Open Access in der chemischen Forschung

Ein Online-Workshop aus und für die Wissenschaft

Von Dr. Janna Neumann und Linda Martin

Wie kann Open Access in der Praxis aussehen und in den Forschungsalltag integriert werden? Dieser Frage gingen Wissenschaftler*innen, Forschungsreferent*innen und Publizierende in dem gemeinsam von open-access.network und der Technischen Informationsbibliothek (TIB) für die Fachdisziplin Chemie ausgerichteten Online-Workshop am 16. März nach.

Open Access ist bereits seit über 20 Jahren in der Atmosphärenwissenschaft von Relevanz, so Dr. Robert Wegener vom Forschungszentrum Jülich. Erste Journal-Gründungen wie die der Open-Access-Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics ermöglichen ein transparentes Peer Review und weisen mittlerweile einen hohen Journal Impact Factor auf. Eine Erleichterung des Wissenstransfers zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft als auch die Möglichkeit zur Nachnutzung offener Daten sind für die Atmosphärenwisenschaftler*innen zentral.

Dr. Juliane Simmchen gab einen Einblick in die Anwendenden-Perspektive: „Das Publizieren auf Preprint-Servern wie ChemRxiv ist für Nachwuchswissenschaflter*innen wichtig, da es schnelles Feedback und Austausch ermöglicht.“ Die Nachwuchsgruppenleiterin eines Freigeist-Fellowships an der Technischen Universität Dresden empfiehlt die Beantwortung von zwei Fragen bei der Auswahl eines Preprint-Servers: „Welche Server kommen generell für die eigene Fachdisziplin in Frage?“ und „Warum eignet sich dieser am besten für das eigene Paper?“

Professor Dr. Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker*innen wies auf die zentrale Stellung, die Open Access in der Fachgesellschaft einnimmt, hin. „Chemistry open“ – unter diesem Motto beleuchtete er sowohl die Relevanz von DEAL für die Forschung als auch das Publikationsorgan der GDCh, die „Angewandte Chemie„.
Demfolgend berichtete Dr. Marc Kielmann (Beilstein Institut) unter dem Titel „Why diamonds are a chemist’s best friend“ die Vorzüge einer Publikation in einem Diamond Open Access Journal. Das Non-for-Profit-Institut  bietet die Möglichkeit zur APC-freien Open-Access-Publikation.
Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information bedeutet auch die freie Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten. Die Unterstützung verschiedener Repositorien und die Möglichkeit den Datenfluss durch Software und Tools zu vereinfachen, dafür tritt der NFDI4Chem ein. Dr. Nicole Jung zeigte auf, wie sich die Datenbereitstellung im Datenrepositorium Chemotion realisieren ließe und  in welchem Umfang dabei Kooperationen mit Verlagen möglich sein können.
Stehen die Forschenden vor den Fragen des Publikationsortes und der Unterstützungsmöglichkeiten, ist eine Anfrage an Open-Access-Beauftragte bzw. Personen aus dem publikationsunterstützenden Bereich der Bibliothek an der eigenen Einrichtung sinnvoll. Michaela Voigt von der Technischen Universität Berlin beleuchtete einzelne Services und zentrale Open-Access-Förderkriterien ihrer Einrichtung, die sich in dieser oder ähnlicher Form auch an vielen anderen wissenschaftlichen Bibliotheken finden lassen.

Gemeinsam deckten die Wissenschaftler*innen über den Workshop hinweg Bedarfe, Fragen und Herausforderungen auf: Die Erhöhung der Transparenz stehe neben dem Wunsch einer unkomplizierten Finanzierung der eigenen Publikation. Einige Aussagen betrafen Daten- und Open-Access-Publikationen: Es werde ein Qualitätssicherungsprozess benötigt. Dieser sollte aus der wissenschaftlichen Community heraus gestaltet werden und dem Bild eines unkontrollierten Massenpublizerens vorbeugen.

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