Sonderöffnungszeiten und Betriebsschließungen an allen Bibliotheksstandorten im Überblick (english version below).
Aufgrund von internen Veranstaltungen kommt es im Dezember an einzelnen Tagen zu früheren Schließzeiten an den Standorten der Universitätsbibliothek. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind alle Bibliotheken der Freien Universität Berlin geschlossen.
Sonderschließzeiten bis 20. Dezember:
Mittwoch, 4. Dezember:
Die Fachbibliothek Geowissenschaften (Malteserstr. 74–100) schließt um 14 Uhr.
Philologische Bibliothek (Habelschwerdter Allee 45) und Zweigbibliothek Theaterwissenschaft (Grunewaldstr. 35) schließen um 16:30 Uhr.
Donnerstag, 5. Dezember: Der Lesesaal der Zentralbibliothek im 2. Stock schließt um 15 Uhr.
Freitag, 6. Dezember: Die Fachbibliothek Wirtschaftswissenschaft (Garystr. 21) schließt um 16 Uhr.
Donnerstag, 12. Dezember: Die Zentralbibliothek (Garystr. 39) schließt um 12 Uhr.
Freitag, 20. Dezember:
Fachbibliothek Nordamerikastudien (Lansstr. 7–9) und Fachbibliothek Geowissenschaften (Malteserstr. 74–100) schließen an ihrem letzten Öffnungstag um 15 Uhr.
Campusbibliothek (Fabeckstr. 23/25) und Philologische Bibliothek (Habelschwerdter Allee 45) schließen um 18 Uhr
Schließzeiten zwischen Weihnachten und Neujahr 2024/25:
23. Dezember bis einschließlich 1. Januar geschlossen:
Für die Rückgabe von Medien können Sie während der Schließzeit die am Haupteingang der Zentralbibliothek (Garystr. 39) bereitgestellten Rückgabekästen nutzen.
Wir wünschen Ihnen erholsame Tage. Ihr Team der Universitätsbibliothek
Closing times in December and at the turn of the year 2024/25
Due to internal events, there will be earlier closing times at the University Library locations on individual days in December. All libraries of Freie Universtät Berlin are closed between Christmas and New Year.
Special closing times until December 20th:
Wednesday, December 4th:
The Earth Sciences Library (Malteserstr. 74–100) closes at 2 p.m.
The Philological Library (Habelschwerdter Allee 45) and the Theater Studies Library (Grunewaldstr. 35) closes at 4:30 p.m.
Thursday, December 5th: The Reading Room of the Central Library (Garystr. 39) on the 2nd floor closes at 3 p.m.
Friday, December 6th: The Library of Economics (Garystr. 21) closes at 4 p.m.
Wednesday, December 11th: The Campus Library opens at 12 p.m.
Thursday, December 12th: The Central Library (Garystr. 39) closes at 12 p.m.
Friday, December 20th:
The Library for North American Studies (Lansstr. 7–9) and the Earth Sciences Library (Malteserstr. 74–100) close at 3 p.m.
The Campus Library (Fabeckstr. 23/25) and the Philological Library (Habelschwerdter Allee 45) close at 6 p.m.
Closing times between Christmas and New Year 2024/25:
Closed December 23rd through January 1st:
Campus Library (Fabeckstr. 23/25)
Philological Library (Habelschwerdter Allee 45)
Library of Social Scienes and East European Studies (Garystr. 55)
Closed December 23rd through January 5th:
Central Library (Garystr. 39)
Library of Economics (Garystr. 21)
Library for North American Studies (Lansstr. 7–9)
History and Art History Library (Koserstr. 20)
Earth Sciences Library (Malteserstr. 74–100)
Library at the Botanical Garden (Königin-Luise-Str. 6–8)
Veterinary Library (Oertzenweg 19b)
Theater Studies Library (Grunewaldstr. 35)
Meteorology Library (Carl-Heinrich-Becker Weg 6–10; permanently closed since October 2024)
Closed December 24th through January 1st:
Law Library (Van’t-Hoff-Str. 8)
During the closing times the book drops at the main entrance of the Central Library (Garystr. 39) are open for returns.
We wish you relaxing days. Your Team of the University Library
Seit gut einem Jahr können Angehörige der Freien Universität gebührenfrei das Browser-Plugin Lean Library nutzen.
Einmal installiert, leitet Lean Library Sie auf digitale Inhalte der Bibliotheken oder zu frei verfügbaren Open Access-Texten. Und zwar wo auch immer Sie suchen. Recherchiert man beispielsweise bei Google einen Artikel, bietet Lean Library den Link zur Volltextversion an, wenn sie für die Freie Universität lizenziert ist. Auch Informationen zur Verfügbarkeit gedruckter Exemplare werden sichtbar.
Screenshot einer Google-Suche mit Lean Library
Die Installation ist einfach: Besuchen Sie www.leanlibrary.com/download, installieren Sie die Erweiterung und wählen Sie bei Institution „Freie Universität Berlin“. Fertig!
Falls Sie das Werkzeug noch nicht kennen, probieren Sie doch einmal aus – es kann Ihre Literaturrecherche deutlich erleichtern und auch für Studierende ein wertvoller Tipp sein.
Welche Professoren haben 1968 zur Zeit der Studentenbewegung an der Freien Universität gelehrt? Wer war die erste Professorin und welchen Lehrstuhl hatte sie inne? Seit wann und durch wen wurde über den Weltraum geforscht? Solche und ähnliche Fragen können jetzt mit dem neuen FU-Lexikon unter https://lexikon.fu-berlin.de beantwortet werden. Aktuell gibt es rund 5.200 Personenprofile von Hochschullehrenden zu entdecken.
An einigen Hochschulen in Deutschland existieren bereits sogenannte Professor*innenverzeichnisse oder -kataloge. Das FU-Lexikon jedoch bietet weit mehr als „nur“ einen trockenen Nachweis über die Lehrtätigkeit an der Hochschule. Durch Verknüpfungen mit anderen Datenpools und Videos entstand ein buntes Fenster in die vielfältige Welt unserer Universität.
ProjektlogoPersonendaten im Universitätsarchiv (Foto: Bernd Wannenmacher)
Die „Kerndaten“ einer Person wurden zum einen mit anderen FU-Projekten wie bspw. der Online-Ausstellung Erlebte Geschichte oder der kleinen Chronik vernetzt. Zum anderen wurden sie mit externen, im Netz verfügbaren Daten verbunden. Dieser umfassende Ansatz war unserem Kollegen Johannes Hercher in diesem Projekt ein wichtiges Anliegen. Als Systembibliothekar der Universitätsbibliothek entwickelte er das FU-Lexikon in technischer Hinsicht mit den Grundsätzen Open Data und FAIR-Data („findable“, „accesible“, „interoperable“, „reusable“). So kann man bei einigen Hochschullehrenden Links zu historischen Ereignissen, zu Zeitzeug*inneninterviews von ihnen selbst oder zu Aussagen über sie finden. Durchsuchbare Publikationslisten und Verweise auf Archivdokumente runden die Profile ab.
Entwickelt wurde das neue Online-Angebot vom Universitätsarchiv und der Universitätsbibliothek. Unter der Leitung von Dr. Birgit Rehse nahm es im Archiv seinen Anfang: Die „Kerndaten“ wurden durch Dr. Reinhard Ost aufgenommen und von Josepha Schwerma anhand von Datenzugängen aus der Personalabteilung aktualisiert und kuratiert.
Einen Anspruch auf Vollständigkeit kann das FU-Lexikon nicht erfüllen. Es gibt noch viele Informationen, die nachgetragen oder sogar korrigiert werden müssen. Auch soll das Lexikon möglichst aktuell gehalten werden. Es wird auch in Zukunft kontinuierlich ergänzt. Unterstützung bei dieser bedeutenden Aufgabe ist jederzeit willkommen! Wir freuen uns über Ihre Hinweise und Ergänzungen, gerne per Feedback-Button auf der Website oder per E-Mail lexikon@campus.fu-berlin.de.
New – FU-Lexikon: The “Who’s Who” of Freie Universität Berlin
Which professors taught at Freie Universität in 1968 during the student movement? Who was the first female professor and which chair did she hold? Since when and by whom has research on space been conducted? Answers to those and similar questions can now be found in a new source – FU-Lexikon – at https://lexikon.fu-berlin.de (in German). There are currently around 5,200 personal profiles of University lecturers to discover.
Catalogues or directories of professors already exist at a number of universities in Germany. The FU-Lexikon, however, offers much more than a purely text-based, “dry” record of teaching activities at the University. Links to other data pools and videos make for a colourful window into the diverse world of our University.
The new online service was developed by the University Archives and the University Library. The first steps were done at the Archives under the direction of Dr. Birgit Rehse: The core of the content was recorded by Dr. Reinhard Ost and updated and curated by Josepha Schwerma using University Human Resources Department materials.
FU-Lexikon cannot claim to be complete. There is still a lot of information that needs to be added or even corrected. The lexikon should also be kept current as timely as possible, and it will be continuously updated in the future. Support for this significant endeavour is very welcome: We look forward to your comments and additions. Please use the feedback button on the website, or write an email to: lexikon@campus.fu-berlin.de.
Viele Jahre hat der Förderkreis Philologische Bibliothek e.V. mit seinem Bücherbasar die Philologische Bibliothek unterstützt. Der Förderkreis geht zurück auf eine studentische Initiative mit dem Ziel, Geldmittel für Neuerwerbungen der Bibliothek zu sammeln.
Mit ehrenamtlicher Unterstützung wurde der Basar an drei Tagen der Woche für fünf Stunden geöffnet. Dank einer großen Auswahl an Büchern und Schallplatten hatte der Basar für jeden Geschmack etwas zu bieten und ist so zu einem gern besuchten Ort für alle mit einer Vorliebe für Literatur und Musik geworden.
Seit einiger Zeit wird der Basar nicht mehr betrieben, die Bestände verblieben jedoch in den Räumlichkeiten. Nun soll sich auch das ändern. Mit Auflösung des Förderkreises werden die noch übrigen Medien, die sich im Bücherbasar befinden, gesichtet und für eine Verkaufsaktion vorbereitet.
Ab heute, dem 02.12.2024, werden die besagten Bestände in der Philologischen Bibliothek zum Verkauf angeboten. Für einen Euro kann jeder, der interessiert ist, Literatur zu den verschiedensten Themengebieten erwerben und so noch einmal die Bibliothek unterstützen.
Zum siebten Mal wartet ab dem 1. Dezember auf der Website der Universitätsbibliothek täglich ein virtuelles Türchen darauf, geöffnet zu werden. Dahinter verbergen sich Tipps zum Service- und Medienangebot der Universitätsbibliothek und der Freien Universität Berlin sowie zum Thema Nachhaltigkeit. Welche nützlichen Tools kann ich neben dem Bibliotheksportal Primo einsetzen? Was für verschiedene Nachhaltigkeitsinitiativen gibt es an der Hochschule? Oder was sind gute Alternativen zum traditionellen Weihnachtsgebäck und Weihnachtskuchen? Dies und noch vieles mehr erfahren Sie bis zum Heiligen Abend in unserem virtuellen Adventskalender.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und eine geruhsame Weihnachtszeit!
Manchmal öffnet die Geschichte ihre Türen einen Spalt breit und gewährt uns einen Blick in die Vergangenheit. So erging es uns vor Kurzem bei der Entdeckung eines historisch wertvollen Buches aus der Bibliothek der ehemaligen Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (HWJ) aus der Campusbibliothek.
Diese renommierte Institution, deren Bibliothek eine bedeutende Sammlung religiöser und wissenschaftlicher Literatur mit über 60.000 Bänden umfasste, wurde 1942 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der Fund des Buches dokumentiert einen weiteren Fall der Enteignung aus dem Besitz der HWJ und verdeutlicht damit die Verlagerung und Nutzung jüdischer Kulturgüter durch das NS-Regime.
Bereits beim ersten Aufschlagen von Simon Bernfelds Werk Die Jüdische Literatur aus dem Jahr 1921 offenbaren sich auf dem Titelblatt drei bedeutende Hinweise zur Herkunft des Buches. Zunächst ist da der runde Stempel der Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, gefolgt von der Exemplarnummer 17201, die mit Bleistift unten rechts vermerkt ist. Besonders auffällig jedoch ist der rote Stempel „Ghetto-Bücherei“ des KZ Theresienstadt, der oben rechts prangt.
Titelblatt mit Provenienzen: Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und Ghetto-Bücherei. Copyright: Looted Cultural Assets (LCA)
Das abgebildete Buch trägt eine künstlerische Gestaltung des jüdischen Künstlers Menachem Birnbaum (1893-1944) aus Wien, der für seine Illustrationen und Karikaturen bekannt war. Birnbaum wurde wahrscheinlich im Jahr 1944 im KZ Auschwitz ermordet.
Im Buch gibt es weitere, beinahe unsichtbare Spuren, deren Bedeutung ungeklärt ist.
Lieferant unbekannt
Wie konnte dieses besondere Buch, das aus der Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums stammt und Teil der NS-Raubgutbestände aus dem Ghetto Theresienstadt ist, in die Bestände der FU Berlin gelangen? Diese Frage lässt sich nur spärlich und ungenügend beantworten. Das Buch kam aus der FU-Bibliothek des Instituts für Evangelische Theologie, die es 1976 in ihren Bestand eingearbeitet hat. Das Institut existierte von 1957 bis 2009. Nach der Auflösung des Instituts wurde es in der Campusbibliothek eingearbeitet. Allerdings sind keine Zugangsbücher mehr erhalten, sodass der Lieferant unbekannt ist. Offen bleibt daher die Frage, welche Wege das Buch nach der Befreiung des KZ-Theresienstadt im Jahr 1945 nahm, bis es schließlich an die FU Berlin 1976 gelangte.
Geistige Bastion des liberalen Judentums
Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (HWJ), gegründet im Jahr 1872 in Berlin, war eine wegweisende akademische Einrichtung und zugleich ein geistiges Zentrum des liberalen Judentums in Europa. Sie nahm eine einzigartige Stellung ein, indem sie jüdische Traditionen mit den aufkommenden modernen wissenschaftlichen Methoden vereinte und ihren Studierenden ein breites und fundiertes Fächerspektrum anbot. Die Hochschule spiegelte nicht nur den Geist der Emanzipation wider, sondern förderte auch das liberale jüdische Denken, das auf Integration und Modernisierung des jüdischen Glaubens und Lebensstils abzielte.
Nur ein paar Häuserblocks weiter, befand sich in der Artilleriestraße 31 das orthodoxe Rabbinerseminar zu Berlin.1 Im Scherz wurde die Hochschule als „leichte Artillerie“ und das Rabbinerseminar als „schwere Artillerie“ bezeichnet.2
Die Gründung dieser Institution wurde von bedeutenden jüdischen Intellektuellen der liberal-religiösen Strömung wie dem Professor Moritz Lazarus und dem Rabbiner Abraham Geiger initiiert. Lazarus, ein engagierter Verfechter jüdischer Rechte in Deutschland, und Geiger, ein Vordenker des Reformjudentums, schufen mit anderen führenden Persönlichkeiten eine Hochschule, die sich durch ihre Unparteilichkeit, finanzielle Unabhängigkeit und die Betonung auf die Vermittlung umfassender jüdischer Bildung, auszeichnete. Dieser innovative, liberale Ansatz prägte jahrzehntlang die HWJ als akademische und geistige Heimat des modernen Judentums und bot eine Plattform, auf der u. a. jüdische Theologie, Philosophie, Geschichte, Literatur sowie Hebräisch studiert wurden. Die Hochschule zog Studierende aus ganz Europa an, insbesondere aus traditionellen jüdischen Gemeinden Mitteleuropas, die in Berlin eine der seltenen Möglichkeiten fanden, eine rein wissenschaftliche Ausbildung im jüdischen Kontext zu erhalten. Zusammen mit dem Berliner orthodoxen Rabbinerseminar zu Berlin und dem Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau bildete die HWJ ein Dreigestirn der jüdischen Wissenschaften in Deutschland.
Besonders bemerkenswert an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums war ihre integrative Bildungspolitik. Sie war eine der ersten akademischen Einrichtungen ihrer Zeit, die eine Zulassungspolitik für Frauen und Männer gleichermaßen verfolgte und sowohl Juden als auch Nichtjuden offen stand. So wurde Regina Jonas (Berlin 1902- KZ Auschwitz 1944) 1935 die erste Frau weltweit, die zur Rabbinerin ordiniert wurde (Gedenktafel in Berlin). In einem sozialen und bildungspolitischen Kontext, in dem Judaistik und rabbinische Studien an deutschen und preußischen Universitäten keinen Platz hatten, bot die HWJ eine theologische Ausbildung zu Rabbiner:innen oder Religionslehrer:innen an. Damit leistete die Hochschule nicht nur einen Beitrag zur wissenschaftlichen Emanzipation des Judentums, sondern ebnete auch den Weg für die Gleichberechtigung in der Hochschulbildung.
Zu den herausragenden Persönlichkeiten, die an der Hochschule lehrten und deren wissenschaftlichen Ruf prägten, zählte Leo Baeck, einer der bedeutendsten Rabbiner und Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Leo Baeck, der später die Leitung der Hochschule übernahm, verband jüdisches Gelehrtentum mit einem tiefen sozialen Engagement, das besonders in den dunklen Jahren des Nationalsozialismus zum Ausdruck kam.
Quelle: Leo Baeck Institute, Commencement ceremony at Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums: with faculty and students, including Leo Baeck (seated far right) and Ismar Elbogen (standing to his left). (1938): Berlin; Lehranstalt fuer die Wissenschaft des Judentums AR 730. Print. (F1959), Courtesy of the Leo Baeck Institute. Das Bild wurde uns mit freundlicher Genehmigung von Leo Baeck Institute zur Verfügung gestellt.
Auch Persönlichkeiten, die nur kurzzeitig an der HWJ studierten, leisteten einen entscheidenden Beitrag zum Ansehen und Vermächtnis dieser Institution bei. Der Prager Dichter Franz Kafka, eine der bekanntesten literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts, gehörte von November 1923 bis Januar 1924 zu ihren außerordentlichen Gasthörern.
In diesen wenigen Monaten fand der gesundheitlich angeschlagene Franz Kafka in der HWJ eine inspirierende Umgebung und intellektuelle Zuflucht, um seine jüdischen Studien zu vertiefen. Kafkas Werke enthalten zahlreiche Motive jüdischer Traditionen. Sie reflektieren seine Identität mit dem Judentum und machten ihn in der modernen Weltliteratur unsterblich. Seine drei Schwestern wurden Opfer des Holocaust.
„Die Hochschule für Wissenschaft ist für mich ein Friedensort in dem wilden Berlin und in den wilden Gegenden des Innern. (…) Ein ganzes Haus, schöne Hörsäle, große Bibliothek, Frieden, gut geheizt, wenig Schüler und alles umsonst.“ 3
Verfolgung und Schließung
Der Frieden währte nicht lange, und die Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren für die Hochschule von tiefgreifenden Veränderungen und Enteignungen geprägt. Am 24. Juni 1933 verlor die Hochschule per Verfügung ihren Status als staatlich anerkannte Institution und wurde in die „Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums“ umbenannt. Zwei Jahre später, Ende 1935, wurde das der Hochschule gehörende Erholungsheim „Villa Hausmann“ – damals noch Arendsee genannt (heute Villa Baltic in Kühlungsborn) – an die „Joseph-Goebbels-Stiftung für Bühnenschaffende“ überschrieben und damit enteignet.4
Die gewaltsamen Ereignisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 führten zur vorübergehenden Schließung der Institution, während mehrere Dozenten und Studierende verhaftet wurden. Der Lehrbetrieb wurde im Januar 1939 eingeschränkt wiederaufgenommen, nur ein kleiner Kreis von Studierenden und Lehrenden, darunter Leo Baeck, blieb bis zur endgültigen Schließung der Hochschule. Das geschah am 19. Juni 1942, da Jüdinnen und Juden ab da vom Unterricht ausgeschlossen wurden. Leo Baeck und die verbliebenen Studierenden wurden 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert. Die Bibliothek sowie das Inventar der HWJ wurde vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) beschlagnahmt. Teilbestände wurden später nach Berlin und Prag ausgelagert.
Auszug aus dem Nachruf von Nathan Peter Levinson auf seinen Lehrer Dr. Leopold Lucas (1872 Marburg – 1942 KZ Theresienstadt)
„Zunächst möchte ich erwähnen, daß er mein Lehrer war und das in einer der dunkelsten Stunden der Geschichte. Zwischen 1940 und 1941 unterrichtete er mich und einige wenige Studenten in Berlin an der einzig verbliebenen, aber nicht als solche mehr anerkannten jüdischen Hochschule im Fach Jüdische Geschichte. Juden durften damals keine Theater mehr besuchen, keine Kinos, keine Cafés und natürlich keine Universitäten. Die Synagogen waren im November 1938 zerstört worden. So blieb die Lehranstalt fast der einzige Ort, an dem Juden sich geistig betätigen konnten. Früher Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, war ihr der Hochschulstatus aberkannt worden. Es unterrichteten dort neben dem geistigen Haupt der deutschen Judenheit, Leo Baeck, nur noch eine Handvoll Dozenten, unter ihnen Leopold Lucas. Von den damaligen Studenten überlebten nur wenige: außer mir noch drei Kommilitonen. (…) In der Tat war diese Hochschule eine Insel innerhalb eines brandenden Meeres. Draußen war die Gewalt, der Schrecken, die Einschüchterung, die Entrechtung. Innerhalb der Mauern und Lehranstalt fühlte man sich wie in einer anderen Welt, der Welt des Geistes, die nicht bezwungen werden kann.“5
Die Wege der Bibliothek der Hochschule nach dem 2. Weltkrieg sind heute nur teilweise rekonstruierbar. Nach 1945 spielte die heutige National Library of Israel eine zentrale Rolle im Erhalt jüdischer Kulturgüter aus verschiedenen Quellen und Sammelstellen. So dienten auch Bücher dem Wiederaufbau jüdischen Lebens in Israel. Auch das Leo Baeck Institute Jerusalem erhielt durch Dublettenabgaben Bücher aus der Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. In Berlin tauchten 1945/46 einige Bücher und Inventarteile auf, als der Berliner Magistrat „herrenlose Buchbestände“ aus der Bergungsstelle für wissenschaftliche Bibliotheken sicherte und einige Exemplare der wiederbegründeten Jüdischen Gemeinde zu Berlin übergab. In Deutschland gab es in den letzten 10 Jahren nur vereinzelt Funde. So hat in 2015 die ZLB gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek vier Bücher an das Abraham Geiger Kolleg in Potsdam restituiert. Und auch uns gelang ein Fund im Jahr 2017, so dass wir die Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judenthums von 1870 an das Abraham Geiger Kolleg in Potsdam zurückgeben konnten.
Weitere Werke der Hochschulbibliothek besitzt die Bibliothek der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, die über den Nachlass des Rabbiners Emil Davidovic dorthin gelangten. Davidovic hatte nach dem Krieg Zugang zu Beständen der Ghetto-Bibliothek Theresienstadt, wohin die Bücher durch das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) verlagert worden waren.
Bis heute sind also immer noch tausende Bücher unentdeckt. Umso bemerkenswerter ist der jüngste Fund aus April 2024 von ca. 4.000 Bänden des Jüdisches Museum in Prag aus der ehemaligen HWJ Bibliothek. Dieser Fund gibt Anlass zur Hoffnung, dass das wertvolle Wissen, das in diesen Büchern verkörpert ist, zumindest virtuell an die jüdische Gemeinschaft zurückgegeben werden kann.
Neue Wege gehen – „Library of Lost Books“
Um das Erbe dieser bedeutenden Institution virtuell wiederherzustellen, hat das Leo Baeck Institute Jerusalem das internationale Projekt „Library of Lost Books“ ins Leben gerufen. Daher freuen wir uns, dass unser jüngster Fund sich als weiterer kleiner Baustein in dieses umfassende wissenschaftliche Vorhaben einfügt und eine detaillierte Aufarbeitung der Verluste jüdischen Kulturguts während der NS-Zeit auch durch die Freie Universität Berlin ermöglicht.
Vielleicht öffnet sich eines Tages eine weitere Tür und enthüllt mehr von der Geschichte dieser besonderen Bibliothek – die Suche geht auf jeden Fall weiter.
Das Buch Die Jüdische Literatur finden Sie in LCA hier.
1 Gegründet 1873 von dem Rabbiner Esriel Hildesheimer (ab 1882 Rabbinerseminar zu Berlin) war eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für orthodoxe Rabbiner in Westeuropa (bekannt auch als Hildesheimer’sches Rabbinerseminar) 2 Irene Kaufmann, Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin (1872–1942), Band 50, Hentrich & Hentrich Verlag, 2006, S. 29. 3 Franz Kafka an Robert Klopstock, Postkarte. Berlin-Steglitz, Stempel: 19.XII.1923, https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1923/br23-053.htm, Zugriff am 01.11.2024 4 Hartmut Bomhoff, „Das Ostsee-Erholungsheim der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wird saniert“, Jüdische Allgemeine, 16. November 2010, https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/mecklenburger-mirjamsbrunnen/, Zugriff am 01.11.2024 5 „Stichwort: Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“, haGalil, http://www.hagalil.com, Zugriff am 01.11.2024
Quellen:
Irene Kaufmann: Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin (1872-1942), 2006, Band 50, Hentrich & Hentrich Verlag
Michael Bienert: Wie der Himmel über der Erde, Kafkas Orte in Berlin, S. 20 f., (Frankfurter Buntbücher 73), Verlag für Berlin-Brandenburg, 2024
Philipp Zschommler, „NS-Raubgut an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg: Die Provenienzen im Nachlass des Rabbiners Emil Davidovic“, in: Bibliotheksdienst 54 (2020), Nr. 10, S. 793-804 https://doi.org/10.1515/bd-2020-0093
Landesarchiv Berlin und Zentral- und Landesbibliothek Berlin (Hrsg.), Datenbank zur Bergungsstelle für Wissenschaftliche Bibliotheken, https://www.bergungsstelle.de/
Neben der wissenschaftlichen Forschung und Lehre ist auch die Mitarbeit in der akademischen Selbstverwaltung eine zentrale Aufgabe für die Professorinnen und Professoren der Freien Universität Berlin. So hat der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Hans Merkens nicht nur Jugendforschung in der wieder zusammenwachsenden Hauptstadt geleistet, sondern mit der Leitung einer zentralen Planungskommission auch zur Gestaltung der Zukunft der Hochschule beigetragen.
Bewegte Zeiten in der Campusbibliothek: Seit Anfang November bietet der Hochschulsport jeden Montag um 15:30 Uhr eine „Bewegte Pause“ für Studierende und Bibliotheksnutzende im Veranstaltungsraum der Bibliothek an.
Die kurze aktive Pause von ca. 15 Minuten bietet die perfekte Möglichkeit, neue Energie zu tanken, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und etwas Bewegung in den Lernalltag zu bringen.
Dieses Angebot reiht sich ein in unser Vorhaben „Move your Brain“, bei dem wir gemeinsam mit dem Hochschulsport und dem Projekt Healthy Campus Bewegungsangebote in Bibliotheken schaffen. Momentan gibt es neben Postern, die an Dehnung und Bewegung erinnern, folgende Angebote:
Die Datenbank wurde nach dem Testzeitraum nicht lizenziert.
Bis zum 12. Dezember 2024 kann über das FU-Campusnetz die Ancestry Library Edition getestet werden.
Die Online-Plattform wurde von ProQuest in Zusammenarbeit mit dem Genealogie-Dienstleister Ancestry.com für Bibliotheken entwickelt. Nach Angaben des Anbieters handelt es sich um eine der größten genealogischen Sammlungen, die derzeit verfügbar sind. Sie ist sowohl für Ahnenforscher als auch für Historiker interessant.
Die Plattform bietet Zugang zu mehr als 20 Milliarden historischen Dokumenten weltweit. Der Schwerpunkt liegt auf den USA, Kanada und Großbritannien, aber auch aus anderen Ländern ist eine Vielzahl von Quellen verfügbar. So sind beispielsweise mehr als 46 Millionen Datensätze aus deutschen Volkszählungen, Personenstandsregistern, Auswanderungsregistern, Schiffslisten, Telefonbüchern und vielem mehr enthalten.
Der Beschreibungstext wurde den Informationsseiten des Anbieters entnommen.
Sie möchten die Datenbank auch über den Testzeitraum hinaus nutzen? Dann lassen Sie uns gerne Ihre Bewertung zukommen!
Bis zum 11. Dezember 2024 kann über das FU-Campusnetz die Datenbank Newspapers.com getestet werden.
Newspapers.com wurde im Jahr 2012 vom Genealogie-Dienstleister Ancestry.com ins Leben gerufen. Der Zugriff auf die „Library Edition“ erfolgt über die Plattform des Anbieters ProQuest. Der Testzugang umfasst die gesamte Datenbank (World Collection).
Die Plattform bietet Zugang zu mehr als 23.000 retrodigitalisierten Zeitungen aus dem 18. bis 21. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt auf dem US-amerikanischen Raum (über 21.000 Zeitungen), aber auch Titel aus Australien, England, Irland, Kanada und Panama sind enthalten. Es werden sowohl überregionale und regionale Tageszeitungen als auch kleine Lokalzeitungen verfügbar gemacht. Neben der Recherche zu historischen Ereignissen ist das Zeitungsarchiv auch für die Ahnenforschung interessant.
Einzelne Zeitungsseiten lassen sich zum Eigengebrauch als JPG- oder PDF-Datei abspeichern oder ausdrucken. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Artikel auf einer Zeitungsseite (Clip) oder mehrere Artikel (Clippings) auszuwählen, zu speichern und online zu teilen. Für diese Funktionen ist eine kostenlose Registrierung über das World Collection Archive erforderlich (alternativ mit eigenem Ancestry-Account).
Der Beschreibungstext wurde weitestgehenddem Datenbank-Infosystem (DBIS) entnommen.
Sie möchten die Datenbank auch über den Testzeitraum hinaus nutzen? Dann lassen Sie uns gerne Ihre Bewertung zukommen!