Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Gebruiksaanwijzing: Saarland

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: An diesem Donnerstag und Freitag ist das niederländische Königspaar zu Besuch im Saarland. (Und auch in einem anderen Bundesland nebenan – wie hieß das noch?) Da wir fest davon ausgehen, dass Willem-Alexander und Máxima regelmäßig unser Blog lesen, haben wir ein paar Handreichungen zusammengestellt, damit der Besuch mit seinem reichhaltigen Programm reibungslos verläuft. Denn eines ist sicher: Deutschkenntnisse alleine werden nicht ausreichen.

 

Empfehlung 1:

Vorsicht mit „dat“ und „das“

 Wer Niederländisch als Muttersprache hat, rutscht beim Deutschsprechen manchmal kurz aus und baut versehentlich doch eine niederländische Form in den Satz ein. Beim „dat“ passiert das schnell, weil es so ein unscheinbares, oft unbetontes Wörtchen ist. In vielen Dialekten des Deutschen passt das hervorragend, weil man dort auch „dat“ sagt. Das Saarland wird einmal quer von der dat-das-Linie durchzogen, und diese Grenze ist in der Wahrnehmung der Menschen fest verankert. Die offiziellen Besuche Ihrer Majestäten finden beiderseits dieser Grenze statt. Bei den Terminen in Saarlouis und Mettlach ist das „dat“ gerne gesehen, in Saarbrücken und Homburg empfiehlt sich ein sorgfältiges „das“. Völklingen ist für Fortgeschrittene, denn es liegt genau auf der Linie. Beim Besuch im Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte also am besten einfach nur zuhören und staunen, dann geht nichts schief.

 

Völklinger Hütte. (S. Schrotz, CC-BY-SA 4.0)

Empfehlung 2:

Neutrum für Frauen ist keine Majestätsbeleidigung

In den saarländischen Dialekten werden Frauen oft mit einem grammatischen Neutrum bezeichnet: das Erika, das Angelika. Dabei wird der Artikel typischerweise verkürzt zu „es“ oder „et“ (siehe oben, entsprechend der Gebiete für „das“ und „dat“). Es ist also kein Grund zur Sorge, wenn die Königin der Niederlanden liebevoll als „es Máxima“ bezeichnet wird. Unter gender-linguistischen Gesichtspunkten kann man sich natürlich fragen, wie diese grammatische Eigenart zustande kam und welche impliziten Wirkungen sie hat. Eine bewusste Herabwürdigung wird damit im heutigen Sprachgebrauch in der Regel nicht beabsichtigt. Nehmen wir an, jemand sagt: „Heit sinn de Willi unn es Máxima dòò, ich frei mich wie e Atzel!“ Dann meint er damit, dass er Willem-Alexander und Máxima einfach nur de max vindt. (Eine Atzel ist eine Elster, aber Ornithologie steht offenbar nicht auf dem Besuchsprogramm.)

 

Empfehlung 3:

Kurze Antworten auf kurze Fragen sind in Ordnung

 Wer königlich unterwegs ist, muss ständig Konversation betreiben. Da kommen saarländische Kommunikationsgewohnheiten sehr gelegen. Schauen wir uns einen typischen Dialog in Original mit wörtlicher und sinnhafter Übersetzung an:

Unn? En? Leuk om je te ontmoeten. Hoe gaat het?
Jòò. Unn selwa? Ja. En zelf? Heel goed, dankjewel. Ik kan niet klagen. Hoe gaat het met jou?
Aach. Unn dehemm? Ook. En thuis? Ook goed, dank je. En je familie dan, alles in orde?
Ei jòò. Ja zeker. Ja, het gaat goed met iedereen.
Alleh dann! Goed dus! Dat is fijn om te horen. Het was leuk om je weer eens te zien. Tot de volgende keer! Dag!

Wer sich diese Dialogform einprägt, zeigt eine gute Beherrschung der kulturellen Codes und kann obendrein beim Bad in der Menge viel Zeit sparen – das lohnt sich, wenn es anschließend etwas Gutes zu Essen und zu Trinken gibt. Dabei wird dann allerdings viel geredet, und meist auch laut.

 

Neben diesen drei Faustregeln sind ein paar weitere Besonderheiten der Grammatik interessant, die es ausgehend vom Niederländischen im Saarland sogar etwas einfacher machen. Diese Fälle haben wir hier im Blog schon früher behandelt, sie können archiviert nachgelesen werden:

  • Heißt es „het Saarland“ oder nur „Saarland“? (Archiv)
  • Darf es noch ein „dat“ oder „das“ zusätzlich sein? (Archiv)
  • Wer etwas vertellen will, kann es einfach verzählen. (Archiv)
  • Rode of groene volgorde? Of toch iets anders? (Archiv)

 

Zum Schluss noch ein paar nützliche Vokabeln mit dem wichtigsten Grundwortschatz für den Besuch:

de Keenich de Koning
die Keenichin de Koningin
Keenichs de Koninklijke familie, het Koninklijk Huis
Meins de Koningin (enkel voor de Koning)
Meiner de Koning (enkel voor de Koningin)
Wie schreiwe Sie sich? Wat is uw naam?
Oh leck wie scheen! Hann Se das selwer gemach? Wat mooi! Hebt u dat zelf gemaakt?
Geh, sei so gudd, zappsch mer noch enns, gell? Mag ik nog een pilsje?
Hann Sie de selwe Friseer wie mei Mudder? Bent u bij dezelfde kapper als mijn moeder?

 

Mit diesen Handreichungen dürfte nichts mehr schiefgehen. Damit wünschen wir Keenichs einen angenehmen Besuch im Saarland (und nebenan in… Dings). Alleh dann!

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Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 10. Oktober 2018 um 09:02 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Grammatik, Niederlande, Sprachvergleich, Syntax, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Eine Reaktion zu “Gebruiksaanwijzing: Saarland”

  1. Philipp Krämer

    Die saarländische Landesregierung hat den Besuch in einem Video auf YouTube zusammengefasst (und offenbar die Zeitlupe als Gestaltungsmittel sehr liebgewonnen…).