Ich habe mich im Rahmen meines Praktischen Jahrs (Pharmazie) für einen Auslandsaufenthalt in Schweden entschieden. Das Institut war für mich schon immer ein begehrtes Ziel und ich ergriff nun die Möglichkeit ein wenig in den Bereich der Forschung zu schnuppern.
Ich informierte mich über mögliche Kontakte nach Schweden von meiner Heimatuniversität, kam dort leider nicht weiter. Ich recherchierte auf eigene Faust und fand einige ansprechende Arbeitsgruppen und schrieb Emails an die Gruppenleiter. Die Rückmeldung kam relativ schnell und ich entschied mich für eine Arbeitsgruppe. Nach einem Skype-Interview und einigen Schriftwechseln stand ein Projektplan fest und ich machte mich auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und stieß auf die Möglichkeit durch Erasmus+ eine finanzielle Unterstützung zu erhalten. Zunächst konzentrierte ich mich auf mein bevorstehendes Staatsexamen und widmete mich nach erfolgreichem Bestehen dem Bewerbungsprozess (ich würde euch raten das früher zu tun!)
Ich reiste eine Woche vor Beginn meines Praktikums nach Stockholm und nutzte die Zeit um mir mögliche WGs anzuschauen. Ich hatte Glück und bekam direkt meine Wunschwohnung und konnte 1 Woche später einziehen. Das Zimmer war „möbliert“ (Bett, Stuhl und Kommode) und das Bad war mit einer Waschmaschine und einem Trockner ausgestattet. Nach 2 Monaten zog ich aus persönlichen Gründen um und fand eine WG-Zimmer über erasmusu.com. Es war sehr günstig, aber auch weit von der Bahnstation entfernt. Ich kaufte mir ein Fahrrad (Achtung vor Betrügern!!) und radelte ab sofort zur Arbeit.
Mein erster Arbeitstag war sehr entspannt (1. August), denn viele Kollegen waren noch im Sommerurlaub. Ich lernte einige Kollegen bei einem Morgenkaffee kennen und wurde anschließend durch die Einrichtung geführt. Es folgte eine Sicherheitseinweisung und bürokratische Angelegenheiten. Mir gefiel die praxisorientierte Herangehensweise sehr, da ich bereits in der ersten Woche anfing praktisch im Labor zu arbeiten. Viel Hintergrundwissen eignete ich mir durch Literaturrecherche und zur Verfügung gestellten Schriftwerken an; bei Fragen waren die Kollegen sehr offen und hilfsbereit. Ich arbeitete mich ziemlich rasch in das Thema ein und begann immer mehr selbstständig zu arbeiten. Durch wöchentliche Meetings konnte ich meine Fertigkeiten im Präsentieren verfeinern sowie auch wertvolle Tipps für das weitere Vorgehen sammeln. Neben meinem Praktikum konnte ich noch weitere Erfahrungen sammeln durch Incubator-Programme und Hackathons. Schweden hat mit seinem Innovationsdenken bereits weitere Programme entwickelt, die Personen mit naturwissenschaftlichen Fachwissen mehr in die Entrepreneur-Richtung leitet. Das gibt es in Deutschland leider noch nicht.
Zu einem etwas anderem Thema, es gibt an der Uni einige Möglichkeiten um Mittagessen zu kaufen, jedoch bewegen sich die Preise um die 10€ pro Mahlzeit. Fast alle bringen sich ihr eigenes Essen mit und man kann es in Kühlschränken aufbewahren sowie zur Mittagszeit dann in den Mikrowellen aufwärmen.
Leider war die Situation durch die Corona-Pandemie ein wenig kritisch. Schweden bot dennoch im Vergleich zu Deutschland noch einige „Ausgeh-Möglichkeiten“.
Ich bin sehr froh, dass ich im Juli/August mein Reise angetreten bin, sodass ich den wunderschönen Sommer in Stockholm noch miterleben konnte. Rundum und in Stockholm sind sehr viele Seen und Bademöglichkeiten zu finden, auch viele Wälder mit Möglichkeit zum Beeren sammeln. Auch den Herbst und Winter durfte ich somit miterleben; der Herbst war teilweise sonnig aber auch grau. Im Vergleich zu Berlin sanken die Temperaturen relativ schnell. Der Winter ist sehr duster und grau, vor allem ohne Schnee. Um dagegen zu halten ist es empfehlenswert viel zu Unternehmen, damit man nicht die Motivation verliert und in den Winterschlaf fällt. Im Dezember fiel dann auch sehr viel Schnee, was zu langen Spaziergängen einlädt.
Vorbereitung
Informiert euch rechtzeitig (!) wie eine Förderung möglich ist, alle Dokumente unterschrieben zu bekommen kann ebenfalls einige Zeit kosten.
Praktikumssuche
Proaktiv „Bewerbungsemails“ schreiben und an die Arbeitsgruppe senden, Schweden sind sehr kommunikativ, offen und freundlich; eine Antwort kam schnell und der weitere Verlauf war unkompliziert.
Wohnungssuche
Da ich für ein unbezahltes Praktikum am Karolinska Institut angestellt war, hatte ich keinen Anspruch auf ein Zimmer im Studentenwohnheim sowie andere Studi-benefits.
Schweden haben eine sehr lockere Lebensart, ich war bereits 6 Monate vorher in Stockholm um mir Wohnungen anzuschauen, das ist nicht üblich. Ich habe dann eine Wohnung relativ kurzfristig einen Monat vor Beginn des Praktikums gefunden.
Zwischendurch bin ich aus persönlichen Gründen noch einmal umgezogen und habe eine neue Unterkunft über erasmusu.com gefunden.
Versicherung
Als TK-Mitglied, die Zusatzversicherung von Envivas.
Sonstiges
Es ist sehr angenehm, dass so gut wie alle in Schweden sehr gutes Englisch sprechen, sodass eine Kommunikation nicht schwer ist. Die Schweden freuen sich jedoch, wenn man versucht sich auf ihre Sprache und somit auch die Kultur einzulassen. Grundsätzlich können Schweden anfangs etwas kühl und nicht so sozial wirken, sie brauchen einfach nur ein wenig länger bzw. sie haben eine andere Art dies zu zeigen.
Telefon-/Internetanschluss
All-incl. In der Miete (WG-Zimmer)
Bank/Kontoeröffnung
Nicht nötig. Revolut oder N26 sollen gute Kurse für Geldtransfer haben
Sonstiges
Es gibt die Möglichkeit einer Studierendengewerkschaft beizutreten, für das Karolinska Institut ist es „Medicinska Föreningen“
Dies war nur möglich, da mein Gruppenleiter mir eine Bestätigung ausgestellt hat, dass ich „visiting student“ bin und ich daher so einen Anspruch auf Studierenden-Vorteile erlangen kann (zB Vergünstigung für SL-Ticket, diverse Rabatte im Einzelhandel und Restaurants)
Es ist allgemein bekannt, dass Skandinavien „teuer“ ist. Es empfiehlt sich natürlich ein wenig anzusparen um dann auch Dinge „unternehmen“ zu können, wenn man sich im Ausland aufhält. Ich kann dazu sagen, dass ich ca. 1000 € im Monat inkl. Miete ausgegeben habe.
Ausgehmöglichkeiten
Durch die Corona-Pandemie waren die Clubs zwar geöffnet, jedoch waren die Tanzflächen nicht geöffnet und es gab „nur“ Barbetrieb. Restaurants waren ebenfalls geöffnet, jedoch waren Sitzplätze begrenzt und Abstand zwischen den Tischen gewährleistet.
Zum Ende meines Auslandsaufenthaltes wurde der Verkauf von Alkohol in Bars und Restaurants begrenzt, sodass nach 22 Uhr (später schon ab 20 Uhr) kein Alkohol mehr verkauft wurde.
Ich bin gerne mit Freunden ins „The Roq“ gegangen, eine Spiel-Bar mit Pool, Ping-Pong und Shuffle-Board- Möglichkeiten. Außerdem war ein Arcade-Bereich vorhanden. Gerne bin ich in Södermalm unterwegs gewesen, dort gibt es eine große Auswahl. Alkohol (sowie auch alles andere) ist in Schweden äußerst kostspielig, auch kann man Alkohol nur im Systembolaget kaufen (Öffnungszeiten beachten!), daher empfehle ich, wenn möglich, etwas aus dem Duty Free Shop mitzunehmen.
Sonstiges
Ich bin ein sehr kommunikativer und aktiver Mensch, daher habe ich bereits in meiner ersten Woche versucht neue Kontakte zu knüpfen. Ich suchte bei Facebook nach Erasmus-Gruppen und wurde fündig (ESN Erasmus Stockholm), dort wurde auch auf eine Whatsapp-Gruppe verwiesen. Über diese Gruppe habe ich ein paar Personen kennengelernt und so auch meinen Bekanntenkreis erweitert. Auch hatte ich Glück mit meiner Arbeitsgruppe, da viele Kollegen in meinem Alter sind und wir einiges unternehmen konnten. Viele Museen verlangen keine Eintritt und sind wirklich sehenswert !