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Das Ukraine Mädchen

Este microrrelato está en español, y se puede leer en su lengua original cliqueando aquí.

Agradezco a Carmela Greciet, la autora, que nos haya permitido publicar su texto en alemán, y a la escritora alemana y traductora profesional, Heike Brandt, que lo haya traducido al alemán.

 

Das Ukraine Mädchen

Carmela Greciet

                                      Aus dem Spanischen von Heike Brandt (Juli 2013)

Meine Mutter klebte am Handy, als wir auf dem Weg hinunter zum Park in den Fahrstuhl einsteigen wollten. Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen, hinter mir schlossen sich die Fahrstuhltüren.

Ich landete ein paar Stockwerke höher, wo mich eine Frau erwartete, die ich nie im Leben gesehen hatte und die mich wütend auf – wie ich später erfuhr – Ukrainisch anschrie. Noch durcheinander von meiner ersten Fahrstuhlfahrt ganz alleine, hatte ich keine Kraft, mich zu widersetzen, und befolgte, was sie in der universalen Sprache aller Mütter mit einer Geste anordnete: „Rein mit dir.“

Anfangs dachte ich noch daran, mich die Treppe hinunter zu flüchten, aber als die Tage vergingen und sie nicht nach oben kam, um mich zu holen, siegte mein verletzter Stolz und ich sann auf Rache. Außerdem fand ich bald Gefallen an Bortscht, an Galuschki, an Salo, an Kulich und an der Süßspeise Zapekanka und daran, einen Bruder zu haben – ich hatte mir schon immer einen Bruder gewünscht –, und so beschloss ich zu bleiben.

Jetzt gehe ich auf eine öffentliche Schule, wo ich fünf Stunden in der Woche Spanisch-Unterricht bekomme. Da ich nicht spreche, sagt meine Betreuerin den Lehrern zur Beruhigung: „Im Moment befindet sie sich noch in der Phase des Schweigens, aber Sie werden sehen, die aus dem Osten sind ausgesprochen eifrig, sobald sie erst einmal aufgetaut sind …“ Alle glauben, dass ich sehr groß bin, aber das kommt nur, weil sie mich zwei Klassen tiefer eingeschult haben.

In der Pause grölen die aus meiner Klasse:

„Uu-U-kraine-Mädchen, Uu-U-kraine-Mädchen!“

Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und heute bin ich ihr zum ersten Mal wieder begegnet. Ich wollte mit meinem Bruder ins Haus gehen, da kam sie mir an der Hand eines neuen Liebhabers strahlend entgegen. Als sie mich sah, quiekte sie:

Oi, was für ein niedliches Mädchen! Und wie sie gewachsen ist …“

Und unter vorgehaltener Hand hat sie ihm dann erklärt:

Das sind die aus dem fünften Stock, die aus der Ukraine.“

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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 9. Januar 2014 um 17:07 Uhr von Maria Jesus Beltran Brotons veröffentlicht und wurde unter EN OTRAS LENGUAS abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

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