Wissenschaft – Politik – Akteur*innen: Die Open-Access-Transformation nachhaltig gestalten

Registrierung

26. Oktober 2022, 14h00

Die Wissenschaftspolitik spielt eine wichtige Rolle für das erfolgreiche Gelingen einer Open-Access-Transformation. Neben der Verabschiedung von Open-Access-Strategien auf Landesebene ist die Einrichtung von landesspezifischen Open-Access-Initiativen ein vielversprechender Ansatz. Diese Initiativen unterstützen die jeweilige Wissenschaftslandschaft und insbesondere die Hochschulen der Länder mit Expertise, Impulsen und Infrastrukturen. Die Vernetzungsstellen können als Intermediär zielorientiert auf agile Entwicklungen reagieren und eine Open-Access-Praxis ermöglichen, die alle Interessen ausgewogen berücksichtigt. 

Die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen verfolgen gerade diesen Weg. In der Veranstaltung werden die Motivation, die Konzepte und die Aktivitäten der jeweiligen Initiativen präsentiert. Anschließend diskutieren wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Best-Practices und Desiderate vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Initiativen und der Teilnehmenden.

Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung der Landesinitiative openaccess.nrw, dem Open-Access-Büro Berlin (OABB) und der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK) im Rahmen der Internationalen Open Access Woche 2022. Den Zugangslink erhalten Sie nach einer Registrierung über Webex.

Call for Posters und Save the Date – Internationale Open Access Woche 2022 – Get Together und Posterausstellung

Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Geschwister-Scholl-Straße 1/3
10117 Berlin

Am 25.10.2022, ab 16 Uhr

Einsendeschluss für Poster am 11.10.2022

Die International Open Access Week findet jährlich im Oktober statt und bietet global allen Open-Access-Akteur*innen die Gelegenheit, die Idee des offenen Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen und kulturellem Erbe zu teilen und voranzubringen. In diesem Jahr lädt das Open-Access-Büro zusammen mit den Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) alle Einrichtungen aus Berlin ein, ihre Open-Access-Projekte im Rahmen einer Posterausstellung zu präsentieren. Die Poster werden zur Open Access Week am 25.10.2022 im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum ausgestellt. Ab 16 Uhr laden wir herzlich alle Open-Access-Akteur*innen der Region ein, die Möglichkeit zum Kennenlernen und Austausch bei einem Kaltgetränk und kleinem Buffet zu nutzen.

Im Sinne der Open-Access-Strategie Berlin soll die Posterausstellung drei Bereiche adressieren: Offener Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, offener Zugang zu Forschungsdaten und offener Zugang zum kulturellen Erbe / Kulturdaten. Zudem laden wir Projekte ein, die sich mit Open-Research-Praktiken beschäftigen und insbesondere das diesjährige Motto „Open for Climate Justice“ adressieren.

Wer kann Poster einreichen?

  • Wissenschaftler*innen
  • Mitarbeitende an wissenschaftlichen Einrichtungen oder Infrastruktureinrichtungen
  • Mitarbeitende an Kultureinrichtungen

Welche Inhalte können präsentiert werden?

  • Aktuelle Forschungsprojekte mit Open-Reasearch-Bezug
  • Langfristige oder aktuelle Open-Access-Infrastrukturangebote
  • Open-Access-Zeitschriften und größere Open-Access-Publikationsprojekte
  • Projekte und Services zum offenen Zugang zu Forschungsdaten / Open Research Data
  • Projekte und Services zum offenen Zugang zum kulturellen Erbe / Kulturdaten

Welche Formalia sollten beachtet werden?

  • Legen Sie die Poster in der Größe DIN A0 an und reichen Sie es als PDF-Datei ein.
  • Es können mehrere zusammengehörige Projekte auf einem Poster präsentiert werden.
  • Das Poster wird unter der Lizenz CC-BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/) veröffentlicht. Bitte fügen Sie diese Lizenzinformation gut sichtbar in das Poster ein und stellen Sie vor der Einreichung sicher, dass Sie über die entsprechenden Rechte an allen Texten und Abbildungen verfügen.
  • Geben Sie die Autor*innen bzw. Ansprechpartner*innen und eine Kontaktmöglichkeit oder Webseite auf dem Poster an.
  • Reichen Sie bitte zusammen mit dem Poster eine Projektbeschreibung von max. 2000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als offene Text-Datei ein.

Einsendeschluss für Poster am 11.10.2022 per E-Mail an oabb@open-access-berlin.de mit dem Betreff „OA-Week 2022 Poster (Titel Ihres Posters)“

International Open Access Week 2022 „Open for Climate Justice” – Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg

#OpenForClimateJustice

#OAWeek22

Die internationale Open Access Week findet vom 24.-30. Oktober 2022 unter dem Motto „Open for Climate Justice“ statt.  Das Open-Access-Büro Berlin sammelt wieder Aktionen der Berliner Einrichtungen.

Interviewreihe: Auch in diesem Jahr setzt die Technische Universität die Interviewreihe „Wie halten Sie es mit Open Access?“ auf dem eigenen Blog fort. Weitere Informationen finden Sie hier.

Videoreihe: Quo vadis Offene Wissenschaft in Berlin und Brandenburg: Let’s talk! Mit einer Reihe von Videobeiträgen sollen verschiedene Aspekte der Offenen Wissenschaft erörtert und die Diversität der Perspektiven sichtbar werden. Täglich wird einer dieser Beiträge veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Die Reihe wird organisiert von der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg und der Technischen Hochschule Wildau und setzt die Veranstaltungsreihe „Quo vadis Offene Wissenschaft“ aus dem Jahr 2021/2022 fort. 

Montag, 24.10.2022

Puzzle (und Quiz) an der TU Berlin: Die Technische Universität lädt eine zu einem kleinen Quiz and der Puzzlewand in der Zentralbibliothek. Weitere Informationen finden Sie hier.

Werkstattgespräch Quo Vadis Offene Wissenschaft? Let’s Talk!
Open Access in Brandenburg und die Wirkungen der OA-Strategie des Landes – mit Ben Kaden und Prof. Dr. jur. Ellen Euler, LL.M.
Link: https://open-access-brandenburg.de/lets-talk/

13.00-13.30 ONLINE | (What if…?) Open Science by Default!: In this talk representatives of Berlin Exchange Medicine (BEM), a student-run journal, will share their vision for Open Science at the heart of academic education.

15.00-15.30 ONLINE | „Ich will doch nur das PDF!“ – Tools für’s Auffinden von Literatur: In diesem Kurztutorial zeigt Berlin Universities Publishing Wege und Kniffe, um schnell und einfach an Volltexte von wissenschaftlicher Literatur zu gelangen. (Registrierung erforderlich)

Dienstag, 25.10.2022

Werkstattgespräch Quo Vadis Offene Wissenschaft? Let’s Talk!
Post-LMS-Discovery-Systeme – Frank Seeliger (TH Wildau)  im Interview mit Linda Thomas (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsbibliothek), Dr. Axel Kaschte(OCLC), Dr. Klaus Ceynowa (Bayerische Staatsbibliothek München) und Björn Muschall (AG Anwendungsmanagement in der Universitätsbibliothek Leipzig)
Link: https://open-access-brandenburg.de/lets-talk/

13.00-13.45 ONLINE | BerlinUP stellt sich vor: In diesem Webinar stellt der neu gegründete Verlag seine 3 Sparten (BerlinUP Books, BerlinUP Journals, BerlinUP Beratung) und deren Leistungen vor.

Ab 16.00 | Get Together und Posterausstellung im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum: Zusammen mit dem Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) organisiert das Open-Access-Büro Berlin eine Posterausstellung und Get Together zum Austausch der Berliner Open Access / Open Research Community.

Mittwoch, 26.10.2022

Werkstattgespräch Quo Vadis Offene Wissenschaft? Let’s Talk!
Desinformation und Open Access – mit Juliane Stiller und Violeta Trkulja (beide Grenzenlos Digital e.V.), moderiert von Julia Boltze (Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg – KOBV)
Link: https://open-access-brandenburg.de/lets-talk/

13.00-13.45 ONLINE | Von Zugang zu Überwachung – neue Geschäftsmodelle der alten Verlage: In dieser durch Berlin Universities Publishing organisierten Veranstaltung sprechen Björn Brembs und Konrad Förstner über die Überwachung der Wissenschaftler*innen und die Sammlung von Nutzerdaten durch große Wissenschaftsverlage. Daran anschließend wird gemeinsam diskutiert.

14.00-15.00 ONLINE | Wissenschaft – Politik – Akteur*innen: Die Open-Access-Transformation nachhaltig gestalten: Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung der Landesinitiative openaccess.nrw, dem Open-Access-Büro Berlin (OABB) und der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK). Den Zugangslink erhalten Sie nach einer Registrierung über Webex.

15.00-15.45 ONLINE | Coffee Lecture: Open Access Basiswissen: In einer gemeinsamen Coffee Lecture informieren die Evangelische Hochschule und die Alice Salomon Hochschule Berlin über die Grundlagen von Open Access. Die Auswahl der Inhalte orientiert sich dabei konsequent an den konkreten Bedürfnissen und Fragen der Forschenden. Weitere Informationen finden Sie auf den Websites von EHB und ASH.

19.00 am HIIG & LIVESTREAM | Digitaler Salon: Wissen MACHT Klima: Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) veranstaltet eine Podiumsdiskussion zur Frage, wie gerecht der weltweite Zugang zu Wissen gerade im Fall von Klimagerechtigkeit wirklich ist. Der Digitale Salon findet jeden letzten Mittwoch im Monat unter einer anderen Fragestellung statt. Aufzeichnungen vergangener Digitaler Salons und mehr Informationen finden Sie hier.

Donnerstag, 27.10.2022

Werkstattgespräch Quo Vadis Offene Wissenschaft? Let’s Talk!
Open Access im Gefüge der wissenschaftlichen Karriere – Initiiert vom Berliner Arbeitskreis Information (BAK) mit dem ERC Starting Grant-Gewinner und Associate Member am Nuffield College (University of Oxford) Félix Krawatzek
Link: https://open-access-brandenburg.de/lets-talk/

13.00-13.30 ONLINE | Kann ich mir Open Access leisten? Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten: In diesem von Berlin Universities Publishing veranstalteten Vortrag von Sandra Golda (HU Berlin) erhalten Sie einen Überblick über die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Registrierung erforderlich.

15.00-16.00 ONLINE | Open Science und Klimagerechtigkeit: In diesem von Berlin Universities Publishing veranstalteten Vortrag spricht Claudia Frick, Meteorologin und Bibliothekarin, zum Thema Wissenschaftskommunikation rund um den Klimawandel. Registrierung erforderlich.

Freitag, 28.10.2022

Werkstattgespräch Quo Vadis Offene Wissenschaft? Let’s Talk!
Open Access und Datentracking – Im fünften Werkstattgespräch spricht Thomas Arndt (Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken) mit Prof. Dr. Björn Brembs (Universität Regensburg), Dr. Arne Upmeier (Karlsruher Institut für Technologie – KIT) und Dr. Robert Altschaffel (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg)
Link: https://open-access-brandenburg.de/lets-talk/

13.00-14.00 ONLINE | Design + Diversity – Critical Approaches through Open Tech: This talk will give examples of experimental transdisciplinary practices from Europe and Sub-Saharan Africa in order to discuss the potential of bending the boundaries of research, opening up the parameters of who produces knowledge and on whose terms. Speakers are Michelle Christensen and Florian Conradi who share the visiting professorship for Open Science (Critical Culture / Critical Design) at TU Berlin and the Einstein Center Digital Future, as well as co-heading the research group ‘Design, Diversity and New Commons’ at the Berlin University of the Arts / Weizenbaum Institute.

14.00-15.00 ONLINE | Open up your Past – Publikationen nachträglich frei zugänglich machen: In diesem Workshop von Berlin Universities Publishing erfahren Sie von Sandra Golda und Marc Lange (beide HU Berlin), wie Sie Open Access auch für bereits veröffentlichte Closed-Access-Publikationen erreichen können. Registrierung erforderlich.

Open Access in Deutschland. Stakeholder Workshop mit Bund und Ländern

Im Mittelpunkt des dritten Stakeholder-Workshops des Projektes Open4DE standen die Herausforderungen und Chancen der Umsetzung von Open Access aus Perspektive der Landesregierungen und des Bundes.

Am 26. Juni 2022 fand in den Räumen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin ein Workshop statt, in dem Vertreter*innen der 16 Bundesländer eingeladen waren, sich mit Vertreter*innen des BMBF über gemeinsame Standpunkte zu Open Access auszutauschen. Treffen dieser Art sind nicht neu; bereits seit 2019 findet ein Austausch in dieser Runde statt. Dieses Jahr konnte das Projekt Open4DE gemeinsam mit dem BMBF diesen Workshop in Präsenz organisieren und die Diskussion zum Status Quo in Deutschland mit ersten Projektergebnissen anreichern.

In zwei Vorträgen stellten Projektmitarbeiter*innen Forschungsergebnisse vor. Der Fokus lag dabei auf der Frage, was Deutschland in Hinblick auf eine nationale Open-Access-Strategie von anderen Ländern lernen kann und darauf, welcher Handlungsbedarf sich konkret auf Landes- und Bundesebene erkennen lässt. Am Nachmittag wurden gezielt gemeinsame Standpunkte diskutiert. Dazu wurden in zwei weiteren Impulsvorträgen die “Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access” vom Wissenschaftsrat und das DFG Positionspapier “Wissenschaftliches Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung” vorgestellt.

Was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?

Die Forschungsergebnisse basieren auf Interviews, die von Januar bis Mai 2022 zu Policy-Prozessen in acht verschiedenen Ländern mit Expert*innen durchgeführt wurden. Dabei wurden Fragen zum gesamten Policy-Prozess gestellt, angefangen von den Rahmenbedingungen über die institutionelle Verankerung, Kooperationen und Konflikte zwischen den Akteursgruppen bis hin zur Strategieentwicklung selbst, die mit Fragen zu Beteiligungsprozessen und der Funktionsweise von Arbeitsgruppen zur Entwicklung von Open Access Policies näher beleuchtet wurde. Bei der Auswahl der Länder (Finnland, Schweden, Litauen, Irland, Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Österreich) wurde auf das Vorhandensein strategischer Abläufe geachtet, entweder in Form von nationalen Strategien oder in Form bestehender Diskussionen über eine nationale Strategie. Aus den Interviews ließen sich übergeordnete Themen extrahieren: Vorteile nationaler Strategien, Erkenntnisse zur Steuerung von Strategieprozessen und schließlich Herausforderungen und Zukunftsthemen.

Die Vorteile einer nationalen Strategie sind vielseitig und zeigen sich je nach Kontext auf unterschiedliche Weise. Für das föderal aufgestellte Deutschland stellt sich deshalb zurecht die Frage, welche Rolle eine nationale Strategie hier spielen kann. Am Beispiel anderer Länder sehen wir allerdings, dass unabhängig von den Rahmenbedingungen das Agenda-Setting bereits weitreichende Impulse gibt, die nicht nur auf Ebene der Institutionen, sondern auch bei Wissenschaftler*innen Aufmerksamkeit erregen. Zudem können mit einer nationalen Strategie Aktivitäten, die zahlreich, aber auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind, synchronisiert werden. Neben der Aufwertung des Themas wird auch die internationale Sichtbarkeit und Zusammenarbeit durch eine nationale Strategie gestärkt. Wichtig ist hierbei, dass die Wirksamkeit einer solchen Strategie immer nur im Zusammenwirken mit entsprechenden Maßnahmen Legitimation erfährt. In Bezug auf die nationale Strategieentwicklung in Frankreich erwähnte Pierre Mounier im Interview:

„Viele Jahre lang war Open Access eine Sache des persönlichen Engagements von Einzelpersonen innerhalb von Institutionen. Persönliches Engagement auf der Grundlage politischer Werte. Wenn man das tut, funktioniert es lokal, aber irgendwann erreicht man eine gläserne Decke. Man bekommt keine allgemeine Bewegung, weil es nur eine Sache von Einzelpersonen ist. Das hat sich in Frankreich wirklich geändert.“

Pierre Mounier, Deputy Director of OpenEdition; OPERAS; Member of the Open Science Committee at the French Ministry of Research, Frankreich

In Frankreich, das bereits den zweiten nationalen Open Science Plan veröffentlicht hat, ist die Steuerung dieser Prozesse am Ministerium für Wissenschaft und Forschung angegliedert. Dies ist jedoch nicht in allen Ländern der Fall. Dort, wo es nationale Infrastrukturen gibt, werden diese auch genutzt: In Irland wurde beispielsweise ein National Open Research Forum (NORF) gegründet, dessen Koordinator am Digital Repository of Irland angesiedelt ist und in Schweden sitzt das Lenkungsgremium an der Nationalbibliothek. Finnland stellt wiederum einen interessanten Sonderfall dar, denn dort wurde die nationale Steuerung von Open Science and Research (OScAR) vom Ministerium an die Federation of Finnish Learned Societies übertragen, was die Legitimität der Maßnahmen und Empfehlungen zunehmend erhöht hat.

Es lässt sich zusammenfassen, dass insbesondere die Herausforderung, möglichst Viele am Steuerungsprozess zu beteiligen, vielfältige Lösungsansätze benötigt. Ob durch offene Foren und Arbeitsgruppen, offene Phasen der Konsultation, über Anreizsysteme oder eine Konsultation über die Fachvertretungen: sowohl die große Heterogenität der Fächer und Fachkulturen als auch die Stärken und Schwächen unterschiedlicher Akteur*innen beim Thema Open Access bergen das Risiko in sich, dass ein nationaler Prozess ins Stocken gerät oder parallel laufende Entwicklungen auseinanderdriften. Deshalb gilt es aus einem Kreislauf herauszukommen, in dem die Verantwortung für den notwendigen Kulturwandel zugunsten der Open-Access-Transformation immer wieder bei den Wissenschaftler*innen gesucht wird, ohne einen nationalen Prozess der Teilhabe zu entwickeln, der eine politische Steuerung eben dieses Kulturwandels ermöglicht. Dabei sind es insbesondere Themen wie die Erweiterung von Open Access zu Open Science, offene Forschungsdaten und die Reform der Forschungsbewertung, die nur durch einen breit angelegten Prozess der Konsultation zielführend bearbeitet werden können.

Wo besteht Handlungsbedarf innerhalb der Open-Access-Landschaft in Deutschland?

Nationale Strategien sind also effektiv, erleichtern das Agenda-Setting und den internationalen Vergleich, bilden einen starken Bezugspunkt und ein Mandat für Maßnahmen auf Einrichtungsebene und erleichtern die internationale Zusammenarbeit. Was können Interessenvertretungen wie Bund und Länder zum Prozess der Entwicklung einer nationalen Strategie beitragen und was haben sie bereits beigetragen? Auch diese Frage wurde im Projekt Open4DE untersucht. Die Ergebnisse basieren auf einer Auswertung von Strategien und Policies von Einrichtungen, Wissenschaftsorganisationen, Landesregierungen und Fachgesellschaften sowie auf der Auswertung des Open Access Atlas Deutschland (2022), der im Projekt open-access.network am Open-Access-Büro Berlin entstanden ist. Dabei wurde für diesen Workshop der Fokus auf die Landesregierung als Akteurin in der Open-Access-Transformation gelegt und auf die Verantwortung, die dieser in den Dokumenten zugeschrieben wird.

Der Open Access Atlas Deustchland (2022) verzeichnet die Open-Access-Aktivitäten auf Bundes- und Länderebene. Es lässt sich feststellen, dass Open Access je nach Bundesland einen unterschiedlichen Entwicklungsstand erreicht hat. Bund und einige Länder haben Strategien verabschiedet oder planen diese, andere unterstützen Open Access durch Instrumente der Hochschulsteuerung wie in Wissenschafts- bzw. Hochschulentwicklungsplänen oder sie benennen Open Access als Handlungsfeld innerhalb von Digitalstrategien. Gezielte Maßnahmen reichen dabei von eigenen Landeseinrichtungen zur Vernetzung und Kommunikation über die Finanzierung von Publikationsfonds bis hin zu spezifischen Förderlinien. Hierbei zeigt sich nicht nur eine große Vielfalt, sondern es stellt sich auch die Frage, wie der “langfristige[…] Betrieb von Diensten über Bundesländergrenzen hinweg” gestaltet werden kann (DFG. 2018. Förderung von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft). Diskutiert wurde die Frage auch im Workshop, denn zentrale Lösungen für bestimmte Herausforderungen zu finden, kann für eine breit aufgestellte und divers ausgerichtete Open-Access-Transformation von Vorteil sein.

Konkrete Aufgabe der Länder ist es, die Rahmenbedingungen für eine Open-Access-Transformation mitzugestalten. Zu diesen Rahmenbedingungen können unterschiedliche Maßnahmen gezählt werden. Im Projekt Open4DE konnten neben Infrastruktur, rechtlichen Rahmenbedingungen und Forschungsförderung sechs weitere Felder identifiziert werden.

  • Dazu gehört einmal die Verantwortung der Ministerien, selbst eine Open-Access-Praxis vorzuleben, denn häufig werden von Ministerien herausgegebene Dokumente ohne persistente Identifikatoren wie DOIs oder stabile URLs publiziert. Das Handlungsfeld offener Verwaltungsdaten (open (government) data) ist viel diskutiert, dabei sollte das Open-Access-Publizieren von Eigenpublikationen ebenso auf die Agenda gesetzt werden, sofern rechtliche Rahmenbedingungen dies zulassen.
  • Zum zweiten liegt die Verantwortung, den Mehrwert von Open Access für die Gesellschaft zu kommunizieren, auch im Bereich der Landeseinrichtungen. Häufig werden die Vorteile, die durch Open Access erzielt werden, auf Wettbewerbsfähigkeit und Innovation beschränkt, insbesondere wenn ein Mehrwert im Austausch mit der Wirtschaft gesucht wird. Dabei gilt es den Blick für Gerechtigkeitsfragen zu weiten und diese auch im globalen Zusammenhang zu verorten. Gerechtigkeitsfragen können im Bedeutungsfeld Open Access bspw. über einen demokratisierten Informationszugriff adressiert werden, der einen Mehrwert für die Gesamtgesellschaft generiert.
  • Drittens ist die Gestaltung der Teilhabe an wissenschaftspolitischen Prozessen eine der Aufgaben, an der Landeseinrichtungen maßgeblich mitwirken können. Die Zugänglichkeit von Forschung wird häufig auf Institutionen und deren Angehörige beschränkt, sollte aber für alle möglich sein, d.h. für Autor*innen und alle lesenden Personen. Zudem ist die Repräsentation von Wissenschaftler*innen ein Problem im Prozess der Konsolidierung von übergeordneten Strategien, d.h. es wird häufig für die wissenschaftliche Community gesprochen, aber diese ist kaum in Strategieprozessen repräsentiert.
  • Das Umsetzen von Empfehlungen ist dabei eine der Hauptaufgaben, denen Landeseinrichtungen nachkommen, bspw. indem Strategien und Policies auf Länderebene veröffentlicht werden. Diese Dokumente sind Ergebnisse eines zeitgebundenen Diskurses und bedürfen damit einer Aktualisierung. Policy-Prozesse sollten zu Ergebnissen führen, die dauerhafte Möglichkeiten der Beteiligung und Konsolidierung eröffnen.
  • Ein wichtiges Instrument, um den Erfolg von Open Access zu messen, sind die Berichtsstrukturen. Monitoring findet in einigen Ländern auf Länderebene statt, auf nationaler Ebene durch den Open Access Monitor (OAM) und an einzelnen Einrichtungen. Ziel ist es, das Publikationsaufkommen vollständig zu erheben. Das Problem ist hier allerdings häufig eine Verengung auf wissenschaftliche Artikel in Open-Access-Zeitschriften, die wiederum zu einer Verzerrung des Feldes führt. Eine Diversifizierung der Berichtsstrukturen auf verschiedene Publikationsformate und -praktiken bedarf weiterer Entwicklung und Implementierung.
  • Zuletzt liegt auch der Kulturwandel zugunsten von Open Access teilweise im Aufgabenfeld der Landeseinrichtungen, denn die Reputationsökonomie ist wichtiger Bestandteil dieses Kulturwandels und eine Veränderung bedarf einer systemischen Reform. Wie zuletzt durch das DFG-Positionspapier zu wissenschaftlichem Publizieren erläutert, geht es dabei um eine Veränderung der Qualitätssicherung, die nicht bloß auf einer Quantifizierung beruhen kann. Um qualitative Indikatoren für die Reputationsmessung zu stärken, kann ein Kriterienkatalog für die Bewertung von Forschungsarbeiten und Forscher*innen entwickelt werden, der vielfältig, objektivierbar und offen zugänglich ist und explizit Aspekte offener Wissenschaft einbezieht. Dieser muss zwar innerhalb der Wissenschaft entwickelt werden, eine Unterstützung dieses Kulturwandels muss jedoch auch durch Policy-Prozesse auf Landesebene geschehen. Hierzu gibt es bereits reichlich Empfehlungen, die auf eine Umsetzung warten, zuletzt die “Council conclusions on research assessment and implementation of open science” vom Rat der Europäischen Union (Juni 2022), das „Agreement on Reforming Research Assessment“ (Juli 2022) von der European University Alliance (EUA), Science Europe und der Europäischen Kommission sowie der zuvor publizierte “Paris Call on Research Assessment” vom French Open Science Committee (Februar 2022).

Ausblick: Eine nationale Open-Access-Strategie für Deutschland

Eine Diskussion über diese Themenfelder wurde bereits in den vorherigen Austauschrunden zwischen Bund und Ländern zu Open Access geführt. Dieser Workshop konnte dazu beitragen, die Rollen und Handlungsfelder der Stakeholder in diesem Prozess zu reflektieren und die Open-Access-Landschaft in Deutschland in ein internationales Verhältnis zu setzen. Das Projekt Open4DE plant für Dezember 2022 einen Multi-Stakeholder-Workshop, in dessen Rahmen die Projektergebnisse in Form von Empfehlungen und einer Roadmap für eine nationale Strategie vorgeschlagen und diskutiert werden. Dabei geht es in erster Linie um eine gemeinsame Perspektive für den weiteren Strategieprozess, an dem auch die Vertreter*innen der Landeseinrichtungen und des Bundes beteiligt sein werden.