Praktikum in einem Labor in San Diego

Mein Auslandspraktikum von 12 Wochen, im Rahmen meines Masterstudiengangs Biochemie, habe ich von April bis Juli 2023 in San Diego, CA (USA) absolviert.

Begonnen hatte alles im Juli 2022 mit der Suche nach einem geeigneten Labor. Ich hatte seit einer Weile schon den Wunsch, einen Ort Amerikas für einige Monate als Nicht-Ganz-Tourist erleben zu dürfen und die Art und Weise dortiger hochwertiger Forschung kennenzulernen. Besonders haben mich schon immer Kalifornien und Florida mit ihren Küstenregionen angezogen, wobei ich mich schlussendlich für ersteres entschieden habe, weil sich ein langer Aufenthalt bei der größeren Entfernung aus meiner Sicht mehr lohnt. Da ich in meinem Masterstudiengang mehrere freie 12-wöchige Labormodule habe, sah ich diese Kombination als ideal an und habe mich auf die Institutssuche begeben. Hierbei waren eher bekannte Städte wie Santa Barbara, San Diego, San Francisco und Los Angeles in der engeren Auswahl. Als ein neuer Dozent sich und seinen akademischen Weg in einer Mastervorlesung allerdings vorgestellt hatte, bin ich auf ein non-profit Forschungsinstitut in San Diego aufmerksam geworden und habe auf dessen Webseite Onkologie Labore nach meinen Präferenzen ausgesucht. Die ersten drei habe ich Mitte Juli initiativ angeschrieben (Motivationsschreiben, CV, Bachelorzeugnis – ich war erst im ersten Mastersemester, Sprachzertifikat – um ein solches sollte man sich frühzeitig an der FU kümmern, Empfehlungsschreiben). Ende Juli hatte ich zwei Zusagen und eine Absage wegen Pensionierung. Nach genaueren Infos bezüglich der Methoden konnte ich mich Anfang August für ein Labor entscheiden. Danach ging es weiter mit der Suche nach finanzieller Unterstützung. PROMOS war hierbei meine beste Möglichkeit, weshalb ich mithilfe meiner Supervisorin alle Dokumente bis zur Deadline Anfang November zusammen hatte. Mitte November hatte sie mich dann auch mit dem International Office des Instituts verbinden können, wodurch ich mich auch mit den Visumsangelegenheiten beschäftigen konnte. Das gesamte Prozedere ist etwas unübersichtlich und kompliziert, besonders wenn man keine Visumserfahrung hat und immer nur Infos für die direkten Schritte bekommt. Im Endeffekt brauchte ich ein J1 Visum, für welches es einen Sponsor geben muss. Mein Gastunternehmen hätte dieses nur übernommen, wenn ich mindesten 80 % der berechneten Lebenshaltungskosten (~10000 $ für 3 Monate) aus Stipendiengeldern hätte nachweisen können. Da dies mit PROMOS allein nicht möglich war, eine Kombination mit ERASMUS+ nicht erlaubt ist und ich keine weiteren Kombinationsmöglichkeiten für eine solche Summe sah, musste ich mich mit CETUSA, einer Amerika-weiten Organisation für Visumssponsoring, auseinandersetzen.

Da ich ungünstiger Weise nach der PROMOS Zusage wegen Vorweihnachtszeitsurlaub erst im neuen Jahr an die nötigen Dokumente kam, konnte eine Kontaktaufnahme mit CETUSA erst Anfang Januar erfolgen. Dafür musste dann eine Online-Application mit lauter Dokumenten und Formularen abgeschickt werden. Da auch meine viel beschäftigte Supervisorin für einen Trainingsplan (DS-7002) inkludiert war, konnte diese erst Anfang Februar fertiggestellt werden. Auch dadurch wurde der gesamte Prozess herausgezögert, sodass ich aufgrund von zeitlicher Knappheit an diesem Punkt noch schnell die Daten um fünf Wochen nach hinten verschoben habe (der letzte Punkt an dem das ging ohne eine Extragebühr zahlen zu müssen). Das labinterne Memo of Understanding, dass ich bereits im Dezember unterschrieben hatte, konnte zum Glück aber so belassen werden. Bei der Datenänderung hatte ich dann schon die Gebühr von 2000 $ an CETUSA überweisen müssen. Erst dann konnte ich im Skype-Interview auf meine Eignung geprüft werden. Danach wurden dann endlich die wichtigen Dokumente per Post verschickt (DS-2019 und Co), sodass ich einen Termin bei der Botschaft für Ende Februar machen konnte. Um dies online durchführen zu können, brauchte man ein aktuelles Passfoto mit bestimmten Anforderungen (besonders wichtig: Ohne Brille), damit man zwei Online-Formulare (DS-160 & I-901) ausfüllen und die Botschaftsgebühr von 152 € bezahlen konnte. Kurz vor dem Termin war dann auch noch die Zahlung der SEVIS-Fee von 220 $ fällig. Für den Termin selbst sollte man einen dicken Stapel an Dokumenten dabeihaben (allerdings ohne Taschen, sonst wird man wieder weggeschickt). An sich musste man eine Weile in der Schlange stehen, bevor man eine kurze Reihe von Schaltern abgegangen ist und hauptsächlich Reisepass, DS-2019 und DS-7002 brauchte, bevor man sehr kurz interviewt wurde. Sogar schon nach einer statt prophezeiter zwei Wochen konnte ich meinen Reisepass mit Visum am Walther-Schreiber-Platz abholen, sodass es an die Buchung von Flügen und Unterkunft ging. Hierbei gab es ein paar Schwierigkeiten mit der Fluggesellschaft Delta, die zwar sehr günstige Flüge anbietet, allerdings sowohl Webseitenprobleme hatte als auch telefonisch nicht leicht zu erreichen war. Dadurch lief es auf fluege.de hinaus, wobei ich nur empfehlen kann, dass frühzeitig genug Geld auf der genutzten Kreditkarte ist, da es sonst zu stressigen Telefonaten und Gebühren kommen kann, wenn sich die Flüge nicht sogar verteuern. Lufthansa und United Airlines sind eine willkommene Kombination gewesen, wobei man trotzdem für jede Airline eine eigene App braucht, um sich um Sitzplätze zu kümmern. Lufthansa nimmt hierfür leider im Voraus Geld. Falls beim Online Check In kurz vor dem Flug allerdings noch freie Sitzplätze sind, kann man sich aus diesen kostenlos einen auswählen. Das zu wissen spart einem meiner Meinung nach unnötige Ausgaben. Die Flugbuchung Mitte März wurde abgestimmt mit der Unterkunft, die auf Furnished Finder gefunden wurde. Airbnb ist in Amerika zwar super, allerdings für Langzeitaufenthalte preislich ziemlich happig. Furnished Finder ist jedoch nicht so abgesichert: Man sieht die Immobilien nur ausgeschrieben und klärt alles weitere privat mit dem Vermieter. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich von der Echtheit der Peron und Unterkunft zu überzeugen, bevor der Vertrag unterschrieben wird und die Anzahlung überwiesen wird. Da viele Banken Amerikas nicht Teil des IBAN-Systems sind und Paypal solch hohe Zahlungen ins Ungewisse oft nicht akzeptiert, kann ich Wise wärmstens empfehlen. Damit lief alles wunderbar und nimmt auch nur geringe Gebühren. Erst nachdem dies geklärt war, konnte ich mein Forschungsprojekt beim Prüfungsbüro der FU genehmigen lassen.

In der Zeit von Februar und März war es etwas anstrengend, dass man jede beteiligte Partei über jedes neue Update informieren und auch zu jeder Zeit erreichbar sein musste. Die gesamte Organisation war mit einer hohen psychischen Belastung verbunden, da sie sich über Monate erstreckte und man selbst im Urlaub und auf Reisen direkt reagieren musste. Auch verpflichtet man sich durch die Zusammenarbeit mit CETUSA für eine Reihe an Kleinigkeiten, die zum Glück auf 40 Seiten im Handbuch festgehalten sind, es wegen der Menge aber ein Kunststück ist, an alle zu denken. Sie müssen selbst die Raumnummer deines ersten Hotels ganz genau wissen und schicken jeden Monat sowie zu Beginn und Ende des Praktikums Auswertungslinks, auf die flott reagiert werden muss.

Als nächstes stand dann noch die Automietung an. San Diego hat zwar ein System öffentlicher Verkehrsmittel, sich allerdings auf diese wie in Berlin zu verlassen ist wahrscheinlich etwas unklug. Wenn man sie nur zu normalen Tageszeiten braucht und man mit seinen Zielorten eine Verbindung hat, kann dies mit Öffis gut funktionieren. Ansonsten sollte man sich allerdings ein Auto mieten, da San Diego sehr ausgedehnt ist und man so auch deutlich flexibler ist. Das Benzin ist in Amerika tatsächlich günstiger als in Deutschland. Ich selbst habe gute Erfahrung mit Dirt Cheap Car Rental gemacht. Ab 21 Jahren bekommt man schon normale Preise, ein Internationaler Führerschein ist nicht nötig und die Raten sind besonders auf Langzeit extremst günstig (für einen 4 Door Sedan von 2017/2018 waren es unter 2500 $ für 4 Monate). Versicherungen sind auch mit inkludiert für einen bestimmten Bereich. Sobald dieser ausgeweitet wird fallen pro Wochentrip nochmal 100-200 $ an. Allerdings haben die Autos natürlich nicht die Qualität wie bei anderen Autovermietungsketten und man erreicht außerhalb der Öffnungszeiten auch niemanden. Für eine Tour (dafür sollte man unbedingt seine Grace-Period hinterher nutzen) durch Städte und Nationalparks von CA, NV, UT und AZ würde ich nicht unbedingt Dirt Cheap Car Rental wählen, da man sich bei der Hitze doch schon Gedanken macht, ob das Auto das überlebt und die Company einen recht schlecht erreicht.

Da dann noch eine eingestreute Corona-Quarantäne dazwischenkam, konnte ich mich erst Ende März um Zusatzversicherungen (Fahrer-Rechtschutz & Auslandskrankenversicherung; Haftpflicht hatte ich bereits zuvor) beim ADAC kümmern. Dort bekommt man auch als Nicht-Mitglied günstige Raten und v.a. sehr gute Beratung. Als dann meine Bank mir zusätzliche Gebühren für meine extra im Januar bestellte Kreditkarte eröffnete (aus meiner folgenden Recherche ging für einen Amerikaaufenthalt die DKB als am meisten gebührenfreie Bank heraus, sofern man im Aktivkunden-status steht, worum man sich aber mindestens vier Monate vorher kümmern müsste), musste sich kurz vor dem Abflug Anfang April auch darum noch gekümmert werden, sodass es am Ende eher ein ins Flugzeug-Stolpern war. Ansonsten hat sich die lange Organisation allerdings gelohnt und alles lief prima. Ich hatte mir noch amerikanisches Bargeld tauschen lassen, was eigentlich hauptsächlich für das Tanken ideal war, da man dadurch oft einen günstigeren Preis angeboten bekommt. Ansonsten nimmt eigentlich jeder Laden Kartenzahlung an, wobei EC-Karten jedoch weniger gerne gesehen sind (Visa oder Mastercard als Debit sind super, besonders wenn man damit im Notfall auch Bargeld an einem ATM abheben kann – dann braucht man kein Bankkonto in den USA zu eröffnen). Für eine amerikanische SIM-Karte habe ich prima Erfahrungen mit Mint Mobile gemacht. Es gibt sowohl die Möglichkeit einer analogen sowie einer eSIM – je nachdem was man braucht. Man sollte vorher auf deren Webseite allerdings checken, ob das eigene Telefon auch mit dem angebotenen Netz kompatibel ist. Die Kosten waren moderat und man konnte in der App sein verbliebendes Datenvolumen verfolgen.

Fast zwei Wochen zum Eingewöhnen und Erkunden von San Diego waren perfekt, auch der Jetlag war in diese Richtung kaum existent (zurück nach Berlin ist er allerdings ziemlich anstrengend). Das Praktikum hat mir mit der Zeit auch immer besser gefallen. In der ersten Woche war es viel organisatorischer Papierkram, aber so ist das ja immer. Meine Supervisorin war zwar immer äußerst beschäftigt und hatte die Eigenart, Termine häufig auch kurzfristig zu verschieben oder abzusagen, konnte mich aber in einem eher chemischeren Labor einer Kollaboration unterbringen, in dem ich zuverlässig betreut wurde. Tatsächlich war dies auch das Labor, welches Experimente und Materialien des sich schließenden Labors übernommen hatte, für welches ich mich zuvor ebenfalls beworben hatte. Die Leute waren auf dem gesamten Campus super lieb und ich hatte das Glück, auch an einem PhD-Kurs (Cancer Biology) teilnehmen zu dürfen. Events und Seminare gab es auch sehr häufig. Neben dem Praktikum habe ich nur selten etwas mit den Kollegen unternommen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man so gut wie jede Strecke mit dem Auto fahren muss und deshalb eher weniger abends ausgeht. Allerdings gab es fußläufig von meiner Unterkunft ein Towncenter, welches nette Restaurants, fancy Bars und leckere Snackläden beherbergte. Im Juli wurde dort in der Nähe sogar mittwochs eine Leinwand mit jeweils zwei Filmen bestrahlt. Vor dem Independence Day gab es des Weiteren eine Fair. Auch sonst hat San Diego viel zu bieten. Zum Beispiel kann man dort super West Coast Swing Tanzen gehen, Coronado Island besuchen, Balboa Park (inklusive Zoo) erkunden oder Surfen/Paragliden gehen. Auch Ausflüge nach Julien (der beste Apple Pie überhaupt!), Encinitas (leckerer Eis- und Donut-Laden) oder Tierra del Sol (ideal zum Stargazen, auch mit offiziellen Events) haben sich sehr gelohnt. Egal wo man ist, man wird immer freundlich aufgenommen und kommt klasse mit anderen Menschen ins Gespräch. Ich konnte großartige Erfahrungen sammeln und Unmengen an fachlichem, kulturellem und sozialem Wissen für mein weiteres Leben mitnehmen.

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