„Open Access, Reputation und Bewertungskrise in der Wissenschaft“: Das OROB auf Konferenzreise in Jena (13./14.11.2025)

Mitte November folgen Maike Neufend und Georg Fischer vom Open Research Office Berlin einer Einladung nach Jena: Dort nehmen sie an einer gemeinsamen Konferenz des SFBs „Strukturwandel des Eigentums“ und der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) teil und stellen die Perspektive der Landeskoordinierungsstelle auf die Reputationsfrage vor. Der Titel der Konferenz lautet „Open Access, Reputation und Bewertungskrise in der Wissenschaft – Wie kann die Analyse von Fachkulturen zu einer Neuausrichtung beitragen?“. Das Programm ist veröffentlicht und die Anmeldung ab sofort geöffnet.

Das Gebäude der ThULB aus der Vogelperspektive. Tomukas – Thomas Holbach, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Aus der offiziellen Konferenz-Ankündigung der ThULB:

Die erste Jenaer Open-Access-Tagung (2023) war dem Zusammenhang von Open Access und Fachkulturen gewidmet. Im Zentrum stand die Frage, inwiefern genuines Open Access in den verschiedenen Fächern möglich und üblicher wird. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Aufbau wissenschaftlicher Reputation, dem Publikationsstrategien maßgeblich dienen und der ebenfalls durch Fachkulturen bestimmt ist. Wie lässt sich „Reputation“ in den einzelnen Fächern begreifen? Wo ist sie eher an klassisch-geschlossene, wo an offene Publikationsformate geknüpft? Wie wird sie aufgebaut, was sind ihre Formen und Funktionen, wie verhält sie sich zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen? Und wie verändert sich dieser Zusammenhang im Zeitalter digitaler Wissenschaft? Diese Fragen sollen in den Fokus unserer zweiten Tagung rücken. Wir befinden uns damit mitten in der aktuellen Debatte um Stellenwert, Krise und Zukunft von Leistungsbewertung in der Wissenschaft.

In den vergangenen Jahren gab es etliche Vorstöße für eine Reform der Forschungsbewertung, von der San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA, 2012) über das Leiden Manifesto for Research Metrics (2015) bis zur Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA, seit 2022). Diese Initiativen zielen darauf, zu qualitativ-inhaltlich ausgerichteten Bewertungen zurückzukehren; sie fordern eine größere Transparenz von Bewertungsverfahren, erweiterte Bewertungskriterien und die Berücksichtigung fachspezifischer Forschungs- und Publikationspraktiken. Viele dieser Praktiken haben sich ihrerseits im Zuge der digitalen Transformation der Wissenschaft dynamisch entwickelt. Zu nennen sind etwa der Trend zu Open Science (von Preprints und geteilten Daten bis zu Open Review), eine weitere Metrifizierung der Forschungsbewertung (bis hin zum mutmaßlich messbaren sozialen und ökonomischen ‚Impact‘ von Forschung), schließlich automatisierte und KI-basierte Metastudien und -analysen sowie KI-Anteile in Texterstellung und -begutachtung.

Diese ambivalenten Trends verdienen eine eingehende Diskussion, zumal die vorhandenen Analysen und Reformansätze oft nicht systematisch zwischen Fachkulturen differenzieren. Grundlegend ist eine schizophrene Lage in der deutschen Wissenschaft zu diskutieren: Forschungsfinanzierung und Karriereperspektiven fußen auf einem Bewertungssystem, das trotz vielfacher Kritik an seinen destabilisierenden Effekten aufrechterhalten wird. Problematisch ist dabei nicht allein, wie bewertet wird, sondern auch, dass die sogenannte „Forschungsbewertung“ einen so hohen Stellenwert in der wissenschaftlichen Praxis einnimmt.

Diese Befunde und Annahmen führen uns zu folgenden Leitfragen für die Tagung:

    • Wo lassen die zunehmend offenen Grundlagen und Formate der Forschungsbewertung Änderungen zu, die den Inhalten besser gerecht werden und wissenschaftsschädigende Effekte reduzieren?
    • Welche Verbesserungen und Reformen lassen sich allgemein fordern, wo müssen fachspezifische Standards den Ausschlag geben?
    • Wo führen der Begriff und die Hyperbolik von Forschungsbewertung selbst in die Irre?

Anmeldung

Die Tagung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich. Bitte nutzen Sie diese E-Mail-Adresse: anmeldung.sfb-eigentum[at]uni-jena.de. Geben Sie bitte Ihren Namen, Ihre Einrichtung und Ihre E-Mail-Adresse an. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung.

Anmeldefrist: 31.10.2025

Programm

Veranstaltet von: SFB 294 Strukturwandel des Eigentums in Kooperation mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB)

Termin: 13.11. – 14.11.2025

Ort: Bibliothekshauptgebäude der der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (Bibliotheksplatz 2 | 07743 Jena), Vortragsraum

Donnerstag, 13.11.2025

PROGRAMMPUNKT
13.00 – 13.15 Begrüßung und Einführung
13.15 – 15.00 Panel 1: Übergreifende Perspektiven 
13.15 – 13.40 Fächer im Wettbewerb – Disziplinäre Unterschiede und Kategorien:
Frank Meier / Universität Bremen
13.40 – 14.05 Bibliometrische Methoden zur Leistungsmessung – Möglichkeiten und Grenzen
Torger Möller / DZHW Hannover
14.05 – 14.30 Generative KI und Bewertung in der Wissenschaft
Anne K. Krüger / Weizenbaum-Institut Berlin
14.30 – 15.00 Diskussion
15.00 – 16.30 Kaffeepause
16.30 – 18.40 Panel 2: Fachspezifische Perspektiven
16.30 – 16.55 „Lieber gut als viel“ – wie Psycholog:innen versuchen, das Problem der Spam-Forschung zu lösen
Daniel Leising / TU Dresden
16.55 – 17.20 „Leistungsbewertung“ in der Soziologie – der Stellenwert von Verlagen
Ute Volkmann / Universität Bremen
17.20 – 17.45 Forschungsbewertung in den Naturwissenschaften
Thomas Kirchner / Universität Halle
17.45 – 18.10 Die Macht von Rankings in der „Wettbewerbswissenschaft“
Theresa Hager und Stephan Pühringer, Universität Linz
18.10 – 18.40 Diskussion

Freitag, 14.11.2025

ZEIT PROGRAMMPUNKT
09.15 – 13.00 Panel 3: Wissenschaftsbewertung aus institutioneller Perspektive
09.15 – 09.40 „Einmal über‘s Ziel und wieder zurück“ – Publizieren mit Impact
Tobias Grimm / DFG
 09.40 – 10.05 „Spricht der Stumme zu dem Tauben?“ Die Rolle der Bibliothek bei der Vermittlung alternativer wissenschaftlicher Bewertungssysteme
Thomas Stäcker / ULB Darmstadt
10.05 – 10.30 Ansätze einer wertschätzenden Bewertung von Open Research
Maike Neufend und Georg Fischer, Open Research Office Berlin
10.30 – 11.00 Diskussion
11.00 – 11.30 Kaffeepause
11.30 – 11.55 Forschungsbewertung reformieren – Reformprozesse an Hochschulen gestalten
Sophia Hohmann / Universität Bielefeld
11.55 – 12.20 Auf dem Weg zu alternativen Bewertungsdimensionen in der internen Förderung: ein Werkstattbericht der Uni Jena
Annett Margull und Karoline Oelsner / Universität Jena
12.20 – 13.00 Schlussdebatte und Verabschiedung

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