der Provinz Napoli und damit Kampanien an. Innerhalb Italiens gehört die Insel zum Süden. Ischia ist eine noch sehr junge Vulkaninsel von 47 km², die weiterhin aktiv ist, auch wenn sich diese Aktivität seit 1302 nicht mehr bemerkbar gemacht hat. Aktuell hat Ischia ca. 65000 Einwohner.

Auf Ischia gibt es die Firma eurogeopark, die Touristen die geologischen Besonderheiten der Insel näherbringt. Das Spektrum an Angeboten reicht dabei von geführten Wanderungen für Tagesgäste bis hin zu staatlich anerkannten Bildungsreisen. Als Praktikant übernimmt man hauptsächlich die Leitung der Tageswanderungen. Gegründet und geführt von einem Geologen bringt sie seit nunmehr zwanzig Jahren geologisches Wissen in die breite Öffentlichkeit.

Dabei war ich bei Weitem nicht der erste Praktikant, denn bereits vor zehn Jahren haben die ersten Praktikanten in der Firma gearbeitet. Seitdem gibt es zweimal pro Jahr die Möglichkeit, drei Monate auf diesem schönen Flecken Erde zu verbringen. Solch langjährige Expertise zerstreut schnell eine Vielzahl von gängigen Zweifeln über Praktika wie z. B. mangelnden Betreuungswillen oder Planlosigkeit in der Firmenleitung. Gleichzeitig gibt es sogar eingespielte Routinen, was die Quartiersuche angeht. In organisatorischer Hinsicht bietet ein Praktikum auf Ischia also einen sehr dankbaren Einstieg. Während meiner Periode waren wir sogar zwei Praktikanten.

Generell ist Italien ein gutes Land für einen Auslandsaufenthalt. Wenngleich Italienisch eine Sprache ist, die nur wenige von uns in der Schule lernen und auch Englisch weniger verbreitet ist als in anderen Staaten der EU, fängt die beispiellose Freundlichkeit der Menschen viele Hindernisse ab.
Dennoch sind die Unterschiede in der Lebensweise zwischen Deutschland und Italien sehr bedeutend.

Bei all den schönen Aspekten will ich aber auch nicht die Herausforderungen übergehen, die es mit sich bringt, allein in einem anderen Land zu wohnen, abgesehen von individuellen Hürden. Deswegen hier eine Auswahl an Aspekten der Kategorien Kulturschock, Inselnatur, Arbeitsleben und Mobilität, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:

Kulturschock:

• Sprache

Offiziell sind für die Stelle keine Italienischkenntnisse nötig, bloß nützlich. Das kann ich auch bestätigen. Tatsächlich sprechen alle Menschen, die eng mit der Firma verbunden sind, praktischerweise fließend deutsch. Selbst Personen, mit denen man gelegentlich zu tun hat, wie bestimmten Busfahrern, sprechen die entscheidenden Brocken Deutsch. So ist meine Praktikantenkollegin, die nach wie vor kein Italienisch spricht, trotzdem gut klargekommen.
Meine Italienischkenntnisse hingegen beruhen auf Babbel, was ich mir drei Monate vor Abfahrt heruntergeladen hatte. Innerhalb von drei Monaten kam ich so auf ein Sprachniveau von A2. Das ist für drei Monate ganz ordentlich und es ist erstaunlich, wie viel man damit zumindest sagen kann. Das Verstehen hingegen ist schwieriger, auch wegen des Dialekts. Dennoch, wenn man sich überwindet das Italienisch stetig zu benutzen, dann kommt man weit und weiter, außerdem freuen sich die Italiener immer, wenn man sich bemüht, ihre Sprache zu sprechen.

• Allein leben in einem fremden Land

Eine Herausforderung, die sich fast allen Erasmus+-Praktikanten stellt, ist, im Gegensatz zu Uni-Erasmus-Teilnehmern, weitgehend allein im Ausland zu leben. In der Anfangsphase kommt es daher darauf an, gut von den Kollegen integriert zu werden, um nicht einsam zu werden. Ich werde für immer dankbar sein, dass das in meinem Fall herausragend gut gemacht worden ist. Dennoch kommt man nicht um ein paar Abende herum, die man lieber mit anderen Menschen zusammen verbracht hätte. Dieses Gefühl verschwindet jedoch mit der Zeit. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mich in der Anfangszeit oft zu Videoanrufen mit Familie und Freunden in Deutschland verabredet hatte.

• Integration in ausländisches Umfeld

Durch die strikte Zeitbeschränkung von drei Monaten ist es schwierig, engere Kontakte zu jungen Ischitanern zu knüpfen, mit denen man nicht beruflich zu tun hat. Aufgrund der guten Integration in die Firma schmerzt das allerdings nicht sehr. Tatsächlich ist es auch ein Hindernis, dass viele junge Menschen kaum Englisch sprechen.

• Lebensstandard

Italien ist zwar ein wohlstandsgeprägtes Industrieland, gleichzeitig ist der Süden aber deutlich ärmer als der Norden. Das sorgt für einen niedrigeren Lebensstandard auf der Insel. Die Menschen sind viel mehr auf gute Lebensmittel bedacht und bauen diese häufig selbst an. Oftmals ist das aber nicht nur in den wunderbaren vulkanischen Böden begründet, sondern eine finanzielle Notwendigkeit. Insgesamt ist Armut auf Ischia weit verbreitet, sie ist bloß weniger sichtbar, weil sie durch den Familienverbund abgefedert wird.

• Alkohol

Geistreiche Getränke sind fester Bestandteil der Tagesordnung. Das Glas Wein gibt es oft zum Mittag und zum Abend. Zwischendurch noch ein Aperol Spritz und der Tag wird gleich etwas besser. Diesen Teil der Kultur habe ich lieben gelernt. Wenn man das jedoch nicht möchte, sollte man es lieber sehr deutlich klarstellen, sonst muss man sich oft erklären. Ging mir mal so, als ich wegen meiner Schulter Ibuprofen nahm. Das ist so ein Spiel, was einfach gespielt wird. Auch Alkohol am Steuer wird deutlich lockerer genommen als in Deutschland. Als Mitfahrer fühlt sich das schon mulmig an, gerade bei den ischitanischen Straßenverhältnissen.

• Ärzte

Wenn man mal krank ist, gibt es auf Ischia genügend medizinische Versorgungsmöglichkeiten. Die Insel hat ein eigenes Krankenhaus sowie verschiedene Spezialisten, so gibt es z.B. mehrere Dermatologen. Das Gesundheitssystem in Italien funktioniert jedoch anders als in Deutschland und stellt einen schneller vor privat zu tragende Kosten. Darauf sollte man unbedingt vorbereitet sein.

• Regen

Normalerweise dauert die Regensaison auf Ischia von September bis Mai. Das war in meinem Fall nur halb wahr. Der Mai hat mit Leichtigkeit die Rekordwerte für Regen gebrochen. Sieben Dauerregentage innerhalb von drei Wochen können durchaus die Stimmung trüben. Pünktlich zu meinem Geburtstag am 21.5. bin ich ein letztes Mal richtig eingeregnet. Davon darf man sich aber die Freude auf viel Sonne nicht verderben lassen, denn die gibt es trotzdem. Wo viel Sonne ist, ist jedoch auch viel Schweiß, da kommt man nicht drumherum, was bisweilen echt kräftezehrend ist.

• Baustandards

Typische Häuser auf Ischia sind nicht gut isoliert. Bei einem solch nassen Frühling wie dem meinigen kann das schnell zur Schimmelbildung führen. Durch die schlechte Isolierung können aber auch gerade die Aprilnächte noch sehr kalt werden. Dass die Wohnungstemperatur trotz Heizen auf 17°C absinkt, passiert durchaus.

Inselnatur:

• Natur – Wald – Blüten

Die Flora auf Ischia ist atemberaubend! Als Praktikant während der Frühlings-Frühsommersaison konnte ich das Austreiben aller Blätter beobachten und unendlich viele Blüten aufgehen sehen. Insbesondere im Mai ist Ischia ein wahres Blütenmeer. Weil sich die Pflanzen abwechseln, dauert dieser Zustand bis Mitte Juni an. So erlebt man die Insel tatsächlich in immer neuen Gestalten.

• Pflanzenwachstum

Ein nasser April und ein klitschnasser Mai haben dafür gesorgt, dass Ischia ihrem Ruf als grüne Insel 2023 besonders gerecht wurde. Tatsächlich war die Gartenschere fester Bestandteil der Wanderausrüstung. Brombeeren hassen diesen Trick.

• Gesteine

Als junge Vulkaninsel deckt Ischia ein weites Spektrum an Vulkangesteinen ab. Aushängeschild ist der Epomeo-Tuff, der die für einen Tuff seltene Farbe grün hat. Neben dem ein oder anderen Lavastrom prägen vor allem die Ablagerungen von großen Erdrutschen die Landschaft. Da wird in den nächsten Jahrtausenden auch noch einiges dazukommen. Dass die Insel nach wie vor in die Höhe wächst, hilft dabei wenig, versorgt das Wachstum die Insel doch mit frischem Material und Erdbeben.

• Relief

Gleichzeitig sorgt Ischias geringes Alter für ein Relief sondergleichen. Bei gerade einmal 8 x 10 km maximaler Ausdehnung erreicht die Insel 787 m Höhe. Entsprechend ist das Wort „flach“ auf Ischia selten. Egal ob hoch oder runter. Dafür kommen die Beine in nie gesehene Topform. An Aktivitäten wie Fahrradfahren verliert man dafür schnell die Lust.

Arbeitsleben:

• Menschenkenntnisentwicklung

Wenn man täglich mit neuen Menschen einige Stunden verbringt, lernt man unweigerlich besser, sie zu lesen. Schon der erste Auftritt verrät viel darüber, welche Stimmung ein Wandergast verbreiten wird und welche besonderen Anforderungen er einem als Tourleiter stellen wird. Im Laufe des Tages gibt es dann stets intensivere Gespräche mit einigen Personen, die den Eindruck meistens verstärken, manchmal jedoch widerlegen. Für einen Zeitraum von drei Monaten ist es enorm bereichernd, solche Menschenkenntnis zu sammeln. Gleichwohl sorgt die Altersstruktur der Kundschaft dafür, dass man geistig schneller altert, sollte man die Arbeit längerfristig machen.

• Pausen werden gemacht

Auf allen Wanderungen ist eine ausgiebige Mittagspause angedacht. Dadurch bekommt man an jedem Wandertag ein gutes Mittagessen zu Lasten des Arbeitsgebers und erfährt von den Gästen spannende Geschichten.

• Erdrutsche

Ein anderer Teil meiner Arbeit drehte sich darum, proaktive Konzepte zu entwickeln, um die Auswirkungen zukünftiger Erdrutsche abzumildern. Das Thema ist insbesondere nach den Erdrutschen vom November 2022 hochaktuell, denn sie haben auch Todesfälle verursacht. Dabei merkte ich vor allem, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung ob der bestehenden Risiken viel geringer ist als in ähnlich gefährdeten Regionen wie z. B. den Schweizer Alpen. Nach den letzten Erdrutschen wurde ein Sonderkommissar der Regierung eingesetzt, um die Aufräumarbeiten zu koordinieren. Da meine Recherchen auch an ihn gehen werden, hat meine Recherchearbeit substanziellen Charakter.

• Prospekte

Samstag ist Werbetag. Das bedeutet in erster Linie, dass man in den zahlreichen Hotels der Insel Prospekte zu den Wanderangeboten auslegt oder auffüllt. Dieser Teil der Arbeit ist der unangenehmste, weil die Tage anstrengend, aber nicht spannend sind. Einige Begegnungen heitern die Stimmung zwischendurch auf, aber letztendlich muss man sich Strategien ausdenken, um die Zeit für sich angenehm zu halten.

• Perspektivenmangel auf der Insel

Als gebürtiger Berliner habe ich mein ganzes Leben in einem Umfeld verbracht, in dem alle Perspektiven denkbar und erfüllbar sind. Was immer ich auch hätte werden wollen, in Berlin geht das, außer vielleicht Hochseekapitän. Umso mehr hat mir die Insel klargemacht, was das für ein enormes Privileg ist. Als Jugendlicher auf Ischia hat man drei Optionen. Da wären: In der ausgeprägten Gastronomie arbeiten, die aber seit Jahren auf dem absteigenden Ast ist. Feldarbeit auf wirklich abgelegenen und steilen Anbauflächen. Wegziehen. Dieser Chancenmangel schlägt sich merklich auf die Stimmung der Jugendlichen nieder. Auch wenn ich nicht viel in Kontakt mit ihnen stand, habe ich doch die Gleichgültigkeit gespürt, die viele ob ihrer Zukunft ausstrahlen.

Mobilität:

• Verkehr

Besonders gewöhnungsbedürftig sind vor allem der süditalienische Fahrstil und die Tatsache, dass die Italiener weit weniger Zeit zu Hause verbringen als wir Deutschen. Sogar für Italien sind die Straßen auf Ischia eng, was einen hin und wieder höchste Fahrkunst bestaunen lässt.

• Öffis

Mit den öffentlichen Bussen zu fahren, bietet immer die Chance auf ein kleines Abenteuer. Da sind zum einen die meisterlichen Busfahrer, die das Lenkrad auf das Grad genau einschlagen können, um auch die engsten Stellen zu durchqueren. Zum anderen sind da die Fahrgäste, die oft für eine eigene Show sorgen. Zum Abenteuerreiz gehören allerdings auch häufige Verspätungen, Ausfälle oder sogar Verfrühungen.

• Festland

Ischia ist über eine Vielzahl von täglichen Fährverbindungen mit dem Festland verbunden, man ist also keineswegs Robinson Crusoe. Trotzdem hat man am Ende zu wenig Zeit, um öfters Neapel unsicher zu machen. Während der drei Monate war ich nur einmal zwischendurch auf dem Festland. Es gilt also, genau auszuwählen, was man sehen möchte.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Es lohnt sich, die Anreise etwas weiter im Voraus zu planen. Je nach Tag kann es besser sein, über Rom und dann mit dem Zug nach Neapel anzureisen. Ein paar Worte Italienisch zu lernen schadet nie.

Beantragung Visum

Nicht nötig

Praktikumssuche
Von der Stelle habe ich über eine E-Mail im Fachschaftsverteiler der Uni erfahren.

Wohnungssuche
Die Wohnung, in der ich letzten Endes gewohnt habe, wurde mir von meinem Chef empfohlen. Es ist eine Wohnung bei einer Freundin von ihm.

Versicherung
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet eine Gruppenversicherung für alles Notwendige an. Ansonsten lohnt es sich mit den eigenen Versicherungen, bei denen man in Deutschland angemeldet ist, zu klären, welche Dienstleistungen evtl. bereits abgedeckt sind. Da das italienische Gesundheitssystem einen schneller vor privat zu tragende Kosten stellt, lohnt es sich, Geld für Medizin beiseitezulegen.

Sonstiges
Bei Taxen muss man vorsichtig sein, sie nehmen oft Wucherpreise von Unwissenden. Für die Anreise viel Zeit mitbringen. In Neapel ist es voll und laut, das kann einen auch mal überwältigen. Dinge die es sich lohnen kann, mitzunehmen, wären:
Ein Multitool und / oder Mehrfunktionstaschenmesser
Kartoffelschäler
Vorhängeschloss
Verdünnte Salzsäure (5-10 %)
Reiseapotheke
Regenponcho / Regencape für den Rucksack, Regenhose
Viele Sportsachen, man schwitzt viel
Handwaschmittel
Steckdosenadapter
Verlängerungskabel

Formalitäten vor Ort
In Italien bekommt man für seine Arbeit eine Steuernummer. Dafür sollte der Praktikumsvertrag auch von der Uni unterschrieben werden. Das können die Mitarbeiter von der Erasmus+-Stelle der Uni übernehmen.

Telefon-/Internetanschluss
WLAN zu Hause ist kein Problem. Was Mobilnetz angeht, bietet von den gängigen Deutschen Anbietern Vodafone die beste Abdeckung der Insel.

Bank/Kontoeröffnung
Eine deutsche Kreditkarte wird immer funktionieren. Auch eine deutsche EC-Karte funktioniert vielerorts. Generell hat man öfter die Möglichkeit mit Karte zu bezahlen als in Deutschland.

Sonstiges
Bei den Bussen sollte man immer damit rechnen, dass einer ausfällt.
Auf Ischia gibt es die Spedition Lombardi Transporte in Fiaiano neben dem Decò-Supermarkt. Von dort aus kann man zuverlässig Pakete verschicken. So kann man den Koffer für die Rückreise leichter machen und hat keine Beschränkungen beim Souvenirkauf.

Alltag/Freizeit

Einkäufe gut einplanen. Zum Supermarkt muss man gerne mal 10 Minuten bergauf gehen.

Ausgehmöglichkeiten
Die Strandbar Rena am Maronti-Strand im Süden der Insel ist klasse. Ansonsten gibt es in Ischia-Ischia zwei kleine Clubs. Im Mortella-Garten gibt es jedes Wochenende klassische Konzerte. Daneben gibt es in Ischia-Ischia und Forio einige Bars.

Sonstiges
Im Sommer gibt es auf der Insel einen Kletterpark, ansonsten ist die Insel für Thermalbäder bekannt. Da gibt es mehr, als man je besuchen könnte. Im Palazzetto dello Sport gibt es oft Spiele die man sich anschauen kann (Basketball, Handball…)

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