Praktikum bei einer NGO in Seoul

Hallo, ich bin Studentin im 9. Fachsemester und habe ein zwei-monatiges Praktikum bei der Menschenrechtsorganisation PSCORE in Seoul, Südkorea, absolviert.

PSCORE (People for successful Corean reunification) ist eine Nichtregierungsorganisation, welche sich durch Öffentlichkeitsarbeit und verschiedene Programme für Menschenrechte und Demokratie in Nordkorea sowie für die Wiedervereinigung der Halbinsel einsetzt. Eines der Hauptziele der Organisation besteht darin, nordkoreanische Überläufer in Südkorea durch Bildungsprogramme zu stärken und sie bei der Integration in die südkoreanische Gesellschaft zu unterstützen. Ebenso sind nationale und internationale Aufklärungsarbeit über die Menschenrechtssituation in Nordkorea ein großer Teil der Mission von PSCORE. Zum Team gehört eine Vielzahl an Praktikanten aus aller Welt, die sich unentgeltlich bei PSCORE engagieren.

Die verfügbaren Bereiche, in denen man bei PSCORE ein Praktikum machen kann, lassen sich in vier Kategorien mit jeweiligen Teams unterteilen. Hierzu gehören das „Social-Media-Team“, das die Social-Media-Kanäle der NGO mit Content versorgt und verwaltet, das „Research-Team“, das für Recherchearbeiten und das Verfassen von Zuschussanträgen und Veröffentlichungen zuständig ist. Darüber hinaus gibt es das „Education-Team“, das an verschiedenen Bildungsprogrammen für nordkoreanische Überläufer beteiligt ist, und die sogenannten „Country-Teams“, deren Hauptaufgabe Übersetzungsarbeiten sind.

Zwar ist man als Praktikant*in bei PSCORE offiziell dem Team angehörig, auf das man sich ursprünglich beworben hat, aber dennoch sind die Grenzen zwischen den Teams eher flexibel, sodass man durchaus nach Bedarf oder Wunsch die anderen Teams in ihren Tätigkeitsbereichen unterstützt oder in Team-unabhängigen Projekten eingesetzt wird. Bei PSCORE muss man viel Eigeninitiative zeigen, aber hat dadurch die Möglichkeit, sich genau für die Aufgaben und Tätigkeiten einzubringen, die einen am meisten interessieren und liegen.

Im Social-Media-Team hatte ich mich vor allem beim Konzipieren und Bearbeiten kurzer Short-Videos eingebracht, die verschiedene Menschenrechtsproblematiken in Nordkorea thematisierten und auf PSCOREs Social-Media-Kanälen veröffentlicht wurden. Diese bearbeitete ich über das Schnittprogramm „CapCut“, was mir viel Spaß machte und mich kreativ forderte. Ebenso war ich unter anderem beteiligt an der Entwicklung und Gestaltung mehrerer Social-Media-Posts, welche ich mit dem Programm „Canvas“ entwarf. Ich war stets für den reibungslosen Upload der Beiträge verantwortlich. Darüber hinaus war ich „Fotografin“ auf Events oder Projekten, die von PSCORE veranstaltet wurden.

Neben meiner Arbeit im Social-Media Team habe ich das Education-Team unterstützt und in „After-School Classes“ nordkoreanischen Grund- und Mittelschulkindern Englisch unterrichtet, was eine sehr bereichernde Erfahrung war.

Des Weiteren durfte ich an einer Reihe Projekte und Events außerhalb des täglichen Büroalltags teilnehmen. Eines meiner absoluten Highlights war ein Projekt über Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea in einer Girls-High-School in Seoul. An diesem Tag unterstützten wir eine nordkoreanische Überläuferin, welche nordkoreanisches Essen vorbereitet hatte, welches wir dann an die Schülerinnen verteilten. Dieser Tag war einmaliger Einblick in eine südkoreanische Schule und ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Mein zweites Highlight war die Besichtigung eines der zwei „Hanaweon“ in Südkorea. Das Hanaweon ist eine Institution, welche in einem dreimonatigen Programm nordkoreanische Überläufer nach ihrer Ankunft auf das Leben in Südkorea vorbereitet. Wir bekamen einen Vortrag und einen Rundgang durch die Gebäude und am Ende fand ein Gespräch mit nordkoreanischen Überläufern statt, die über ihre eigenen Erfahrungen berichteten.

Zusammenfassend kann ich über mein Praktikum bei PSCORE berichten, dass ich vor allem ein tieferes Verständnis für die Menschenrechtsproblematik in Nordkorea und die Situation der Überläufer in Südkorea erlangt habe. Ich habe einen umfangreichen Einblick in die Arbeitsweise einer NGO in Südkorea gewinnen können und neue praktische Fähigkeiten erlernt, insbesondere in der Konzeption und Kreation von Social-Media-Beiträgen.

Abschließend würde ich das Praktikum denjenigen empfehlen, die ein grundlegendes Interesse an Menschenrechten haben oder auf der Suche nach einem englischsprachigen Praktikum in Südkorea sind.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Es gibt einige Sachen, die man unbedingt vorbereiten sollte, bevor man nach Südkorea reist.
Als erstes solltet ihr euch so früh wie möglich um den Flug kümmern. Meist gilt: Umso länger man wartet, umso teurer wirds.
Darüber hinaus solltet ihr euch um eine Wohnung, eine gute Kreditkarte und eine Haft- und Krankenversicherung kümmern. Auch solltet ihr finanziell eine Notreserve auf dem Konto haben.

Beantragung Visum

Da bezahlte Praktika in Südkorea eher eine Seltenheit sind, ist es am wahrscheinlichsten, dass du einfach mit dem Touristenvisum einreist. Dies muss nicht beantragt werden und gilt 90 Tage.

Informier dich auf jeden Fall vor Abreise noch einmal auf der Webseite des Auswärtigen Amtes, ob sich an den Einreise-Bestimmungen etwas geändert hat.

Praktikumssuche
Es ist nicht ganz einfach, ein Praktikum in Südkorea zu finden. Vor allem, wenn man ein englischsprachiges Praktikum sucht. Ich empfehle, bei Praktikumssuchportalen vorbeizuschauen und eventuell bei Organisationen, die einen besonders interessieren, einfach mal initiativ anzufragen, ob ein Praktikum möglich wäre. Auch ist es empfehlenswert, bei deutschen Organisationen und Stiftungen nachzuschauen. Einige bieten Programme in Südkorea an. Man sollte sich jedoch früh genug im Voraus bewerben.

Wohnungssuche
Die wohl einfachste Methode, in Südkorea eine Wohnung zu finden, ist über die Plattform Airbnb. Gerade dann, wenn man nur mit dem Touristen-Visum nach Südkorea reist. Über Airbnb kann man unterschiedliche Arten von Wohnungen finden. Von „Shared-houses“ bis „Gosiweons“ (sehr kleine Ein-Zimmer-Wohnungen) ist alles dabei. Auch preislich.

Versicherung
Für die Reise nach Südkorea sollte man eine umfangreiche Kranken- und Haftpflichtversicherung abschließen. Ich empfehle beispielsweise die Hanse-Merkur-Versicherung, da sie nicht nur einen günstigeren Tarif für Studenten anbietet, sondern auch flexibel je nach Rückflugdatum gekündigt werden kann.

Wenn ihr mit einem anderen Visum eine längere Zeit in Korea bleiben solltet und eine Alien-Registration-Card erhaltet, seid ihr automatisch im System der Nationalen Krankenversicherung registriert und müsst diese auch bezahlen. Ihr könnt euch aber davon befreien lassen, wenn ihr eine deutsche Auslandskrankenversicherung mit ähnlichem Versicherungsschutz nachweisen könnt.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
Die meisten Unterkünfte bieten WLAN an. Wenn ihr eine günstige SIM-Karte sucht mit einem ausreichenden Internettarif, empfehle ich euch „Chingu Mobile“. Unter anderem zu finden in Hongdae, Seoul.

Bank/Kontoeröffnung
Ihr könnt nur ein Bankkonto in Südkorea eröffnen, wenn ihr eine Alien-Registration-Card besitzt. Habt ihr diese könnt ihr in eine Bankfiliale eurer Wahl gehen und ein Konto beantragen. Ich empfehle euch aber eine koreanische Person mitzunehmen, die euch dabei hilft, da man eine Menge Dokumente auf Koreanisch ausfüllen muss.

Habt ihr keine Alien-Registration-Card, solltet ihr eine Kreditkarte besitzen, die gut im Ausland funktioniert. Im Internet findet ihr einige Informationen, welche Kreditkarten sich besonders gut fürs Ausland einigen.

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
Seoul ist groß und es gibt unglaublich viel zu entdecken! Feier-Hotspots in Seoul sind definitiv die Gegenden Hongdae und Itaeweon.

Sonstiges
In Südkorea kann man mit Fernbussen supergünstig herumreisen. Nutzt das Wochenende, um Korea auch außerhalb von Seoul zu erkunden!

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