The #Lioness and the Wild Boar – a sociological parable of disasters

By: Cordula Dittmer and Daniel F. Lorenz

http://dx.doi.org/10.17169/refubium-45264

Original German version published on July 26, 2023

Translated version published on July 31, 2024

Source: EleFand🐘 auf X: „Neues Musical in #Berlin, nur echt mit #Loewin https://t.co/rX8hS4vBYU“ / X

On July 20, 2023, at 4:26 AM, the warning app NINA alerted the residents of the tranquil upper-class enclave Kleinmachnow, located in the south of Berlin, with the message: “Warning of a free roaming big cat.” This message was reiterated at 6:07 AM with the statement: “Warning of a free roaming dangerous wild animal,” accompanied by the additional information: “The wild animal is presumed to be a lioness.”

Continue reading “The #Lioness and the Wild Boar – a sociological parable of disasters”

The DRU on the national Warning on the 08.12.2022

Disaster Research Unit (Katastrophenforschungsstelle); Cordula Dittmer

Original German version published December 7, 2022

Translated version published July 30, 2024

In 1984, Lars Clausen and Wolf R- Dombrowsky, pioneers of German Catastrophe-Sociology and founders of the Disaster Research Center (Katastrophenforschungstelle) at Christian-Albrechts-University of Kiel, described the concept of warning systems:

                “In negative terms, a warning system is a technical apparatus, which, even in perfect functionality, is meaningless as a “bare warning”. A warning without reference to understandably dangerous natural hazards and related reactions of those warned, is not able to exist. Without these considerations, the communication measures are simply a “forecast” of scientific patterns. Warnings must be more, they should specifically foster social behaviors that aim to prevent the predicted event, ie the disaster, not to happen. One can only speak of a socially functional warning system if all related matters are discussed, a wide range of anticipated dangers are defined, technical consideration are considered and public reactions are addressed.” (translated from the original)

While public debates over the aspects of a successful warning- such as those observed in the last few days- often focus on the possibilities and limits of the use of operationalized technical tools, the Disaster Research Unit (KFS in German) instead aims its attention at the social preconditions for communication. The basic assumption is that warning should not be understood as a linear transfer of information whose success is primarily dependent on the technical transfer of information from sender to receiver. Instead, communication is to be understood as a complex social process that has various preconditions on different levels. The specific warning address, that is operationalized as a warning in acute situations, is interconnected with previous (disaster) communication, as well as, the experiences, expectations, situational patterns, etc. of a heterogenous, constantly changing population. As a result, any specific warning results in diverse receptions and interpretations. To fully understand the preconditions of a successful warning, it is essential that these social factors be considered.

At the DRU and the Akademie der Katastrophenforschungsstelle (AKFS), we are involved in various trans- and interdisciplinary projects that address topics of communication in general and warnings specifically. As such, we are led by the assumption that warnings can’t be successful without proper consideration of socio-cultural, economic, historic, and political (ie examining society as a whole).

Continue reading “The DRU on the national Warning on the 08.12.2022”

Das Winterhochwasser 2023/24 – Verhalten der Bevölkerung und Krisenkommunikation: Lessons to Learn

Von Nicolas Bock, Cordula Dittmer, Verena Flörchinger und Peter Windsheimer

26. Juli 2024

http://dx.doi.org/10.17169/refubium-45310

Quelle: KFS

In den letzten Wochen des Jahres 2023 kam es in Deutschland, insbesondere im Bundesland Niedersachsen, aber auch in Teilen Thüringens, Sachsens, Sachsen-Anhalts und im Westen Deutschlands zu großflächigen Überflutungen. Die Hochphase dieses Winterhochwassers fiel über die Weihnachtsfeiertage sowie Silvester. Winterhochwasser (z. B. am Rhein) sind keine Seltenheit, allerdings hatte man es bei den Winterhochwassern 2023/24 mit einer Kombination von Schneeschmelze, gesättigten Böden, volllaufenden Talsperren, langanhaltendem Regen und vollgesogenen Deichen zu tun, was die Lagebewältigung erschwerte (Müller-Tischer 2024). Durch den nach Wetterberuhigung eintretenden Frost verschärfte sich die Lage nochmals. Die Anfahrt an die Deiche mit schwerem Gerät war durch den frostharten Boden zwar möglich, gefrorenes Wasser in den Deichen barg allerdings die Gefahr von Frostbrüchen und die Einsatzmittel waren teilweisen in ihrer Tauglichkeit eingeschränkt (Müller-Tischer 2024).

⇒ Continue Reading

Die #Loewin und das Wildschwein – eine katastrophensoziologische Parabel

Von Cordula Dittmer und Daniel F. Lorenz

http://dx.doi.org/10.17169/refubium-45264

July 26, 2023

Am 20. Juli 2023 weckte die Warn-App NINA die Bewohner*innen des beschaulichen Oberschichtghettos Kleinmachnow, im Süden von Berlin um 4:26 Uhr mit der Nachricht: „Warnung vor freilaufender Raubkatze“, die um 6:07 Uhr nochmals erneuert wurde mit der Botschaft „Warnung vor einem freilaufenden gefährlichen Wildtier“ und der Ergänzung „Bei dem Wildtier soll es sich vermutlich um eine Löwin handeln“.

Empfohlen wurde in weiteren Warnungen, das Haus möglichst nicht zu verlassen und Haustiere ins Haus zu holen. Grundlage der Warnungen war ein relativ verpixeltes in der Nacht aufgenommenes Video, auf dem nach Aussagen der Beobachtenden sowie der Polizei, relativ eindeutig eine Löwin zu sehen wäre, wie sie nach erfolgter – ebenfalls beobachteter – Wildschweinjagd das erlegte Wildschwein fräße.

Daraufhin erfolgte eine 36-stündige Suchaktion von Berliner und Brandenburger Polizeibeamt*innen, Amtstierärzt*innen, Jäger*innen, Fährtensucher*innen und schwerem Gerät.

⇒ Continue Reading

KFS zum bundesweiten Warntag am 08.12.2022

Katastrophenforschungsstelle (KFS)

© Furtwängler, A.; Reichhold, K.; Huber, A.:
Griechische Vasenmalerei, Odysseus und die Sirenen, ca. 475-450 v. Chr.

1984 beschreiben Lars Clausen und Wolf R. Dombrowsky, die Wegbereiter einer deutschen Katastrophensoziologie und Gründer der Katastrophenforschungsstelle (KFS) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Wesen der Warnung:

„Negativ bestimmt sich so das Warnwesen als eine technische Einrichtung, die dann auch trotz besten Funktionierens und möglicher Rechtzeitigkeit sinnlos ist, weil es ein ,nacktes Warnen‘, ein Warnen ohne Bezug auf die als gefährlich definierten Umwelterscheinungen und die ihm folgenden angemessenen Reaktionen der Gewarnten, nicht geben kann. Es vereinfachte sich zu einer ,Prognose‘ herkömmlichen naturwissenschaftlichen Musters – weil ,Warnungen‘ mehr sein müssen, nämlich konkret erlauben sollen, sozial handelnd das Vorhergesagte, die Gefahr, nicht eintreten zu lassen. Nur dort, wo die Korrespondenz aller Bezüge über das gesamte Spektrum von Gefahrenantizipation, -definition, technischer Umsetzung und Reaktionstraining abgedeckt ist, ließe sich von einem gesellschaftlich funktionstüchtigen Warnwesen sprechen“ (Hervorh. im Original).

Während öffentliche Debatten – wie auch in den letzten Tagen wieder zu beobachten – über die Bedingungen erfolgreicher Warnung häufig auf den Möglichkeiten und Grenzen der zum Einsatz kommenden Technik fokussieren, lenkt die KFS seit fast 40 Jahren ihre Aufmerksamkeit auf die sozialen Voraussetzungen von Kommunikation. Grundlegende Annahme ist, dass Warnung nicht als ein linearer Transfer von Informationen begriffen werden sollte, für dessen Erfolg in erster Linie die technische Übermittlung von einem Sender an die Empfänger gelingen müsse. Stattdessen gilt es, Kommunikation als komplexen sozialen Prozess zu begreifen, der auf verschiedenen Ebenen höchst voraussetzungsvoll ist. Die konkrete Ansprache, die als Warnung in akuten Lagen erfolgt, schließt an vorherige (Risiko-)Kommunikation sowie Erfahrungen, Erwartungen, Deutungsmuster usw. einer heterogenen sich fortlaufend verändernden Bevölkerung an und wird vor diesem Hintergrund auf entsprechend vielfältige Weise rezipiert und interpretiert. Um die Voraussetzungen erfolgreicher Warnung zu verstehen, müssen diese sozialen Faktoren in den Blick genommen werden.

Wir beschäftigen uns in unterschiedlichen Projekten an der KFS und der Akademie der Katastrophenforschungsstelle (AKFS), mit verschiedenen disziplinären, inter- und transdisziplinären Zugängen mit dem Themenfeld von Kommunikation im Allgemeinen und Warnungen im Speziellen. Dabei leitet uns stets die Annahme, dass Warnung nicht ohne eine Betrachtung des soziokulturellen, ökonomischen, historischen, politischen – also letztlich gesamtgesellschaftlichen – Kontextes optimal erfolgen kann.

⇒ Continue Reading