Ein Gastbeitrag des Open-Access-Teams der TU Berlin
Für die Interviewreihe zur Open Access Week hat sich das Open-Access-Team der TU Berlin mit Lena Herzog-Sounaye, Dr. Melanie Kryst und Nadin Gaasch vom TD-Lab der Berlin University Alliance unterhalten. Als klaren Vorteil von Open Access benennen sie den Zugang zu Wissen und Möglichkeiten des Austauschs zwischen Forschenden und anderen gesellschaftlichen Gruppen.
Open-Access-Team der TU Berlin: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin und der BUA. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr?
Lena Herzog-Sounaye: Als TD-Lab – Labor für transdisziplinäre Forschung der Berlin University Alliance (BUA) stärken wir den multidirektionalen Wissensaustausch zwischen Forschung und Gesellschaft. Gerade für die Praxispartner*innen von Forschungsprojekten, seien es zivilgesellschaftliche Initiativen, die Bezirksverwaltung oder auch Start-Ups, ist es oft essenziell, einen einfachen Zugang zu entsprechenden Fachpublikationen zu haben. Der Austausch von Wissen, Informationen und Daten setzt den Grundstein für gemeinsame Projekte und Kooperationen.
Nadin Gaasch: Die TU Berlin ist bereits sehr präsent in der Berliner Stadtgesellschaft, insbesondere durch die starke Reallaborforschung. Die BUA sieht es als eine ihrer Kernaufgaben, die Vernetzung aller Verbundpartnerinnen mit der Stadtgesellschaft weiter voranzutreiben. Insofern ist es nur ein logischer Schluss, dass wissenschaftliches Wissen durch Open Access auch dieser Zielgruppe frei zur Verfügung steht.
Über die Interviewpartnerinnen Lena Herzog-Sounaye ist Politikwissenschaftlerin und ausgebildete Mediatorin. Bevor sie 2023 zum TD-Lab kam war sie in den Bereichen Wissenstransfer, Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit am Leibniz-Zentrum Moderner Orient sowie bei Wissenschaft im Dialog tätig. Dr. Melanie Kryst ist promovierte Politikwissenschaftlerin und seit 2021 Referentin im TD-Lab. Sie leitete zuvor partizipative Stadtentwicklungsprojekte in Berlin sowie im internationalen Städteaustausch. Nadin Gaasch hat einen Abschluss in Humangeographie, Soziologie und Öffentliches Recht. Bevor sie 2020 Referentin im TD-Lab wurde, arbeitetet sie im Wissenschaftsmanagement des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e.V. sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Fokus auf transdisziplinäre Forschung am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. Müncheberg. Zum Team des TD-Labs gehören außerdem noch Dr. Audrey Podann (Projektleitung), Dr. Ina Opitz und Dr. Nikola Nölle.
Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. In den vergangenen beiden Jahren haben Sie sechs Publikationen auf dem Repositorium der TU Berlin, DepositOnce veröffentlicht – mit weltweit freiem Zugriff. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?
Melanie Kryst: Eines unserer Ziele mit dem TD-Lab ist es, Formate für partizipative Forschungsansätze zu entwickeln und zu erproben. Diese Formate sind auf den Berliner Forschungsraum und die hiesige Stadtgesellschaft zugeschnitten, bieten aber durchaus auch viele Anknüpfungspunkte für Vorhaben außerhalb der Hauptstadt. Uns war es wichtig, mit den Werkstattberichten unsere Methoden und Erfahrungen zu teilen und damit Wissenschaftler*innen in Berlin und darüber hinaus hilfreiche Anleitungen an die Hand zu geben, um selbst partizipative und transdisziplinäre Forschungsprojekte zu initiieren.
Lena Herzog-Sounaye: Aktuell schreiben wir an zwei weiteren Werkstattberichten. Darüber hinaus werden wir diesen Herbst englische Versionen der Werkstattberichte über DepositOnce veröffentlichen, um somit sowohl internationale Wissenschaftler*innen in Berlin als auch Interessierte weltweit mit unseren Formaten anzusprechen.
Gab es bereits konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?
Lena Herzog-Sounaye: Bei der Entwicklung unserer Angebote berufen wir uns selbstverständlich auf wissenschaftliche Literatur zu Themen wie Transdisziplinarität, Partizipation in der Wissenschaft oder Transformation. Da ist es natürlich sehr hilfreich, wenn Publikationen von anderen Universitäten und Fach-Communities leicht verfügbar sind. Zudem nutzen wir für unsere Präsentationen und Trainingsangebote gerne Grafiken aus der Literatur als Anschauungsmaterial und freuen uns, wenn diese niedrigschwellig genutzt werden können.
Damit eine flächendeckende Umstellung zu Open Access gelingen kann, sind Änderungen in ganz verschiedenen Bereichen erforderlich – u.a. Finanzierungsstrukturen, Kriterien der Forschungsbewertung und Berufungsverfahren, Ausbau von alternativen Publikationsangeboten, Governance von Publikationsorganen… Welche Aspekte sollte die TU Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren priorisieren?
Nadin Gaasch: Damit Open Access in der partizipativen Forschung wirksam werden kann, braucht es nicht nur die klassischen OA-Strukturen (Repositorien, Finanzierung, rechtliche Absicherung), sondern auch spezifische Rahmenbedingungen, die den diversen Beteiligten gerechte Teilhabe, Sichtbarkeit und Verständlichkeit ermöglichen. Dazu gehört, dass Publikationsprozesse flexibel genug gestaltet werden, um neben wissenschaftsgetriebenen Erkenntnissen auch konkrete Umsetzungsideen von Forschung sichtbar zu machen. Das könnten beispielsweise öffentlich nutzbare Datenbanken, konkrete Handlungsleitfäden für Nachbarschaften oder auch Installationen zum Auffangen von Regenwasser sein. Gleichzeitig müssen Übersetzungs- und Vermittlungsleistungen – etwa durch verständliche Sprache, visuelle Aufbereitung oder Mehrsprachigkeit – systematisch gefördert werden, damit unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Zugang finden.
Melanie Kryst: Schließlich ist es wichtig, dass Open Access nicht nur als „Endpunkt“ einer Forschung verstanden wird, sondern als Teil eines kontinuierlichen Dialogs, der Feedback, gemeinsame Reflexion und nachhaltige Wissenszirkulation ermöglicht. Es sollte auch Aufgabe einer großen und gesellschaftlich vernetzten Universität, wie die TU Berlin es ist, sein, diesen Dialog zu fördern.
Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?
Melanie Kryst: Open Access heißt: einfacher Zugang zu Wissen. Das eröffnet neue Möglichkeiten für den Austausch zwischen Forschenden und anderen gesellschaftlichen Gruppen.
Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde. Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?
Nadin Gaasch: Das TD-Lab ist ein Strukturprojekt der BUA. Angesiedelt an der Stabsstelle Science & Society der TU Berlin zielt es darauf ab, transdisziplinäre und andere partizipative Forschungsmodi im Verbund und in Berlin zu stärken – für eine exzellente Forschung mit der Gesellschaft. Dafür entwickelt unser Team innovative Formate, Methoden und Weiterbildungen und formt neue Kooperationen und Netzwerke.
Lena Herzog-Sounaye: Aktuell treiben wir insbesondere den Austausch zu Wasserthemen voran und veranstalten mit den On Water DIALOGEN angeleitete Networking-Events für Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus der Praxis. Des Weiteren bieten wir beispielweise eine Antragsberatung mit Fokus auf transdisziplinäre bzw. partizipative Elemente in Forschungsvorhaben an und führen ein eigenes Seed-Funding-Programm durch.
Zitiervorschlag: Open-Access-Team der TU Berlin (2025, Oktober 21). Lena Herzog-Sounaye, Dr. Melanie Kryst und Nadin Gaasch im Interview: "Open Access ist kein Endpunkt, sondern Teil eines kontinuierlichen Dialogs.". Open research office berlin. https://doi.org/10.59350/tvgsh-byj48


