Praktikum an einer Universität in Andalusien

Im Rahmen meines Masterstudienganges „Deutsch als Fremdsprache“ ist ein Pflichtpraktikum an einer ausländischen Universität vorgesehen. Da die spanische Sprache mich seit jeher fasziniert, habe ich mich für Andalusien entschieden und die Wahl hat sich als besonders gut erwiesen. Insgesamt habe ich fünf Monate in Sevilla verbracht und hätte gerne die Erfahrung im Sommersemester verlängert, da hier im Frühling die prunkvollsten Veranstaltungen (die Semana Santa, die Karwoche und die Feria, das lokale Stadtfest) stattfinden.

Trotzdem habe ich den andalusischen Herbst und Winter mit zahlreichen Sonnentagen genießen können. Aus einer akademischen Perspektive hätte die Erfahrung nicht besser sein können. An der Universidad Pablo de Olavide (UPO) habe ich organisierte, hilfsbereite und stets freundliche Dozent*innen sowie Kolleg*innen getroffen, von denen ich Vieles über das Deutschunterrichten lernen konnte und die mir die Möglichkeit gegeben haben, praktische Erfahrungen in den unterschiedlichsten DaF-Bereichen zu sammeln. Außerdem habe ich drei Kurse als Student besucht, die mir ermöglicht haben, das Universitätsleben von der Studierendenseite zu beobachten und mein Spanisch aktiv zu verwenden. Durch einen zusätzlichen außeruniversitären Theaterkurs habe ich meine Kenntnisse des Spanischen (und des Andalusischen!) vertiefen und die verlockende Welt des Theaters hautnah erleben können. Wegen des warmen und sonnigen Wetters kann auch in den besonders gut gepflegten Parks (Parque María Luisa, Parque del Alamillo) und am Flussufer mit Kommiliton*innen gelernt werden, was die Motivation steigen lässt. Neben unzähligen Freizeit- und Sportmöglichkeiten, die Sevilla zu bieten hat (z. B. Rudern, Joggen und Radfahren am Flussufer entlang), kann man sich in dieser Stadt mit tausendjähriger Geschichte nicht satt sehen: Von den altrömischen archäologischen Stätten, über arabische Paläste und katholische Barockkirchen bis hin zu den zeitgenössischen Museen und Ausstellungen gibt es Sehenswertes für alle. Gerade als Student*in hat man nicht immer Lust bzw. Zeit zum Kochen: Das ist in Sevilla überhaupt kein Problem, da die andalusische Hauptstadt international für ihre Tapas (Häppchen, kleine Gerichte, die zu einem Getränk serviert werden) berühmt ist. Tapas-Bars zu erschwinglichen Preisen findet man in Sevilla an jeder Ecke. Auch für das Nachtleben wird gesorgt, besonders im Künstlerviertel der Alameda, wo sich ein riesiger Platz mit unzähligen Lokalen befindet. Ein weiteres Kulturgut der Stadt, wofür Sevilla international bekannt ist, ist sicherlich der Flamenco. Neben den täglichen Aufführungen in Plaza de España kann man ihn in zahlreichen Lokalen als Live-Jam-Session bewundern, manchmal sogar aus offenen Fenstern in der Stadtmitte hören. Der Flamenco lockt erfahrene sowie lernwillige Künstler*innen aus der ganzen Welt nach Sevilla und ist der eindeutige Soundtrack der Stadt. Während meines Aufenthaltes habe ich auch die Umgebungen (obwohl nur unzureichend) besichtigt: Granada und Córdoba, die von der arabischen Vergangenheit zeugen und Cádiz, die Festungsstadt am Ozean. Auch meine Wanderlust konnte ich dank den Sierras (Gebirgsketten), die sich relativ nah an der Stadt befinden, befriedigen.
Den wichtigsten Beitrag zum Gelingen meines Praktikums haben jedoch die gastfreundlichen und offenen Menschen, die ich in Sevilla kennengelernt habe, geleistet. Ihre menschliche, strahlende und zuvorkommende Art hat meine Erfahrung unvergesslich gemacht und veranlasst mich dazu, einen Aufenthalt in der andalusischen Hauptstadt unbedingt weiterzuempfehlen.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Je früher der Kontakt mit der Gastinstitution erfolgt, desto besser (nicht aus Organisationsmangel, sondern um das Praktikum bestens organisieren zu können).

Praktikumssuche
Insbesondere DaF-Studierende können sich an den*die DAAD-Lektor*in wenden, um sich über mögliche Praktikumsstellen zu informieren.

Wohnungssuche
Zeitnah sollte man sich darum kümmern, da Sevilla von Erasmusstudent*innen beliebt ist. Es gibt verschiedene Facebook-Gruppen dafür, ansonsten kann man sich an ESN wenden. Internationale WGs sind in Studierendenkreisen üblich, der durchschnittliche Preis eines WG-Einzelzimmers schwankt zwischen 250 und 400 € pro Monat.

Versicherung
Während eines Praktikums im Ausland ist eine Versicherung obligatorisch. Der DAAD und die Versicherungsunternehmen Generali/Intercontinentale bieten ein Versicherungspaket (Krankheits-, Unfall- und Privathaftpflichtrisiken) für in Deutschland immatrikulierte Studierende zu einem Sonderpreis von c.ca 40€ /Monat (Stand 2022/2023) an, das online beantragt werden kann.

Formalitäten vor Ort

Wenn der Aufenthalt länger als 3 Monate dauern sollte, müsste man sich bei der lokalen Behörde anmelden. Die Anmeldung kostet c.ca 18€ und dadurch können viele Sehenswürdigkeiten der Stadt kostenlos besucht werden.

Telefon-/Internetanschluss
Eine WLAN-Verbindung ist fast überall zu finden.

Bank/Kontoeröffnung
In meinem Fall nicht nötig. Es werden Kommissionen für Bargeldabhebungen verlangt.

Sonstiges
Öffentliche Transportmittel: Sevilla verfügt über ein ausgebautes Fahrradwegnetz, daher lohnt sich ein SEVICI-Abonnement. SEVICI ist ein Fahrradleihdienst mit vielen Abhol- und Rückgabestationen in Sevilla. Ein Jahresabo kostet ca. 40€. Damit kann ein Fahrrad von einer Station entsperrt und 30 Minuten lang kostenlos benutzt werden. Wenn die Rückgabe an eine Station später als 30 Minuten erfolgt, dann entstehen zusätzliche Kosten. Für Studierende der Universidad Pablo de Olavide: Es gibt keine SEVICI-Stationen an der UPO, da sich diese Universität außerhalb von Sevilla befindet. Dennoch kann die UPO mit der einzigen U-Bahn-Linie der Stadt erreicht werden.

Alltag/Freizeit
Sevilla ist eine lebendige Stadt, die Vieles zu bieten hat: Riesige Parkanlagen (Parque María Luisa, Alamillo, Miraflores), kilometerlange Flussufer (fürs Joggen, Rudern oder einfach um spazieren zu gehen) und selbstverständlich die Stadtmitte mit unzähligen Kultur- und Freizeitangeboten (barocke Kirchen, Museen, Theater, Stadien usw.).

Ausgehmöglichkeiten
Die berühmten Tapas kann man in Sevilla an jeder Ecke genießen. Zentrum des Nachtlebens ist aber ein Platz im nördlichen Teil der Stadtmitte „La Alameda de Hércules” (kurz La Alameda), wo sich die meisten Bars und Musikclubs befinden. Außerdem ist Sevilla für den Flamenco berühmt, der in vielen Lokalen zu bewundern ist.

Sonstiges
Tipps für Ausflüge: Mit dem Bus oder dem Zug kann man bequem viele Orte in Andalusien erreichen, wie Cádiz, Córdoba Granada, Ronda, Jérez und sogar Faro und Lissabon in Portugal. Es lohnt sich auch, die altrömische Stätte von Itálica zu besuchen (mit dem Bus in 20 Minuten von Sevilla erreichbar). Bei Zugfahrten sollte man sich rechtzeitig um ein Ticket kümmern.

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