Das Winterhochwasser 2023/24 – Verhalten der Bevölkerung und Krisenkommunikation: Lessons to Learn

Von Nicolas Bock, Cordula Dittmer, Verena Flörchinger und Peter Windsheimer

Quelle: KFS

In den letzten Wochen des Jahres 2023 kam es in Deutschland, insbesondere im Bundesland Niedersachsen, aber auch in Teilen Thüringens, Sachsens, Sachsen-Anhalts und im Westen Deutschlands zu großflächigen Überflutungen. Die Hochphase dieses Winterhochwassers fiel über die Weihnachtsfeiertage sowie Silvester. Winterhochwasser (z. B. am Rhein) sind keine Seltenheit, allerdings hatte man es bei den Winterhochwassern 2023/24 mit einer Kombination von Schneeschmelze, gesättigten Böden, volllaufenden Talsperren, langanhaltendem Regen und vollgesogenen Deichen zu tun, was die Lagebewältigung erschwerte (Müller-Tischer 2024). Durch den nach Wetterberuhigung eintretenden Frost verschärfte sich die Lage nochmals. Die Anfahrt an die Deiche mit schwerem Gerät war durch den frostharten Boden zwar möglich, gefrorenes Wasser in den Deichen barg allerdings die Gefahr von Frostbrüchen und die Einsatzmittel waren teilweisen in ihrer Tauglichkeit eingeschränkt (Müller-Tischer 2024).

⇒ Continue Reading

10. Jahrestag des Deichbruchs in Fischbeck – Rückblick und Ausblick auf Forschungen der KFS zur Katastrophe

Von Cordula Dittmer und Daniel F. Lorenz

Bilder vom Hochwasser (Zur Verfügung gestellt von der Gemeinde Schönhausen) 

Vor genau 10 Jahren, während des Elbehochwassers 2013, brach am 10. Juni ein Deich in Fischbeck und eine Vielzahl an Orten in der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land, eine überwiegend ländlich geprägte und dünn besiedelte Region östlich der Elbe im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, wurde überflutet. Obwohl einige Orte komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren, widersetzten sich viele der Bewohner*innen den von behördlicher Seite angeordneten Evakuierungen, um ihr Hab und Gut zu retten und organisierten ihr Leben autark (Dittmer et al. 2016; Schmersal/Voss 2018). Zum Teil traf erst nach zwei Wochen Hilfe von außen durch die Organisationen des Katastrophenschutzes wie das Technische Hilfswerk (THW), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter (JUH) oder auch die eingesetzte Bundeswehr ein. Andere, die der Aufforderung zur Evakuierung gefolgt waren und in privaten Unterkünften oder in Notunterkünften in Stendal, Jerichow oder Havelberg unterkamen, kehrten erst nach Wochen in teils kaum bewohnbare Wohnungen und Häuser zurück. 

Im Rahmen des Projektes INVOLVE wurde von der Katastrophenforschungsstelle (KFS) in den Jahren 2015-2018 in der betroffenen Verbandsgemeinde eine qualitative und quantitative Feldstudie mit Expert*inneninterviews, Interviews mit Betroffenen, Stakeholderworkshops, Gruppendiskussionen sowie eine quantitative Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Das besondere Interesse lag darin, die Bedürfnisse und Selbsthilfekapazitäten in der Bevölkerung während und nach dem Hochwasser zu erfassen, um diese in zukünftigen ähnlichen Lagen (wie sie sich bspw. 2021 im Ahrtal gezeigt haben) durch entsprechende Hilfsangebote besser bewältigen zu können. Die Ergebnisse dieser Forschungen wurden u. a. in einer Ausstellung in Genthin, Schönhausen und Burg in der Region der Öffentlichkeit präsentiert.  

⇒ Continue Reading