Drei Monate Helsinki

Meine drei Monate bei Demos Helsinki waren einfach traumhaft. Ich freue mich die Chance bekommen zu haben, in diese einzigartige Organisation Einblicke bekommen zu haben, und meine Erfahrungen mit in die Zukunft nehmen zu können.

Demos Helsinki hat ein großes Internship Programm, durch das zwei Mal im Jahr je ca. 15-20 Praktikant:innen gefunden werden. Dadurch, dass das Programm schon so etabliert ist, sind die Prozesse rund um das Praktikum erprobt, und man bekommt als Praktikant:in nicht nur jede Menge Unterstützung bei der Orientierung, sondern auch die Freiheit, wirklich dort mitzuarbeiten, wo man sich gerne weiterentwickeln würde.
Ich bin in dem „Expanding Agency in Decarbonisation“ Leverage Team gelandet, in dem vor allem Research- und Consulting-Projekte rund um Klimawandel Mitigation, soziale Innovation und Partizipation durchgeführt werden. Trotzdem arbeiten die Teams nicht in Silos, und Projekte werden auch gemeinsam mit den anderen Leverage Teams (Governance, Economy und Infrastruktur) gemacht. Zu Beginn des Praktikums wurden gemeinsame Ziele vereinbart, und man hat einen Mentor, mit dem man sich wöchentlich trifft, so auch einen Supervisor, der einem für inhaltliche Fragen und generell als soziale Unterstützung zur Seite steht.

Mein Hauptziel war es zu verstehen, wie Demos Helsinki es schafft, zukunftsgewandte und komplexitätssensitive Prozesse hin zu ökologisch-gesellschaftlicher Transformation gestaltet, die nicht auf lineare Strategie zurückgreifen. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurde ich in drei Projekte unterschiedlichster Größenordnung eingespannt. Einerseits unterstützte ich in einem sehr agilen und schnellen Projekt zum Nachhaltigkeitsnarrativ des Built Environment für die Laudes Foundation mit Systems Thinking Aufgaben, in einem mehrjährigen EU-Horizon Research Projekt mit dem Ziel 12 Regionen in der EU bei der Klimawandel Adaptation zu unterstützen, und andererseits an einem internen Research Projekt zum Thema Gerechtigkeit, das Demos Helsinki dabei unterstützen soll, Gerechtigkeit zu verstehen und für die Gesamtorganisation zu definieren. Die Erfahrung in den Projekten, die stetige Bereitschaft meiner Kolleg:innen sich mit meinen Fragen auseinanderzusetzen und der generelle Austausch im Büro halfen mir dabei, Antworten auf mein Lernziel zu finden, und in den Kontext meines Studiums zu setzen.
Für mich war die Arbeit bei Demos Helsinki eine einzigartige Erfahrung. Die Arbeit ist immer an der eigenen Mission und der intendierten Wirkung der Organisation anhand eines Impact Models ausgerichtet. Alle Mitarbeiter:innen genießen bei Demos Helsinki daher den Luxus, mit ihrer Arbeit für etwas zu kämpfen an das sie glauben, und zwar mit verstärkter Wirkung im Kollektiv. Die Organisation besteht aus interessanten, diversen und intelligenten Menschen, die für eine faire, nachhaltige und glückliche nächste Ära kämpfen. Davon ein Teil sein zu können schenkt unglaublich viel Motivation und Zuversicht für die Zukunft.
Finnland als Expat kennenzulernen war ebenfalls eine große Bereicherung. Für mich war es das erste Mal, dass ich in einem nicht-deutschsprachigen Land gelebt habe, dessen Kultur für mich neu war. Nicht nur die Natur in Helsinki, sondern auch die Menschen und das allgemeine Lebensgefühl haben mich beeindruckt. Ich nahm die Finn:innen als sehr hilfsbereit, entspannt, resilient und bescheiden wahr. Da Winter sehr lang, kalt und dunkel ist, ist der Sommer für Finn:innen etwas sehr besonderes. Es war toll, den Sommeranfang und vor allem das Mittsommer Fest miterleben zu können.
Um nicht nur zu schwärmen, will ich auch die Schattenseiten der Erfahrung in diesem Erfahrungsbericht nicht weglassen. Mit Ende 20 temporär eine komplette Veränderung des gesamten Umfelds, aller Routinen und aller sozialen Netze zu machen, war für mich vor allem nach dem die erste Aufregung abgeklungen war sehr herausfordernd. Dazu kam, dass mir die Themen an denen ich arbeitete so wichtig waren, dass ich mir manchmal schwer dabei tat, abzuschalten und nach Feierabend Abstand zu finden. Glücklicherweise gab es in meiner Arbeit zu diesen Themen eine sehr offene Gesprächskultur, und ich fühlte mich sicher genug um meine Kolleg:innen um Hilfe zu fragen. Ich finde, dass auch diese schwierigeren Zeiten und die Unterstützung die ich dabei erhalten habe dazu beigetragen haben, dass dieses Praktikum so intensiv prägend und transformativ war. Ich habe auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen wichtige Dinge gelernt.


Vorbereitung
In Finnland nehmen sich viele den ganzen Juli lang frei. Das wäre eventuell gut zu beachten bei der Wahl des Praktikumzeitraums. Eventuell könnte es im Juli etwas ruhiger werden.

 Praktikumssuche
Ich wurde auf LinkedIn auf den Call for Applications für mein Praktikum findig. Mein Tipp ist: Folgt interessanten Personen und Professor:innen, die auf LinkedIn aktiv sind, über das Netzwerk kommt viel interessantes rein.

Wohnungssuche
Ich habe eine Wohnung über Airbnb gemietet, was allerdings eine etwas kostspieligere Lösung ist. In der Facebook Gruppe „Vuokra-asunnot Helsinki“ wird man laut Kollegen allerdings auch oft findig.

Versicherung
Ich habe die Versicherungen über den DAAD abgeschlossen und durfte durch meine Arbeit noch eine Gesundheits-Zusatzversicherung bei Heltti nutzen.

Sonstiges
Falls die Distanz zwischen Arbeit und Wohnung weit ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, holt euch ein CityBike.

Formalitäten vor Ort:
Telefon-/Internetanschluss
Ich habe mir eine DANN Prepaid Karte besorgt, gibt’s in jedem kioski.

Bank/Kontoeröffnung
Ich habe mein deutsches Konto weitergenutzt.

Sonstiges
In Finnland läuft viel über elektronische mobileID oder Ausweisen über ein finnisches Bankkonto. Ich hatte beides nicht, es gibt aber trotzdem immer Wege drumherum. Finnen sind da sehr kulant.

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Ich war vor allem auf den Inseln unterwegs um eine kleine Auszeit in der Natur zu bekommen, besonders Lammassaari ist gut zu erreichen und traumhaft. Im Sommer finden außerdem ständig irgendwelche Open Airs statt. Fragt dafür am besten jüngere Kolleg:innen nach Tipps.

Sonstiges
Holt euch den finnischen Museumspass. Damit habt ihr gratis Eintritt in alle finnischen Museen für ein Jahr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.