Online-Ausstellung „Erlebte Geschichte. Menschen erzählen – Leben mit der Freien Universität Berlin“ und digitale Interview-Sammlung am 30.11.23 veröffentlicht
Die Geschichte der Freien Universität Berlin ist so eng wie die kaum einer anderen deutschen Hochschule mit der Nachkriegsgeschichte Berlins und der Bundesrepublik verwoben. Gegründet 1948 im Westen der geteilten Stadt, wurde und wird die Freie Universität geprägt durch die Menschen, die hier arbeiteten, lehrten und studierten – und die ihr in wechselvollen Zeiten ein unverwechselbares Gesicht verliehen haben.
Das Oral-History-Projekt „Erlebte Geschichte“, das seit Anfang 2019 vom Team Digitale Interview-Sammlungen an der Universitätsbibliothek erarbeitet wurde, dokumentiert, erschließt und präsentiert die Erinnerungen einer Vielzahl dieser Menschen in lebensgeschichtlichen Video-Interviews: Präsidenten und Professor*innen, ehemalige Studierende, Laborangestellte, Tierpfleger*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende, Bibliotheksbeschäftigte oder Angehörige der Universitätsverwaltung berichten darin von ihrem Leben (nicht nur) an der Freien Universität und davon, wie sie diese Hochschule mitgestaltet haben.
Daraus entstanden ist eine in der deutschen Hochschullandschaft bisher wohl einzigartige Sammlung sowie die Online-Ausstellung „Erlebte Geschichte. Menschen erzählen – Leben mit der Freien Universität Berlin“, die auf vielfältige Weise die Wechselwirkung zwischen Biographie und Geschichte der Institution veranschaulicht: Ein lebendiges Stück Universitätsgeschichte – von den Gründungstagen bis in die Gegenwart.
v. l. n. r.: Studentenausweis Dieter Großklaus, 1953; Foto: privat. / Prof. Dr. Klaus Kisker, Professor für Volkswirtschaftslehre, 2018; Foto: Doris Tausendfreund. / Universitätsangehörige im Hörsaal, ca. 1980–1990; Universitätsarchiv; Foto: Inge Kundel-Saro. / Dr. habil. Eva Strommenger-Nagel, Gründungsstudentin der Freien Universität und Privatdozentin für Altertumskunde, 2018; Foto: Doris Tausendfreund.
25 biografische Porträtfilme laden dazu ein, die Entwicklung der Freien Universität Berlin anhand einer Vielzahl individueller Erzählungen nachzuerleben. 75 kuratierte Themenfilme nehmen wichtige Stationen und Aspekte der Universitätsgeschichte in den Fokus – von der Gründungszeit über die Jahre des Mauerbaus, die Studentenbewegung der 1960er Jahre oder die Lage nach der deutschen Wiedervereinigung bis zur internationalen Exzellenz-Universität von heute. Ein Zeitstrahl setzt die Entwicklung an der Freien Universität in den Kontext historischer Ereignisse deutschland- und weltweit.
Der Online-Ausstellung zugrunde liegt das Interview-Archiv, in dem die ungeschnittenen Video-Interviews in voller Länge transkribiert, umfassend inhaltlich erschlossen sowie mit zusätzlichen Dokumenten und Materialien angereichert sind. Das Archiv, das bisher 75 lebensgeschichtliche Video-Interviews mit ehemaligen und noch aktiven Universitätsangehörigen umfasst, bietet insbesondere für wissenschaftliches Arbeiten eine reiche Quellensammlung, die Forschenden und historisch Interessierten nach einer Registrierung zugänglich ist.
Dr. habil. Eva Strommenger-Nagel, Gründungsstudentin und Privatdozentin für Altertumskunde. 1956 in einer Ausgrabungsstätte im Irak. Foto: privat.Eva Strommenger-Nagel, 1951/52 mit Kommilitonen. Foto: privat.Eva Strommenger-Nagel, 2018 im Interview für „Erlebte Geschichte“. Foto: Doris Tausendfreund.
Anlässlich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Freien Universität werden die Ergebnisse des Projekts am 30. November 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Für Kurzentschlossene: Die Eröffnungsveranstaltung mit Präsentation und Podiumsdiskussion um 17:00 Uhr in der Rostlaube, Habelschwerdter Allee, Hörsaal 1b ist öffentlich – alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltung kann auch per Live-Stream verfolgt werden.
Wanderausstellung der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie der Freien Universität macht derzeit im Foyer der Zentralbibliothek Station
Unter dem Titel „Nachhaltigkeit mit:gestalten“ hat die Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie der Freien Universität Berlin eine Wanderausstellung entwickelt, die Handlungsschwerpunkte und bereits erreichte Meilensteine, Herausforderungen und Chancen des Nachhaltigkeits-Managements an der Freien Universität beleuchtet.
Wie können Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen an der Universität gesenkt werden? Wie können wir Nachhaltigkeit lernen, und welchen Stellenwert haben Nachhaltigkeitsthemen in der Lehre und Forschung? Was tut die Freie Universität, um Sustainability in den vielfältigen internationalen Universitätsnetzwerken und -partnerschaften nach vorne zu bringen? Welche Rolle spielen Gleichstellung und Vielfalt als Aspekte sozialer Nachhaltigkeit für unsere Universität? – Diese und andere Aspekte werden in der kleinen Ausstellung erläutert.
Seit 2019 „tourt“ die Wanderausstellung durch die verschiedenen Standorte der Freien Universität. Bisherige Stationen waren unter anderem die Veterinärmedizinische Bibliothek auf dem Campus Düppel, die Geowissenschaftliche Bibliothek in Lankwitz oder das Foyer vor der Mensa II in der Rost- & Silberlaube auf dem Campus Dahlem; außerdem wurde sie wiederholt etwa bei den Sustainability Days gezeigt.
Jetzt ist die Ausstellung bis zum Herbst im Foyer der Zentralbibliothek in der Garystraße 39 zu sehen. Die Bibliothek hat montags bis freitags von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Schauen Sie gerne einmal vorbei!
Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben eine lange Tradition an der Freien Universität – und sind aktuell wichtiger denn je. Bereits seit 2001 bemüht sich unsere Hochschule um aktiven Klimaschutz. Seither wurde schon viel erreicht: Das Energiemonitoring und -controlling aller FU-Liegenschaften – nach dem Prinzip „you can only manage what you can measure“ werden die Energieverbräuche nicht nur erfasst und analysiert, sondern auch transparent gemacht, z. B. auf dieser Website –, eine Vorlesungsreihe im Rahmen des ABV-Kompetenzbereichs Nachhaltige Entwicklung, kontinuierliches starkes Engagement in internationalen nachhaltigkeitsbezogenen Netzwerken: Dies sind nur einige wenige Beispiele unter den vielfältigen Nachhaltigkeits-Aktivitäten und -Maßnahmen auf dem Campus.
Als erste Hochschule Deutschlands hat die Freie Universität 2019 den Klimanotstand ausgerufen, um ihrer Verantwortung als international vernetzte Universität gerecht zu werden und ein Zeichen für nachhaltiges Management zu setzen. Bereits 2016 hatte sie ein Nachhaltigkeitsleitbild verabschiedet, in dem sie sich dazu verpflichtet, Nachhaltigkeit stärker in Lehre, Forschung, Verwaltung und auf dem Campus zu verankern sowie den Dialog und den Wissenstransfer zu fördern.
Auch unsere Universitätsbibliothek sieht sich diesen Zielen verpflichtet und definiert in ihrer Strategie 2020−2025 „Nachhaltigkeit und Verantwortung“ als einen von sieben zentralen Werten, die die Arbeit in allen FU-Bibliotheken leiten. Die vielfältigen Aktivitäten der Universitätsbibliothek in diesem Bereich werden gebündelt und maßgeblich vorangetrieben durch unsere (in der deutschen Hochschullandschaft wohl einzigartige) Arbeitsgruppe GreenFUBib, die im März 2021 ihre Arbeit aufgenommen hat. Seither sind die Bibliotheken auch Teil des 2020 gegründeten Steuerungsgremiums „Nachhaltigkeit & Klimaschutz“ der Freien Universität.
Umso mehr freuen wir uns, die Wanderausstellung „Nachhaltigkeit mit:gestalten“ nun für einige Zeit in der Zentralbibliothek präsentieren zu dürfen!
Übrigens: Noch viel mehr Informationen zu den Aktivitäten der Freien Universität rund um die Themen Nachhaltigkeit, Biodiversität, Arten- und Klimaschutz auf dem Campus gibt es jederzeit auf den Webseiten der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie zu lesen.
Anm. d. Red.: Vielen Dank an Louis Pfitzinger und das Team der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie für die Bereitstellung der Wanderausstellung in der Zentralbibliothek sowie für den Input zu diesem Blogbeitrag!
Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik bietet ab 21. Juli 2023 ungewöhnliche Einblicke in die universitären Sammlungen
— Verlängert bis 12. November 2023 —
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit den Sammlungen der Freien Universität
21. Juli – 5. November 2023(verlängert bis 12. November) Öffentliche Vernissage am Donnerstag, 20. Juli 2023 | 18:00 Uhr
Modelle fossiler Mikroorganismen, die Struktur eines Pantoffeltierchens in tausendfacher Vergrößerung, der Kunstharzabguss einer Tontafel in mittelassyrischer Keilschrift, Faksimiles reich illustrierter frühneuzeitlicher Handschriften, das Korrosionspräparat eines Hundekopfes, Anschauungsmodelle physikalischer Gesetzmäßigkeiten, Hölzer verschiedener Baumarten in einer japanischen Xylothek: Die wissenschaftlichen Sammlungen der Freien Universität Berlin sind reich an vielschichtigen Objekten, die es ermöglichen, ‚hautnah‘ Dinge zu begreifen und – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne –‚unter der Haut‘ Unsichtbares sichtbar zu machen.
Anlässlich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Freien Universität Berlin öffnet die Sonderausstellung „Hautnah – Unter die Haut“ Schubladen und Schränke der universitären Sammlungen und bietet ungewöhnliche Einblicke in die Vielfalt der Forschung und Lehre an der Freien Universität.
Erstmals präsentieren sich die universitären Sammlungen damit gemeinsam einer breiten Öffentlichkeit: Mit der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Berlin-Charlottenburg, welche dem Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität angehört, wurde ein Ausstellungsort gefunden, der den Reichtum der wissenschaftlichen Sammlungen über die Universitätsöffentlichkeit hinaus sichtbar und – bei freiem Eintritt – allen interessierten Besucher*innen zugänglich macht.
Bild 2Bild 3Bild 4Für Bildbeschreibung und zum Vergrößern bitte Bilder anklicken.
Die über 50 gezeigten Objekte sind dabei Diskussionsgegenstände, Wissensdarsteller und Wissensfinder – und nicht zuletzt Teil der Geschichte der Freien Universität. Sie stehen für das Aufrollen, Entfalten und Abwägen von Sachverhalten und Argumenten in den verschiedenen Wissenschaften: Eine Entdeckungsreise von der Archäologie zur Paläontologie, von der Buchkunde zur Tiermedizin, von der Zoologie über die Botanik zur Physik.
Kuratiert wird die Ausstellung von Stefanie Klamm, Stabsstelle Koordination der Universitätssammlungen an der Universitätsbibliothek, sowie Elaine Charwat. Das Ausstellungsprojekt ist damit ein erstes öffentlich sichtbares Ergebnis der Kooperation zwischen der Stabsstelle, die 2021 an der Universitätsbibliothek neu eingerichtet wurde, und den wissenschaftlichen Sammlungen der Freien Universität.
Sammlungen am Institut für Veterinär-Anatomie – Fachbereich Veterinärmedizin
Herbarium Berolinense – Botanischer Garten und Botanisches Museum
Universitätsarchiv – Universitätsbibliothek
Besuchs-Infos auf einen Blick:
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Sonderausstellung der Universitätsbibliothek und der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit den Sammlungen der Freien Universität
21. Juli – 12. November 2023 geöffnet Donnerstag – Sonntag, 14:00 – 17:00 Uhr Eintritt frei
Ort: Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin Schloßstraße 69b 14059 Berlin-Charlottenburg www.abguss-sammlung-berlin.de
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Begleitend zu der Sonderausstellung ist eine gleichnamige Publikation erschienen, herausgegeben von den Kuratorinnen Stefanie Klamm und Elaine Charwat.
Hautnah – Unter die Haut. Objekte wissenschaftlicher Praxis in den Sammlungen der Freien Universität Berlin Hrsg.: Stefanie Klamm, Elaine Charwat Eine Publikation der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, 2023 120 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen Broschur ISBN: 978-3-96110-464-2 (print) / 978-3-96110-465-9 (online) 10 €
Die Publikation ist in der Ausstellung vor Ort erhältlich oder kann bei der Hochschulschriftenstelle unter hsstelle@ub.fu-berlin.de bestellt werden. Eine digitale Version des Buches ist außerdem im Refubium veröffentlicht.
Bild 1: Vergrößertes Kunststoffmodell des Pantoffeltierchens (Paramecium caudatum), hergestellt von der Präparatorin Heidi Schindler, Zoologische Lehrsammlung am Institut für Biologie/Zoologie der Freien Universität Berlin. Foto: Michael Fahrig / Institut für Biologie/Zoologie, Freie Universität Berlin.
Konzeptionelle Leitidee war der Begriff „Freiheit“. Der neue frische Grünton des Logos heißt „Electric Lime“ und soll mit dem grünen Campus, mit Nachhaltigkeit, Jugend und Erneuerung assoziiert werden. Auch eine neue Schrift wurde ausgewählt, die für Bildschirmdarstellungen besser geeignet ist.
Die Entwicklung des neuen Corporate Designs gestaltete sich partizipativ über ein Jahr. Mitarbeiter*innen und Studierende der Hochschule wurden ebenso eingebunden wie die Berliner Stadtgesellschaft und wichtige Stakeholder.
Noch bis zum 30. April 2023 können Veröffentlichungen von Angehörigen der Freien Universität aus dem Jahr 2022 über das Selbsterfassungssystem SEP eingetragen werden.
Um eine möglichst vollständige Übersicht erstellen zu können, benötigt das Team der Universitätsbibliografie Ihre Unterstützung: Alle „aktiv beschäftigten“ Angehörigen der Freien Universität sind gebeten, ihre Publikationen des Jahres 2022 bis zum 30. April 2023 im Selbsterfassungssystem SEP zu melden. Nutzen Sie hierfür auch das schnelle und vereinfachte Eintragen der Publikationsdaten mit DOI!
Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wer kann Publikationen in SEP eintragen?
Alle, die einen ZEDAT-Account besitzen und „aktiv“ an der Freien Universität Berlin beschäftigt sind, können Publikationen für sich und auch für andere eintragen. Nicht fest beschäftigte FU-Angehörige – wie z.B. Emeriti, Lehrbeauftragte oder Promovierende – können sich an die SEP-Kontaktpersonen in den Bereichsbibliotheken wenden.
Welche Publikationen (elektronisch oder Print) können gemeldet werden?
Monografien, Herausgeber*innenschaften von Büchern, Zeitschriften oder Schriftenreihen, Buchbeiträge, Zeitschriftenaufsätze, ‚graue‘ Literatur (z.B. Working Papers, Privatdrucke etc.), Rezensionen, Patentschriften, (eigene) Rundfunk- und Fernsehbeiträge, andere elektronische Veröffentlichungen.
Weiterführende Informationen, FAQs, Hilfeseiten und Kontaktdaten zur Universitätsbibliografie finden Sie auf der Website der Universitätsbibliothek.
Gastwissenschaftlerin Elaine Charwat berichtet von ihrem Aufenthalt an der Freien Universität, von vielfältigen Entdeckungen in den universitären Sammlungen – und spannenden Einblicken in die Kunst der Fossilien-Präparation
Seit Anfang August 2022 war ich bei Sammlungskoordinatorin Stefanie Klamm an der UB als Gastwissenschaftlerin tätig – und tatkräftig: Ob es darum ging, Provenienzen und Kontexte zu erforschen, Inventarlisten zu erstellen, neue Archivkisten zusammenzubauen, Umzugskisten – voll mit Akten, Dokumente und Objekten – auszupacken: Stets gab es mehr zu tun als am Anfang gedacht.
Das Wissen, das dadurch ans Tageslicht kam, war die Mühen mehr als wert. Und nicht nur Objekte und Sammlungsdokumente selbst erzählen Geschichten: Es war für mich eine großartige Erfahrung, von den Sammlungsbeauftragten und Sammlungsnutzenden an der Freien Universität zu lernen und all das Wissenswerte und die historischen Kontexte herauszufinden, die in den einzelnen Sammlungen bewahrt werden.
Präparationslabor der Paläontologischen Lehrsammlung. Bildquelle: Elaine Charwat
Von der Gastwissenschaftlerin zur Präparatorin
Meine persönlichen Interessen beeinflussten dabei auch die vielen Gespräche und Recherchen. Schon als Kind eine begeisterte Sammlerin von Fossilien und Mineralien, war die Paläontologische Lehrsammlung am Institut für Geologische Wissenschaften natürlich eine einzige Schatzkammer für mich. Und auch hier durfte ich nicht nur suchen, fragen und stöbern, sondern auch selbst tätig werden – mein langgehegter Wunsch, zu lernen, wie Fossilien präpariert und dadurch erst zu Sammlungsobjekten für Lehre und Forschung werden, ging in Erfüllung. Die ebenso begeisterte Expertin und Präparatorin Maike Glos brachte mir die Grundlagen bei und ließ mich dann auf echte Fossilien los.
Die Stunden, die ich im Präparationslabor in einem Keller auf dem Geo-Campus Lankwitz zubrachte, gehören zu den aufregendsten meiner Gastwissenschaftlerinnenzeit: Mit einem Druckluftstichel durfte ich einen fossilen Brachiopoden (ein sogenannter „Armfüßer“, oder – richtiger – „Armkiemer“) aus seinem Gestein freipräparieren. Theoretisch kannte ich diese ungewöhnlichen Meeresbewohner – es gibt sie seit etwa 530 Millionen Jahren, und auch heute leben noch ungefähr 70 Arten. Ihre zweiklappigen Gehäuse sehen ein wenig aus wie die Schalen von Muscheln; es handelt sich aber um ganz andere Lebewesen. Erst die intensive Anschauungs- und Präparationsarbeit unter dem Mikroskop ließ mich die Struktur der Klappen richtig begreifen: die hohen geschwungenen Rippen, den Rand der Klappen. Diese Strukturen sind gattungs- und evolutionsgeschichtlich interessant – und einfach wunderschön. Sie erinnerten mich an architektonische Meisterwerke, die ich als Doktorandin an der University of Oxford kennenlernte, zum Beispiel die Deckengewölbe der berühmten „Großen Halle“ des Christ Church College oder der Kapelle des Brasenose College. Objekte werden in unseren Köpfen nicht nur zu Sachwissen, sondern auch zu Assoziationen und Emotionen.
In der Mediensammlung der Didaktik der Biologie waren Objekt-Tableaus zu bewundern, liebevoll am Institut für Biologie hergestellt, zur Bestimmung und um verschiedene Lebensräume zu veranschaulichen. In der Zoologischen Lehrsammlung am Institut für Biologie gab es seltene Präparate, eigens hergestellte Modelle und wertvolle Sammlungsdokumentationen zu entdecken. Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik präsentiert stolz die Schönheit, Vielfalt und das Potential von Abgüssen antiker Skulpturen. Sie bewahrt auch die Abgussformen und das Wissen um ihre Techniken, das Handwerk. Das Universitätsarchiv hütet neben unzähligen Dokumenten und Fotografien auch Objekte, zum Beispiel die Sammlung von Geschenken an die Freie Universität, eine Objektschau der weltweiten Vernetzung der Universität.
Vergleichende Lehrsammlung am Institut für Veterinär-Anatomie: Korrosionspräparate. Bildquelle: Elaine Charwat
Einmaliger Bestand an veterinärmedizinischen Objekten
Die Veterinärmedizinische Bibliothek macht nicht nur Texte, neueste Lehrwerke und Forschungsergebnisse zugänglich, sondern bewahrt auch historische Sammlungen (zum Beispiel zum Thema Pferdezähne und -zahnkrankheiten sowie deren Behandlung) und wissenschafts- und institutionsgeschichtlich höchst wichtige Archive, wie das Archiv der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Veterinärmedizin der DDR. Das Auspacken deren vieler Kisten wurde belohnt durch einen Reichtum an historischen Dokumenten, der einmalig ist.
Auch die Sammlungen am Institut für Veterinär-Anatomie sind in dieser Form einzigartig. Sie zeigen eindringlich (im wörtlichen Sinne!) die verschwimmenden Grenzen zwischen Natur-, Kunst- und Lehrobjekten im Dienst der Anschauung und des angewandten anatomischen Wissens – so zum Beispiel die sogenannten Korrosionspräparate, wo hohle anatomische Strukturen (z. B. Blutgefäße) mit fest werdenden Substanzen injiziert werden (z. B. mit Metalllegierungen oder Kunstharzen), wodurch ein einmaliges dreidimensionales Anschauungsobjekt geschaffen wird.
Ich war also bei vielen Sammlungen der Freien Universität zu Gast, bei mehr, als hier Erwähnung finden können – und allen sei für ihre Gastfreundschaft ganz herzlich gedankt! Beim Kick-off Netzwerktreffen der Sammlungsverantwortlichen am 07. November 2022 war ich nicht nur mit der kunstvollen Gestaltung der riesigen Obstschale beschäftigt, sondern auch ganz mit dem Staunen über die Vielfalt der universitären Sammlungen der Freien Universität Berlin.
Die für Juli 2023 geplante Ausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik zum Thema Abgüsse und Modelle in der wissenschaftlichen Praxis wird einerseits eine kleine Chronik, eine kleine Objektschau meiner Zeit hier sein, andererseits aber auch nur der allerkleinste Eindruck eines großen, vielfältigen Ganzen sein können.
Ein Beitrag von Elaine Charwat ( AHRC CDP PhD Candidate University College London / Oxford University Museum of Natural History)
Vorschau:
Hautnah – Unter die Haut: Objekte der wissenschaftlichen Praxis in den Sammlungen der FU Berlin Sonderausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik in Kooperation mit der Universitätsbibliothek / Stabsstelle Koordination der Universitätssammlungen Eröffnung: Donnerstag, 20. Juli 2023
Zum Weiterlesen:
Wissenschaftliche Sammlungen als Infrastrukturen Zwei Jahre Stabsstelle Universitätssammlungen an der Universitätsbibliothek: Ein Rück- und Ausblick von Sammlungskoordinatorin Stefanie Klamm | UBtoDate – Newsletter #1/23
Das Team der Universitätsbibliografie bittet um Mithilfe: Veröffentlichungen von „aktiv beschäftigten“ Angehörigen der Freien Universität können gerne noch im laufenden Jahr über das Selbsterfassungssystem SEP in die Universitätsbibliografie eingetragen werden.
Die Universitätsbibliografie der Freien Universität Berlin erfasst seit 1981 Veröffentlichungen von Angehörigen der Universität und wird zugleich zur Leistungsmittelberechnung vom Präsidium genutzt. In der Universitätsbibliografie im Bibliotheksportal Primo sind alle gemeldeten FU-Publikationen seit 1993 dauerhaft auffindbar, recherchierbar und können auch als Datenliste in verschiedene Formate zur Weiternutzung exportiert werden – nützliche Hinweise dazu finden Sie in unseren FAQ.
Um eine möglichst vollständige Übersicht erstellen zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung:Wir bitten Sie, Ihre Publikationen des Jahres 2022 jetzt im Selbsterfassungssystem SEP zu melden! Nutzen Sie dort auch das schnelle und vereinfachte Eintragen der Publikationsdaten mit DOI.
[Update vom 15.12., Anm. der Red.:] Die Frist zur Eintragung derPublikationen für das Erscheinungsjahr 2022 in das Selbsterfassungssystem SEP endet für das Publikationsjahr 2022 am 30. April 2023.
Das Wichtigste in Kürze:
Wer kann Publikationen in SEP eintragen?
Alle Personen, die einen ZEDAT-Account besitzt und „aktiv“ an der Freien Universität Berlin beschäftigt sind, können Publikationen für sich sowie auch für andere eintragen. Nicht festbeschäftigte Mitarbeiter*innen der Universität – wie z.B. Emeriti, Lehrbeauftragte oder Promovierende – können sich an die SEP-Kontaktpersonen an den einzelnen Bibliotheksstandorten wenden.
Welche Publikationen (elektronisch oder Print) können gemeldet werden?
Monografien, Herausgeberschaften von Büchern, Zeitschriften oder Schriftenreihen, Buchbeiträge, Zeitschriftenaufsätze, ‚graue‘ Literatur (z.B. Working Papers, Privatdrucke etc.), Rezensionen, Patentschriften, (eigene) Rundfunk- und Fernsehbeiträge, andere elektronische Veröffentlichungen.
UPDATE: Vielen Dank für Ihr Interesse! Wir haben in der Zwischenzeit genügend Teilnehmer*innen für die Studie gefunden!
Recherchieren Sie im Bibliotheksportal Primo? Dann suchen wir Sie! (10€-Mensa-Gutschein als Dankeschön)
Der digitale „Gang ans Bibliotheksregal“ erfolgt an der Universitätsbibliothek seit 2010 über unser Bibliotheksportal Primo. Wir versuchen, diesen wichtigen Service stetig Ihren Bedürfnissen entsprechend weiterzuentwickeln. Dafür suchen wir derzeit Testpersonen, die an der Freien Universität lehren oder studieren.
Gemeinsam mit der Fachhochschule Potsdam stellen wir Primo am Dienstag, 31. Mai und am Dienstag, 07. Juni 2022 in einer Eye-Tracking-Studie auf die Probe. Eye-Tracking ist eine Methode der Benutzungsforschung, bei der mithilfe einer Infrarot-Kamera Blickbewegungen auf der Primo-Oberfläche analysiert werden können. Interesse, mitzumachen? So geht’s:
Die Freie Universität besitzt zahlreiche bedeutende Forschungs- und Lehrsammlungen, die über ihre eigene Geschichte hinausweisen und teilweise ihren Ursprung in deutlich älteren Sammlungen anderer Berliner Wissenschaftsinstitutionen haben.
Titelbild: Blick in die Abguss-Sammlung Antiker Plastik
Mit der Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die damalige Berliner Universität im sowjetischen Sektor der Stadt; im West-Berliner Bezirk Dahlem wurde daher eine neue, eben die Freien Universität gegründet. Im Berliner Südwesten gab es aber bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert einen Forschungsstandort, u. a. mit dem Botanischen Garten und dem Botanischen Museum.
Auch andere Institutionen, die tief in der Brandenburgisch-preußischen Geschichte verwurzelt sind, haben heute ihre Heimat an der Freien Universität gefunden, wie die Sammlungen am Fachbereich Veterinärmedizin, die auf die 1790 gegründete Königliche Tierarzneischule in Berlin zurückgehen. Viele Sammlungen an der Freien Universität zeigen daher paradigmatisch, wie die vielen Berliner Wissenschaftseinrichtungen und universitären Sammlungen miteinander verflochten sind. So steht die Abguss-Sammlung für Antike Plastik in einer langen Tradition des Sammelns von Abgüssen in Berlin, die sich bis zu den seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Sammlungsaktivitäten an der Akademie der Künste zurückführen lassen.
Sammlungsverflechtungen gehen aber auch auf Veränderungen in der Berliner Hochschullandschaft der 1990er- und 2000er-Jahre zurück: Ein großer Teil der Lehrsammlung am Institut für Prähistorische Archäologie gehörte vormals zum Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine hat die Freie Universität eine neue Website auf Deutsch und Englisch eingerichtet. Darin dokumentiert die Hochschule ihre Reaktionen auf den Russischen Angriff, den sie aufs Schärfste verurteilt. Auch bietet die neue Seite Antworten auf häufig gestellte Fragen von Studierenden an der Freien Universität, geflüchtete und verfolgte Studierende und Forschende sowie anderweitige Personen, die in dieser schweren Zeit ihre Unterstützung anbieten wollen.
Der die Website ergänzende Blog #HelpUkraine dient als Forum und soll die Helfenden an der Hochschule untereinander besser vernetzen. Neben allgemeinen Hinweisen finden sich hier auch Infos zu Spendenaktionen oder Aufrufe für Unterbringungen.
Auch die Universitätsbibliothek verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine und hat sich der Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbands (DBV) angeschlossen.