Forschungspraktikum in Estland

Ich habe ein Forschungspraktikum am College of Foreign Languages and Cultures abgeleistet, über welches ich sehr dankbar bin. Im Rahmen des Praktikums habe ich die Arbeit der dortigen Fakultät und des Instituts kennenlernen dürfen. Meine Betreuerin war eine sehr spannende und begeisterte Persönlichkeit, die mir in meinem Vorankommen und beim Kennenlernen der Arbeit sehr geholfen hat. Ich konnte die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten in der universitären Arbeit und Verwaltung zwischen deutschen und estnischen Bildungsinstitutionen aus erster Hand erfahren.

Die Universität Tartu als eine der ältesten Universitäten im baltischen Raum weist eine beeindruckende Studierendenlandschaft auf, mit vielen Angeboten und einer großartigen Universitätsbibliothek. Es gibt dort unter anderem einen kostenlosen Fitnessraum, viele Ausruhmöglichkeiten sowie ein hochwertiges Café mit gutem und günstigem Essen. In der Prüfungszeit kommen zudem Therapeut*innen mit Hunden, die für Studierende zur freien Verfügung stehen und mit denen man Zeit verbringen kann. Die Universität selbst ist sehr gut ausgestattet und in der ganzen Stadt verteilt.

Est*innen habe ich als sehr hilfsbereite und dennoch zurückhaltende Personen empfunden. Für mich persönlich war es sehr angenehm, dass die Menschen dort, gerade im Winter, eher für sich sind. Dieses „Skandinavische“ könnten manche jedoch als sehr kühl wahrnehmen und damit eventuell Schwierigkeiten bekommen. Es ist jedoch nichts Persönliches und man findet definitiv Anschluss. Es sprechen sehr viele Menschen Englisch, ältere Menschen sprechen Russisch.

Tartu selbst ist eine kleine, aber dennoch lebhafte Universitätsstadt. Es gibt alles, was für das Leben notwendig und schön ist. Mit Barlova und Möku gibt es zwei bekannte Anlaufpunkte, wo man einen schönen Abend verbringen kann. Es gibt viele Grünflächen und Möglichkeiten, Sport zu treiben. In der näheren Umgebung kann man in Otepää im Winter eine gute Zeit auf Langlaufskiiern und beim Snowtubing verbringen, oder man fährt zum Pejpussee, der komplett zufriert und auf dem man Einheimische beim Eisfischen zusehen kann. Besonders landestypisch ist auch das Saunieren in dörflichen Banjas, die in der Regel nur einmal in der Woche am Samstag öffnen. Die Saunakultur ist mit der deutschen nicht zu vergleichen und wesentlich entspannter sowie luster. Das Großartige in Estland ist zudem der gebührenfreie Regionalbusverkehr, weswegen man zu allen Sachen kostenlos kommen kann, wenn man GoBus verwendet.

Von Tartu aus kommt man mit dem LuxExpress (Bus) oder mit Elron (Bahn) sehr gut in alle Landesteile und darüber hinaus auch nach Riga. Tallinn ist immer einen Besuch wert, aber auch Pärnu sowie der Sooma-Nationalpark, das Schloss Alatskivi, die Inseln Saaremaa und Hiiumaa, Haapsalu und überhaupt in der Natur unterwegs zu sein.

Das traditionelle Essen ist für Vegetarier*innen und darüber hinaus vielleicht etwas ungeeignet, da sie sehr fleisch- und käselastig ist, aber gerade in den Städten gibt es großartige Optionen. Was zudem die Digitalisierung und das Internet angeht, sind alle Gerüchte über Estland wahr – und darüber hinaus. Es ist wahnsinnig beeindruckend, wie selbstverständlich man überall Empfang hat und Kartenzahlung kein Problem darstellt.

Im Großen und Ganzen ist ein Semester in Tartu sehr entschleunigend und empfehlenswert. Wer ein wummerndes Partyleben á la Berlin oder London sucht, wird sicher enttäuscht sein. Aber für eine behütete Umgebung mit unfassbar schöner Natur und einer skandinavischen Erfahrung, die nicht allzu teuer ist (im Vergleich zu Finnland zum Beispiel), ist es einfach perfekt!

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