Praktikum im Bereich Kunst in Tansania

Das Interesse für afrikanische Kunst und die zwei Semester Swahili Unterricht spielten eine maßgebliche Rolle bei der Länderauswahl, dadurch wurde mir die Entscheidung entschieden durch mein Studium erleichtert. Mit Hilfe einer Professorin wurde ich dann auf zwei tansanische Organisationen aufmerksam, welche genau in diesen beiden Bereichen der Kunst- und Kulturvermittlung agiert.

Neben der praxisnahen Anwendung, der im Sozial- und Kulturanthropologie Studium der erworbenen Theorien, Methoden und Kenntnisse, sollte das Praktikum die Möglichkeit bieten, nach der Hälfte des Studiums die Inhalte zu reflektieren und dabei über mögliche Arbeitsfelder und Berufsmöglichkeiten in der Kulturlandschaft nachzudenken.

Durch die intensive Auseinandersetzung mit materieller Kultur und musealen Sammlungen, zumeist im Zusammenhang mit ethnologischen Museen weckte in mir das Interesse an kuratorischen Praktiken und die konzeptionell-praktische Planung einer Ausstellung. Bei der Suche der Praktikumsstelle war mit deswegen sehr wichtige diese beiden Aspekte in der Organisation abzudecken.

Nach einer schriftlichen Online-Bewerbung und einem bald darauf folgendem Skype-Interview, hatte ich nach nur einer Woche den ausgefüllten Praktikumsvertrag in der Hand. Obwohl sich die Kommunikation an manchen Stellen etwas schwierig gestaltete, hatte sich die Bewerbung als einfacher als erwartet herausgestellt. Die unterschiedlichen Ansprechpartner bei der Organisation haben den Prozess so problemlos wie möglich gestaltet und waren immer für Nachfragen da.

Die Nichtregierungsorganisation, wurde 2008 von tansanischen Künstlern und Akademikern aus dem kulturellen Umfeld gegründet. Übergeordnetes Ziel der Organisation ist es einen ‘Safe-Space’ in der Kunst- und Kulturlandschaft in Tansania zu schaffen, in dem sich die Künstler:innen frei entfalten können. Neben dem Bereitstellen von Studios, dem Organisieren von Ausstellungen, Workshops und größeren Events und Festivals, spielt die Organisation auch eine entscheiden Rolle als nichtstaatlicher Akteur in einem Tourismus dominierten Kultursektor. Den Künstler:innen wird so eine Stimme gegeben und ein Plattform geboten durch die sie sich ausdrücken können – es wird ihnen Handlungsmacht zugesprochen. Durch diese wichtige Arbeit, soll die Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Bevölkerung für zeitgenössische Kunst, insbesondere in Dar es Salaam, gefördert werden.

Die NGO befindet sich mitten im lauten und dreckigen Industriegebiet von Dar es Salaam. Umso überraschender ist es dort diesen bunten, grünen, voller Energie geladenen Ort vorfindet.

Zu den Tätigkeiten und Aufgaben

Von Anfang an wurde ich als gleichwertiges Teammitglied aufgenommen und direkt in den täglichen Ablauf eingebunden. Bei einem einleitenden Gespräch konnte ich mich auf eines der beiden ‘Departments’ festlegen, mit dem wissen das meine Aufgaben und Tätigkeiten sich immer mit den anderen Bereichen überschneiden werden.

Aufgrund des kleinen Teams und der vielen Arbeit gab es nicht wirklich Zeit mir eine umfassende Einarbeitung zu geben. Die Unwissenheit zu Beginn konnte ich schnell ablegen und erkannte die Herausforderung, mir alles selber beizubringen. In einer kurzen Eingewöhnungsphase konnte ich durch eigenständiges Sichten von Unterlagen und Gesprächen mit Künstler:innen und Kolleg:innen schnell ein Überblick über die Tätigkeitsbereiche und Aufgaben innerhalb der Organisation machen. In einem wöchentlichen meeting zu Beginn der Woche wurde alle aus dem Team auf den neuesten Stand gebracht. Jeder hatte die Möglichkeit seine Aufgaben an denen er oder sie gerade arbeitet zu teilen und sich darüber mit dem Team austauschen. Diese meetings halfen enorm bei der Zusammenarbeit im Team waren aber gleichzeitig auch fruchtbar für die Arbeitsklima innerhalb des Teams. Die Arbeitsatmosphäre war stets familiär und entspannt. In meinen vier Monaten als Praktikant hatte ich das Glück insgesamt 4 weiter Mit-Praktikanten zu erleben. Da meistens zusammen an einem großen Tisch gearbeitet wurde was das Arbeitsklima unter den Kollegen und Praktikanten sehr gut, freundlich und produktiv.

Die Arbeitszeiten im Praktikum haben je nach Woche und Aufgaben variiert, aufgelegt war das Praktikum jedoch auch 8 Stunden täglich von 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Bei größeren Events oder Veranstaltungen wurde auch am Wochenende gearbeitet, zum Ausgleich war es den Praktikanten möglich sich in der darauffolgenden Woche eine Tga frei zu nehmen. Zu Beginn des Praktikums war es ein ungewohnte Umstellung geregelten Arbeitszeiten zu haben, im Gegensatz zum meist unregelmäßigem universieren. Durch die überschaubare Teamgröße und das gute Arbeitsklima wurde ich nie mit Aufgaben alleine gelassen. Dadurch das im Team eigentlich die meiste Team zusammen an Aufgaben gearbeitet wurde war keine Betreuung durch den Manager nötig, Aufgaben wurden immer nebenbei verteil und sich darüber ausgetauscht. Bei entscheidenden Fragen wurde sich immer in letzter Instanz an die Direktorin gewand, die im Endeffekt die wichtigen Entscheidungen getroffen hat.

Zu meinen anfänglichen Aufgaben gehörte das Beantworten und Weiterleiten der ankommenden E-Mails. Neben anderen organisatorischen Aufgaben war ich außerdem war noch für die Social Media Kanäle der Organisation verantwortlich und sollte diese mit Inhalten füllen. Durch die Erfahrung bei verfassen wissenschaftlicher Texte wurde ich im Laufe des Praktikums beauftragt den monatlichen Newsletter zu erstellen. Zunächst war ich mit dieser Aufgabe ein bisschen überfordert, da ich noch nie einen Newsletter in dieser Form erstellt hatte und mir nicht im klaren war was da alles dazu gehört. Diese anspruchsvolle Aufgabe stellte sich nach Abschluss des Praktikums als einer der aufschlussreichsten und spannendsten Aufgaben heraus. Die anfänglichen Schwierigkeiten und Hemmungen wurde durch die gute Zusammenarbeit im Team und mit der Hilfe der Künstler:innen aufgefangen. Schnell fand ich Spaß daran alle möglichen Inhalten, Dokumente und Bilder zusammenzutragen, diese Aufzubereiten und dann einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Bei dieser Aufgabe konnte ich auch die im Studium erlernte Fähigkeit des Vermittelns weiter verbessern und auf ein anderes, mir bis dahin noch unbekanntes Textformat zu ergänzen. Das Zusammenfassen komplexer Zusammenhänge, die Reduktion auf das Wesentliche ohne an inhaltlich wichtigen Details einzubüßen erfordert genaues Recherchieren und Kontextualisieren sowie Effizienz und präzises Arbeiten. Entscheiden ist dabei die Inhalte so zu präsentieren dass sie einem diversen Publikum zugänglich werden.

Zu andere Aufgaben mit denen ich während des Praktikums beauftragt wurde gehörte das Verfassen und Füllen der Website mit Inhalten. Dazu zählte auch das ein oder andere Interview mit Künstler:innen zu führen. Hier konnte ich perfekt die im zweiter Semester erlernten Interviewmethoden in einem praktischen Beispiel anwendern. Interessant war auch dieses Interview so aufzubereiten dass es für eine Publikation bereit ist. Durch die ständige Zusammenarbeit innerhalb des Managementteams aber auch mit den Künstler:innen konnte ich viele neue Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen. Das offene Arbeitsumfeld  war für mein Wohlbefinden ausschlaggebend, zu keinem Zeitpunkt kam ein Büro-Feeling auf, bei dem jeder nur für sich arbeitet. Die Organisation ist für viele mehr als nur ein Art Space, es ist eine kleine Familie bei der sich jeder kennt und zusammenhält.

Eine sich mir durch das Praktikum ermöglichte Chance möchte ich besonders hervorheben. Neben den organisatorischen Aufgaben im Büro gabe es auch immer wieder Veranstaltungen und Ausstellungen die es zu planen und kuratieren galt. Über die Möglichkeit schon früh in meinem Praktikum an Ausstellungen mitzuhelfen habe ich mich sehr gefreut. Auch wenn ich nur als Assistent mitgeholfen habe, konnte ich zu jeder Zeit meine eigenen Idee und Überlegungen eiinbringen. Durch meine Vorkenntnisse im kuratorischen Bereich wurden diese auch meistens zur Kenntnis genommen und berücksichtigt. Das Vertrauen das mir in diesem Bereich entgegengebracht wurde wusste ich sehr zu schätzen.

Einen Einblick in die kuratorische Arbeit innerhalb einer Kulturorganisation in Tansania zu bekommen hat meinen Blick entschieden geprägt und mir neue Eindrücke in verschiedene Ausstellungskonzepte gegeben. Besonders interessant war dabei die praktische Umsetzung mitzuerleben und aktiv mitzugestalten. Immer wieder gabe es unerwartete Problem, die es zu lösen und neu zu überdenken galt. Der Prozess von der konzeptionellen Planung einer Ausstellung über die technische Ausführung hin zur eigentlichen Eröffnung der Ausstellung ist ein langer, spannender und aufregender Prozess der immer mit viel Orga, Stress, Hektik aber auch Spaß verbunden ist.

Glücklicherweise wurde mir im Laufe des Praktikums nach ein zwei gelungenen Ausstellungen die Chance geboten auf Zanzibar während eines Festivals als kuratorischer Assistenten eine Ausstellung mit zu kuratieren. Dafür bin ich für mehrere Nächte nach Zanzibar gereist um dort an der Konzeption dieser Ausstellung mitzuarbeiten. Die Einblicke und Kontakte die ich dort bekommen habe waren einmalig und spannend. Der Wunsch an einer Ausstellung mit arbeiten zu dürfen war schon vor dem Praktikum sehr groß, umso glücklicher war ich als mir diese Chance ermöglicht wurde.

Neben den Ausstellung gehörten auch die größere Veranstaltungen zu den entscheidenstens age im Kalender. Sei es die Vorbereitung und Organisation im Bereich Social Media und Promotion oder das Aufbauen der Bühne jeder aus dem Team muss an einem Strang ziehen. Ohne die gute Teamarbeit und das Vertrauen unter den Kollegen wäre es nicht möglich mit einem so kleinen Team eine Veranstaltung in dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen. In der Woche vor den Veranstaltungen hat jeder seine Aufgaben und versucht den anderen so weit wie möglich zu unterstützen. Am Tag des Events gibt es einen geregelten Ablauf und jeder hat seinen Aufgabenbereich.

Obwohl ich bei diesen Veranstaltung meistens bis 23:00 Uhr gearbeitet habe, waren diese Abende die schönsten im ganzen Praktikum. Der komplette Space verwandelt sich in großes kulturelles Erlebnis bei dem der ganze Zauber zum vorschein kommt. Die Events waren wie eine Belohnung für das ganze Team, das sich nach der harten Arbeit entspannen konnte.

Fazit

Zu Beginn wurde ich das ein oder andere mal von der Komplexität und der anscheinenden Wichtigkeit der Aufgaben überrollt. Da ich in meinem Studium nicht sehr viel mit Marketing und Management zu tun habe war das eine unerwartete aber aufschlussreiche Herausforderung. Genau durch diese neuen Herausforderungen denen ich durch das Praktikum ausgesetzt war, ermöglichte es mir über unterschiedliche Problemlösungsansätze nachdenken.

Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aufgabenstellungen veranlasste mich neue Wege zu gehen, um dies Aufgaben zur Zufriedenstellung zu bearbeiten. Ich musste mich in eine ungewohntes Arbeitsumfeld und in eine neue Arbeitsweise eingliedern und zurecht finden. Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten, war es mir aber möglich nach nur einer Woche die komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Fähigkeiten von denen ich garnicht wusste das ich sie besitze, wurden in mir erkannt und ich wurde dazu ermutigt diese zu erforschen. Durch das zunehmende Vertrauen das in meine Arbeit gelegt wurde konnte ich überwiegend frei arbeiten. Ich war als vollständiges Teammitglied in die alltäglichen Ablauf eingebunden und vertraut mit der Organisation, so war es mir möglich immer tiefere Einblicke in die strukturellen Abläufe und Problem, die sich daraus ergeben, zu bekommen.

Durch meine Arbeitssituation und mein Tätigkeitsbereich konnte ich immer wieder interessante Einblicke in das Spannungsfeld zwischen Management auf der einen Seite und den Künstler:innen auf der anderen Seite, bekommen. Das agieren der Organisation als nichtstaatlicher Player auf der kulturpolitischen Ebene in Tansania und im weiteren ostafrikanischen Kontext ermöglichte es mir viel fruchtbare Eindrücke zu machen. Ich konnte hinter die Kulissen blicken und eine Vorstellung davon bekommen was es bedeutet eine NGO zu führen. Welche kulturpolitischen aber auch gesellschaftlichen Probleme und Vorteile daraus entstehen galt es stets zu hinterfragen.

Dabei immer wieder beide Perspektiven einnehmen zu können, zum einen die künstlerische und zum anderen die verwaltende, war sehr interessant.

Neben relevanten Einblicken und Kontakten im Hinblick auf mein weiteres Studium und mögliche Berufsfelder habe ich persönlich sehr viel neues gelernt und Erfahrungen gesammelt. Persönlich sowie künstlerisch war es mir möglich mich in einem positiven Sinn weiterentwickeln. Durch die Einnahme einer differenzierteren Perspektive konnte ich Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkel sehen und verstehen. Die Verbindung zwischen dem Sozial- und Kulturanthropologischen und dem Kunstgeschichtlichen, dass ich gesucht hatte hat sich in sehr vielen Fällen bestätigt und sich in manchen Momenten weit über meine Vorstellungen hinaus erweitert. Vielmehr aber hat das Praktikum mich in einer zeitgenössischen künstlerischen Richtung beeinflusst. Auch wenn der Bereich der materiellen Kultur und der traditionellen Kunstgeschichte vielleicht zu kurz gekommen ist wurde meine Sicht auf diesen Bereich doch durch ganz viel anderen verschieden Ansätze bereichert.

Das Praktikum hat durch seine Vielfältigkeit in den verschiedensten Bereichen mir zu neuen Einblicken, Ideen und Vorstellungen geholfen, was es bedeutet in einer Kulturlandschaft zu arbeiten und was der gesellschaftliche Wirkungskontext von visueller Kultur umfasst.

Ich konnte im Studium erworbene Kenntnisse und Wissen anwenden, vertiefen aber auch alte Zukunftspläne nochmal überdenken und reflektieren sowie neue schmieden. Durch die Konfrontation mit neuen Arbeitsbereichen und Formaten, in denen ich mich zurechtfinden musst, habe ich komplett neue Fähigkeiten erlernen können. Entscheiden für den Erfolg des Praktikums war natürlich auch die Organisation und das Team, welches immer hilfsbereit, nett und aufgeschlossen war. Das Büro als neues Arbeitsumfeld und die Zusammenarbeit innerhalb eines Tam war sehr spannend. Dem Namen entsprechend war das Praktikum eine Möglichkeit, eine Chance, die ich gerne angenommen habe und nur jedem weiter empfehlen kann.

 

Tipps für andere Praktikant/inn/en

Vorbereitung

Früh genug anfangen (min. ein halbes Jahr davor)

Praktikumssuche

Viele Gespräche mit Komoliton:innen oder Freunden, Professor:innen helfen sehr bei der Praktikumssuche

Wohnungssuche

Die Organisation um Hilfe bitten / Vorort informieren

Versicherung

Persönliche Entscheidung

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss

Mobile Daten mit neuer Sim-Karte

Bank/Kontoeröffnung

Visa Karte (um Vorort Geld abheben zu können) und Bargeld

Ausgehmöglichkeiten

Alles wünschenswerte vorhanden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.