Praktikum in einem Forschungsinstitut Portugal

Ich habe mich seit über einem Jahr vor Praktikumsbeginn auf dieses Praktikum gefreut. Mein Traum war es schon lange Wale zu sehen und ich war sehr neugierig darauf ein Meeresbiologisches Recherche Institut kennen zu lernen. Online fand ich dann in Seacolors die perfekte Kombination an Recherche, Natur-und Tierschutz, Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik, sowie Photojournalistische Arbeit. Dass ich weder Portugiesisch konnte noch Erfahrung in der Meeresbiologie hatte, schien nicht weiter zu stören. Die Monate vor meinem Praktikumsbeginn habe ich öfters mit der Person vor Ort telefoniert. Sie hat mir schon vorab vom Alltag auf dem Wasser und im Büro erzählt. Natürlich stieg die Vorfreude dadurch umso mehr.


Als ich ankam, war nicht das ganze Team auf Sao Miguel (der größten Insel der Azoren) anwesend. Es sollte einige Wochen dauern, bis ich die Person, mit der ich die ganze Zeit Kontakt hatte, kennen lernen würde. Bis zu dem Zeitpunkt wurde mir auch nie ganz klar, wie die Saisonplanung aussah und was meine Aufgaben sein würden.
Von einer Mit-Praktikantin, die schon einige Zeit da war, erfuhr ich recht schnell, dass die Kommunikation generell zu Wünschen übrigließ.
Leider wurden ziemlich viele Erwartungen enttäuscht. Die interne Atmosphäre und Kommunikation zwischen den sich trennenden EhepartnerInnen, die Seacolors leiteten, war nicht gerade einladend und oft erhielten wir zueinander konträre Anweisungen, die wiederum Frustration auslösten. Abgesehen von der schlechten emotionalen Ebene, war auch wenig von dem mir vorab beschriebenem Alltag Realität. Das „Rechercheboot“ stand ohne Mast auf einer anderen Insel, das Recherche-Segelboot musste erst von uns in Stand gebracht werden und die Recherche an sich beschränkte sich im Endeffekt auf das Fotografieren von Walflossen, ohne dabei weiter Erklärungen zu bekommen. Wir mussten sehr darauf bestehen, mit den Daten arbeiten zu dürfen, was uns nach einiger Zeit auch wieder entsagt wurde.
Natürlich war es dennoch ein wunderschönes Erlebnis in solch einer Umgebung diese wundervollen Tiere beobachten zu können. Aber wäre mir vorab transparenter die Arbeitsweise bei Seacolors geschildert worden, hätte ich mich nach einer anderen Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln entschieden. Tatsächlich habe ich durch eine Recherchegruppe an der lokalen Uni auf Sao Miguel ein Projekt mitmachen können, sodass ich dennoch in dem Feld etwas lernen konnte. Ich könnte mir vorstellen, dass Seacolors in den Jahren vor der Pandemie eventuell mehr Recherche betrieben hat. Leider hat der persönliche Konflikt der beiden Chefs sehr von der eigentlichen Arbeit abgelenkt.
Die Telefonate mit den vielfältigen Beschreibungen ihrer Arbeit, die ich vor dem Praktikum mit der Chefin geführt hatte, sehe ich rückblickend als ihren Wunsch Seacolors mal auf diese Weise zu organisieren, der wenig mit der jetzigen Realität zu tun hat. Grob gesagt, bestand der größte Teil unserer Arbeit daraus, die Touris vor-und auf dem Wasser zu begleiten.
Trotzdem habe ich mich bemüht Seacolors auf diverse Weise auszuhelfen und bin sogar für ein paar Wochen als Babysitterin eingesprungen, damit sie ihr Chaos lichten. Allerdings sollte ich dann immer wieder als „nanny“ einbezogen werden, sodass ich sie daran erinnern musste nicht deswegen gekommen zu sein.
Im Großen und Ganzen hatte ich trotz all dem eine schöne Zeit und konnte einen Einblick in ein Institut, das sich mit der Meeresbiologie beschäftigt gewinnen. Als Laiin zu dem Thema konnte ich mir die großartigen Aspekte vor Augen halten und größten Teils das Chaos von Seacolors ausblenden. Meine Mit-Praktikantin, die selbst Meeresbiologie studierte, war von Seacolors weitaus mehr desillusioniert, da sie gehofft hatte in der zeit Daten für ihre Masterarbeit zu sammeln. Auch ihr wurde von der Recherche auf zwei verschiedenen Booten erzählt, die Möglichkeit Unterwasserfotografie zu lernen, Segeln zu lernen, und in die Datenerhebung eingebunden zu werden. All das fand leider nur in den gröbsten Ansätzen statt.
Kurz um; für Studierende der Meeresbiologie könnte Seacolors schnell zur Enttäuschung werden.
Allerdings hätte es online nicht den geringsten Anschein davon gehabt, sodass ich es nicht auf fehlende Vorbereitung liegen kann. Abgesehen davon, wurde mir am Telefon mehrmals spektakulär erzählt, was alles so gemacht wird.
Ohne dieses Praktikum wäre ich aber vermutlich nicht auf die Azoren gestoßen/gekommen und hätte nicht die wunderbaren Erfahrungen auf dem Wasser und auf den Inseln erlebt. Es ist trotzdem ein riesiger Erfahrungsschatz, der durchaus auch besser hätte laufen können, mich aber trotzdem sehr dankbar macht für die einzigartige Zeit.

 

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