Thorsten Philipp im Interview: „Wir müssen alternative Publikationsformen fördern.“

Ein Gastbeitrag des Open-Access-Teams der TU Berlin

Das dritte Interview zur Open Access Week 2025 führte das Open-Access-Team der TU Berlin mit dem Kommunikationswissenschaftler und wissenschaftlichen Referenten für transdisziplinäre Lehre an der TU Berlin PD. Dr. Thorsten Philipp. Für ihn erleichtert Open Access den Unialltag enorm und er plädiert dafür, mehr alternative offene Publikationsformen zu fördern, die nicht zu Lasten der Wissenschaftler*innen und Studierenden gehen.

Open-Access-Team der TU Berlin: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin und der BUA. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr? 

Thorsten Philipp: Open Access ist längst eine bestimmende Norm bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen geworden. Die Frage lässt sich nicht mehr umgehen. Wann immer ich in den letzten Jahren Bücher oder wissenschaftliche Artikel veröffentlicht habe, war mir klar, dass ich irgendeinen Weg finden muss, die Texte auch Open Access zugänglich zu machen.

Über den Interviewpartner: Thorsten Philipp ist Privatdozent für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Politische Kommunikation. Als wissenschaftlicher Referent im Präsidium der TU Berlin besteht seine Mission in der Förderung transdisziplinärer Lehrprojekte am Begegnungsort von Universität und Gesellschaft.

Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. Im letzten Jahr haben Sie sich sehr darum bemüht, dass Ihre Veröffentlichungen für alle weltweit frei lesbar sind: Wenn sie nicht über den Verlag Open Access publiziert wurden, haben Sie die Beiträge noch über das TU Repositorium DepositOnce online gestellt. Wie kam es zu der Entscheidung, Ihre Artikel auf diese Weise Open Access zweitzuveröffentlichen?

Es begann, als ich einmal einen englischsprachigen Beitrag zu einem Sammelband verfasst hatte – und der fertige Band am Ende zu einem absurden Stückpreis von 285 USD im Buchhandel angeboten wurde. Wer kann sich solche Bücher leisten? Mir war klar, dass ich eine Lösung finden musste, um insbesondere Studierenden einen Zugang zu eröffnen. Zum Glück gestattete die Policy des Verlags die Archivierung der finalen Verlagsversion auf einem institutionellen Repositorium. Heute ist der Artikel kostenfrei auf DepositOnce abrufbar.

Gab es bereits konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?

Open Access hat meinen Alltag in der Lehre enorm vereinfacht. Meine Studierenden können unkompliziert und kostenfrei auf alle meine Publikationen zugreifen; das spart Zeit und Ressourcen in der Vorbereitung von Seminarsitzungen und Diskussionen, Referaten und Hausarbeiten.

Damit eine flächendeckende Umstellung zu Open Access gelingen kann, sind Änderungen in ganz verschiedenen Bereichen erforderlich – u.a. Finanzierungsstrukturen, Kriterien der Forschungsbewertung und Berufungsverfahren, Ausbau von alternativen Publikationsangeboten, Governance von Publikationsorganen… Welche Aspekte sollte die TU Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren priorisieren?

Alle diese Aspekte sind wichtig. Gerade in der Frage der Bewertung von Forschungsleistung und bei Berufungsverfahren wird nach meiner Erfahrung viel zu wenig gewichtet, inwieweit sich Forscher*innen um eine breite Zugänglichkeit ihrer Forschung bemühen.

Vor kurzem erst erhielt ich eine Einladung, zu einem englischsprachigen Sammelband beizutragen. Das E-Mail war KI-generiert, und erst auf der Website fand ich im Kleingedruckten den Hinweis, dass ich für die Publikation meines Artikels hätte zahlen müssen. An solchen unseriösen Geschäftsmodellen zeigt sich deutlich, was im Verlagswesen inzwischen alles schiefläuft. Es ist höchste Zeit, alternative Publikationsformen zu fördern, die nicht zu Lasten der Wissenschaftler*innen und der Studierenden gehen.

Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?

Open Access trägt dazu bei, die vielfältigen Hürden und Hierarchien abzubauen, denen der Zugang zu Wissen immer noch unterliegt. Die großen Herausforderungen der Gegenwart lösen wir aber nur dann, wenn es uns gelingt, eine Vielzahl an Wissensressourcen in die Problembearbeitung einzubeziehen. Mit Open Access entsteht eine transdisziplinäre Wissensallmende.

Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde. Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?

Meine Forschung untersucht Popmusik als Resonanzraum ökologischer Krisen – und als Aushandlungsraum der Nachhaltigkeitsdebatte.

Zitiervorschlag:
Open-Access-Team der TU Berlin (2025, Oktober 22). Thorsten Philipp im Interview: "Wir müssen alternative Publikationsformen fördern.". Open research office berlin. https://doi.org/10.59350/g9hb6-0m177

Zum Weiterlesen:

Vom 20. bis 26. Oktober: Open Access Week 2025 „Who owns our knowledge?“ – Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg

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