DaF-Praktikum an einer Universität in Portugal

Mein Auslandspraktikum an der Philologischen Fakultät der Universidade de Lisboa war insgesamt sehr schön, lehrreich und hat mir bei meinen weiteren Berufsvorbereitungen einiges gebracht.
Ich wurde direkt herzlich vom gesamten Lektorinnen-Team in der Germanistikabteilung aufgenommen und als neuer Teil des Teams ernstgenommen. Von Anfang an wurde ich in Meetings und die Unterrichtsplanung mit einbezogen. Allerdings sind die Semester in Portugal doch sehr eng getaktet, da die Vorlesungszeit an sich nur 12 Wochen dauert und daher nicht viel Zeit für extra Aktivitäten oder Umstrukturierungen blieb.

Da vonseiten meines Masters festgelegt war, dass ich mindestens 60 Hospitationsstunden und 30 Stunden Eigenunterricht machen muss, war eine gute Planung wichtig, was vor allen Dingen den Eigenunterricht angeht. Bei der Hospitation war ich ziemlich frei, zu welcher Lehrperson ich wann gehen konnte. Jessica Klein war meine Haupt-Ansprechpartnerin, weswegen ich auch am meisten an ihrem A1.1 und B1.1 Unterricht teilnahm. Allerdings habe ich im Laufe des Praktikums in jede angebotene Niveaustufe (bis C1) einmal hereinschauen und mir ein Bild davon machen können. Es war sehr interessant, die unterschiedlichen Gruppengrößen und -dynamiken zu beobachten.
Da die derzeitige Sprachassistenz Anfang des Semester kurzfristig ausgefallen ist, habe ich Teile ihres Unterrichts übernommen und so über circa eineinhalb Wochen regelmäßig einen A1.1-Kurs unterrichtet. Dabei hatte ich aber ganz viel Unterstützung vonseiten der Lektorinnen, was die Vorbereitung und die Materialien angeht. Natürlich war es erstmal eine große Verantwortung, den Kurs für eine längere Zeit zu unterrichten und das gerade in A1, wo es eine ziemlich steile Progression gibt. Aber gleichzeitig war es auch schön, das Vertrauen der Lektorinnen zu bekommen und vor allem auch einen Kurs mal genauer kennenzulernen, sich Gesichter und Namen merken zu können. So aufregend es noch die ersten beiden Mal war, umso leichter fiel es mir bei den nächsten Malen, eine Routine aufzubauen und umso trauriger war ich auch, als ich den Kurs wieder abgeben musste, da ich die Gruppe auch schon liebgewonnen hatte.
Was ich als sehr schwierig an der Fakultät generell empfand, war es, extracurriculare Aktivitäten zu organisieren und vor allem positive Rückmeldungen von den Studis dazu zu bekommen. Viele der Studierenden haben etwas außerhalb von Lissabon gewohnt, waren durch das kurze Semester und viele Zwischenprüfungen sehr eingespannt oder hatten schlichtweg keine Lust, noch länger in der Uni zu bleiben. Allerdings hatte ich zusammen mit der DAAD-Sprachassistentin eine Weihnachtsfeier organisiert, an der sehr viele Studierende teilgenommen haben. Hier haben aber die Lektorinnen im Unterricht auch betont, wie wichtig es ihnen ist, dass sie kommen.
Das System der Fakultät ist noch sehr hierarchisch aufgebaut, weshalb der Partizipationsrahmen außerhalb des Deutschunterrichts im Institut recht gering war und ich auch nicht viel von anderen Kursen oder Aktivitäten mitbekam. So hat man auch das Gefühl, nicht wirklich viel außerhalb des eigenen Rahmens verändern zu können.
Abgesehen von der Universität war das Freizeitangebot in Lissabon sehr groß. Die Stadt bietet vieles, was man sehen und unternehmen kann. Von unzähligen Secondhand-Shops, Cafés und Restaurants, vielen Einzelhandelsgeschäften bis hin zu den zahlreichen Aussichtspunkten (genannt Miradouros) und den nahen Stränden, die mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind, kommt jede*r auf seine Kosten. In der Nähe von Lissabon gibt es außerdem einige andere schöne Orte wie Sintra, Cascais oder Setúbal, die auch einen Besuch wert sind. Vor allem an Outdoor-(Sport)möglichkeiten mangelt es in Lissabon nicht. Und es gibt neben den klassischen Sehenswürdigkeiten auch viele tolle Museen, wie zum Beispiel das MAAT, Berardo oder das Gulbenkian.
Um neue Kontakte zu knüpfen, haben mir vor allem die Veranstaltungen vom Erasmus Student Network (ESN) geholfen, die vor allem zu Beginn des Semesters viele Chill Outs, Pub Crawls und Tagesausflüge angeboten haben, bei denen man schnell neue Leute kennengelernt hat. Es lohnt sich, schon bevor man das Praktikum oder Studium beginnt, schon einen Blick auf die Social Media-Seiten oder die Website zu schauen, da sie ihre Events immer schon mehrere Wochen vorher ankündigen und man sich teilweise dafür anmelden muss. Außerdem geben sie hilfreiche Tipps, was zum Beispiel Wohnungssuche und lokale Gegebenheiten betrifft. Für mich war es vor allem auch wichtig, da ich kaum Kontakte direkt über mein Praktikum knüpfen konnte und ich nicht so viele Unikurse wie die normalen Studis besucht habe.
Grundsätzlich kann ich Lissabon sehr für ein Erasmus empfehlen, da es in der Stadt immer was zu sehen und machen gibt und es in einem halben Jahr oder auch einem Jahr sicher nie langweilig wird. Allerdings ist die Stadt mittlerweile sehr überfüllt von Touristen und auch internationalen Leuten wie Expats oder eben Studierende. Daher ist die Wohnungssuche unglaublich schwer und die Preise sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Dieser Situation sollte man sich bewusst sein, bevor man nach Lissabon kommt, da man dann natürlich auch selbst dazu beiträgt, dass die Stadt immer teurer wird, vor allem, wenn man eine eigentlich viel zu überteuerte Wohnung mietet (wozu einem meistens keine andere Wahl bleibt).
Insgesamt gesehen war aber meine Zeit in Lissabon eine sehr schöne und aufregende, die mir geholfen hat, meinem Berufswunsch ein Stück näher zu kommen und gleichzeitig, Möglichkeiten aufzuzeigen und klarer zu umranden, wie und wo ich später leben möchte.

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