Mein Auslandspraktikum habe ich im Strategieteam bei Marks absolviert, einer Pariser Agentur für Brand Design. Im Rahmen meines Bachelor- und Masterstudiums in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft habe ich stets versucht, möglichst viel praktische Berufserfahrung zu sammeln, um die Kommunikationsbranche mit ihren diversen Berufsfeldern so gut es geht kennenzulernen.
Im Rahmen meiner Studienordnung entschied ich mich daher für ein Wahlpflichtpraktikum. Nachdem ich sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium dank des Erasmus-Programms bereits wertvolle Auslandserfahrungen sammeln konnte, schaute ich mich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz auch im europäischen Ausland um. Über einen Kontakt, den ich während meines Auslandssemesters in Paris während des Bachelors geknüpft hatte, erfuhr ich von der Praktikumsstelle bei Marks und bewarb mich kurzerhand. Von dem Praktikum als Junior Strategin in einer Brand Design Agentur erhoffte ich mir, ein bisher für mich unbekanntes Berufsfeld in der Kommunikationsbranche kennenzulernen, mein professionelles Englisch zu verbessern und zu testen, inwiefern ich mich auch in einem internationalen Arbeitsumfeld zurechtfinden und dort weiterentwickeln kann.
Marks ist eine global aufgestellte Agentur mit mehr als 20 Büros in 11 Ländern und insgesamt mehr als 500 Mitarbeitenden. Mit einem Dienstleistungsportfolio, das sich über Design, Strategie, Brand Identity, Verpackungen und Naming erstreckt, hilft Marks namhaften Kunden aus dem Sektor schnelldrehender Produkte (z. B. Lebensmittel und Hygieneartikel), ihre Produkte und Innovationen in einem dynamischen und wettbewerbsorientierten Umfeld optimal zu vermarkten.
Das Strategieteam bestand neben mir aus drei weiteren Junior Strateg*innen im Pariser Büro, zwei Senior Strateg*innen in London, einem Senior Strategen in Amsterdam und unserem Vorgesetzten, dem VP of Strategy and Innovation Europe, der zwischen den europäischen Standorten pendelte. Über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg zusammenzuarbeiten funktioniert im digitalen Zeitalter gut und führt auch dazu, dass das Arbeiten im Homeoffice weit verbreitet ist, da ein Großteil der Besprechungen sowieso digital abgehalten werden muss. Nichtsdestotrotz war es erwünscht, dass an drei Tagen die Woche vom Büro aus gearbeitet wurde, was sich sehr positiv auf die Dynamik im Pariser Team ausgewirkt hat. Aufgrund der europaweiten Verteilung des Teams und des internationalen Kundenportfolios wurden alle Strategieprojekte auf Englisch bearbeitet und ausgeliefert.
Im weiteren Kontext der Agentur ist es die Aufgabe des Strategieteams, mithilfe umfassender Recherchen die Konsument*innen und Marktlandschaft zu analysieren und auf Basis dessen Narrative und Kreativrouten herauszuarbeiten, mithilfe derer das jeweilige Produkt in einem kompetitiven Umfeld optimal designed, benannt und vermarktet werden kann. Die Arbeit des Strategieteams bildet die Grundlage für die Designer*innen, welche die Kreativrouten in entsprechende Designs umsetzen und so zum Leben erwecken. Während meines Praktikums wurde ich aktiv in diverse Projekte eingebunden und konnte so einen direkten Beitrag für das Strategieteam leisten. Zu meinen Aufgaben zählten vor allem Recherchetätigkeiten, um im ersten Schritt die Konsument*innen und Marktlandschaft zu verstehen. Ebenso konnte ich bei Naming-Projekten aktiv mitarbeiten und auch bei kreativen Copywriting-Aufgaben unterstützen. Besonders großen Spaß hat mir die Ideation, Vorbereitung und Durchführung von Kreativworkshops bereitet, in denen auf Grundlage der erarbeiteten Strategie gemeinsam mit Designer*innen konkrete Implikationen für die kreative Umsetzung diskutiert wurden.
Mein Team hat mir schnell zugetraut, Aufgaben selbstständig zu bearbeiten und mir und meiner Arbeit stets viel Wertschätzung entgegengebracht. So wurde mir beispielsweise zugetraut, zwei Kundenpräsentationen zu halten und eine eintägige Geschäftsreise nach London ermöglicht, bei der ich an einem Brainstorming im Londoner Büro teilnehmen durfte und somit auch meine Kolleg*innen vor Ort kennenlernen konnte.
Zu Beginn brauchte ich etwas Zeit, um mich an das hohe Arbeitstempo zu gewöhnen, da ich noch nicht viel Erfahrung mit dieser Art von eng getaktetem und projektbezogenem Arbeiten mitbrachte. Meine Teamkolleg*innen haben mich dabei aber hervorragend unterstützt und betreut, sodass es nicht lange gedauert hat, bis ich bei den Projekten auch zeitlich mithalten konnte.
Eine weitere Herausforderung stellten für mich zunächst auch die Sprachbarriere und damit zusammenhängend das Miteinander im Büro dar. Das Arbeiten auf Englisch fiel mir vergleichsweise leicht und hier sah ich auch schnell große Fortschritte, aber da die Kolleg*innen im Pariser Büro untereinander und in der Mittagspause auf Französisch miteinander sprachen, musste ich mich auch an diesen Sprachwechsel gewöhnen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte ich mich aber nach einiger Zeit auch auf Französisch gut einbringen an den informellen Gesprächen teilnehmen. Gut gefallen hat mir auch, dass die französischen Kolleg*innen viel Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance gelegt haben. Mittagspause und Kernarbeitszeiten wurden stets eingehalten und es wurde darauf geachtet, dass ich als Praktikantin nicht überlastet werde.
Rückblickend kann ich sagen, dass mich das Praktikum bei Marks ungemein bereichert hat. Ich habe sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene viel lernen können und fühle mich jetzt am Ende meines Masterstudiums gut auf das Arbeitsleben vorbereitet. Dank dieser positiven Erfahrung kann ich mir nun durchaus auch vorstellen, zukünftig eine Festanstellung im Ausland anzunehmen.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Das Erasmus Outgoing-Team war stets erreichbar und konnte bei allen Fragen kompetent weiterhelfen. Ich empfehle, sich rechtzeitig mit der Ansprechperson für Praktika für das eigene Studienfach in Verbindung zu setzen, um ggf. Details für die Anrechnung im Vorfeld zu besprechen.
Beantragung Visum
Für Menschen mit einem Pass aus der EU ist in der Regel kein Visum notwendig.
Praktikumssuche
Gerade im Bereich Kommunikation- und Marketing schreiben französische Unternehmen und Agenturen viele Praktika auf LinkedIn aus.
Wohnungssuche
Appartager.com und SeLoger.com sind hilfreiche Websites, um Studio-Apartments oder WG-Zimmer in Paris zu finden. Die Mietpreise im Stadtzentrum sind allerdings um einiges teurer als in Berlin. Realistisch kann man mit 650 – 800 € monatlich für ein Zimmer rechnen.
Versicherung
Die Europäische Kranken- und Haftpflichtversicherung greift in der Regel auch in Frankreich, eine kostengünstige Unfallver-sicherung habe ich extra für das Auslandspraktikum aufgrund der Förderungsvoraussetzungen des Erasmus-Programms bei der VHV abgeschlossen. Ansonsten bietet der DAAD aber auch günstige Kombiversicherungen an (Kranken-, Haftpflicht- & Unfallversicherung).
Sonstiges
Um sich mit den Kolleg*innen vernetzen zu können, das Miteinander im Büro zu erleben und auch außerhalb der Arbeits-welt Freundschaften zu schließen, hilft es sehr, wenn man gut Französisch spricht oder offen dafür ist, die Sprache zu ler-nen. Obwohl man in Paris alles Wichtige auch auf Englisch regeln kann, bereichert es die gesamte Auslandserfahrung un-gemein, wenn man auch etwas Französisch spricht bzw. dort lernt.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Ein in Deutschland abgeschlossener Mobilfunkvertrag funktioniert in der Regel zu den gleichen Konditionen auch im EU-Ausland.
Bank/Kontoeröffnung
Da mein Arbeitgeber aus administrativen Gründen mein Gehalt nur auf ein französisches Konto überweisen konnte, habe ich ein kostenloses Konto mit französischer IBAN extra für diesen Zweck bei Lydia.fr angelegt. Lydia ist eine Online-Bank, die aber auch ähnliche Services wie PayPal anbietet. Mit einer französischen IBAN ist es oftmals auch leichter beispielsweise eine Mitgliedschaft in einem französischen Fitnessstudio abzuschließen.
Sonstiges
Viele Pariser Arbeitgeber übernehmen 50% der monatlichen Transportkosten und stellen eine Restaurantkarte mit erhebli-chen Rabatten zur Verfügung.
Alltag/Freizeit
Aktivitäten/Ausgehmöglichkeiten
Paris hat kulturell und freizeitlich eine Menge zu bieten. Für Studierende lohnt es sich besonders, die touristischen Attrakti-onen und Museen zu besuchen, denn ein Großteil der Sehenswürdigkeiten sowie alle staatlichen Museen erstatten EU-Bürger*innen unter 26 Jahren den gesamten Eintritt. Wenn man über einen längeren Zeitraum in Paris wohnt, hat man ebenfalls genug Zeit, die Stadt mit all ihren Facetten zu erkunden und auch die eher studentischeren Gegenden zu entde-cken, wie beispielsweise das Quartier Saint-Martin. Ich hatte das Glück in einem sehr jungen Unternehmen zu arbeiten, wodurch ich auch in meinem Arbeitsumfeld schnell nette Leute mit ähnlichen Interessen kennengelernt habe, mit denen ich dann auch außerhalb der Arbeitszeit und am Wochenende etwas unternehmen konnte.