Ein Beitrag von einer Lehramtsstudentin im 2. Semester
Der Mikroartikel stellt eine Situation in einer JüL-Klasse (jahrgangsübergreifendes Lernen: Erst- und Zweitklässler zusammen) im Mathematikunterricht dar. Ziel der beschriebenen Unterrichtsstunde ist das Durchführen von Mathespielen zur Sicherung des Wissens im jeweiligen Zahlenraum.
Zu Beginn dieser Mathestunde schoben die Lehrkraft, die Erzieherin und ich Tische und Stühle um, damit die Schülerinnen und Schüler (SuS) immer zu dritt an einem Platz sitzen konnten. Währenddessen wurden die SuS bereits unruhig oder unterhielten sich laut miteinander. Es sollten sich immer zwei Erstklässler zusammenfinden und sich noch einen Zweitklässler aussuchen. Der Zweitklässler sollte als Spielleiter fungieren und die beiden Erstklässler unterstützen. Dies barg schon die ersten Probleme. Manche wollten nicht miteinander arbeiten oder waren mit der Auswahl so überfordert, dass sie sich nicht entscheiden konnten. Als die Auswahl dann schließlich doch erfolgt war, setzten sie sich an die vorgesehenen Plätze und bekamen die Spielanleitungen, sowie einen Würfel. Sie sollten sich weiteres Material selbst raussuchen, wobei es durchaus geschah, dass sie falsche Dinge nahmen oder zu viele bzw. zu wenige.
Sie verstanden anscheinend die Anweisungen nicht oder hatten die Spielanleitungen nicht gelesen. Die Erstklässler konnten natürlich noch nicht alles lesen, das war klar. Die Zweitklässler hingegen, so dachte wahrscheinlich die Lehrerin, schon. Aber die meisten beachteten die Anweisungen gar nicht und machten dieselben Fehler wie die Erstklässler. Dann spielten sie die Spiele und wir gingen durch den Raum und halfen dort, wo es nötig war. Allerdings kam es vor, dass einige sich aufgrund des Spielergebnisses in die Haare bekamen und sich darum stritten, wer, wie oft geschummelt hatte, sodass letztendlich der Schuh eines Schülers durch den Raum flog.
Meine Einsichten
Nicht alles lief in dieser Stunde nach Plan. Wir hätten bereits vor der Stunde die Lernumgebung für die folgende Lernsituation aufbauen müssen, damit die SuS nicht unruhig werden konnten. Auch die Zuteilung in Gruppen hätte besser gestaltet werden können. Da die Kinder eindeutig noch nicht selbst entscheiden konnten, mit wem sie arbeiten wollen und dadurch kostbare Zeit verloren ging. Auch kam es durch die zufällige Wahl dazu, dass manche sich stritten. Dies hätte verhindert werden können, da bereits bekannt war, das gewisse Schüler zwar gerne miteinander spielten, dies allerdings oft in Streit und Tränen endete. Die Idee, dass der Zweitklässler die Führung übernimmt, ist grundlegend keine schlechte. Allerdings war zu erkennen, dass manche Erstklässler nicht auf ihre*n Mitschüler*in hören wollten oder das Zweitklässler noch nicht alle Kompetenzen, wie das Lesen der Anleitung, beherrschten. Sie schienen zu viel Freiraum zu haben, womit sie nicht umgehen konnten. Ein wenig mehr Unterstützung oder eine andere Planung dieser Gruppenarbeit wäre angebracht gewesen.
Meine Folgerungen
In meiner zukünftigen Rolle als Lehrerin werde ich darauf achten, Gruppenarbeiten im Voraus zu planen. Wenn die SuS eigenständig arbeiten sollen, müssen sie geeignetes Material dafür haben. Es ist richtig und wichtig, den SuS viel zuzutrauen, damit sie über sich hinauswachsen können. Andererseits darf man ihnen auch nicht zu viel zumuten. Bei SuS in diesem Alter scheint es schwer zu sein, einzuschätzen, was sie schon ohne Unterstützung können und was nicht. Allerdings müssen sie ja auch, abgesehen von der Schule, in ihrem Alltag zurechtkommen.
Meinen Anschlussfragen
- Wie erkenne ich, wann die SuS bereit dafür sind, gewisse Anforderungen selbst zu bewältigen?
- Wie kann ich Schritt für Schritt dafür sorgen, dass die SuS selbstständiger werden?