Kritische Betrachtung der Auswirkungen von DEAL auf Bibliotheken

Vorträge mit Diskussion

Dienstag, 7. DEZEMBER 2021, 14-15:30 UHR

Eine Veranstaltung in der Reihe: Quo vadis offene Wissenschaft? Eine virtuelle Open Access Woche für Berlin-Brandenburg.

Das Projekt DEAL hat einen entscheidenden Beitrag zur Open-Access-Transformation der letzten Jahre beigesteuert, und Bibliotheken blicken inzwischen auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz im Umgang mit den DEAL-Verträgen zurück. 

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Sind wir mit dem kommerziellen Open Access auf dem richtigen Weg?

Podiumsdiskussion

22. November, 14-15.30 Uhr

Eine Veranstaltung in der Reihe: Quo vadis offene Wissenschaft? Eine virtuelle Open Access Woche für Berlin-Brandenburg.

Open Access bei wissenschaftlichen Publikationen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Im Vordergrund stehen dabei aktuell im kommerziellen Bereich Open-Access-Modelle, die einen Paradigmenwechsel vollziehen: weg vom Prinzip „Kostenpflichtigkeit der Inhalte“ und hin zum Prinzip „Kostenpflichtigkeit des Publizierens“.

Ein prominentes Beispiel für diesen Paradigmenwechsel sind die Verträge, die die deutschen Wissenschaftsorganisationen unter dem Dach von „Projekt DEAL“ mit den Großverlagen Wiley sowie Springer Nature ausgehandelt haben. Dank dieser Verträge gelang es in kurzer Zeit, nicht nur einen deutlichen Anstieg der Zahl und des Anteils von Open-Access-Publikationen in Deutschland zu erzielen, sondern den an den Verträgen teilnehmenden Einrichtungen zugleich auch Zugriff auf umfassende kostenpflichtige Inhalte der beiden Verlage zu ermöglichen.

Gleichwohl stellen sich im Zusammenhang mit kommerziellen Open-Access-Modellen – namentlich solchen, die einer publikationsbasierten Kostenlogik folgen – auch Fragen in Bezug auf deren Auswirkungen auf Marktstrukturen und das wissenschaftliche Publikationswesen generell:

  • Inwiefern tragen solche Modelle zu einer Zementierung oligopolistischer Marktstrukturen bei und verstärken damit die Abhängigkeit der Wissenschaft von kommerziellen Verlagen? Welche Kosteneffekte haben solche Modelle mittel- und langfristig, auch mit Blick auf die Frage, welche Rolle künftig noch Kostenbeiträge z.B. aus der forschenden Industrie für das wissenschaftliche Publikationswesen spielen? 
  • Inwieweit führen solche Modelle dazu, dass die Publikationschancen nicht mehr „nur“ von der Qualität einer Publikation abhängen, sondern auch von der „finanziellen (Im-)Potenz“ der Autor*innen – und das nicht „nur“ im nationalen, sondern auch im globalen Kontext?

Diese und andere Fragen diskutieren gemeinsam

Dr. Jens-Peter Gaul,
Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz

Prof. Dr. Thomas Grebel, Institut für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Ilmenau
orcid.org/0000-0001-5207-7227

Dr. Ulrich Herb, u.a. tätig als Wissenschaftsberater mit Schwerpunkten im Bereich „wissenschaftliches Publizieren und Open Access“
orcid.org/0000-0002-3500-3119

Dr. Anja Oberländer,
u.a. Projektkoordinatorin im Projekt open-access.network
orcid.org/0000-0003-4388-2552

Die Diskussion wird moderiert von Dr. Christina Riesenweber, Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
orcid.org/0000-0002-7449-9209

Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, bist du selbst das Produkt?

Eine Podiumsdiskussion zur Kommerzialisierung von Offener Wissenschaft

Donnerstag, 9. Dezember, 16.30-18.30 h online via zoom (english below)

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Das Video ist bereits über das TIB AV-Portal zur Verfügung gestellt. Es ist auch ein Bericht geplant. Weitere Infos folgen hier.

Ein zentrales Ziel der Offenen Wissenschaft ist die Förderung der Transparenz bei der Produktion und dem Austausch von Wissen über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg. Sie beruht auf dem Verständnis, dass die Wissensproduktion transparent, offen und kooperativ sein sollte, um die Qualität der Forschung zu verbessern. Open Access vertritt insbesondere den Grundsatz, dass alles, was mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Dieser Anspruch soll der Kommerzialisierung der Wissenschaft widersprechen. Aber stimmt das?

Längst haben Verlage ihre eigenen Geschäftsmodelle für Open Access entwickelt: Einerseits werden Gebühren für Autoren fällig, die Open Access publizieren wollen, andererseits ist – wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft kürzlich feststellte – das Daten-Tracking zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden: Verlage verfolgen nicht nur das Online-Verhalten von Forscher*innen, um ihr Angebot zu verbessern, sondern sie verkaufen diese Daten. Diese Überwachungspraxis kann zu Datenmissbrauch und Spionage sowie zur persönlichen Benachteiligung von Forscher*innen führen (vgl. DFG 2021,4). Bezahlen die Nutzer*innen von frei zugänglichen digitalen Ressourcen diese Transformation also doch mit ihren Daten?

In einer Podiumsdiskussion möchten wir die Errungenschaften der Open-Research-Bewegung kritisch reflektieren: Wie können Wissensproduktion und -kommunikation transparent, offen und nachvollziehbar gemacht werden? Wie muss Offene Wissenschaft gestaltet sein, um als Alternative zur kommerzialisierten Wissenschaft aufzutreten? Und wie können sich Forscher*innen vor der Überwachung durch Großkonzerne schützen? Gleichzeitig möchten wir alternative Szenarien skizzieren, die darauf abzielen, wirklich offene Wissenschaftspraktiken zu realisieren.

Diese und andere Fragen diskutieren wir gemeinsam mit

Björn Brembs, Professor für Neurogenetik an der Universität Regensburg,

Andreas Degkwitz, Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin und Bundesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv),

Angela Holzer, ist Referentin in der DFG Gruppe Wissenschaftliche Literaturversorgung und  Informationssysteme,

Julia Reda, Politikerin und Expertin für Urheberrecht und Kommunikationsfreiheit und leitet seit 2020 bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte das Projekt control © – Freie Kommunikation verwirklichen.

Die Podiumsdiskussion wird von Jan Martin Wiarda moderiert.

 

Diese Veranstaltung wird von Wikimedia Deutschland und dem Open-Access-Büro Berlin organisiert. Das Open-Access-Büro stößt mit einer Empfehlung zu einer “Landesinitiative Open Research Berlin” einen Prozess hin zu einer offenen und partizipativen Wissenschaft an, die sich auch für strukturelle Gerechtigkeit und Inklusion verantwortlich zeigt. Nachdem Wikimedia Deutschland (WMDE) mit seinem Fellow Programm Freies Wissen dazu beigetragen hat, Open Science in Deutschland weiter zu etablieren, fokussiert sich WMDE in den kommenden Jahren auf die Frage, wie Open Science gestaltet werden muss, um zu einer gerechten (“equitable”) Wissenschaft beizutragen. Vor diesem Hintergrund laden OABB und WMDE mit diesem Panel dazu ein, den Stand von Openness angesichts neuer Geschäftsmodelle kritisch zu reflektieren und alternative Szenarien und Modelle zu skizzieren.

Das Center for Open and Responsible Research (CORe) der Berlin University Alliance (BUA) und der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) unterstützen diese Veranstaltung.

 

If you are not paying for the product, you are the product?

Panel discussion on the commodification of Open Research

Thursday, December 9, 16.30-18.30 ONLINE

Promoting transparency in the production and the sharing of knowledge across disciplinary cultures is a central goal of Open Research. It relies on the understanding that knowledge production should be transparent, open and collaborative in order to advance research quality. Open Access in particular holds up the principles that everything publicly funded must be open to the public. This claim is supposed to contradict the commercialization of science. But is this true?

Publishers have long since developed their own OA business models: on the one hand, fees apply for authors who want to publish open access, and on the other hand – as the German Research Foundation recently pointed out – data tracking has become a lucrative source of income: not only do publishers track behavior of researcher  online to improve their services  but they sell these data.This practice of surveillance could potentially lead to abuse of data and espionage as well as personal disrimination of researchers (cf. DFG 2021,4).Are users of unrestricted digital resources paying for this transformation with their data after all? 

By addressing these and further questions in a panel discussion, we would like to reflect critically on the achievements of the Open Research movement: How can knowledge and research be made transparent, open and accountable? How must Open Access or Open Research be designed to serve as an alternative to commercialized science? And how can researchers protect themselves from the surveillance of these large corporations? At the same time, we would like to sketch alternative scenarios aiming to realise practices of Open Science which are truly open.

With a recommendation on a state initiative „Open Research Berlin“, the Open Access Office Berlin initiates a process towards an open and participatory science that is also responsible for structural justice and inclusion. Wikimedia Deutschland has helped to further establish Open Science in Germany with its Open Science Fellows Program and will focus in the coming years on the question of the way research must open up in order to contribute to equitable science. The Open Access Office Berlin and Wikimedia Deutschland invite this panel to critically reflect on the state of openness in light of new business models and to outline alternative scenarios and models.

The Center for Open and Responsible Research (CORe) at Berlin University Alliance (BUA) and Deutsche Bibliotheksverband (dbv) support this event.

Information on how to attend the discussion online you’ll soon find here.