6 Monate in Stockholm, Schweden

Mein 6-monatiges Auslandspraktikum (2x 12 Wochen Lab Rotations) mit anschließender 6-monatiger Masterarbeit, im Rahmen meines Masterstudiengangs Biochemie, habe ich am Karolinska Institut und
dem „Science for Life Laboratory“ (SciLifeLab) in Stockholm, Schweden absolviert. Insgesamt war ich von September 2022 bis Oktober 2023 in Stockholm.


Begonnen habe ich mit der Vorbereitung und der Suche nach einem geeigneten Labor im Februar 2022, was durch aus ausreichend war, jedoch waren viele Labore schon voll mit Studierenden. Wenn man also in sein Wunsch-Labor Nummer 1 möchte, sollte man vielleicht ein bisschen früher anfangen zu suchen.
Da ich von vornherein wusste, dass ich gerne ans Karolinska Institut und nach Stockholm möchte, musste ich nur noch ein Labor finden, welches thematisch zu mir passte und mich bewerben. Die Bewerbung war dabei initiativ direkt mit CV, Motivationsschreiben und Bachelorzeugnis/Transcript of Records bei den Gruppenleitern. Nach einigen Absagen, mit denen man rechnen sollte, hatte ich dann eine super nette und passende Arbeitsgruppe gefunden.

Die erste Hürde geschafft habe ich mich zunächst auf eine 6-monatige Unterstützung des Erasmus+ Praktikums beworben, die im Laufe meines Aufenthaltes einfach durch eine Erneuerung des Learning Agreement um 6 Monate verlängert wurde. Für den ersten Antrag gibt es einige Formulare auszufüllen, mit Hilfe meines Supervisors in Stockholm, sowie der Unterstützung des Erasmus-Büros und des Erasmus-Beauftragten der Biochemie, war es am Ende aber nicht viel Aufwand, sodass alles rechtzeitig zusammengestellt war.

Nachdem der Antrag durch war und ich die Zusage für das Erasmus-Stipendium hatte, gab es dann nur noch die Hinreise und eine Wohnung vor Ort in Schweden zu organisieren. Da man von Erasmus eine Unterstützung für „grünes“ Reisen bekommt, habe ich entschieden mit dem Zug zu reisen, was auch einfacher ist, da man zum Beispiel weniger mit dem Gepäck eingeschränkt ist. Da es nach Stockholm einen Nachtzug direkt von Berlin gibt oder man auf dem Weg einen guten Zwischenstopp in Kopenhagen machen kann, ist die Reise von ungefähr 17h auch entspannter als es sich erstmal anhört. Bezüglich der Wohnung habe ich mich direkt auf einen Wohnheimsplatz des Karolinska Instituts beworben und wenige Wochen später auch schon die Zusage bekommen. Ich habe in einem Korridor mit 11 weiteren Mitbewohner*innen gewohnt, was erstmal viel klingt, aber mir auch die Möglichkeit gegeben hat, sehr gute neue Freunde zu finden, die die Zeit in Stockholm gerade im dunklen Winter zu einer besseren gemacht haben. Deswegen empfehle ich, wenn man der Typ dafür ist, in einen Korridor (typische Art des Wohnens in Schweden) oder Wohngemeinschafts zu ziehen, da es auf einem einfachen Weg den direkten Kontakt zu Studierenden ermöglicht, die einem das Ankommen in einem neuen Land und einer neuen Stadt doch deutlich erleichtern.

Sonst hatte ich mit Stockholm und dem Karolinska Institut den Luxus nichts anderes vorbereiten zu müssen, selbst alle Versicherungen waren durch mein Praktikum am Karolinska Institut komplett abgedeckt und auch um Visum und SIM-Karte muss man sich dank der EU keine Gedanken machen. Lediglich sollte man sicher gehen eine Kreditkarte zu haben, bei der man keine Umrechnungsgebühr für Fremdwährung zahlen muss. In Stockholm angekommen musste ich dann also nur noch das Wohnheim finden und mich um eine Fahrkarte kümmern. Hier ein kleiner Tipp für alle die nach Stockholm gehen sollten, der ÖPNV ist recht teuer und als Erasmus-Praktikantin am KI hatte ich nicht direkt Anspruch auf Studierenden-Rabatt. Jedoch kann man eine Mecenat-Card, so ähnlich wie ein Studierenden-Ausweis, direkt bei Mecenat beantragen, es muss lediglich die Immatrikulationsbescheinigung an der deutschen Universität plus eine Praktikums-Bestätigung der schwedischen Universität eingereicht werden und schon bekommst du überall Studierenden-Rabatt.

Im Generellen wurde mir der Start an meinem neuen Arbeitsplatz durch gute Organisation und nette Kollegen sehr leicht gemacht und es war für mich sehr einfach, mich am KI und meinem Department wohlzufühlen. Wenn man gerne Kuchen und Kaffee mag, wird man hier auf jeden Fall glücklich und gewinnt schnell Anschluss, denn eine Kaffee-Pause wird eigentlich jeden Tag eingelegt.

Aber nicht nur das Karolinska Institut hat einen beeindruckenden Campus und Gebäude, sondern auch Stockholm und Umgebung sind wunderschön. Durch gute Bus- und Zugverbindungen kann man viele Tagesausflüge unternehmen und die Umgebung erkunden. Besonders, wenn man gerne in der Natur ist, wandern geht oder Kajak/Kanu fährt, bietet die Stockholmer Umgebung und Stockholm selbst sehr viele Möglichkeiten, die ich auf jeden Fall empfehle zu nutzen. Viele der Dinge kann man leider nur bis zum Herbst machen, im Winter kann man jedoch dann schön Schlittschuh fahren oder Langlaufen gehen. Hier findet man also immer was zu tun, sei es nur für die traditionelle schwedische „Fika“ in die Altstadt oder das nächstgelegene hippe Stadtviertel von Stockholm zu gehen. Möchte man über das Wochenende wegfahren, bietet es sich an Städte mit Flixbus oder Zügen zu erkunden. Möchte man jedoch raus in die Natur oder an einen der großen Seen, bietet es sich an sich mit anderen zusammen zu tun, sich ein Auto zu mieten und wenn man die Campingsachen nicht aus Deutschland mitbringen möchte, sich vor Ort in Stockholm Camping-Utensilien auszuleihen. In Stockholm darf man Wildcampen, mit Zelt oder Camping Bus ist man also super flexibel

Im Generellen würde ich empfehlen die Zeit des Praktikums und die Wochenenden zu nutzen und das Land mit all seinen Seiten zu erkunden. Natürlich kann man im Sommer durch die langen Tage deutlich mehr unternehmen, man kann den Winter jedoch auch nutzen, um in den Norden zu fahren, um Nordlichter zu „hunten“ und dann doch nur welche in Stockholm zu sehen. Der Winter und die kurzen Tage sind gewöhnungsbedürftig, aber ich empfehle die Sonne, die man bekommt zu nutzen und sich sonst die Tage mit Kerzenlicht oder netter Gesellschaft zu erhellen.

Mein Aufenthalt in Stockholm war auf jeden Fall ein voller Erfolg und ich würde ein solches Jahr während meines Studiums immer wieder machen. Auch durch die sehr gute Organisation seitens des Erasmus-Büros wird einem ein Aufenthalt außerhalb von Deutschland sehr erleichtert und der Aufwand ist nicht so groß. Deswegen empfehle ich jedem, der ins Ausland möchte, das Studium und ein Praktikum zu nutzen, um diese Erfahrung einmal gemacht zu haben.


Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Wenn ich ehrlich bin, musste ich nicht so viel vorbereiten. Nachdem ich einen Wohnheims-Platz hatte, sowie das Startdatum des Praktikums wusste, habe ich die Zugtickets gebucht, je früher desto besser, denn später wird es teurer. Und dann bin ich einfach losgefahren und habe mein Praktikum angefangen .

Beantragung Visum
Es wird kein Visum für den Aufenthalt in Schweden benötigt

Praktikumssuche
Für die Findung einen Praktikumsplatzen, empfehle ich sich die Webseiten der einzelnen Gruppen anzuschauen und sich die Forschung dieser durchzulesen. Meistens findet man die Gruppen auf der Seite des Instituts/Universität. Es ist zwar häufig ein bisschen aufwendig jede einzelne Gruppe durchzuschauen, aber wenn man weiß, was man grob machen möchte, dann kann man seine Suche schon auf gewisse Gebiete/Departments begrenzen. Nachdem ich einige Gruppen priorisiert hatte, habe ich mich direkt bei den Gruppenleitern gemeldet mit den typischen Bewerbungsunterlagen. Man sollte sich nicht wundern, wenn man keine Antwort bekommt. Deswegen scheut euch nicht nochmal mit einer Email nachzuhaken oder dann einem PostDoc/Researcher/PhD in der Gruppe anzuschreiben, bei den Gruppenleitern gehen Bewerbungen leider manchmal einfach unter.

Wohnungssuche
Ich habe einen Platz im Wohnheim des Karolinska Institut bekommen, die haben dort spezielle Plätze für Erasmus-Studierende und Besuchs Praktikant*innen. Ich empfehle sehr direkt nach Zusage für einen Praktikumsplatz zu schauen, ob die Universität ein Studierenden Wohnheim hat und mich direkt bewerben, meistens funktioniert das dann auch. Falls nicht, spezifisch für Schweden und ich denke mal ganz Skandinavien, ist die Wohnungssuche auf Facebook. Viele bieten WG Zimmer zur Vermietung und Zwischenmiete auf speziellen Seiten auf Facebook an.

Versicherung
Als Erasmus-Studentin am Karolinska Institut war ich komplett durch eine Gruppenversicherung, die alle nötigen Versicherungen abdeckte, versichert.

Formalitäten vor Ort
Vor Ort gibt es nicht wirklich Formalitäten, die man beachten muss. Man muss halt durch den ganzen Papierkram des Institutes oder der Universität durch, aber sonst dadurch, dass Schweden Part von Europa/EU ist, hat man es leicht. Einfach seine Sachen auspacken und ganz entspannt anfangen im Land/Stadt ankommen.

Telefon-/Internetanschluss
Ich habe meine deutsche Nummer und Vertrag behalten, da die Pakete mittlerweile in ganz Europa gelten. Im Wohnheim und im Institut hat man Eduroam oder Internet über das Wohnheim/Universität.

Bank/Kontoeröffnung
Da alles mit Kreditkarte funktioniert in Schweden, ist eine Kontoeröffnung nicht notwendig. Außerdem ist eine Kontoeröffnung in Schweden erst möglich mit einer Personal-Number möglich, die man erst beantragen kann, wenn man länger als ein Jahr in Schweden bleibt.

Alltag/Freizeit
Allgemein ist in Schweden alles etwas teurer, aber man hat sehr viele Möglichkeiten seinen Alltag zu gestalten.
Ich empfehle sich wie in seinem Heimatland auch etwas zu suchen, was man auf regelmäßiger Basis in seiner Freizeit machen kann, sei es sich im Fitness-Center anzumelden; Sportkurse zu besuchen oder einen Sprachkurs oder ähnliches zu machen. Im Falle des Karolinska Institutes wurden diese kostenlos für Studierende angeboten, ebenfalls hatte man freien Zugang zu einem Fitness Center. Also informiert euch, ob eure Universität so etwas anbietet. Zusätzlich sind skandinavische Universitäten in Student-Unions organisiert, die gerade am Anfang des jeweiligen Semesters, Stadtführungen und Ausflüge organisieren, durch die man sowohl die Umgebung als auch neue Freunde kennen lernen kann. Gerade am Anfang ist es wichtig Anschluss zu finden, dann macht das Praktikum gleich viel mehr Spaß. Nutzt die Möglichkeit Kontakt zu Leuten aus der ganzen Welt zu knüpfen und neue Freunde zu finden, mit denen man entspannt einen Kaffee trinken, zusammen Abendessen oder Unternehmungen machen kann.

Das Erasmus-Student-Network (ESN) ist auch eine gute Anlaufstelle, diese bieten auch Kurzreisen kostengünstig an. Ein Tipp für Schweden: Fika-Zeit ist die beste Zeit. Fika ist einfach eine Auszeit von der Arbeit, eine Zeit am Wochenende, die man nutzt um gemeinsam Kaffee zu trinken und Kuchen oder die berühmte Kanelbulle zu essen. Versucht die Zeit zu nutzen die ihr habe, gerade in Schweden/Stockholm kann man viele Tagesausflüge  machen.

Ausgehmöglichkeiten
In Stockholm gibt es viele leckere Restaurants und Bars, die immer gut gefüllt sind mit vielen jungen Menschen, jedoch muss man sich auch von den günstigeren Preisen in Deutschland verabschieden und muss ein bisschen mehr für ein Abendessen oder ein Bier ausgeben. Bezüglich Nachtclubs hat Stockholm nicht so viel anzubieten. Es gibt ein paar vereinzelte Clubs bei denen man vor 23 Uhr auch umsonst reinkommt. Studenten-Unions sowie ESN organisieren aber auch Partys für Studierende, die meistens jeder auch ohne Mitgliedschaft besuchen kann.

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