Wie kommst du eigentlich auf Luxemburg?- Diese Frage wurde mir seitens meiner Familie, Freunde aber auch von meinen Arbeitskolleg*innen im Land selbst gestellt, als ich meinen chirurgischen Teil des praktischen Jahres im Centre Hospiatlier de Luxembourg, Lehrkrankenhaus des Saarlandes, absolvierte.
Ganz einfach: Ich hatte zuvor noch nie etwas mit Luxemburg zu tun gehabt und wollte das kleinste Nachbarland gerne kennenlernen. Luxemburg ist eines der internationalsten und fortschrittlichsten Länder, die Menschen sind sehr freundlich und der Lebensstandard ist sehr hoch. Auf der anderen Seite sind eine kostenlose Unterkunft, kostenloses Mittagessen der kostenlose Transport im gesamten Land ausschlaggebende Punkte, dieses Land in Erwägung zu ziehen. Außerdem sollen durch den neues Gesetztesbeschluss bald PJler*innen bezahlt werden.
Mit dem Zug angereist, konnte ich bereits unkompliziert am Sonntag vorher die Unterkunft beziehen. Auf Station angekommen, wurde ich mit der Multilingualität positiv überrascht: So kann es vorkommen, dass in einer Visite sowohl deutsch, englisch, französisch, luxemburgisch als auch portugiesisch (hier leben viele Portugiesen) gesprochen wird, wobei das nur die Hauptsprachen sind. Man kommt gut aus, wenn man zumindest deutsch oder französisch + englisch spricht.
Der Alltag in der Chirurgie führte mich über 3 Stationen: Traumatologie, Allgemeinchirurgie und Neurochirurgie. In der Traumatologie durfte ich mich bereits sehr schnell einwaschen. Natürlich gehören Aufgaben wie Haken halten und Nähen dazu, aber ich durfte auch mal mehr assistieren, wie Schrauben eindrehen. Generell hat man abseits des OPs nicht viele Studierender zu tun: Blutentnahmen und periphere Venenzugänge legen sind alles pflegerische Aufgaben. Man kann sich allerdings (so viel man möchte) sehr gut beim Briefschreiben integrieren, Konsile schreiben sowie im Gipssaal aushelfen. In der Allgemeinchirugie hat man als PJler*in nicht sehr viel zu tun, da die freundlichen, vorrangig italienischen Kolleg*innen das deutsche Ausbildungssystem nicht kennen. Auf Nachfragen durfte ich zumindest bei kleineren Eingriffen wie Portimplantationen assistieren. In der Neurochirurgie hatte ich die längste Zeit verbracht und durfte sehr viel selbstständig machen. Das Team ist wie auf allen Stationen super nett. Im OP durfte ich eigentlich immer assistieren, was weit über das klassische Hakenhalten hinausging. Auf Station war mein absolutes Highlight, Lumbalpunktionen durchzuführen, aber auch die Cerebralgefäße zu dopplern. Auch in der Sprechstunde konnte ich gut mithelfen, d.h. untersuchen, Briefe und Befunde mitschreiben sowie übersetzen konnte.
Mir hat es im Allgemeinen sehr gut gefallen: Die Assistenzärt*innen sind eigentlich alle super nett und man lernt sie über den professionellen Tellerrand auch in der Unterkunft kennen. Ich hatte angefangen mit dem Praktikum französisch zu sprechen (nach 6 Monaten vorher üben mit Lernplattformen). Zum Schluss habe ich dann auch französisch- deutsch/englisch übersetzt. Auch ein bisschen luxemburgisch konnte ich aus dem Praktikum mitnehmen.
Das Land an sich ist wunderschön: Gerade für Outdoorbegeisterte gibt es sehr viel zu entdecken: Sei es zu Fuß im Müllerthal, zu Rad über die zahlreichen Pistes cyclables oder eben zum Klettern. Alles hier ist natürlich kleiner, trotzdem findet man (bis auf Drogeriemärkte) alles, was man braucht. Ich kann nur empfehlen auch neben der Stadt andere Teile Luxemburgs zu besuchen wie Esche an der Alzette, Diekirch oder Echternach.
Da die Nachbarländer nicht weit sind, kann man auch getrost einen Tagestripp nach Belgien machen oder am Wochenende mit dem TGV in 2h in Paris sein. Die Stadt an sich hat super viel zu bieten und ist kulinarisch ein Kaleidoskop der Internationalität.
Die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise hoch. D.h. man kann sich eine Unterkunft nicht als Studierende(r) kaum leisten. Deshalb war ich froh, im Wohnheim unterkommen zu dürfen. Ich würde jedem ein Praktikum im CHL empfehlen, der offen für neue Erfahrungen ist.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Bewerbung ca. 9 Monate vorher über die Uniklinik des Saarlandes. Das CHL ist Lehrkrankenhaus und wird somit anerkannt. Der Rest wird über den PJ-Koordinator im CHL abgestimmt.
Praktikumssuche
Ich hatte mir zuvor das PJ Ranking des Krankenhauses angeschaut.
Wohnungssuche
Da die Unterkünfte sehr begrenzt sind vom Krankenhaus, sollte man mit Bestätigung über ein Praktikum am CHL nach der Unterkunft beim PJ-Koordinator nachfragen.
Versicherung
Die Unfallversicherung stellt das Krankenhaus. Um die Kranken- und Haftpflichtversicherung habe ich mich selbstständig gekümmert.
Sonstiges
Man erhält einen Badge, mit dem man in alle wichtigen Räume (OP…), Zugang zur Unterkunft hat. Außerdem wird dort das Mittagessen drauf geladen.
Telefon-/Internetanschluss
Eduroam/ CHL-wlan