Welcher Zusammenhang lässt sich zwischen kultureller Aneignung und kulturellem Erbe mit Blick auf die Gegenwart und koloniale Kontinuitäten herausarbeiten, am Beispiel der Benin Bronzen?

Jody A. Pinkrah (SoSe 2021)

Einleitung

Die Welt befindet sich seit Jahren in einem anhaltenden Globalisierungsprozess. Manche Wissenschaftler*innen argumentieren, dass der Prozess im 15. Jahrhundert mit Kolumbus begann, andere datieren den Beginn mit der Entstehung des Wirtschaftsbegriffs in den 60er Jahren (Straumann 2016). In jedem Fall lassen sich verschiedene Phasen im Laufe des Prozesses festlegen, mit denen weitreichende Veränderungen in allen Bereichen des menschlichen (Zusammen-)Lebens einhergehen, wie Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc. Die Globalisierung ist nicht konfliktfrei, dafür aber beständiger Grund für Debatten. Der sich stetig steigernde kulturelle Austausch ist ein Teil dieser Veränderungen und Diskussionen. Die Debatte um kulturelle Aneignung gewann in den letzten Jahren immer mehr an Aufmerksamkeit, womit auch Diskussionen um Kulturerbe immer mehr in den Fokus vieler Menschen gerückt wurden. Diese Diskussion soll auch Thema dieser Arbeit werden, indem ich mich mit der Frage nach der Restitution der Benin Bronzen und den damit in Verbindung stehenden kolonialen Kontinuitäten beschäftige. Meine Fragestellung dazu lautet: Welcher Zusammenhang lässt sich zwischen kultureller Aneignung und kulturellem Erbe mit Blick auf die Gegenwart und kolonialen Kontinuitäten herausarbeiten, am Beispiel von den Benin Bronzen?

Um die Fragestellung angemessen erörtern zu können, definiere ich erst einmal die wichtigsten Begriffe mithilfe des „Online-Lexikons zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“. Anschließend gehe ich zur Kolonialzeit über und bespreche Alexander Humboldts Rolle des Forschers in einer fremden Kultur zu jener Zeit mit dem Text: „Wahrnehmung Humboldts in Lateinamerika: Chancen und Herausforderungen einer Themensaison“ von Sandra Rebok. Daran anknüpfend gehe ich vor dem Hintergrund des Humboldt Forums und der aktuellen Diskussion über die Benin-Bronzen auf kulturelles Erbe in Museen ein, sowie die kulturelle Aneignung von vielen ausgestellten Objekten in vorrangig westlichen Museen (mit dem Text von Lutz Mükke und Maria Wiesner „Die Beute Bronzen“). Zuletzt betrachte ich die Folgen, die das Aneignen von Kulturerbe für die Menschen der Ursprungskultur hat.

Definitionen: (Im)materielles Kulturerbe und kulturelle Aneignung

Zuerst muss geklärt werden, was materielles bzw. immaterielles Kulturerbe ist: „Als Kulturerbe wird die Gesamtheit der materiellen und immateriellen Kulturgüter bezeichnet“ (Bierwerth 2014). Kulturgüter sind essenziell für eine nationale und kollektive Identitätsbildung. Kulturerbe ist ein sehr dehnbarer Begriff und kann sich demnach abhängig von Land und Kultur unterscheiden. Es wird zwischen materiell und immateriell unterschieden. Das materielle Erbe umfasst sowohl bewegliche als auch unbewegliche Objekte. Diese Objekte besitzen einen Wert, im Sinne einer symbolischen Bedeutung, für die entsprechende Bevölkerungsgruppe. Immaterielles Erbe hingegen umfasst kulturelle sowie soziale Praktiken, Techniken, Kenntnisse und mündliche Überlieferungen. Immaterielles Erbe wird also von Menschen getragen. Durch Kulturerbe wird Vergangenheit überliefert, die gleichzeitig für die Zukunft bewahrt werden soll. Kulturerbe ist in einem stetigen Wandel, da es neu interpretiert und angenommen werden kann (Bierwerth 2014). Das heißt aber nicht, dass kulturelle Elemente aus ihrem Kontext gerissen und in einem anderen verwendet werden sollten, das wäre wiederum kulturelle Aneignung. Im “Cambrige Dictonary” wird kulturelle Aneignung als “the act of taking or using things from a culture that is not your own, especially without showing that you understand or respect this culture” (Cambridge Advanced Learner’s Dictionary & Thesaurus) beschrieben. Im Kontext von kulturellem Austausch und Wandel kommt es allerdings ständig zu kulturellen Aneignungen. Kulturelle Aneignung wird somit zunehmend alltäglich und popkulturell verhandelt.

Es stellt sich also die Frage, ab wann und warum wird dies zu einem Problem? Eine Antwort wäre beispielsweise, dass es zum Problem wird, sobald Kulturerbe kommerzialisiert wird. Denn dies hat fast immer zur Folge, dass der Ursprung des Kulturerbes keine Anerkennung mehr findet, womit immer negative Konsequenzen für die Ursprungsgruppen einhergehen. Diese bestehen darin, dass innerhalb der Kommerzialisierung und damit in Bezug auf ein System, dessen Markt nach kapitalistischen Maximen agiert, beispielsweise nur ausgewählte und für die Elite nützliche Teile verschiedener Kulturen akzeptiert und assimiliert werden. Das bedeutet in der Konsequenz, dass entsprechende Kulturen nicht vollständig in ebendieser Kultur anerkannt und akzeptiert werden. Die Menschen, die der Ursprungskultur angehören, sind weiterhin von Diskriminierung betroffen. Sie profitieren zudem am wenigsten von der Kommerzialisierung der Elemente ihrer Kultur (vgl. Armbruster 2002). (Kultureller) Austausch setzt Reziprozität voraus.

Ein Beispiel der beschriebenen Kommerzialisierung von Kulturgut ist die Körpertechnik Capoeira. Sie wurde von Tänzen, Ritualen und Musikelementen aus Afrika inspiriert. Capoeira ist mittlerweile einer der Trendsportarten Deutschlands und genießt große Beliebtheit innerhalb der Bevölkerung, besonders in der Hauptstadt Berlin (Armbruster 2002). Capoeira ist historisch gesehen verbunden mit dem transatlantischen Sklavenhandel und dem Plantagensystem, insbesondere den Zuckerrohrplantagen und dem Widerstand der versklavten Menschen. Laut aktuellen Forschungen wird davon ausgegangen, dass Capoeira von Bantu-Sklaven[1] in der Kolonialzeit entwickelt und dazu genutzt wurde, um sich vor Gewalt zu schützen. Im Laufe der Zeit wurde Capoeira zu einem festen und sehr wichtigen Bestandteil der afrobrasilianischen Kultur und transformierte sich fortlaufend. Im Jahr 1888 wurde Capoeira als Gewaltakt deklariert und damit sogar kriminalisiert:

„In einer historischen Perspektive muss Capoeira aber zunächst als kulturelle Praxis begriffen werden, die die körperlich gespeicherte Erinnerung an die Gewalt der Sklavenhaltergesellschaft und die Techniken und Rituale physischen, psychischen und religiösen Überlebens beinhaltet.“

Armbruster 2002

Gegenwärtig ist Capoeira eine Mischung aus Sport, Spiel, Tanz, Ritual, Akrobatik und Musik. Durch die Globalisierung kam Capoeira in den 90er Jahren auch in Europa und den USA an. Die Kommerzialisierung Capoeiras begann allerdings in Brasilien.

1937 wurde Capoeira als brasilianische Nationalsportart anerkannt und damit auch wieder legalisiert. Mit der fortlaufenden Ausbreitung ist sie nicht mehr Symbol des Widerstands und der gewaltvollen Erfahrung des Schwarz-Seins für die Afrobrasilianer*innen (Armbruster 2002). Derweil verdienen Leiter*innen größerer Unternehmen, wie zum Beispiel Fitnessketten daran. Diese sind tendenziell eher Menschen, die nicht aus der Ursprungsgruppe kommen und nur wenig bis gar keinen Bezug zu der Entstehungskontext haben. Strukturelle Rassismen und Diskriminierungen wirken nachhaltig auf die Menschen/Bevölkerungsgruppen (in diesem Fall die Bevölkerungsgruppen, aus deren geteilter kultureller Praxis, also dem Erfahrungsraum, Capoeira entstanden ist). Sie sind damit gesellschaftlich benachteiligt und finden schwerer oder gar keinen Zugang zu den Positionen, die ihnen erlauben würden, ihre eigene Kultur/Kulturgut in einem globalisierten marktwirtschaftlichen System zu präsentieren, zu verteidigen und damit eben auch in eine Kommerzialisierung zu überführen. Die gesamtgesellschaftliche Anerkennung eines spezifischen Kulturguts aus einer Kultur bedeutet nicht die gleichzeitige Anerkennung einer gesamten Kultur oder Gruppe von Menschen.

Es kann also gesagt werden, kulturelle Aneignung wird immer dann zum Problem, wenn die Kultur, aus der die Kulturelemente adaptiert werden, nicht anerkennt wird und die Kulturelemente und die Bedeutung in ihren ursprünglichen Kontexten nicht verstanden werden. Die Philosophin Djamila Ribeiro beschreibt die Aneignung fremder Kulturelemente „als ein Problem des Systems und nicht eines Individuums.“[2] Sie sagt, man muss das System verstehen.

Humboldts Forschung und Wahrnehmung in Lateinamerika

Das Aneignen von Kulturerbe wirft vor allem in kolonialen Kontexten Fragen nach Wiedergutmachung und kollektiver Identitätsbildung auf. Hinsichtlich der Verbindung zwischen Lateinamerika und Europa war Alexander von Humboldt ein sehr wichtiges Bindeglied. Er war ein deutscher Wissenschaftler, der von 1769 bis 1859 lebte. Bekannt wurde er für seine fünfjährige Expeditionsreise (von 1799 bis 1804) durch Lateinamerika (Rebok 2019: S. 10). Seine empirischen Aufzeichnungen und detaillierten Karten gelten, insbesondere in Lateinamerika, noch immer als Forschungsgrundlage. Er gilt als der erste westliche Forscher, der Natur und Klima in einen kontinentalen Kontext setzte und erkannte, wie er selbst oft betonte, dass alles in einer Wechselwirkung geschieht (Rebok 2019).

Wie Humboldt und seine Forschung in Lateinamerika wahrgenommen wird, unterscheidet sich von Land zu Land und wurde durch Umfragen erfasst. Die unterschiedlichen Auffassungen sind von verschiedenen Faktoren abhängig wie z.B. der Aufenthaltsdauer Humboldts im entsprechenden Land oder der Intensivität, in welcher er mit den lokalen Wissenschaftler*innen arbeitete. Jedes Land hat somit „seinen eigenen Humboldt zu pflegen“ (Rebok 2019: S. 24).

In den Umfragen kamen viele verschiedene Aspekte zur Sprache. Es werden zum Beispiel seine wissenschaftlichen Kenntnisse, sowie seine Beiträge zur Weiterentwicklung diverser Disziplinen bewundert. Er gilt als einer der wichtigsten Wissenschaftler der letzten Jahrhunderte. Außerdem wird seine transnationale Sicht als hilfreich beschrieben, da sie dazu beitrug, Nationalismen zu überwinden. Er vermittelte wohl eine sehr humane Version Lateinamerikas (im Gegensatz zu anderen europäischen Ethno- und Soziologen) und machte gleichzeitig auf die ungerechte Verteilung der Ressourcen und die daraus folgenden Konsequenzen aufmerksam. Er kritisierte damit auch die koloniale Ausbeutung und Regierung. Er erhob also nicht nur eine beachtliche Menge an wissenschaftlichen Daten, sondern setzte sich auch mit den Lebensgewohnheiten, der Wirtschaft, der Politik und den sozialen Problemen der Menschen auseinander. Ein bedeutend großer Teil des Wissens über Lateinamerika, gelangte durch Humboldt nach Europa. Weiterhin trug er dazu bei, dass Errungenschaften lateinamerikanischer Wissenschaftler*innen als solche anerkannt wurden und bezog diese in seine eigenen wissenschaftlichen Arbeiten mit ein. Später hatte Humboldt auch Einfluss auf zahlreiche wissenschaftliche Projekte, sowie auf die politische Führung verschiedener südamerikanischer Länder.

Genauso gibt es neben der durchaus sehr positiven Haltung Lateinamerikas gegenüber Humboldt auch kritische Stimmen, die in den Umfragen zum Vorschein kamen. Humboldt kritisierte zwar einerseits die koloniale Regierung, andererseits unterstützte er diese, indem er seine Forschungsergebnisse zur Verfügung stellte, welche zur weiteren Ausbeutung der Ressourcen des Landes verhalfen. Außerdem wird insbesondere in Kolumbien die Frage aufgeworfen, warum sich nicht auf kolumbianische Wissenschaftler*innen konzentriert wird, anstatt Humboldt zu seinem Jubiläum zu ehren. Weiterhin gibt es eine Sensibilisierung für das Wort entdecken. Dieses impliziert, dass Dinge erst eine Bedeutung erlangen würden, wenn sie von Europäer*innen entdeckt werden und für die europäische Wissenschaft als wichtig gelten. Es wird auch hervorgehoben, dass für Humboldt (wie für viele seiner Zeitgenossen) das wissenschaftliche Interesse über dem kulturellen Respekt stand. So geht aus seinen Tagebüchern hervor, dass er z.B. ca. im Jahr 1800, aus heiligen Grabstätten indigener Völker, Skelette der Vorfahren zu Forschungszwecken nach Europa mitnahm (Rebok 2019).

Humboldt-Forum

Dass Länder nicht nur durch die kolonialen Mächte bestohlen und ausgebeutet wurden, sondern auch durch europäische Forscher*innen, die Teil der kolonialen Mächte waren und in ihren Heimatländern oft als Abenteurer*innen und Held*innen galten, ist bekannt und Teil der antikolonialen Aufarbeitungsgeschichte. Dabei wurden viele für die indigenen Bevölkerungen wichtige Teile ihres Kulturerbes entwendet, die mittlerweile in zahlreichen europäischen bzw. westlichen Museen zu finden sind. Das Präsentieren von gestohlenem Kulturerbe und der daraus resultierende finanzielle Gewinn für die Museen (durch z.B. wachsende Besucherzahlen), ist die materiell lukrativste Form kultureller Aneignung. Durch sie werden betroffene Gruppen nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes ihrer kulturellen Geschichte beraubt, sondern ihnen wird auch die Möglichkeit genommen, ihre Geschichte(n) selbst erzählen zu können. Sie werden stattdessen in eine eurozentrische Erzählperspektive gedrängt. Die Verteilung von Macht spielt also eine wesentliche Rolle bei kultureller Aneignung. Diese Tatsache entfacht weltweit Diskussionen über die Frage nach Restitutionen und Provenienzforschungen. Genauso werfen die sogenannten Human Remains ethnische und moralische Fragen auf.

Teil dieser Debatten ist auch das Humboldt-Forum in Berlin, dessen Namensgeber die Brüder Alexander von Humboldt (siehe Seite 3) und Wilhelm von Humboldt, ein Gelehrter und Schriftsteller, sind (Stiftung Preußischer Kulturbesitz). Schon im Zuge des Wiederaufbaus und der Neueröffnung des Humboldt-Forums kam es immer wieder zu Debatten und Kritik bezüglich kolonialer Sammlungen, aber auch bezüglich des Umgangs mit Menschenknochen aus Afrika, die zu rassenanthropologischen Forschungs- und Sammelzwecken während der Kolonialzeit nach Berlin gebracht worden waren. Vor allem die Präsentation dieser Sammlungen war starker Kritik ausgesetzt, nicht zuletzt, da diese mit nur „eingeschränkter Beteiligung betroffener Gruppen und unter weitgehender Ausblendung postkolonialer Perspektiven“ (Zimmerer 2013) geschehen sollte. Die Gründer wollten, dass Berlin, mithilfe des Humboldt-Forums, zu einer der größten Museumsstädte Europas wird. Sie sollte über eine Institution von Weltklasse verfügen, (dank der enorm großen Sammlung von gestohlenen Kulturgütern) vergleichbar mit dem British Museum oder dem Louvre. Das Humboldt-Forum sollte die Botschaft eines Universalmuseums tragen, was im Hinblick auf die geschichtlichen Hintergründe eine gewisse Ironie mit sich bringt. Forderungen nach Restitutionen wurden immer lauter, insbesondere in Bezug auf die Benin-Bronzen: „Die Bronzen gehören zu den bedeutendsten und wertvollsten afrikanischen Kunstwerken. In den vergangenen Jahren sind sie außerdem zu Symbolen der Debatte um den Umgang mit kolonialer Raubkunst geworden“ (Häntzschel 2021).

Benin-Bronzen

Vor 1897 schmückten noch hunderte Bronzen die Wände des königlichen Palasts im Königreich Benin. Das Edo-Volk nutzte keine Schriftsprache, sondern die Bronzen, um alle wichtigen Ereignisse auf ihnen festzuhalten. Andere Benin Antiquitäten hatten sakrale Funktionen und wurden von Königen als Kommunikationsmittel genutzt, um mit ihren Vorfahren in Kontakt treten zu können. Hier wird der enorme emotionale Wert deutlich (neben dem materiellen Wert), die die Objekte für die Menschen im Hinblick auf ihr Kulturerbe haben.

Vor 120 Jahren brannten die Briten den gesamten königlichen Palast im damaligen Benin nieder und plünderten das Lagerhaus. Dabei wurden zahlreiche Kunstschätze (ca. 3500 bis 4000 Objekte) aus dem Königreich Benin (heutiges Nigeria) gestohlen (Mükke, Wiesner 2018). Einige davon wurden der Queen geschenkt, oder Elitesoldat*innen behielten ihre Kriegsbeute selbst. Der Großteil jedoch wurde nach der Rückkehr der Truppen für die Finanzierung des Krieges an Museen und Sammlungen in aller Welt verkauft. Neben Großbritannien besitzt Deutschland die meisten der geraubten Benin-Bronzen. Das Humboldt-Forum verfügt mit ca. 500 Stück über die zweitgrößte Sammlung von Benin-Objekten Deutschlands (Mükke, Wiesner 2018). Kurator*innen aus westlichen Museen hatten lange Abstand davon gehalten mit Nigeria in ein Gespräch zu treten, aufgrund der Angst vor Forderungen auf Restitutionsansprüchen. Als diese letzten Endes nicht mehr zu ignorieren waren, wurde immer wieder darauf verwiesen, dass das Land zu korrupt sei und die Museen zu unprofessionell und unsicher wären, um solch wertvolle Objekte auszustellen (Mükke, Wiesner 2018). Diese Aussagen haben nicht nur einen rassistischen Unterton, sondern entsprechen demnach nicht der Wahrheit und werden nur vorgeschoben, um den Besitz des kulturellen Erbes weiterhin rechtfertigen zu können. Wie auch der nigerianische Kurator Theophilus Umogabi nochmals deutlich machte, waren die Objekte mehr als 500 Jahre lang im Besitz des Königreichs Benin, bevor sie auf brutalste Art und Weise geraubt wurden (Mükke, Wiesner 2018). Außerdem kann der Westen, allein aus moralischer Sicht, keine Ansprüche auf das gestohlene Kulturerbe erheben. Die Debatten der westlichen Museen um Restitution lösen in Nigeria ein nachwirkendes Trauma aus, viele Nigerianer*innen fühlen sich nicht ernstgenommen: „Wie kann es sein, dass ich bis nach London fliegen muss, um etwas anzuschauen, das zu meiner Kultur gehört, das uns gestohlen wurde?“ (Adekunle Gold[3] in Mükke, Wiesner 2018).

Restitution

Nach mehr als hundert Jahren, in denen Restitutionsforderungen, vor allem für die Benin-Bronzen gestellt wurden, scheint es endlich Bewegung zu geben. Der Generalintendant des Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, kündigte nun überraschend an, dass die Bronzen (zumindest ihr größter Teil) restituiert werden sollen (Häntzschel 2021). Wenn dieses Versprechen wirklich gehalten wird, wäre das ein weltweiter Meilenstein und Präzedenzfall. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Sammlungen und somit die Benin-Bronzen nicht dem Humboldt-Forum gehören, sondern der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Steffes-Halmer 2021). Der Direktor Hermann Pranziger soll die Rückgabegespräche nächstes Jahr (2022) führen. Im Artikel „Archive der Zukunft“ wird aufgrund der immer wieder aufkommenden Frage, wie Restitutionen am besten durchgeführt werden sollen, eine neue Politik der Restitution und die damit verbundene Aufarbeitung von kolonial geschichtlichen Archiven und ethnographischen Sammlungen in Deutschland diskutiert. Es wird über eine räumliche Neuverteilung von Archiven gesprochen und eine andere Art von Kuration. Für die Zukunft von Archiven muss es nicht nur die Möglichkeit zu Restitutionen geben, sondern auch die Sammelgeschichte erneut reflektiert werden und „als eine Geschichte der Macht ihrer Institutionen, ihrer Formationen und ihrer Medien“ begriffen werden (Kuster 2019: 98).

Die Rückgabe des Kulturerbes hätte eine immense Bedeutung für die Menschen und das Land, die Bronzen sind in Nigeria zu einem emotionalen Symbol kolonialer Erniedrigung geworden (Mükke, Wiesner 2018). Der Ministerpräsident von Nigeria, Godwin Nogheghase Obaseki, erklärte in einem Statement 2018:

„Diese Kunstwerke verkörpern das, was wir sind: unser Volk, unsere Kultur, unsere Religion, auch einen Teil unserer politischen Struktur. Sie sind Symbole unserer Identität. 100 Jahre nachdem sie uns mit fürchterlicher Gewalt entrissen wurden, versuchen wir immer noch, sie zurückzubekommen. Was 1897 passierte, hat unser ganzes Volk traumatisiert. Es war ein Schock. Vergessen Sie nicht, dass Benin einst eine Weltmacht war.“

Mükke, Wiesner 2018

Seiner Ansicht nach kann die Rückholung der Benin-Bronzen dabei helfen, das koloniale Trauma zu überwinden.

Außerdem haben die Objekte (wie schon zuvor erwähnt) einen enormen materiellen Wert, an dem Menschen verdienen, die nur wenig bis gar keine Verbindung zu der Herkunft oder Kultur der Objekte haben. Bis heute tauchen Objekte aus Benin auf Auktionen auf. Über die Jahre hinweg sind die Preise für entsprechende Objekte gewaltig gestiegen (Mükke, Wiesner 2018). Selbst, wenn mittlerweile eine kritischere Auseinandersetzung stattfindet und die Objekte nicht mehr so leichtfertig verkauft werden, wurde mit ihnen über Jahrzehnte hinweg viel Geld gemacht, ohne dass der Ursprungsort oder die Menschen dort in irgendeiner Weise davon profitierten. Wissenschaftler*innen diskutierten sogar noch, ob der Stil der Bronzen nicht viel mehr von portugiesischem, deutschem, indischem, chinesischem, oder japanischen Ursprung sei (Mükke, Wiesner 2018), was erneut verdeutlicht, wie wenig Anerkennung die Menschen und die Kultur, aus der die Schätze stammen, bekommen.

Fazit

Es gab also, wenn überhaupt, nur eine sehr geringe Anerkennung der Kultur, aus der die Objekte eigentlich stammten. Darüber hinaus wurde mit Eintrittsgeldern, Katalogen und Bildrechten viel Geld verdient. Zudem sind Museen elementare Anziehungspunkte für Tourismus. All dies sind weitere Gründe, weshalb die Benin-Bronzen zurück in das Ursprungsland gegeben werden sollten.

Kulturerbe schafft kollektive Identitäten. Es hilft Menschen dabei, sich ihrer Herkunft bewusst zu werden und ihre kulturellen Identitäten zu konstituieren und zu verstehen. So wird über materielles, sowie immaterielles Kulturgut Wissen weitergetragen. Deswegen haben viele Kulturgüter einen enormen ideellen Wert für viele Menschen. Wenn Kulturerbe zerstört oder gestohlen wird, hat das zur Folge, dass innerhalb der betroffenen Bevölkerungsgruppe Identitäten und Kulturen mit Traditionen und Überzeugungen nicht weiter ausgebildet und/oder weitergetragen werden können. Das schafft Platz für neue Machtstrukturen, die die Menschen oft in schwächere Positionen drängt und es kommt zum Verlust von Identitäten. Das ist für mich auch einer der Gründe, wieso kulturelle Aneignung oft ein Problem darstellt. Dabei geht es darum, dass der Wert einer Sache umgedeutet wird und gleichzeitig die Menschen, die diese Umdeutung vornehmen, von ihr profitieren. Wenn etwas mit dem bestehenden Wert und der bestehenden Bedeutung aus einem Kontext gerissen und in einen Neuen gebracht wird, ist das dann ein Problem, wenn dies ohne Verweis auf die Quelle geschieht, ohne Anerkennung dessen, woher es genommen wurde. Etwas wegzunehmen und selber anzunehmen, ohne dabei etwas zurückzugeben, im kleinsten Fall, Anerkennung, sollte nicht legitim sein. Deshalb gilt das Argument des kulturellen Austausches für mich nicht. Austausch impliziert, dass alle Parteien einen Nutzen aus ihm ziehen können. Es geht also um Wertschätzung des Ursprungs und gerechter Verteilung von Anerkennung und Profit. Da das aber in den meisten Fällen nicht gegeben ist, und Profit und Anerkennung bei denen landet, die in Gesellschaften aufgrund von Strukturen und Systemen, die ihnen zugute kommen am wenigsten Widerstand entgegenwirken müssen, ist es umso wichtiger, ein Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen. Besonders bei denen, die sich durch die Systeme, in denen wir leben, weniger konfrontiert mit der Thematik sehen und für die das Problem in ihrer Lebensrealität nicht existent ist.

Bei diesen Menschen muss angesetzt und ein Bewusstsein aufgebaut werden, weil man nur gegen diese Problematik vorgehen kann, wenn ein Bewusstsein dafür vorhanden ist. Es ist also wichtig, dieses Bewusstsein zu schaffen und gleichzeitig durch z.B. Restitution, Aufklärung und Wertschätzung Kulturerbe weiterhin zu sichern. Deswegen sollte insbesondere im Hinblick auf Museen und deren Sammlungen ein Umdenken stattfinden. Die Aufarbeitung ethnographischer Sammlungen ist ein wichtiger Prozess für den entsprechend Konzepte geschaffen werden müssen, um dann grundlegende Änderungen herbeiführen zu können. In dem Bericht „The Restitution of African Cultural Heritage. Toward a New Relational Ethics” (2018) forderten Sarr und Savoy „eine gemeinsame Wende in der Kulturpolitik, die das Recht der afrikanischen Länder auf ihr kulturelles Erbe anerkennt. Restitution wird dabei als ethischer Akt der Kultivierung verstanden, der neue kulturelle Beziehungen knüpft“ (Kuster 2019: 96). Mit ihrem Restitutionsprojekt wurde der Beginn eines Konzeptes geschaffen, auf dem aufgebaut werden kann, um fundamentale und systemische Veränderungen zu erzeugen. Genauso essenziell für ein immer globaler werdendes Leben ist aber natürlich der kulturelle Austausch. Ich denke, er ist mittlerweile auch in jeglichen Aspekten unseres Lebens verankert und nicht mehr wegzudenken. Das Fundament dafür sollte allerdings eine respektvolle und wertschätzende Ebene sein.


[1] „Die Somalischen Bantu… sind ethnische Minderheiten gegenüber der überwiegenden Mehrheit der Somali in Somalia.“  Diverse Bantu-Volksgruppen wurden im 19. Jahrhundert im Rahmen des ostafrikanischen Sklavenhandels aus dem heutigen Tansania, Malawi, Mosambik und Kenia nach Somalia verkauft. (Die Evolution des Menschen o.D.)

[2] https://www.blickpunkt-lateinamerika.de/artikel/die-turban-kontroverse-rassismus-gegen-schwarz-und-weiss/

[3] Nigerianischer Künstler und Sänger


Literaturverzeichnis

Armbruster, Claudius 2002: “Geweißte Capoeira“. Vom afrobrasilianischen Kulturgut zum globalen Freizeitsport. In: Matices 35. Zeitschrift für Lateinamerika, Spanien und Portugal.

https://pbi.phil-fak.uni-koeln.de/index.php?id=37388 (31.10.2021)

Bierwerth, Gesa 2014: Kulturerbe. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa.

https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/kulturerbe (31.10.2021)

Cambridge Advanced Learner’s Dictionary & Thesaurus o.D.

https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/cultural-appropriation (31.10.2021)

Die Evolution des Menschen o.D.

https://www.evolution-mensch.de/Anthropologie/Somalische_Bantu (31.10.2021)

Häntzschel, Jörg 2021: Versprechen oder Versprecher? Er „erwarte“ die Rückgabe der Benin-Bronzen noch in diesem Jahr, sagte Hartmut Dorgerloh vom Humboldt-Forum. Nur: Wer entscheidet das?

https://www.sueddeutsche.de/kultur/museen-benin-bronzen-rueckgabe-humboldt-forum-1.5243677 (31.10.2021)

Kuster, Brigitta, Britta Lange und Petra Löffler 2019: Archive der Zukunft? Ein Gespräch über Sammlungspolitiken, koloniale Archive und die Dekolonisierung des Wissens. In: Heft 20. Zeitschrift für Medienwissenschaft.

https://mediarep.org/bitstream/handle/doc/4481/ZfM_20_Was_uns_angeht_96-111_Kuster_Lange_Archive-der-Zukunft_.pdf?sequence=6 (31.10.2021)

Mükke, Lutz und Maria Wiesner 2018: Die Beute Bronzen.

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/benin-die-beute-bronzen-15359996.html#die-geschichte (31.10.2021)

Rebok, Sandra 2019: Wahrnehmung Humboldts in Lateinamerika: Chancen und Herausforderungen einer Themensaison.

https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/62425 (31.10.2021)

Steffes-Halmer, Annabelle 2021: Geraubtes Erbe Afrikas: Kehren die Benin-Bronzen zurück?

https://www.dw.com/de/benin-bronzen-rückgabe/a-57008055 (31.10.2021)

Stiftung Preußischer Kulturbesitz o.D.

https://www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/dossiers-und-nachrichten/dossiers/dossier-humboldt-forum/auf-einen-blick-das-humboldt-forum.html (31.10.2021)

Straumann, Tobias 2016: Die drei Phasen der Globalisierung.

https://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/39267/die-drei-phasen-der-globalisierung/ (31.10.2021)

Zimmerer, Jürgen 2013: Kulturgut aus der Kolonialzeit – ein schwieriges Erbe?

https://kolonialismus.blogs.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/MUKU_1502_Artikel-05_Zimmerer.pdf?referrer=justicewire (31.10.2021)


Quelle: Jody A. Pinkrah, Welcher Zusammenhang lässt sich zwischen kultureller Aneignung und kulturellem Erbe mit Blick auf die Gegenwart und koloniale Kontinuitäten herausarbeiten, am Beispiel der Benin Bronzen?, in: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 31.01.2022, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/2022/01/31/welcher-zusammenhang-laesst-sich-zwischen-kultureller-aneignung-und-kulturellem-erbe-mit-blick-auf-die-gegenwart-und-koloniale-kontinuitaeten-herausarbeiten-am-beispiel-der-benin-bronzen/

Black Beauty, White Standards – An Essay on the Appropriation of Black Cultures

Kesho-Tabitha Imadonmwinyi (SoSe 2020)

Primitiv, tribal, spirituell und doch majestätisch – eine Reise zum Anfang der Zeit und der Essenz primitiver Wesensart. So beschrieb das Modelabel Valentino im Jahre 2015 seine Afrika-inspirierte Frühling/Sommer 2016 Kollektion. Als Modenshow umgesetzt sah dies so stereotypisierend aus, wie es klingt: überwiegend weiße Models in Kikuyustoffen, Bast, Knochenketten, Federn und Fransen sowie Gürteln aus afrikanischen Perlen. Die Haare der Models wurden zu Cornrows und Dreadlocks frisiert. Um diese modische Afrika-Darbietung noch ein wenig zu untermalen, durfte die passende Musik natürlich nicht fehlen. Was eignete sich dafür besser als der Sound afrikanischer Bongo-Trommeln (vgl. Stansfield 2015)? Et voilà, fertig war die Kreation eines authentischen Afrika-Erlebnisses für die Sinne, eine Hommage an einen ganzen Kontinent.

Nachahmung ist für bekanntlich die höchste Form von Anerkennung. Wieso also sollte es problematisch sein, dass fünf Jahre nach der Valentino-Modenshow, im Jahre 2020, immer noch weiße Models großer Modelabels wie Marc Jacobs und Comme des Garcons mit traditionell Schwarzen Frisuren über die Laufstege schreiten? Wieso sollte es problematisch sein, dass nicht-Schwarze Personen, allem voran Celebrities und Influencer*innen, diese Frisuren tragen und mit plastisch vergrößerten Lippen, Gesäßen und Oberweiten auf Instagram posieren? Oder Hautbräunungsmittel und Make-Up verwenden, welches so viele Nuancen dunkler ist als ihr natürlicher Teint, dass nur schwer zu erkennen ist, ob es sich um eine weiße, eine Schwarze oder eine Person of Color handelt? Wieso sollte es problematisch sein, wenn weiße Menschen traditionell-afrikanische Kleidungsstücke tragen und sich wohlmöglich noch eines Blackccents bedienen – der Authentizität halber.

In den vergangenen Jahren wurden die oben beschriebenen Praktiken immer wieder hitzig diskutiert – unter dem Schlagwort der kulturellen Aneignung. Auch gegenwärtig tritt die gesellschaftliche Debatte um kulturelle Aneignung immer wieder in den Vordergrund, vor allem in den sozialen Medien. Könnte es also sein, dass Nachahmung doch nicht die höchste Form von Anerkennung ist? Wo verläuft die Grenze zwischen kulturellem Austausch begründet auf kultureller Würdigung und kultureller Aneignung? Ziel meines Essays ist es, die Problematik kultureller Aneignung und die hegemonialen Machtverhältnisse, die mit dieser Praxis einhergehen, genauer darzulegen. Dies werde ich anhand der gängigsten Argumente und Fehlannahmen in der Debatte rund um kulturelle Aneignung aufzeigen. Aufgrund meiner eigenen Positionierung als Schwarze, afro-deutsche Frau möchte ich meinen Essay spezifisch im Kontext der Aneignung Schwarzer beziehungsweise afro-diasporischer Kulturartefakte situieren, mit einem besonderen Augenmerk auf historisch Schwarze Haarfrisuren. Doch zunächst einmal: Was genau ist unter kultureller Aneignung überhaupt zu verstehen?

Im Zuge kultureller Aneignung werden Artefakte marginalisierter Kulturen durch Mitglieder der dominanten, meist weiß-privilegierten Mehrheitsgesellschaft übernommen. Dabei werden die Herkunftskulturen dieser Artefakte nicht, wie es im Sinne wertschätzenden kulturellen Austauschs geschehen würde, gewürdigt. Stattdessen werden ohnehin marginalisierte gesellschaftliche Minderheitsgruppen und ihre Kulturgüter exotisiert, zu trendigen Fashionstatements reduziert und das Angeeignete oft sogar als das Eigene dargestellt. Der Geschichte und kulturellen Bedeutung dieser Kulturgüter wird von der dominanten Gruppe meist wenig bis gar keine Beachtung beigemessen. Vielmehr werden kulturelle Artefakte, nicht selten aus wirtschaftlich-kapitalistischen Interessen, willkürlich dekontextualisiert. Was für Minderheitsgruppen tief verwurzelte kulturelle Bedeutung hat, dient der dominanten Gruppe zur Unterhaltung oder als modisches Accessoire (vgl. Volkening 2020).

Besonders offensichtlich wird dies in Bezug auf die Valentino Modenshow. Ein häufiges Argument in der Debatte um kulturelle Aneignung ist, dass Film, Musik, Mode und andere Bereiche immer Inspiration aus anderen Kulturen schöpfen. Kultureller Austausch ist nichts Neues, es ist etwas, das seit Jahrhunderten stattfindet. Doch dieser muss immer auf Augenhöhe und respektvolle Art und Weise vollzogen werden. Im Falle der Valentino-Show ist kulturelle Aneignung äquivalent mit der Stereotypisierung Schwarzer Menschen und Menschen afrikanischer Herkunft. Die Herrichtung der Models und die Auswahl der Laufstegmusik spielt offensichtlich mit Stereotypen um etwas zu kreieren, das von der weißen Mehrheitsgesellschaft als afrikanische Ästhetik wahrgenommen wird. Wie so häufig in westlich-weißen Diskursen wird ein ganzer, kulturell höchst diverser Kontinent als ein großes Ganzes porträtiert und mit rassistischer Wortwahl als primitiv umschrieben. Es fällt also schwer, hier von wertschätzendem kulturellen Austausch zu sprechen, wenn Schwarze Kulturen stereotypisiert und rassistisch dargestellt und gleichzeitig zu „warenförmigen Fetisch-Objekten“ (Volkening 2020) weißen Kapitalismus reduziert werden. Wie auch bei der evident rassistischen Praxis des Blackfacings und dem Tragen von Afroperücken an Karneval entsteht durch die Valentino-Modenshow der Eindruck, es sei in Ordnung, Kulturen marginalisierter Communities als Kostüm zu tragen und daraus zusätzlich noch Profit zu schlagen. Bezeichnend dafür, dass hier wenig Würdigung der Kulturen, derer man sich bedient, stattfindet, ist ebenfalls in der Wahl der Models zu sehen: nur acht der 87 Looks der Valentino Modenshow wurden von Schwarzen Models präsentiert (vgl. Stansfield 2015).

Ein weiteres Argument derer, die der kulturellen Aneignung beschuldigt werden, ist, dass sie bestimmte Kulturelemente übernehmen, weil sie diese schön finden und so ihre Wertschätzung für andere Kulturen ausdrücken möchten. Zu ihrer Verteidigung beteuern sie zudem häufig, dass sie von einer Person der jeweiligen Kultur darin bestärkt worden seien, ein Kulturartefakt als Fashionstatement zu tragen. Hier gilt zu sagen: eine einzige Person kann nicht für alle Mitglieder einer Community sprechen. Und um etwas wahrhaftig wertzuschätzen, muss man Respekt und Verständnis haben. Valentino beispielsweise hat in seiner Show Perlen verwendet, die in afrikanischen und afro-diasporischen Kontexten tiefe spirituelle Bedeutung haben. Valentino hat diese Perlen benutzt, um ein Produkt zu verkaufen und dabei die ursprüngliche kulturelle Bedeutung missachtet. Kulturartefakte nach Belieben völlig willkürlich zu benutzen, wie es einem gerade gefällt, hat wenig mit Respekt zu tun.

Einer meiner persönlichen Favoriten in der Debatte um kulturelle Aneignung ist definitiv der Vorwurf der umgekehrten kulturellen Aneignung. Ein prominentes Beispiel bietet Designer Marc Jacobs, welcher 2020 ebenfalls überwiegend nicht-Schwarze Models mit Cornrow-Perücken für seine Modenshow nutzte. Auf den Vorwurf der kulturellen Aneignung reagierte dieser wie folgt:

“All who cry “cultural appropriation” or whatever nonsense about any race or skin color wearing their hair in any manner- funny how you don’t criticize women of color for straightening their hair. I respect and am inspired by people and how they look. I don’t see color or race- I see people. I’m sorry to read that so many people are so narrow minded… Love is the answer. Appreciation of all and inspiration from anywhere is a beautiful thing. Think about it.”

Marc Jacobs zitiert in Alese, 2018

Die Tatsache, dass es, anders als Jacobs glaubt, auch Schwarze Menschen gibt, die von Natur aus glattes Haar haben, soll hier einmal außen vorgelassen werden. Bei dem Argument der vermeintlich umgekehrten kulturellen Aneignung ist die Annahme zentral, dass Schwarze Menschen ebenfalls kulturelle Aneignung betreiben, wenn sie Erzeugnisse westlicher Kulturen übernehmen. Um kulturelle Aneignung zu verstehen, ist ein Verständnis von alltäglichem, strukturellem und institutionellem Rassismus in weißen Mehrheitsgesellschaften Voraussetzung. Denn so würde bewusst werden, dass umgekehrte kulturelle Aneignung genau so wenig existiert, wie umgekehrter Rassismus. Von kultureller Aneignung kann nur gesprochen werden, wenn ungleiche Machtverhältnisse zwischen Kulturen bestehen. Kulturelle Aneignung impliziert, dass eine privilegierte Gruppe sich an Artefakten marginalisierter Gruppen bedient. Wir leben in einer Welt, in der weiße Menschen und weiße Institutionen mehr Privilegien und Macht innehaben als Schwarze Menschen und Menschen of Color. Das kulturelle Erbe von ethnischen Minderheiten erfährt in weißen Mehrheitsgesellschaften oft eine Abwertung, was dazu führt, dass diese Minderheiten ihr Erbe verstecken oder sich so verändern, dass sie von der dominanten Gruppe akzeptiert werden. Wenn marginalisierte Menschen sich an einen Standard anpassen, der von der dominanten, westlichen Kultur gesetzt wird, ist dies häufig eine Überlebensstrategie. Man spricht hierbei also nicht von Aneignung, sondern Assimilation.

In der Auseinandersetzung mit kultureller Aneignung ist das Betrachten, Verstehen und Hinterfragen von Machtdynamiken also unabdingbar. Wenn man dies tut, dann werden die wohl beliebtesten Argumente, mit welchen kultureller Aneignung begegnet wird, sehr schnell entkräftet: Das sind doch nur Klamotten. Das ist doch nur Make-Up. Das sind doch nur Haare. Es ist eben nicht nur xyz, wenn Minderheitsgruppen für das Ausleben ihrer eigenen Kultur Opfer rassistischer Diskriminierung werden. Wenn dieselbe Gruppe, die Minderheitsgruppen abwertet, stigmatisiert, unterdrückt und marginalisiert nun deren kulturelle Praktiken übernimmt und dafür gefeiert wird.

Schwarze Menschen und People of Color sind seit Jahrhunderten einem eurozentrischen Schönheitsstandard ausgesetzt, der für sie nur schwer oder gar unmöglich zu erreichen ist. Denn innerhalb dieses Standards ist Schönheit in Übereinstimmung mit Weißsein konstruiert: helle Haut, dünne Lippen, schmale Nase und glattes Haar gelten als Ideal. Dieses Bild von Schönheit, errichtet auf dem Fundament der Versklavung, Kolonialisierung und Unterdrückung Schwarzer Menschen, ist eines, das bis heute vorherrscht. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich auf die koloniale Geschichte von Afrohaar Bezug nehmen. Haare und das Frisieren dieser hat in vielen afrikanischen sowie afrodiasporischen Kontexten seit Jahrhunderten eine besondere kulturelle und soziale Bedeutung. Während des transatlantischen Sklavenhandels war es üblich für Sklavenhalter, Schwarzen Männern und Frauen die Haare abzurasieren und sie so zu objektifizieren. Gesetze verboten es Schwarzen Menschen, ihr Haar öffentlich zu zeigen (vgl. Neil und Mbilishaka 2019: 160). Weltweit verbieten die Kodexe verschiedener Unternehmen und Institutionen auch heute noch Schwarzen Menschen, ihr Haar im natürlichen Zustand, als Afro, in Braids, Cornrows oder Dreadlocks zu tragen.

Viele nicht-Schwarze Menschen verharren bezüglich verschiedener Schwarzer Haarstyles in Stereotypen und Vorurteilen, die Schwarze Menschen navigieren müssen. Dazu zählt die Stigmatisierung von Afros als wild, rau und ungepflegt oder die Assoziation von Cornrows und Dreadlocks mit Drogenkonsum und Kriminalität oder Braids und anderen natürlichen Haarstyles als unprofessionell. Viele Schwarze Menschen sind sich nicht nur dieser Vorurteile, sondern auch des weißen Blickes bewusst, dem sie tagtäglich ausgesetzt sind und welcher sie in einem Prozess des Otherings als fremd und nicht zugehörig markiert. Das Navigieren des weißen Blickes greift W.E.B. Du Bois in seiner Theorie des „double- consciousness“ (Du Bois 2007: 8) auf. Diese beschreibt den inneren Konflikt marginalisierter Minderheitsgruppen in einer repressiven Gesellschaft und die psychologische Herausforderung Schwarzer Menschen und People of Color, sich selbst immer durch die Augen einer rassistischen, weißen Gesellschaft wahrzunehmen (vgl. ebd.: 8). Dies beeinflusst auch, wie Schwarze Menschen ihre Haare in bestimmten Räumen tragen, vor allem, wenn sie vermeiden möchten, negative Stereotype in ihrem weißen Gegenüber hervorzurufen. Die Assimilation marginalisierter Gruppen an westliche Ideale ist in vielen Fällen ein gewaltvolles Anpassen an den weißen, eurozentrischen Standard. So greifen zum Beispiel viele Schwarze Personen auf den sogenannten Relaxer zurück, eine chemische Haarglättungscreme. Die toxischen Inhaltsstoffe in Relaxern stehen mit einer Vielzahl schwerwiegender Gesundheitsprobleme in Verbindung, darunter Reproduktionsstörungen, Geburtsdefekte, Asthma und Krebs (vgl. Murray 2015: 66).  Dennoch setzen sich viele Personen diesem Risiko bewusst aus, um Stereotypisierungen, Vorurteilen und dem Policing (Stichwort racial profiling) ihrer Körper zu entgehen und Zugang zu überwiegend weißen Räumen zu haben.

Und was hat all das mit kultureller Aneignung zu tun? 2019 erscheint die Novemberausgabe des Magazins ELLE unter dem Titel Back to Black. Damit ist aber nicht nur Mode gemeint. Auf einer Doppelseite mit der Überschrift Black is Back sind sechs Schwarze Models (davon eines mit falschem Namen, dem ihrer Kollegin), abgebildet (vgl. Hein 2019). Dies spiegelt das wieder, womit sich viele Schwarze Menschen und Menschen of Color momentan konfrontiert sehen: dass Diversity gerade in ist und Schwarzsein beziehungsweise Schwarze Kulturen als Trend behandelt werden. Celebrities und Influencer*innen wie die Kardashians und Jenners betreiben immer wieder massiv kulturelle Aneignung. Sie verwenden Hautbräunungsmittel, lassen sich Lippen und Gesäß vergrößern und ahmen so Schwarze Körperformen nach. Sie tragen regelmäßig kulturell Schwarze Frisuren wie Cornrows oder Braids, die medial als Kardashian-Zöpfe vermarktet werden. Anstelle schädlicher Vorurteile treten Beschreibungen wie egdy, cool und stylisch. Während Schwarze Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Haare, großer, voller Lippen und vor allem Schwarze Frauen mit kurvigen Körpern in der Historie immer Diskriminierung erfahren haben und es auch gegenwärtig tun, werden weiße, privilegierte Personen für dieselben Styles gefeiert. Wenn diese Körpermerkmale also von weißen Frauen in einem kolonialistischen Stil enteignet werden, ist es wieder ein Trend und gilt als zu erreichendes Schönheitsideal.

Dies bringt uns zurück zur Realität ungleicher Machtverhältnisse. Eine weiße Person, die sich Teile Schwarzer Kulturen aneignet, wird aufgrund ihrer Privilegien nicht mit denselben Stereotypen behaftet wie eine Schwarze Person. Es ist weißen Personen somit möglich, zu imitieren, kopieren und Schwarze Kultur zum Teil ihrer Marktstrategie zu machen, ohne die Bürde rassistischer Diskriminierung tragen zu müssen. Nicht-Schwarze Menschen haben die Möglichkeit, das Nachgeahmte wie ein Kostüm an- und abzulegen, wann immer es ihnen recht ist. Diese Freiheit haben Schwarze Menschen nicht. Viele Menschen verstehen sich auch als Allies, wenn sie Schwarze Kultur promoten. Die Tatsache, dass diese promotet werden muss, ist in sich wieder ein Beweis dafür, dass diese in einem kolonialrassistischen, neokapitalistischen System als weniger wert eingestuft worden ist. Auch, dass weiße Menschen erst etwas imitieren müssen, damit es normalisiert wird, verdeutlicht die gesellschaftliche Schieflage. Schwarze Menschen und People of Color haben nicht weiße Validierung zum Ziel, sondern Gleichberechtigung. Die Intention, die weiße Menschen bei der Übernahme kultureller Elemente im Sinn haben, ist meist hinreichend. Denn Allyship im Sinne eines ich bin mit euch, ich gehöre zu euch macht die Privilegien, die eine weiße Person innehat, nicht wett. Vielmehr werden so die Erfahrungen, die Schwarze Personen bezüglich dieser Elemente machen, außer Acht gelassen.

Bei der Frage kultureller Aneignung geht es nicht darum, nicht-Schwarzen Menschen zu verbieten, einen historisch und kulturell Schwarzen Haarstyle zu tragen. Vielmehr geht es darum, diesen auch als solchen zu würdigen. Auch eine weiße Person kann Kleidung afrikanischen Ursprungs tragen, wenn Anlass und Setting angemessen sind. Nimmt sie beispielsweise an der Hochzeit einer Schwarzen Person teil und wird eingeladen, an dieser Kultur teilzuhaben, kann das Tragen traditioneller Kleidung von Respekt und Wertschätzung zeugen. Es geht also nicht darum, Menschen vorzuschreiben, nicht weiter an den Erzeugnissen anderer Kulturen teilzuhaben. Kulturelle Teilhabe kann vielseitig aussehen: das Lesen von Büchern, Besuchen von Museen, Hören von Musik, Belegen von Kochkursen oder Reisen. Kultur kann auf verschiedenste, respektvolle Weisen kennengelernt und genossen werden, ganz ohne davon willkürlich Teile zu übernehmen. Im Falle der Modenshows von Valentino und Marc Jacobs hätte Wertschätzung bedeuten können, die für die Mode verwendeten Stoffe direkt von Menschen der Kultur zu kaufen, von der sie inspiriert waren. Wertschätzung hätte auch bedeuten können, Schwarzen Models Sichtbarkeit zu verschaffen, indem sie in die Show integriert werden. Und vor allem bedeutet dies für die Mode- sowie viele weitere Branchen, künftig die vergütete Expertise von Diversity-Berater*innen in Anspruch zu nehmen, wenn es ihnen nicht möglich ist, Schwarze Menschen und Kulturen angemessen und ohne Stereotypisierungen zu adressieren.

Die Tatsache, dass es, anders als Jacobs glaubt, auch Schwarze Menschen gibt, die von Natur aus glattes Haar haben, soll hier einmal außen vorgelassen werden. Bei dem Argument der vermeintlich umgekehrten kulturellen Aneignung ist die Annahme zentral, dass Schwarze Menschen ebenfalls kulturelle Aneignung betreiben, wenn sie Erzeugnisse westlicher Kulturen übernehmen. Um kulturelle Aneignung zu verstehen, ist ein Verständnis von alltäglichem, strukturellem und institutionellem Rassismus in weißen Mehrheitsgesellschaften Voraussetzung. Denn so würde bewusst werden, dass umgekehrte kulturelle Aneignung genau so wenig existiert, wie umgekehrter Rassismus. Von kultureller Aneignung kann nur gesprochen werden, wenn ungleiche Machtverhältnisse zwischen Kulturen bestehen. Kulturelle Aneignung impliziert, dass eine privilegierte Gruppe sich an Artefakten marginalisierter Gruppen bedient. Wir leben in einer Welt, in der weiße Menschen und weiße Institutionen mehr Privilegien und Macht innehaben als Schwarze Menschen und Menschen of Color. Das kulturelle Erbe von ethnischen Minderheiten erfährt in weißen Mehrheitsgesellschaften oft eine Abwertung, was dazu führt, dass diese Minderheiten ihr Erbe verstecken oder sich so verändern, dass sie von der dominanten Gruppe akzeptiert werden. Wenn marginalisierte Menschen sich an einen Standard anpassen, der von der dominanten, westlichen Kultur gesetzt wird, ist dies häufig eine Überlebensstrategie. Man spricht hierbei also nicht von Aneignung, sondern Assimilation.

Es braucht ein sich Bewusstwerden und -sein über die eigenen Privilegien sowie das Hinterfragen dieser, bevor vom Zelebrieren kulturellen Austausches gesprochen werden kann. Ohne diese kritische Reflektion besteht die Gefahr der Fortführung des kolonialrassistischen Ausbeutungssystems, in denen weiße Menschen von Schwarzen Kulturen profitieren, während Schwarze Menschen gesellschaftliche Benachteiligung für das Ausleben ihrer eigenen Kulturen erfahren. Schwarzsein ist kein Trend im Sinne von Black is Back. Schwarze Menschen waren und sind immer da. Schwarzsein ist kein Kostüm, das man trägt, wenn es gerade angesagt ist. Es ist die Lebensrealität Schwarzer Menschen. Es ist an der Zeit, zu verstehen, dass Kulturartefakte marginalisierter Gruppen nie bloß ein Style, sondern oft mit realen gesellschaftlichen Kämpfen und Leiden verbunden sind. Durch die willkürliche Übernahme und dem Dekontextualisieren von Kulturgütern werden diese Kämpfe trivialisiert. Wem als nicht-Schwarzer Person daran gelegen ist, die systematische Diskriminierung Schwarzer Menschen zu beenden, muss kulturelle Aneignung als Teil dieses unterdrückerischen Systems anerkennen. Wer Schwierigkeiten hat, die Grenze zwischen Aneignung und respektvollem Austausch auszumachen, kann sich für den Anfang folgende Fragen stellen: würdige ich die ursprüngliche Herkunft der Elemente, derer ich mich bediene? Billige ich den Kampf Schwarzer Communities, wenn ich Teile Schwarzer Kulturen übernehme? Reduziere ich Kulturgüter zu einem bloßen Fashionstatement? Inwiefern profitieren die Menschen, deren Kultur ich mit aneigne? Ist das Setting, in dem ich mich bewege, ein angemessenes, um dieses Kulturartefakt für mich zu nutzen? Kämpfe ich gegen (Anti-Schwarzen) Rassismus oder ruhe ich mich auf meinen weißen Privilegien aus? Schätze ich Schwarze Leben oder nur Schwarze Kulturen?


Literaturverzeichnis:

Alese, Whitney 2018: What Marc Jacobs’ constant cultural appropriation really means, online: https://medium.com/@TheReclaimed/what-marc-jacobs-constant-cultural-appropriation-really-means-ed9cbf766ffb (17.09.2020).

Du Bois, W.E.B.; Edwards, B. 2007: The Souls of Black  Folk. Oxford England; New York:  Oxford University Press.

Hein, Theresa 2019: Kritik an „Elle“-Novemberausgabe „Wir sind kein Trend“ – Empörung über „Back to Black“-Ausgabe von „Elle“. Süddeutschte Zeitung, online: https://www.sueddeutsche.de/medien/elle-germany-back-to-black-diskriminierung-1.4662483 (19.09.2020).

Mbilishaka, A.; Neil, L. 2019: “Hey Curlfriends!”: Hair Care and Self-Care Messaging on YouTube by Black Women Natural Hair Vloggers. Journal of Black Studies 50(2): 156-177.

Murray, C. 2015: Altered Beauty – African-Caribbean women decolonizing       racialized aesthetics in Toronto, Canada. Your Review, online: https://yourreview.journals.yorku.ca/index.php/yourreview/article/view/40352/36553 (19.09.2020).

Stansfield, Ted 2015: Valentino Show inspired by ‘wild Africa’ sparks controversy, online: https://www.dazeddigital.com/fashion/article/26895/1/valentino-show-inspired-by-wild-africa-sparks-controversy (17.09.2020).

Volkening, Heide 2020: Kulturelle Aneignung – Das Begehren des Anderen, online: https://www.zeit.de/kultur/2020-05/kulturelle-aneignung-popkultur-stereotyp-imitation-postkolonialismus (19.09.2020).


Quelle: Kesho-Tabitha Imadonmwinyi, Black Beauty, White Standards – An Essay on the Appropriation of Black Cultures, in: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 06.07.2021, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/2021/07/06/black-beauty-white-standards-an-essay-on-the-appropriation-of-black-cultures/