Praktikum in Spanien im Bereich Physik

Ich hatte die einmalige Gelegenheit ein Praktikum an einem  in Donostia-San Sebastián abzulegen. San Sebastián liegt an der Atlantikküst des Baskenlandes im Norden Spaniens. Es ist eine mittelgrosse Stadt mit einer wunderschönen Badebucht.

CIC nanoGUNE ist ein Forschungsinstitut, welches sich auf Nanowissenschaften spezialisiert hat. Innerhalb des Instituts gibt es 10 verschiedene Gruppen. Ich durfte in der Arbeitsgruppe nanooptics mitarbeiten. Im Folgenden beschreibe ich einen typischen Arbeitstag.

Morgens um 7:30 Uhr klingelt mein Wecker. Es gibt zwar keine bestimmte Uhrzeit, zu der ich an meinem Arbeitsplatz sein muss, aber ich bevorzuge es den Morgen produktiv zu nutzen. Ich lebe in Gros, das ursprüngliche Arbeiterviertel und heute der Stadtteil der Surfer. Ich wollte in dieses Viertel ziehen, da es dort viel Leben gibt, Bars, Cafes etc. und es nahe am Strand liegt. Außerdem habe ich dort das Günstigste Zimmer gefunden (350€/Monat).

nanoGUNE, das Forschungsinstitut, an dem ich arbeite, liegt am anderen Ende der Stadt. Aber ich schwinge mich auf mein Fahrrad, das ich aus zweiter Hand für wenig Geld auf Wallapop gekauft habe, und in 20-30 Minuten bin ich da. Das Fahrrad ist alt, aber dafür hat es den Vorteil, dass es nicht gestohlen wird. Trotz der hügeligen Landschaft lohnt es sich in Donostia ein Fahrrad zu haben. Es ist fast immer schneller und definitiv flexibler mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Aber Vorsicht, Regenjacke und Hose sind unbedingt zu empfehlen.

Wenn ich Glück habe, erreiche ich das Institut trocken. Wenn ich Pech habe, regnet es plötzlich und heftig und hört auf, sobald ich meine Regenkleidung fertig angezogen habe. Das ist eine Besonderheit an San Sebastián – man kann nie wissen, wie das Wetter wird.

Am Institut angekommen, beantworte ich erstmal Mails. Je nach dem was ansteht, gehe ich beispielsweise ins Labor, wo ich mit einem hochauflösenden Nanoskop arbeiten kann, mit welchem ich sowohl Bilder als auch Spektren meiner Proben aufnehmen kann. Anschließend werte ich meine Daten aus. An anderen Tagen lese ich wissenschaftliche Artikel oder Bücher oder schreibe Berichte über meine Ergebnisse und bereite Präsentationen vor. Außerdem halten wir ein wöchentliches Gruppenseminar, an dem wir neues aus der Literatur wie auch die Fortschritte in der Gruppe und etwaige Probleme besprechen.

Die Gruppe, in der ich arbeite, ist geführt von Rainer Hillenbrand, heißt nanooptics und beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Licht und Materie auf der nanometer Skala. Die Gruppe besteht aus ungefähr 10 Leuten und ist sehr international, weshalb die Arbeitssprache meist Englisch ist. Doch mit ein paar Gruppenmitgliedern kann ich auch mein Spanisch üben.

Die lokale Sprache ist sowohl Spanisch als auch Baskisch und im Vergleich zu anderen Städten im Baskenland wird die baskische Sprache in Donostia-San Sebastián auch häufig benutzt. Die Sprache ist kompliziert und besonders, da ihr Ursprung unklar ist. Sie ist eine sogenannte isolierte Sprache, die keine Verwandtschaft zu irgendeiner anderen Sprache hat und demnach auch keinerlei Ähnlichkeit zu Spanisch.

Neben den wöchentlichen Gruppenseminaren herrscht auch im Alltag reger Austausch zwischen den Gruppenmitgliedern. Oft gehen wir zusammen Mittagessen oder Kaffee trinken, wobei neben wissenschaftlichen Diskussionen und Problemen im Labor auch über privates und Karrieren in der Wissenschaft allgemein gesprochen wird.

Nach der Arbeit gehen meine ArbeitskollegInnen und ich manchmal etwas Trinken oder Essen.

Das Baskenland generell und Donostia-San Sebastián insbesondere sind bekannt für ihre ausgezeichnete Küche. In Donostia-San Sebastián wurde der allererste Pintxo erfunden. Pintxos sind kleine aber oft aufwendig gestaltete Snacks, die meist wenig kosten und schnell gegessen sind zusammen mit einem Glas des lokalen Weißweins Txakoli oder einem der vielen lokal gebrauten Craft-Biere. Die Gastronomie hat hier einen hohen Stellenwert und ist auch Teil der lokalen Identität. Das Baskenland hat eine sehr hohe Dichte an Restaurants mit Michelin Sternen und die Ausbildungsstätte für die zukünftige Generation an Koch- und Servicepersonal dieser Restaurants liegt in Donostia-San Sebastián.

Generell bin ich sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen mit der Unterstützung durch Erasmus sammeln durfte und kann es nur weiterempfehlen. Ich durfte mich sowohl auf persönlicher wie auch professioneller Ebene weiterentwickeln und habe die Zeit hier sehr genossen.

Tipps für andere Praktikant*innen

Wohnungssuche

Für die WG-Suche lohnt es sich vor Ort zu sein. Üblicherweise wird man zum Kennenlernen eingeladen. Idealista ist die bekannteste Plattform, wo Zimmer angeboten werden. Ganze Wohnungen findet man auch auf Habitaklia. Es empfiehlt sich auf Spanisch (wenn auch schlechtem Spanisch) zu schreiben. Und unbedingt eine aussagekräftige Nachricht schreiben!! Mieten sind hoch in San Sebastián – üblicherweise 450€ für ein Zimmer mit Nebenkosten.

 Versicherung

Sobald man hier gemeldet ist kann man sich bei einem Centro de Salud anmelden und man bekommt einen Hausarzt zugewiesen. Man kann auch die Krankenkassenkarte des Baskischen Versicherungssystems Osakidetza beantragen, so bekommt man eine TIS-nummer mit der man bei Apotheken direkt die verschriebenen Medikamente abholen kann (ohne Rezept). Diese Karte ist aber kein Muss. Vieles geht mit der europäischen Versicherungskarte ohne weiteres.

Formalitäten vor Ort

Sonstiges

Für fast alle Arten an Verträgen – wie auch Telefon – wird in Spanien die Nummer des Personalausweises gebraucht. AusländerInnen bekommen in Spanien dafür eine eigene Nummer die NIE welche bei der Polizei beantragt werden muss. Online findet man viel dazu und alles ist ziemlich verwirrend. Hier was zu tun ist um ein ‚Certificado de registro de ciudadano de la union‘ als StudentIn zu bekommen (den grünen Ausweis bekommt man dann direkt auf der Stelle):

STEP 1:

  • Request an appointment in this website:https://sede.administracionespublicas.gob.es/icpplus/index.html
    • We recommend you to request the appointment at the „CNP IRUN“ office, as they would attend you faster.
  • Select the next option: „TRÁMITES CUERPO NACIONALDEPOLICÍA: POLICIA-CERTIFICADODEREGISTRODECIUDADANODELAU.E.“​

STEP 2:

Present the following documentation at the appointment:

  • Completed application form for Certificado de registro de ciudadano de la U.E., in official form (EX-18) available at: http://extranjeros.inclusion.gob.es/es/ModelosSolicitudes/Mod_solicitudes2/index.html
  • Original Passport or Identity card
  • Enrollment of the studies you are studying provided by the study center (original and copy)
  • European health card or private insurance policy that covers all risks in Spain during the entire study period (original and copy).
    • In the event that the policy has been contracted in the country of origin, the translation must also be provided.
  • Proof of sufficient financial resources
  • Passport photo
  • Empadronamiento (Meldebescheinigung – VORSICHT: eine Kopie gilt nur 3 Monate! Cita Previa kann hier angefragt werden ( geht meistens schnell): Donostia.eus – [Trámite] Padrón Municipal de Habitantes: Volante / Certificado)
  • Receipt of having payed the fee*
    • * In order to pay the fee, you need to go to this link. (1) Identificaión: Fill in your info (use passport number if you have no NIE yet). (2) Autoliquidación: select “Principal”, then, select option “Certificado de registro de residente comunitario o Tarjeta de residencia de familiar de un ciudadano de la Unión.” from the list. (3) Declarante: write Donostia and the date. (4) Ingreso: select “En efectivo”. (4) Fill the Captcha and click on “Descargar impreso rellenado”. (5) Print pages 1-3 of the pdf and sign each of them. Finally, you need to take this form to BBVA in calle Urbieta 21, where you can pay the fee in cash, from 08:30-11:00. They will stamp all 3 copies, and keep one. Take the others with you to the Certificado appointment.

 Ausgehmöglichkeiten

Donnerstags ist normalerweise Pintxo Pote vor allem in Gros, wo günstig getrunken und gegessen werden kann. Das Daba Daba ist eine Disko wo sie auch oft Konzerte Veranstalten. Im Altxerri Jazz Club gibt es auch Konzerte – in der Bar sollen aber auch sonst die MusikstudentInnen von Musikene oft Jamen.

 Sonstiges

Die Tabakalera ist ein Fabrikgebäude welches zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. Dort gibt es Ausstellungen, Veranstaltungen, zwei Restaurants/Bars und das Medialab wo jede Menge Spiele, Bücher etc ausgeliehen und alle möglichen Werkzeuge und Maschinen benutzt werden können – ich hab vor allem die Nähmaschinen benutzt. Es werden auch Kurse angeboten. Es lohnt sich auf jeden Fall vorbeizuschauen.

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