Recht einfach? Bildrechte und Open Access

Ein Online-Workshop für die Künste

Von Friederike Kramer, Lydia Koglin, Linda Martin

Im Bilde: Open Access publizieren – Insgesamt 112 Teilnehmende informierten sich am 21. November über Wege des Open-Access-Publizierens und Bildrechte bei digitalen Publikationen. Im Rahmen des Projektes open-access.network richteten die Universitätsbibliothek der Universität der Künste  und das Open-Access-Büro Berlin einen Workshop aus, der Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Infrastrukturanbietende zusammenbrachte.

Einstimmung: Mentimeter-Umfrage, die Kenntnissstände zu Open Access offenlegt

Wichtig: Urheber*innen in Kenntnis setzen 

Wie ein Open-Access-Buch entsteht? Dagmar Pelger nahm die Teilnehmenden mit in eine Ausstellung zu Stadt- und Raumentwicklung in Berlin, die sie gemeinsam mit Studierenden kuratiert hatte. Die Open-Access-Publikation „For Dis-Closing Separate Space. Kartierungen kooperativer Planungsarbeit am Cotti, am Kotti und am Hermannplatz in Berlin“, die virtuellen Ausstellungskatalog und enhanced publication in in sich vereint, entstand interdisziplinär. Gemeinsam diskutierten die Anwesenden über die Wahl und den Nutzen von Publikationsformaten und sprachen über Herausforderungen bei der Erstellung solcher. So wurde der Mangel an Open-Source-Lösungen zur Bearbeitung von Bildern und der Erstellung von Katalogen als Desiderate benannt.

Vielfältige Publikationsformate: Mentimeter-Umfrage unter den Teilnehmenden

Ist das bereits gemeinfrei?

Ins Bild über rechtliche Aspekte der Bildnutzung und dem (Mehr-)Wert von Creative-Commons-Lizenzen setzte Grischka Petri vom Legal Helpdesk des NFDI4Culture die Zuhörenden. In einer ausgedehnten Diskussionsrunde eröffneten sich Fragen zu Verwertungsrechten, Persönlichkeitsrechten, Unterschieden im weltweiten Kontext und Besonderheiten bei der Lizenzvergabe.

Friederike Kramer von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste informierte im Anschluss über Unterstützungsangebote, die Autor*innen bei der eigenen Open-Access-Publikation unterstützen wahrnehmen können – darunter die institutionelle Bibliothek, arthistoricum.net und NFDI4Culture.

Ideen teilen – Wissen stärken: Einblick in das gemeinsam genutzte Pad

Der Workshop beschließt das Angebot der thematischen Workshops von open-access.network. Die Präsentationen zu der Veranstaltung finden Sie unter https://open-access.network/fortbilden/thematische-workshops/online-workshop-am-21-november-2022.

Open Access and share your knowledge! Publishing in African Studies

Report on the online workshop on 2nd November 2022
By Anne Schumann Douosson and Linda Martin

African Studies covers various disciplines, each of which  has its own publishing culture. Academics are united by the regional frame of their research, which is geared towards researchcollaboration across continental borders.
In a half-day workshop, jointly organised by the African Studies Library and open-access.network, on 2nd November 2022, scholars and infrastructure providers came together to exchange on open access publishing.

The event offered participants the opportunity for exchange and networking. A short question about the expectations of the workshop revealed key interests of the participants: more structured information on how and where open access publishing is possible.

No licence does not mean that your work is protected from misuse

In a short presentation in the first session of the workshop, Prof. Dr. Paul Klimpel explained the possibilities of secondary publication rights (Green Open Access) available under German copyright law. Some important take-aways:

  • Obtaining information on publication strategies in an early phase of the research process is important;
  • It it vital to check publishing contracts before signing them;
  • Openness should be part of a researcher’s self-understanding: Choose a Creative Commons license, ideally CC BY;
  • For publications in the European Union: authors can refer to the copyright law of their country if it is part of the EU.

In addition, the participants shared information and links to the CARE and FAIR principles as well as tools that allow for secure data sharing (eg. DMLawTool).

Different ways of publishing

In the second part of the workshop, Dr Tim Glawion (Africa Spectrum), Dr Francois van Schalkwyk (African Minds), Dr Sebastian Nordhoff (LangSciPress) and Dr Jo Havemann and Nicholas Outa (AfricArXiv) presented the services of their publishing houses as well as the AfricArXiv repository. The publishers meet challenges such as establishing a reputation and financing by strengthening cooperation or crowdfunding. The latter is also necessary for publishing in the diamond open access model. Regardless of whether it is a journal article or monograph, the quality is assured by a peer-review process. Furthermore all of the providers guarantee persistent access to the publication / research findings. In an “ask the expert session”, the participants were able to find out more about services and submission processes of Africa Spectrum, African Minds, LangSciPress and AfricArXiv.


The documentation of this workshop can be found on the website of open-access.network. The workshop series will be concluded with an event on 21st November 2022, addressing scholars and authors publishing in the social sciences and humanities. If you have any questions or suggestions, please contact linda.martin(at)open-access-berlin.de.

Nur ein Forschungsthema? Open Access in der Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Bericht zum Online-Workshop am 11. Oktober 2022
Von Anna Lingnau und Linda Martin

Für die Studiengänge der Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften ist das Thema Open Access keine Unbekannte. Innerhalb der Curricula finden sich Inhalte, die Open Science und das Forschungsdatenmanagement vermitteln möchten. Doch wie steht es um das Thema Openness innerhalb der Disziplinen? Welche Entwicklungen prägen die Forschenden dieser Fächer mit und ist Open Access ein gängiger Weg zu publizieren? Diese und andere Fragen adressierten der Fachinformationsdienst Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften und open-access.network gemeinsam in einem Online-Workshop am 11. Oktober 2022.

Dr. Nikolaus Weichselbaumer, Buchwissenschaftler an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, schärfte das Verständnis der Teilnehmenden für die diametrale Rolle von Quellen und Publikationsformen, die „born digital“ und diejenigen, die nachträglich digitalisiert wurden. Weichselbaumer hob die zentrale Rolle von Vereinen und kleinen Verlagshäusern hervor, die für die Buchwissenschaft wichtige Journale und Reihen publizieren und für die finanzielle Realisierbarkeit und das „Publizieren in guter Nachbarschaft“ (gemeint ist das Publizieren in Reihen oder Sammelbänden gemeinsam mit anderen Kolleg*innen des Faches) zentral seien.
Esther Asef, Informationswissenschaftlerin und tätig im Forschungsdatenmanagement an der Freien Universität Berlin, ergänzte diese Sichtweise mit einem Einblick in das Publikationsverhalten von Bibliotheks- und Informationswissenschaftler*innen, welches sie 2017 untersuchte. „Es wäre spannend, wenn das Thema nun, nach ein paar Jahren, wieder aufgegriffen würde und auch Diamond Open Access einfließen könnte“, sagte Asef.

Mentimeter-Umfrage zu Beginn des Workshops.

Einen Einblick in die Praxis gab Laura Rothritz, die über ihre Erfahrungen zur Herausgabe eines Proceedings-Bandes in einem genuinen Open Access Journal berichtete, dessen richtige Formatierung sich als Herausforderung erwies. „Eine Unterstützung von Textformaten, die sich automatisiert bearbeiten ließen (z.B. LaTex), würde eine Erleichterung des Workflows darstellen“, da waren sich die Referentin und die Zuhörenden einig. Die Organisation der Open-Access-Transformation von Community Journals erfordere Kenntnisse und das Vorhandensein von Tools zur (teil-)automatisierten Aufbereitung der Texte und der Metadaten.
Ein Bindeglied zwischen diesem und dem nachfolgenden Beitrag stellten die Herausgeber*innenverträge dar. Prof. Dr. Christoph Bläsi, Buchwissenschaftler an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, beleuchtete verschiedene Stakeholder des wissenschaftlichen Publizierens in den Geistes- und Sozialwissenschaften und Ergebnisse aus dem Projekt „Autor:innen und Rechtssicherheit für Open Access“ (AuROA). Die in dem Projekt erstellten modularen Musterverträge sollen die Wahl einer Open-Access-Publikation erleichtern und die Autor*innen ermutigen, ihren „Verhandlungsspielraum gegenüber Verlagen zu nutzen“, so Bläsi. Gleichermaßen könnten Verlage, die ebenfalls befragt wurden, die Bausteine zur Erstellung von eigenen Verträgen benutzen. 

Beschlossen wurde der Workshop mit zwei „Zauberstablisten“, auf denen die Teilnehmenden offene Bedarfe und bestehende Herausforderungen bei der Publikation im Open Access notierten. Die Sorge um Finanzierungsmöglichkeiten und die Wahl von Herausgebenden auf bekannte, tradierte Verlagshäuser zu setzen, wurde um wertvolle Ideen zur Stärkung von Open Access ergänzt. So sollten Kompetenzen rund um das wissenschaftliche Publizieren bereits in den Curricula der Studiengänge implementiert werden. Darüber hinaus wäre es gut, wenn „Regelungen für Grünes Open Access unkomplizierter und rechtssicher sein“. Etablierte Forschende müssten gleich einer „Dampflok“ dazu beitragen, das Renommé von Open Access-Repositorien, -Zeitschriften und -Reihen zu steigern.  Es herrschte Uneinigkeit, ob ein Repositorium speziell für Forschende der Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften bestehen sollte: Einige hoben den Vorteil einer Ablage für Daten und Texte aus der Community hervor, andere Teilnehmende verwiesen darauf, dass die Zahl von allgemeinen und Fachrepositorien aus Forschendenperspektive schon jetzt schwer überschaubar sei. 

Die Dokumentation zum Workshop finden Sie auf der Webseite zum Workshop. Die Reihe der Thematischen Workshops wird im November um Angebote für Wissenschaftler*innen und Autor*innen der Afrikastudien und der Künste fortgesetzt. Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an linda.martin(at)open-access-berlin.de.

Open Access zur Norm machen? Ein kontroverser Austausch in den Technik- und Ingenieurwissenschaften

Von Carsten Elsner, Matthias Fuchs, Linda Martin, Eric Retzlaff, Sebastian Schaarschmidt, Katja Wermbter

Am 3. Mai luden die Fachinformationsdienste Move und BAUdigital, das Fraunhofer IRB und open-access.network gemeinsam Forschende und OA-Professionals aus den Technik- und Ingenieurwissenschaften ein, um über den Stand von Open Access in ihren Fachdisziplinen  ins Gespräch zu kommen. Der Online-Workshop bot Wissenschaftler*innen und Infrastrukturanbietenden Raum, sich über Chancen und Herausforderungen des Publizierens in Open Access auszutauschen.

Was verknüpfen Sie mit Open Access? – Die Diskutant*innen Dr. Antje Witting (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung), Prof. Dr. Constantinos Antoniou (TU München) und Dipl.-Ing. Martin Scheidt (TU Braunschweig) traten am Vormittag in eine Diskussion über Erfahrungen, Reputationsmechanismen, Qualitätskriterien und die eigene Rolle innerhalb des Systems der wissenschaftlichen Kommunikation. Indem sie auf einem virtuellen Stuhl Platz nahmen, konnten sich die Teilnehmenden mit Impulsen als Diskutant*innen selbst aktiv in die Gespräche einbringen.

Top down oder bottom up? – Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates und die Anforderung der Europäischen Union zur sofortigen Open-Access-Stellung von Publikationen im Rahmen des Förderprogramms Horizon Europe stießen auf geteilte Meinungen. Wo Open Access gefordert werde, müsse eine Ausstattung mit finanziellen Mitteln gegeben sein, so eine Stimme. Jedoch wurden Richtlinien und Handlungsempfehlungen, die auf mehr Open-Access-Publikationen zielen, seitens wissenschaftlicher Organisationen und Forschungsfördernden prinzipiell begrüßt. Martin Scheidt führte die Diskussion auf die Rolle jedes*r einzelnen Autor*in zurück: „Die Frage ist für mich eher, ob sich die Partizipation am „Wissen“ verändern wird. […] Ich versuche meine Echokammer mit guter wissenschaftlicher Praxis aufzubrechen.“ (Anm. d. Red.: Eine hervorgehobene Stellung nimmt Open Access mit Blick auf die Leitlinie 13 des Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ ein.)

Open Access, Wissenschaft und Reputation – Wo der Weg in eine Karriere stetig über Einbindung des Impact Factors führe, „bietet die San Francisco Declaration on Research Assessment die Möglichkeit Zwänge des Reputationssystems aufzubrechen“, so Constantinos Antoniou und weiter: „[…] wichtig sei, die unterschiedlichen Wege des Publizierens der verschiedenen Karrierestufen sowie der einzelnen Disziplinen zu berücksichtigen.“
Einigkeit herrschte darüber, dass der Weg der Qualitätssicherung über Review-Verfahren führe. Darüber hinaus betonte Antje Witting: „Forschung ist einsam und der Austausch, der darin eigentlich angelegt ist, findet zu wenig statt und geht im jetzigen Review-Prozess verloren.“ Open Peer Review, als ein Verfahren der Qualitätssicherung bei Open-Access-Angeboten, könne hierbei eine Lösung darstellen.

Open Access ist wichtig für die eigene Forschung – der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information komme den Wissenschaftler*innen bei ihrer eigenen Forschung zugute. Aber auch die Industriepartner*innen können davon profitieren und begännen zunehmend in den Diskurs um Open Access und Open Data einzusteigen –  ein Open-Innovation-Prozesse könne hier förderlich sein, um Informationslücken zu schließen. 

Anschließend an die Diskussion luden Gruppenarbeitsräume die Teilnehmenden ein, sich über Publikationsformate für die Community, das zielgruppengerechte Publizieren und die Ideen hinter konventionellen Publikationsformaten auszutauschen.
Wichtige Take-Aways der Sessions waren:

  • Review-Verfahren stellen eine Form der Qualitätssicherung und eine Zusatzaufgabe, die von Wissenschaftler*innen erbracht wird, dar. Diese haben, neben klassischen Gutachter*innen-Verfahren, hohe Relevanz für die eigene Forschung. Bibliotheken können eine vermittelnde Funktion einnehmen und Reviewer*in und Wissenschaftler*in zusammenbringen. Eine Umleitung der Geldströme von einer Finanzierung von APC-Kosten hin zum Ausbau interner Strukturen kann hierbei einen möglichen Weg darstellen.
  • Community-basierte Anpassungen des Publikationswesen stellen nachhaltige Veränderungen dar: Neue Publikationsformate müssen in der Hand der Wissenschaftler*innen liegen. Diese erkennen die Herausforderungen, die verschiedene Formate (Text, Code, Data usw.) innerhalb der eigenen Disziplin mit sich bringen. In der Community gibt es eine grundsätzliche Offenheit, sich selbst an neuen Publikationsformaten zu beteiligen.
  • Open Access ist immer eine gute Option um die Sichtbarkeit der eigenen Forschung zu erhöhen. Sollten Kosten des Publizierens einen sofortigen freien Zugang erschweren, ist eine Zweitveröffentlichung der Texte auf einem institutionellen oder disziplinspezifischen Repositorium lohnenswert, da die Auffindbarkeit der eigenen Forschungsergebnisse dort langfristig gesichert ist. Die Auswahl eines Publikationsortes stützt sich zumeist auf die Empfehlung von Kolleg*innen.
  • Die häufig antagonistisch dargestellte Stellung zwischen Top-Down-Ansatz und Wissenschaftsfreiheit kann durch einen aktiven Diskurs und die Einbindung von Fachgesellschaften, Prüfungskommissionen, Fördernden u.a. aufgebrochen werden. Um eine Diskussion anzuregen, werden Good-Practice-Beispiele und Incentivierungen (bspw. in Form von Lektoraten) als notwendig angesehen.

Open Access in der chemischen Forschung

Ein Online-Workshop aus und für die Wissenschaft

Von Dr. Janna Neumann und Linda Martin

Wie kann Open Access in der Praxis aussehen und in den Forschungsalltag integriert werden? Dieser Frage gingen Wissenschaftler*innen, Forschungsreferent*innen und Publizierende in dem gemeinsam von open-access.network und der Technischen Informationsbibliothek (TIB) für die Fachdisziplin Chemie ausgerichteten Online-Workshop am 16. März nach.

Open Access ist bereits seit über 20 Jahren in der Atmosphärenwissenschaft von Relevanz, so Dr. Robert Wegener vom Forschungszentrum Jülich. Erste Journal-Gründungen wie die der Open-Access-Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics ermöglichen ein transparentes Peer Review und weisen mittlerweile einen hohen Journal Impact Factor auf. Eine Erleichterung des Wissenstransfers zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft als auch die Möglichkeit zur Nachnutzung offener Daten sind für die Atmosphärenwisenschaftler*innen zentral.

Dr. Juliane Simmchen gab einen Einblick in die Anwendenden-Perspektive: „Das Publizieren auf Preprint-Servern wie ChemRxiv ist für Nachwuchswissenschaflter*innen wichtig, da es schnelles Feedback und Austausch ermöglicht.“ Die Nachwuchsgruppenleiterin eines Freigeist-Fellowships an der Technischen Universität Dresden empfiehlt die Beantwortung von zwei Fragen bei der Auswahl eines Preprint-Servers: „Welche Server kommen generell für die eigene Fachdisziplin in Frage?“ und „Warum eignet sich dieser am besten für das eigene Paper?“

Professor Dr. Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker*innen wies auf die zentrale Stellung, die Open Access in der Fachgesellschaft einnimmt, hin. „Chemistry open“ – unter diesem Motto beleuchtete er sowohl die Relevanz von DEAL für die Forschung als auch das Publikationsorgan der GDCh, die „Angewandte Chemie„.
Demfolgend berichtete Dr. Marc Kielmann (Beilstein Institut) unter dem Titel „Why diamonds are a chemist’s best friend“ die Vorzüge einer Publikation in einem Diamond Open Access Journal. Das Non-for-Profit-Institut  bietet die Möglichkeit zur APC-freien Open-Access-Publikation.
Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information bedeutet auch die freie Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten. Die Unterstützung verschiedener Repositorien und die Möglichkeit den Datenfluss durch Software und Tools zu vereinfachen, dafür tritt der NFDI4Chem ein. Dr. Nicole Jung zeigte auf, wie sich die Datenbereitstellung im Datenrepositorium Chemotion realisieren ließe und  in welchem Umfang dabei Kooperationen mit Verlagen möglich sein können.
Stehen die Forschenden vor den Fragen des Publikationsortes und der Unterstützungsmöglichkeiten, ist eine Anfrage an Open-Access-Beauftragte bzw. Personen aus dem publikationsunterstützenden Bereich der Bibliothek an der eigenen Einrichtung sinnvoll. Michaela Voigt von der Technischen Universität Berlin beleuchtete einzelne Services und zentrale Open-Access-Förderkriterien ihrer Einrichtung, die sich in dieser oder ähnlicher Form auch an vielen anderen wissenschaftlichen Bibliotheken finden lassen.

Gemeinsam deckten die Wissenschaftler*innen über den Workshop hinweg Bedarfe, Fragen und Herausforderungen auf: Die Erhöhung der Transparenz stehe neben dem Wunsch einer unkomplizierten Finanzierung der eigenen Publikation. Einige Aussagen betrafen Daten- und Open-Access-Publikationen: Es werde ein Qualitätssicherungsprozess benötigt. Dieser sollte aus der wissenschaftlichen Community heraus gestaltet werden und dem Bild eines unkontrollierten Massenpublizerens vorbeugen.

Performing Open Access – Ein Workshop für und mit den Darstellenden Künsten

Von Friederike Kramer und Linda Martin

Performing Open Access – der Titel wurde Programm, als sich am 13. Dezember Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiter*innen gemeinsam mit Infrastrukturanbietenden über Bedarfe, die Umsetzung von und Angeboten zu Open Access ausgetauscht haben. Im Rahmen des Projektes open-access.network richteten das Open-Access-Büro Berlin und die Universitätsbibliothek der Universität der Künste einen interaktiven Workshop aus, der die Darstellenden Künste adressierte. Die 25 Teilnehmenden nutzten die Möglichkeiten des Gather.town-Raumes zum Austausch und zur Vernetzung.

Workshop „Performing Open Access“ am 13.12.2021

Zum Einstieg nahm Jason Corff (Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz) die Anwesenden mit auf eine Gedankenreise, die ihnen seine zwischen Kartographie und Choreographie angesiedelte Arbeit näher brachte. Open Access ist nicht gleich Open Access – wo die Wissenschaften verschiedene Anforderungen an die Verfügbarmachung von Wissen stellen, bringen die künstlerischen Inhalte andere Publikationsformate – wie Videomitschnitte oder enhanced publication – und auch ein gesondertes Verständnis gegenüber des eigenen Wirkens hervor. Corff wies auf die Herausforderungen hin, die ihm während seiner Forschungen begegnen. So sei ein „access to research“ bereits bei der Suche nach Publikationen durch ein fehlendes Vokabular stark erschwert.

Von den Einblicken in die Praxis ging es zu einem Blick auf die Praxis und die rechtlichen Aspekte. Dr. Paul Klimpel (irights.law) verwies auf den performativen Moment des Schaffens, das Werk, dass in der Aufführung bzw. in dem Moment des Ausübens bestehe. Vervielfältigungen hätten somit in den Darstellenden Künsten eine etwas anders gelagerte Stellung. Eine Aufzeichnung des Geschaffenen sei eher zweitrangig gelagert und ginge einher mit einer Form des Kontrollverlustes, welches sich häufig in Form der Vergabe einer CC-BY-NC-ND-Lizenz äußere. Dahinter stünden die Sorgen einer unerwünschten Weiterverwendung, einer Nichtnennung des*der Urheber*in bzw. einer starken Veränderung des eigenen Werkes. Ein wichtiger Fokus wurde auch auf die Vielzahl der zu bedenkenden rechtlichen Aspekte gelegt, die mit dem Urheberrecht beginnen und sich von Persönlichkeitsrechten bis hin zu Aufführungsrechten in einem weiten Spektrum bewegen.

Warum es aber dennoch wichtig sei, sich für eine barrierefreie Veröffentlichung der eigenen Werke stark zu machen, betonte schon zuvor Dr. Anna Luise Kiss, Rektorin der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Sie betonte die den Darstellenden Künsten immanente Hinwendung zur Openness auf vielerlei Ebenen:
Die digitale Dokumentation diene als Resonanzboden außerhalb der eigenen Community und ermögliche dabei eine Rückwirkung auf die Kunst. So seien Open-Access-Publikationen, wie im Journal of Artistic Research ein „Instrument der Öffnung“, welches eine Auseinandersetzung mit dem Kreierten und eine Vernetzung voranbringe. Die öffentliche Genese der Darstellenden Künste, das per se Präsentieren wollen, sieht sie zudem als beste Ausgangsposition für Open Access.

In einem Block, der sich den Themen Veröffentlichungen und Support widmete, stellte Casper Schipper die Publikationsplattform Research Catalogue vor. Neben einer europaweiten institutionellen Anbindung hat der*die Autor*in die Möglichkeit quasi im „Selbstverlag“ Dateien, Forschungsdaten und Beschreibungen des eigenen Schaffens als „exposition“ abzulegen. Die Plattform ist auf die Bedarfe der Künste ausgerichtet und bietet eine (soweit möglich) all-in-one Präsentation des eigenen Schaffens. Im Vergleich zu anderen Repositorien ist der Research Catalogue nicht nur eine Veröffentlichungsplattform, sondern eine Ausstellung künstlerisch-wissenschaftlichen Schaffens.
Im Anschluss stellte Peggy Große (Fachinformationsdienst arthistoricum.net) Services und Angebote – darunter Guidelines und das Repositorienangebot „Radar4Culture“ – des NFDI4Culture vor. Die Arbeit des Konsortiums lebt von der Beteiligung, in Form von Foren, Plenaries, oder auch der #CultureHours.
An zwei virtuellen Thementischen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Frage an die Vorredner*innen zu adressieren und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Auf Chancen und Herausforderungen von Open Access in den Darstellenden Künsten gingen die Referent*innen und Diskutant*innen des Nachmittags ein.
So zeigten die Ergebnisse einer Umfrage des Fachinformationsdienstes Darstellende Kunst zum Thema „Veröffentlichung von Forschungsdaten“, präsentiert von Franziska Voß und Julia Beck, dass die Proband*innen Schwierigkeiten bei der Auffindbarkeit bzw. Nachnutzung von Daten haben, andererseits jedoch nur zu einem geringen Prozentwert selbst offene Forschungsdaten publizieren. Der FID ermöglicht den Wissenschaftler*innen qua Freikauf einen Zugriff auf Open-Access-Literatur.
PD Dr. Dr. Grischka Petri (Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur Karlsruhe) griff Fragestellungen und Sorgen rund um Urheberrecht und Lizenzvergabe auf. Er ist einer der Betreuenden des Legal Helpdesk von NFDI4Culture. Er verwies auf die besonderen Herausforderungen einhergehend mit den „Wahrnehmungsformaten“ in den Darstellenden Künsten. So stünden bspw. Aufführung, Senderechte, Skripte parallel – Aber wie verhalten sich Schutzrechte zueinander?

Ein Vortrag von Till Ansgar Baumhauer (Hochschule für Bildende Künste Dresden), beleuchtete abschließend das EU-geförderte Projekt EU4Art. Er betonte, dass der Prozess des Schaffens immer wichtiger werde und somit „Zwischendaten“ eine wichtige Rolle spielten. Die Verpflichtung zu einer Bereitstellung der Arbeitsinhalte im Open Access stellt das internationale Projekt vor Fragen um Datenquellen und die Kuratierung von Datenmengen.

Den Abschluss des Tages bildete ein interaktiver Erfahrungsaustausch frei nach dem Motto „Bring your own problem“. Im Dialog gingen die Teilnehmenden auf die Fragestellungen ihres Gegenübers ein. Themen waren unter anderem die Rechte eines Theaterverlags an einem Werk, welche aus der Übersetzungsleistung dessen hervorging (der Urheber war bereits 70 Jahre verstorben) oder aber die Rechteklärung im Falle einer Zweitveröffentlichung, sollte ein Verlag nicht mehr bestehen. Die wiederkehrende Diskussion um das Betreiben einer Plattform und die Bereitstellung verschiedener medialer Inhalte offenbarte ein Desiderat in den künstlerischen Fächern: So mangelt es bisher an einer öffentlich finanzierten Möglichkeit multimediale Inhalte, unter Einhaltung der FAIR-Prinzipien, abzulegen. Es bleibt eine Herausforderung für die künstlerischen Hochschulen, ihre Expertise als Grundstein für ein zukünftiges Angebot einzubringen.

Der eintägige Workshop konnte nicht nur erstmals Beauftragte, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem Gebiet der Darstellenden Künste versammeln, sondern wies Richtung Zukunft. So brauche es neben der staatlichen Förderung einer rechtssicheren Publikationsplattform auch eine Vernetzung innerhalb der Community. Eine Vermittlung von Kenntnissen zu Open Access während des Studiums ist ebenso wichtig wie eine Sammlung bereits bestehender Angebote. Um den „access to research“, nach den Worten von Jason Corff, zu erleichtern, bräuchte es ein gemeinsam verwendetes Vokabular. Trotz vieler Aufgabenfelder haben sich die Darstellenden Künste auf den Weg gemacht, ihr Schaffen und ihr Wissen zu teilen.