Forschen in einem Labor in Madrid

Ich studiere Biochemie im Master. Ich interessiere mich auch für Psychologie und habe mich deshalb entschlossen verpflichtete Praktika in neurowissenschaftlicher Forschung im Ausland zu absolvieren. Mich begeistern südeuropäische Länder und wollte schon immer mein Spanisch verbessern. Nach einer Reise nach Madrid habe ich mich in die Stadt verliebt und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Labor.

Dabei fand ich meinen Professor, welcher im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten forscht. Ich bewarb mich und bekam sofort eine Antwort für ein kurzes Vorstellungsgespräch. Unsere Erwartungen stimmten überein und somit begann ich meine Praktika in meinem Studienbüro anzumelden und für die Unterlagen für das Erasmus Stipendium vorzubereiten. Alles lief reibungslos.

Ebenfalls die Wohnungssuche fiel mir leicht, wobei ich auch Glück hatte sofort ein tolles WG Zimmer in bester Lage zu ergattern. Das Einleben am Anfang fiel mir etwas schwer. Ich konnte nur Spanisch auf Niveau A2. Es ist genug und grundlegende Dinge zu kommunizieren, jedoch nicht genug um spanische Freunde zu finden. Spanier können schlecht englisch sprechen und selbst wenn sie es können, sprechen sie es ungerne. Auf meiner Arbeit spricht jeder in der Forschung sehr gutes Englisch. In der Mittagspause wurde jedoch immer Spanisch gesprochen, wo ich nicht hinterherkam. Auch wenn ich mich am Anfang etwas isoliert gefühlt habe und meine Freunde sehr vermisst habe, habe ich schnell Fortschritte gemacht. Ich machte Vokabellisten und schaute Filme auf Spanisch. In diesen fünf Monaten konnte ich mein Spanisch bis auf Niveau B2 verbessern und habe am Ende neben den englischsprachigen Freunden auch spanische Freunde machen können. Im allgemeinen nutze ich die App Bumble Friends um nach Gleichgesinnten zu suchen.

Mein Praktikum war auch sehr entspannt. Ich hatte Komplikationen in meinen Experimenten und musste viel warten, jedoch ist das normal in der naturwissenschaftlichen Forschung. Ich habe mir ein Labor ausgesucht, dass noch sehr jung und klein ist. Das Arbeitsklima war sehr entspannt. Ich habe mich weniger unter Druck gesetzt gefühlt als normalerweise Deutschland in den Laboren, wo ein großer Leistungsdruck herrscht.

Spanien ist das Land mit den meisten Feiertagen in Europa. Diese nutze ich oft um andere Ecken von Spanien zu entdecken. Das bot sich vor allem gut an, da Madrid sich in der Mitte des Landes befindet und die Züge hervorragend funktionieren hier. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Züge sehr sauber, pünktlich, die Verbindungen sehr gut und die Preise sehr billig. Dasselbe gilt für die Metro in Madrid selbst. Die Metro fährt sehr regelmäßig und ist hervorragend organisiert und ein Monatsticket für junge Erwachsene bis zu 26 Jahre kostet nur 8€.

Am meisten begeistert mich im Allgemeinen die Mentalität der Spanier. Verallgemeinernd herrscht ein kleinerer Leistungsdruck. Es wird effizient gearbeitet, jedoch achten die Spanier darauf sich mit der Arbeit nicht zu übernehmen. Nach der Arbeit geht es zum Sport oder in eine Bodega für Tapas und ein Bier für ein Pläuschchen mit Freunden. Anstatt zu leben um zu arbeiten, wird hier gearbeitet um zu leben. Ich sehe selbst oft Arbeitskollegen durch die zahlreichen Praktika in meinem Studium, die sich übernehmen. Ich habe in diesem Praktikum neben den fachspezifischen und sprachlichen Kenntnissen auch viel für mein privates Leben mitnehmen können. Ich bin mir nun mehr bewusst, was ich in meinem Leben will und wie ich meine Zukunft arrangieren möchte nach meinem Studium. Da Madrid auch eine sehr künstlerische Stadt traf ich auf viele Menschen, die sich verschiedenster Form von Kunst widmen. Mir gefiel schon immer die Fotografie. Nach der Rückkunft nach meinem Praktikum werde ich mich zum Ausgleich zu meinem anstrengenden Studium mehr der Fotografie widmen.

Ich kann jedem empfehlen ein Praktikum im Ausland im Rahmend des Studiums, wenn möglich zu absolvieren. Erfahrungen wie diese entwickeln einen mental und tragen oft zu einem guten Lebenslauf bei für spätere Bewerbungen.


Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Die Vorbereitung war kurz und schmerzlos. Neben den obligatorisch notwendigen Unterlagen für Universität, Ausland Bafög, Erasmus Stipendium, entsprechenden Versicherungen und der Suche auf meine Wohnung kamen keine weiteren zusätzliche Vorbereitungen auf mich zu. Das Semester vorab habe ich einen Spanischkurs in A2 abgelegt an der Universität und konnte mir dafür auch noch 5 LP anrechnen lassen. In diesem Kurs habe ich alle notwendigen Sprachgrundlagen erlernt.

Beantragung Visum
In EU-Ländern nicht notwendig.

Praktikumssuche
Ich habe mir am Anfang auf zwei Labore beworben (eins in Barcelona und eins in Madrid) das auf meine Interessen abgestimmt war. Zwei Tage später hatte ich ein Meeting online zum Kennenlernen mit meinem Professor in Madrid wo unsere gegenseitigen Ansprüche übereingestimmt haben.

Wohnungssuche
Ich habe sehr schnell ein tolles WG-Zimmer gefunden im besten Stadtviertel im Zentrum von Madrid. Ich denke ich hatte viel Glück, da ich auch Leuten begegnet bin, welche damit mehr Schwierigkeiten hatten. Madrid ist im Vergleich zum Rest von Spanien eher teuer, jedoch würde ich die Mietpreise und allgemein Preise ziemlich gleich einschätzen zu Berlin.

Versicherung
Ich musste Erasmus entsprechend eine private Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung und Auslandskrankenversicherung abschließen. Beim Recherchieren könnt Ihr auch speziell angepasst Auslandskrankenversicherungen finden für Studenten im Ausland. Die anderen zwei Versicherungen gibt es überall und auch ziemlich günstig.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
In meiner WG und auf Arbeit hatte ich immer WLAN. Da ich innerhalb der EU blieb, konnte ich meine Telefonnummer und mein damit im Vertrag einhergehendes Datenvolumen mitbeibehalten.

Bank/Kontoeröffnung
Ich brauchte keine weiteren Konten. Ich konnte gebührenfrei mit meiner Karte bezahlen. Lediglich beim Abheben von Geld wird eine Gebühr von 1-5 € fällig.

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Madrid ist eine sehr belebte Stadt. Es gibt sehr viele Restaurants, Bodegas, Bars und süße Cafes zum Ausgehen. Spanier lieben es oft auszugehen und eine Kleinigkeit (Tapas) zu essen und was zu trinken. Allgemein bietet Madrid auch sehr viel weitere Möglichkeiten für Aktivitäten. Es ist eine sehr künstlerische Stadt mit vielen Kinos, Theaters, Veranstaltungen etc. Da Madrid im Zentrum von Spanien liegt, hat man eine gute Gelegenheit in alle Ecken von Spanien zu reisen. Fast ganz Spanien ist bedeckt mit Bergen und so auch Madrid. Diese kann man nutzen um im Winter Ski fahren zu gehen oder auf eine Wanderung zu gehen.

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