Workshop „Open-Access-Publizieren durch wissenschaftliche Einrichtungen: Maßnahmen für die Open-Research-Strategie Berlin“

Zur Weiterentwicklung der Berliner Open-Access-Strategie zu einer Strategie für offene Wissenschaft (Open-Research-Strategie)

Termin: 4. Juli 2023, 10–15:00 Uhr
Ort: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin, Konferenzraum 2
Organisiert von: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften/TELOTA/Initiative Forschungsdatenmanagement und Open-Access-Büro Berlin
Zielgruppe: Open-Access-Praktiker*innen an Berliner Wissenschafts- und Kulturerbeeinrichtungen (mit Anmeldung via OABB, Zahl der Teilnehmenden begrenzt)

Kontext des Workshops: Open-Access-Publikationen in der geplanten Open-Research-Strategie Berlin

In Berlin haben 11 von 14 öffentlich-rechtlichen bzw. konfessionellen Hochschulen die Berliner Erklärung unterzeichnet. Eine eigene Open Access Policy verabschiedet bzw. veröffentlicht haben 10 von 14 Einrichtungen, teilweise wurden diese jüngst auch aktualisiert. Die Berlin University Alliance erarbeitet derzeit ein gemeinsames Leitbild für Open Science. Ein solches hat die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften bereits 2019 verabschiedet und 2022 aktualisiert. Auch weitere Organisationen wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz haben eine Erklärung zu Open Science oder eine eigene Open Access Policy verabschiedet (z.B. das Landesarchiv Berlin; eine Übersicht kann hier abgerufen werden). Die Universitäten, die Charité und eine Hochschule haben Publikationsfonds eingerichtet und betreiben zum Teil kooperativ Repositorien, um das Publizieren von wissenschaftlichen Artikeln und Büchern im Open Access zu fördern.

Im Publikationsjahr 2020 lag der Anteil an Open-Access-Publikationen für Zeitschriften-Artikel aus den neun publikationsstärksten Hochschulen in der Zuständigkeit des Landes Berlin bei 63,6 % (vgl. Kindling et al. 2022). Auf Ebene der Einrichtungen zeigen sich aber auch Ungleichheiten: Die publikationsstarken Einrichtungen tragen durch die DEAL-Verträge sehr hohe Publikationskosten und müssen einen sehr hohen Personalaufwand für die Administration aufbringen (vgl. Kindling et al. 2022, 32; Borchert und Heinrich 2021). Auch wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse damit in den letzten Jahren sichtbarer geworden sind, ist die Bibliodiversität eher gesunken, die Kosten sind teilweise gestiegen und für das Open-Access-Publizieren von Büchern fehlen häufig einheitliche Kriterien und Qualitätsstandards (vgl. Wissenschaftsrat 2022, 49ff.; Delasalle 2021; Haucap et al. 2021).

Vor kurzem urteilte der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen, dass durch die Stärkung von wissenschaftlichen Einrichtungen als Publikationsdienstleister „die Innovationsfähigkeit, Kostentransparenz und Kosteneffizienz des Publikationssystems“ deutlich verbessert wird (vgl. Wissenschaftsrat 2022, 36). In Berlin gibt es bereits wissenschaftliche Einrichtungen, die selbstverwaltet und nachhaltig Publikationsdienste für Open-Access-Textpublikation anbieten. Für den Aus- und Aufbau dieses Bereichs benötigt es aber weitere Maßnahmen, die wir im Workshop diskutieren möchten.

Bei der Weiterentwicklung der Berliner Open-Access-Strategie zu einer Strategie für offene Wissenschaft (Open-Research-Strategie) ist es geplant, die Ziele für das Handlungsfeld „wissenschaftliche Publikationen“ weiterzuentwickeln und an aktuelle Bedarfe und Entwicklungen anzupassen. Dazu gehört u.a., die Prinzipien von Plan S und der Fair Open Access Alliance (FOAA) zu diskutieren, mit in die Strategie aufzunehmen und so internationalen Standards zu folgen. Die Erfahrungen in anderen Ländern, in denen Publikationsinfrastrukturen wie etwa ein nationales Zeitschriften-Hosting entwickelt und betrieben werden, demonstrieren die vielfältigen Vorteile solcher Infrastrukturen (vgl. Becerill et al. 2021; Khanna et al. 2023). Plattformgestützte Publikationsinfrastrukturen, die nicht nur den institutionell eingebundenen Wissenschaftler*innen offen stehen und neben technischen Möglichkeiten auch Kompetenz und Wissen im Open-Access-Publizieren vermitteln, werden von internationalen Initiativen gefördert (vgl. Ancion 2022). Zuletzt wurde in einem Beschluss des EU-Rats betont, dass „Wege des hochwertigen, transparenten, offenen, vertrauenswürdigen und fairen wissenschaftlichen Publizierens“ stärker ausgebaut werden sollten (vgl. Rat der Europäischen Union 2023).

Bisher lag ein starker Fokus auf der Open-Access-Publikation von wissenschaftlichen Artikeln. Viele Fachdisziplinen, vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften, produzieren und nutzen in großem Umfang Bücher. Unter Büchern verstehen wir Monografien, Sammelbände, editierte Sammlungen, kritische Editionen oder andere längere Werke. Aber auch für die Veröffentlichung in multimedialen Textformaten wie „enhanced publications“ braucht es einen angemessenen Prozess, Infrastrukturen und entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen. Nicht alle Einrichtungen können eigene Angebote für Forschende aufbauen, insbesondere dann nicht, wenn die vorhandenen Infrastrukturen (noch) nicht in der Lage sind, die Publikationsformate ansprechend abzubilden und/oder die möglichen Publikationsdienstleistungen nicht den Ansprüchen von Wissenschaftler*innen entsprechen. An einigen Einrichtungen hat der Aufbau von Infrastrukturen auch deshalb keine Priorität, weil das Publikationsaufkommen gering ausfällt.

Um die bestehende Open-Access-Strategie, das Berliner Hochschulgesetz (§41) und Ansätze einer Open-Research-Strategie umzusetzen, sind an den Wissenschafts- und Kulturerbeeinrichtungen entsprechende Maßnahmen notwendig, die auch seitens des Landes Berlin unterstützt werden sollten.

Leitfragen für den Workshop

Der Workshop soll dazu dienen, über Einrichtungsgrenzen und Domänen hinweg miteinander zu den nachfolgenden Leitfragen ins Gespräch zu kommen:

  • Welche Services für das Publizieren von Texten sind an den Einrichtungen bereits vorhanden? Welche fehlen?
  • Welche Bedarfe gibt es an zentralen Services für das Publizieren von Texten, die an den Wissenschaftseinrichtungen entstehen und durch diese publiziert werden sollen.
  • Gibt es Lösungsansätze für kooperative Modelle, in Bezug auf verlegerische Tätigkeiten der Einrichtungen, das Publizieren über Repositorien oder im Hinblick auf das Open-Access-Selbstarchivieren von akzeptierten Manuskriptversionen?
  • Welche Ideen und Ansätze gibt es, um kooperativ und auf Basis offener Infrastrukturen zusammen nachhaltige Angebote zu schaffen? Was davon sollte durch das Land Berlin (mit-)finanziert werden?

Agenda

  • 10:00 Uhr: Begrüßung, Vorstellung und Vernetzung
  • 10:15 Uhr: Open-Access-Publikationen als Handlungsfeld in der geplanten Open-Research-Strategie Berlin
  • 10:30 Uhr: Diskussion in Gruppen und Plenum
  • 11:45 Uhr: Input-Beiträge zu institutionellen Lösungen
    • Markus Schnöpf (BBAW): Infrastrukturen für digitale Publikationen 
    • Robert Wiese (TU Berlin) & Michael Kleineberg (FU Berlin): BerlinUP als kooperativer Universitätsverlag
  • 12:30 Uhr: Mittagspause
  • 13:30 Uhr: Input-Beitrag zu zentralen Lösungen (via zoom):
    • Renate Voget (hbz): OJS als zentrale Dienstleistung der Landesinitiative openaccess.nrw
  • 14:15 Uhr-15:00 Uhr: Abschlussdiskussion

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