“ … und ich will nicht, dass meine Mama geht.“

Ein Beitrag von Lena Marie K.

An meinem letzten Tag im Praktikum standen die Bundestagswahl sowie die Berlinwahl bevor. Diese anstehenden Geschehnisse wurden mit den Kindern der dritten Klasse besprochen. Zunächst war mir unklar, inwieweit dieses komplexere Verfahren auf verständliche Art und Weise behandelt werden würde. Mittels einer Filmsequenz aus „Politbongo“, einer deutschen Kinderserie aus dem Jahre 2002, sollte den Kindern das Prinzip einer Demokratie und der Wahlen näher gebracht werden. Aufgrund des eingesetzten Mediums gab es zunächst wenig Diskussion oder angeregten Austausch. Erst zum Ende der Stunde äußerten einzelne Kinder ihre Meinung und ihre Sorgen hinsichtlich der Wahlen. Es wurde ersichtlich, dass einige wenige Eltern aufgrund fehlender deutscher Staatsbürgerschaft gar nicht wahlberechtigt waren, wie einige Kinder der Klasse erzählten. Sie sagten, dass sie dies als unfair empfanden. Doch eine Aussage eines Jungen traf mich am meisten. Er äußerte sich besorgt „Ich habe Angst, dass die Blauen an die Macht kommen. Denn die wollen, dass alle Ausländer gehen. Und ich will nicht, dass meine Mama geht.“

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“ … ohne sich umzudrehen oder nach hinten geschaut zu haben, schrieb er die Namen beider Schüler an die Tafel.“

Ein Beitrag von Moussa E.

In diesem Beitrag geht es um eine Situation in der 10 Klasse, die mich nicht nur überrascht, sondern auch begeistert hat. Am Donnerstag um 11:40 begann der Politik-Kurs von Herrn Z. Die Schüler*innen setzten sich und Herr Z. begrüßte seine Klasse und begann mit dem Unterricht – wie üblich – mit einer kurzen Reflexion der letzten Woche. Nach der Reflexion begann er, die nächsten Ziele der Unterrichtsstunde vorzustellen. Dabei notierte er die Fragen an der Tafel, deren Antworten die Schüler*innen am Ende der Stunde kennen sollten. Zwei Schüler in der letzten Reihe begannen zu quatschen, während Herr Z. noch mit dem Rücken zur Klasse stand. Plötzlich, ohne sich umzudrehen oder nach hinten geschaut zu haben, schrieb er die Namen beider Schüler an die Tafel.

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„I hate German! I hate German people, f*ck you stupid kids!“

Ein Beitrag von Anne W.

Im Deutschunterricht einer achten Klasse stört Tim (Name geändert) besonders oft und gerne, weil er eine Abneigung gegen die deutsche Sprache hat. Nachdem Tims Eltern vor über einem Jahr aus beruflichen Gründen die USA verlassen haben, kann er sich nicht mit dem Dasein in Deutschland anfreunden. Tim hat den Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung, sowie aufgrund seines massiv störenden Verhaltens weiteren Förderbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung. Tim und ich hatten uns auf Anhieb gut verstanden, was vermutlich daran liegt, dass auch ich amerikanisches Englisch spreche. Als Tim so sehr an diesem Montag störte, indem er in einem Fort laut schrie „I hate German! I hate German people, f*ck you stupid kids!“ und die Lehrerin ihn nicht beruhigen konnte, bat sie mich, mit Tim in einen kleinen separaten Raum zu gehen.

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„Bei dieser Unterhaltung stellte sich heraus, dass Ari beinah alles über Fußball wusste …“

Ein Beitrag von Moritz S.

Die folgende Situation spielte sich während einer Exkursion mit einer 6. Klasse in die Waldschule im Berliner Grunewald ab. Ich durfte die Klasse als eine von zwei Aufsichtspersonen begleiten. Auf dem etwa 40-minütigen Weg vom Wedding verhielt sich die Klasse sowohl in der S-Bahn als auch auf der Straße anständig und respektvoll. Auch untereinander verstanden sich die Kinder gut und hatten viel Spaß. Es ergab sich nun auf dem Weg zur Waldschule eine interessante Situation.

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„Alle wollten jetzt in der Leseecke sitzen“ oder „Wie kann Inklusion erfolgreich sein …“

Ein Beitrag von Alice D.

Die folgende Situation ereignete sich in einer Montessori-Grundschule in einer Jül-Klasse der Jahrgangsstufe B (Klassenstufen 3 und 4), freitags in der sechsten Stunde kurz vor Schulschluss. Im Plenum wurden über das anstehende Fußballturnier der Schule und die Klassensprecherwahl gesprochen. In solchen Phasen des Unterrichts sitze ich hinten in der Leseecke. Vor mir sitzt Enis (Name geändert) und schräg an der gegenüberliegenden Seite des Raums Aras (Name geändert), beides Schüler, die zu den sonderpädagogisch geförderten Schülern der vierten Klasse gehören. Aras störte die Stunde permanent; er redete dazwischen, stand auf, holte Spielkarten aus den Schränken.

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„Die Kinder entwickelten immer mehr Interesse an der Geschichte der anderen Kinder.“

Ein Beitrag von Franziska K.

Im Folgenden werde ich eine Situation aus einer Gesellschaftswissenschaftsstunde in der 5. Klasse schildern. Das Thema der Unterrichtsstunde war das eigene Leben der Kinder. Sie sollten in der
vorherigen Stunde einen Zeitstrahl erstellen, in dem sie die wichtigsten Ereignisse aus ihrem Leben darstellen. Von zu Hause sollten sie dann Bilder oder Gegenstände, die zu den Ereignissen passen, mitbringen. Die Kinder durften in dieser Stunde ihren Zeitstrahl der gesamten Klasse vorstellen und Gegenstände zeigen, die sie mit den Ereignissen verbinden. Viele Kinder waren sehr begeistert und hatten sehr viel Freude daran, ihre eigenen Gegenstände stolz zu präsentieren.

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„Papierflieger flogen durch den Raum und schließlich auch Flaschen …“

Ein Beitrag von Alice D.

Die folgende Situation ereignete sich am dritten Tag meines Beobachtungspraktikums an einer Montessori-Grundschule in einer Jül-Klasse der Jahrgangsstufe B (3/4), in einer fünften Stunde. Ebenjene Stunde hatte in den vorangegangenen Wochen des bisherigen Schuljahrs auf Grund einer unbesetzten Stelle noch nicht stattgefunden. Allerdings wurde an diesem Tag die Unterrichtseinheit zuerst angekündigt, bis wiederum in der zweiten Frühstückspause doch von einer Vertretung berichtet wurde. Zu besagtem Stundenbeginn tauchte dann weder die angekündigte Lehrkraft, noch die Vertretungslehrer*in oder anderes pädagogisches Personal auf; auch nach mehrmaligem Nachfragen im Sekretariat blieb ich als Praktikantin mit der Klasse allein. Nach der ganzen ungeduldigen Warterei und großen Unruhe schien dabei die Situation im Klassenzimmer langsam außer Kontrolle zu geraten: es herrschte ein unglaublicher Lärmpegel, alle Kinder rannten im Raum umher, Papierflieger flogen durch die Luft, und schließlich auch Flaschen.

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„Expert*innenkommission“

Ein Beitrag von Paul S.

Mathematikunterricht in einer elften Klasse: Die Lehrerin fragt die Hausaufgaben ab, indem sie einen Schüler, der sich freiwillig gemeldet hat, auffordert, die Aufgabe an der Tafel vorzustellen. Sie kündigt an, dass dieser die Aufgaben vorstellen wird und die anderen Schüler*innen sich bei Fragen nicht an sie, sondern zunächst den Schüler wenden sollen. Der Schüler stellt die Hausaufgabe – die Analyse eines Funktionsgraphen – vor; er hat jedoch bei der ersten Ableitung der Funktion einen Fehler gemacht, was einigen Schüler*innen auffällt.

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„Guckt mich mal an!“

Ein Beitrag von Sarah P.

Die von mir gewählte Situation ereignete sich im Teilungsunterricht der siebten Klasse in der 3. und 4. Unterrichtsstunde im Fach Englisch. Die Lehrkraft saß schon im Raum und hatte den Beamer samt Unterrichtspräsentation vorbereitet, als ich in den Raum kam. Die siebten Klassen sind normalerweise sehr voll und bis zum letzten Platz besetzt. Dank der Teilung fand ich jedoch eine gute Position in der letzten Sitzreihe. Die Schülerinnen waren recht unruhig und unterhielten sich lautstark miteinander.

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„Anstatt laut zu werden oder mit einzelnen Kindern zu schimpfen, fing die Lehrerin an, Kinder, die bereits fertig waren, zu loben.“

Ein Beitrag von Luise I.

Die meiste Zeit meines Praktikums habe ich in einer JÜL Klasse mit den Jahrgängen eins bis drei verbracht. Die Klasse war häufig sehr unruhig und laut und einige Schüler*innen hatten Probleme, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Die folgende Situation ereignete sich an einem der ersten Tage meines Praktikums und hat mich sehr beeindruckt. Die Stunde sollte in wenige Minuten enden und die Lehrerin wollte noch eine wichtige Ansage machen. Allerdings hatten viele Schüler*innen noch nicht ihren Platz aufgeräumt und unterhielten sich lautstark.

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