Fall 218: Die gestohlenen Frauenstimmen und andere patriarchale Detektivgeschichten

Auf den Spuren meiner Kindheitshelden anhand der Hörspielreihe „Die drei Fragezeichen“

Nikita Kara Helena Träder (SoSe 2022)

Einleitung

„Die drei Fragezeichen. Wir übernehmen jeden Fall.“ Genauso sicher, wie dieser Leitspruch und sein Vorkommen in jeder Folge der Kulthörspielreihe „Die drei Fragezeichen“ ist[1], so sicher ist auch die Welt der drei Detektive Justus, Peter und Bob. Eine Welt, in der jeder Kriminalfall gelöst werden kann und ein Happyend sicher ist. Es gibt keine Morde, keine sexuelle Gewalt und eine eindeutige Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Der Kosmos der drei Fragezeichen zeichnet sich durch Kontinuität aus. Dies wird unter anderem durch das Alter der drei Detektive deutlich, denn innerhalb des Produktionszeitraumes von 40 Jahren sind diese nur um wenige Jahre gealtert.[2] Dem entgegengesetzt ist das Alter der Hörenden, denn trotz dessen, dass die Alterszielgruppe des Hörspiels auf acht bis 14-Jährige ausgerichtet ist, machen die einstigen Kinder im jetzigen Erwachsenenalter einen großen Teil der Hörer*innenschaft aus.[3] Ich bin eines dieser einstigen Kinder. Eine Erwachsene, die immer noch die Krimiserie zum Einschlafen hört – ganz besonders, wenn ich einmal krank oder gestresst bin. Dieser Nostalgieeffekt, den Oliver Rohrbeck, der Sprecher von Justus Jonas, einen „Ausstieg ins Zeitlose“ nennt,[4] versetzt mich in einfache Zeiten, entspannt mich und gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit. Durch das Hörspiel kann ich den kindlichen Zustand der Unbeschwertheit wieder abrufen. Ich nehme an, dass jene Beständigkeit der drei Fragezeichen die Faszination für mich und so viele andere ausmacht – besonders in dieser beschleunigten Welt, in der sich alles sehr plötzlich verändern kann und in Frage zu stellen ist. Diesen Heile-Welt-Faktor beschreibt auch Andreas Fröhlich, der Sprecher von Peter Shaw: „Wir erleben es ja ständig, dass eine Bedrohung da ist, dass wir Angst haben, sei es vor einem drohenden Krieg auf der Krim oder vor einem Flugzeugabsturz. Bei den »Drei ???« ist auch immer eine Bedrohung da – aber es geht alles gut aus.“[5] Dennoch stellt sich für mich die Frage, ob diese Welt, die den Hörer*innen geschildert wird, wirklich so eine heile Welt ist und ob diese als positiv zu bewerten ist. Im vorliegenden Essay möchte ich die Hörspielreihe nicht durch die nostalgische Brille, die das Beständige romantisiert, betrachten, sondern einen kritischen Standpunkt einnehmen. Insofern möchte ich aufdecken, welche Weltansichten, Perspektiven und Diskriminierungsmuster die Serie spiegelt. Ich möchte reflektieren, was mir und vielen anderen, hier für Motive, Wissenssysteme und vermeintliche Wahrheiten vermittelt wurden, die mich von Grundschulalter bis jetzt begleitet haben.

Besonders hinsichtlich dessen, dass die Geschichten der drei Detektive in den Medien immer wieder angepriesen werden,, sehe ich es als notwendig an, hier genauer hinzuschauen. „Die drei Fragezeichen“ werden oft im Gegensatz zu der Hörspielreihe „TKKG“ aufgezeigt – ebenfalls eine Detektivbande – und im Vergleich dazu als „(nahezu) politisch korrekt unterwegs“ [6]  aufgefasst, wie im Stern von dem weiß und männlich positionierten Finn Rütten berichtet wird. Ist eine Geschichte gleich politisch korrekt, nur weil das N-Wort nicht benutzt wird, wie bei „TKKG“?![7] Politische Korrektheit meint nicht nur schlichtweg das Streichen rassistischer Wörter, wie das N-Wort oder Z-Wort. Sie stellt Herrschaftssysteme infrage und ist als „Anti-Diskriminierungsarbeit auf sprachlicher Ebene“ zu verstehen, die in einem „nicht rassistischen, nicht (hetero-)sexistischen, nicht diskriminierenden (bspw. Aufgrund von Alter oder Befähigung), nicht beleidigenden, inklusiven, respektvollen, selbst-reflexiven und sensiblen Sprachgebrauch Anwendung [findet].“[8]  Deswegen müssen „Die drei Fragezeichen“ neben „TKKG“ und „Benjamin Blümchen“ in kritische Analysen miteinbezogen und nicht aussortiert werden, „weil sie so viel richtig machen“.[9]

Mir ist es bei der Suche nach wissenschaftlich fundierter Sekundärliteratur schwergefallen, seriöse Quellen zu finden, die „Die drei Fragezeichen“ in einem politischen Kontext behandeln.[10] Ich habe viel auf Onlineforen zurückgegriffen, die ihre drei Helden natürlich größtenteils vor Kritik bewahren. Ich nutze für meine Analyse die Hörspiele als Hauptquelle und ergänze diese durch Zeitungsartikel, Blogbeiträge und Interviews. Die Quellen werden durch Theorietexte, sowie eigene kritisch reflexive Gedanken, ergänzt und kontextualisiert.

Das vorliegende Essay beschäftigt sich besonders mit den Inhalten der Hörspiele, wird aber durch Informationen bezüglich Produktion und Besetzung ergänzt und bezieht sich daher auf die Hörspielreihe und nicht die Buchreihe. Ich fokussiere mich besonders auf die Repräsentation und Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität. Zusätzlich wird die Analyse durch einen rassismuskritischen Ausblick ergänzt, der anschneidet in welche Bereiche noch weiter kritisch gedacht werden sollte.

Ich stelle keinen Anspruch an einen objektiven Analysevorgang, da dies ein weißes rassistisches Konstrukt ist.[11] Insofern möchte ich meine Position betonen: Ich bin eine weiß positionierte ableisierte Frau, die in einer heterosexuellen Kernfamilie aufgewachsen ist.

1. Begriffsdefinition „Geschlecht“

Geschlechtliche Realitäten außerhalb des binären Geschlechtersystems spielen in „Die drei Fragezeichen“ keine Rolle. Daher werde ich mich auf die Repräsentation von Männlichkeiten und Weiblichkeiten beziehen, sowie auf einzelne Figuren eingehen, die sich von cis heteronormativen Bildern abheben. Ich gehe davon aus, dass kein Mensch vollends weiblich oder männlich ist. Diese beiden Kategorien sind lediglich zwei Pole auf einer von vielen möglichen Geraden. Ich schließe mich Judith Buttler an, indem ich Geschlecht als soziales Konstrukt definiere, mit welchem je nach gesellschaftlichem Kontext verschiedene Stereotype und Verhaltensweisen verbunden werden.[12] Somit ist das der Frau zugeordnete „weiblich“ und dem Mann zugeordnete „männlich“ ebenfalls sozial konstruiert. Es ist ein Konstrukt der Performanz, in dem die Geschlechtsidentität als Tun verstanden wird, welches sich aus der Wiederholung kultureller Praktiken ergibt.[13] Ich spreche von Männlichkeiten und Weiblichkeiten im Plural, da es nicht das eine Männliche oder Weibliche gibt, denn je nach gesellschaftlichem Kontext variieren die Ansprüche, die eine Gemeinschaft an Männer und Frauen stellt.  Wenn ich hier von Männlichkeit und Weiblichkeit spreche, meine ich besonders europäisch und US-amerikanisch geprägte Geschlechterbilder, die in einen kapitalistischen und neoliberalen Kontext einzuordnen sind.

Wenn wir über Geschlecht sprechen, muss immer von Dominanz- und Herrschaftsverhältnissen gesprochen werden, die eine Norm etablieren, welche ebenfalls sozial konstruiert ist.[14] Jene Normen werden auf vielerlei Ebenen verhandelt: In sozialen Beziehungen, in der Wissenschaft, in Gesetzbüchern und besonders auch in Darstellungen der Medien, wie Werbung, Film und Literatur. So werden auch „[i]n Hörspielen […] bestimmte Gesellschaftsnormen, Rollenbilder, Handlungsentwürfe und unterschiedliche Vorstellungen des Politischen keineswegs wertfrei vermittelt, die Rezeption von Kinderhörspielen kann für junge Zuhörerinnen und Zuhörer vielmehr identifikatorisch verlaufen und die Hörspielheldinnen und -helden zu Vorbildern werden lassen.“ [15] Dennoch „steht durchaus nicht immer das einzelne Hörspiel in der Kritik, sondern die gesellschaftliche Haltung, die es simplifizierend – und damit scheinbar kindgerecht – oder unreflektiert reproduziert.“[16] Wie bereits Chimamanda Ngozi Adichie argumentierte, ist das problematische an Stereotypen und der damit verbundenen Simplifizierung nicht, dass sie unwahr sind, sondern, dass sie unvollständig sind – „They make one story become the only story.“[17] Somit ist das „Problem an medialen Stereotypen […], dass sie Vielfalt und Differenz reduzieren und auch naturalisieren.“[18]

2. Konstruktion von Geschlecht in „Die drei Fragezeichen“

2.1 Männlichkeiten in „Die drei Fragezeichen“

„Die drei Fragezeichen“ ist eine männlich dominierte Hörspielserie. Die meisten Figuren, besonders auch jene, die wiederholt auftreten und somit zur Kontinuität der Serie beitragen, sind männlich. Insbesondere die Bösewichte der Folgen sind männlich, wie z.B. Skinny Norris, der Erzfeind der drei Jungen, der aber gleichzeitig nie eine richtige Bedrohung darstellt, oder Victor Hugeney, der Kunstdieb, der einen würdigen Gegner für die Detektive bietet.[19] Das Bild von Männern als böse und von Frauen als unschuldig wird aufrechterhalten. Ebenso sind beinah alle Kommissare, d.h. zu Beginn Inspector Reynalds und später dann Inspector Cotter, sowie jede Vertretung, männlich. Nur in einer der neueren Folgen gibt es einen bisher einmaligen Auftritt einer weiblichen Kommissarin. Das berufliche Feld der Polizeiarbeit wird als ein männliches konstruiert. Die mögliche Konsequenz ist, dass sich weniger Mädchen den Beruf Polizistin zutrauen, wie Studien zum Thema Gender und Berufsbezeichnungen bewiesen haben. [20]

Alle bisherigen Sprecher für die Rolle der Erzählstimme sind männliche Stimmen.[21] Wenn ich an andere Hörspiele aus meiner Kindheit zurückdenke, wie „TKKG“, „Die fünf Freunde“ oder „Bibi Blocksberg“, so sind auch alle Sprechenden der Erzählstimmen männlich gelesene Namen.[22] Somit erhalten die Hörenden einen männlich positionierten Blick auf das Geschehen, der durch seine berichtende Funktion allerdings oft mit Neutralität verwechselt wird. Wer erzählt, erzählen darf und kann, hat Handlungsmacht, denn Sprache ist Definitionsmacht.[23] Insofern liegt hier die Erzählmacht auf männlicher Seite. Der Erzähler in „Die drei Fragezeichen“ ist einerseits vorrangig über die drei Detektive intern fokalisiert und andererseits ist die Erzählinstanz nicht frei von wertenden Kommentaren, die sich im Hörspiel, anders als im Roman, nicht nur in der Wortwahl, sondern auch in der Stimmlage manifestieren. Beispielsweise in „Der Geisterbunker“ als die Erzählstimme beschreibt: „vor ihm [Justus] lag eine XXL Pizza, die er bereits zur Hälfte verspeist hatte.“[24] Auschlaggebend dabei ist, dass die Erzählinstanz das „XXL“ besonders betont und es in die Länge zieht und Justus Essverhalten damit als unkontrolliert abwertet.

Ebenfalls zu erwähnen, gilt das Genre des Hörspiels, denn es ist „nicht zuletzt das Genre […], das die internen und externen Blickkonstellationen sowie die damit verbundene Geschlechterrepräsentation vorgibt.“[25] Der Krimi ist ein männlich domminiertes Feld. Die großen Detektive in Literatur und Fernsehen sind überwiegend männlich, wie z.B. Sherlock Holmes oder Hercule Poirot – beides Figuren, die im letzten Jahrzehnt im großen Kino zu sehen waren, wohingegen Miss Marple zwar eine der wenigen Frauen ist, aber mittlerweile auch der vergangenen Filmwelt angehört. An diese Form männlicher Dominanz knüpft jener Mythos von Männlichkeit an, welcher diese mit Rationalität und Logik – das Werkzeug eines Detektivs – verbindet.[26] Dem entgegen steht das Emotionale, was zumeist mit Weiblichkeit und Schwäche verbunden wird.[27] Es muss berücksichtig werden, dass es trotz der Verbindung zwischen Rationalität und Männlichkeit, auch Geschichten von Detektivinnen gibt. Als Gegenstück zu „Die drei Fragezeichen“ kann hier „Die drei Ausrufezeichen“ genannt werden. Allerdings ist die Hörspielreihe der drei Detektivinnen von sexistischen Klischees besetzt.[28] Die Taz schreibt: „Dementsprechend ermittelt das weibliche Detektivtrio dann auch auf dem Laufsteg, im Café, oder auf dem Reiterhof. Eine der Protagonistinnen besitzt einen großen Kleiderschrank, die andere ein Pferd und die dritte fühlt sich oft zu dick.“[29] Ebenfalls problematisch ist hierbei, dass mit dem Titel „Die drei Ausrufezeichen“ eine Parallele zu „Die drei Fragezeichen“ gezogen und versucht wird, ihnen nachzueifern. Doch sie können bei Weitem nicht mit „Die drei Fragezeichen“ mithalten, die schließlich schon lange einen Kultstatus genießen. Durch den vergleichenden Namen wird dem weiblichen Detektivtrio das Entwickeln einer eigenen Geschichte und Identität verwehrt, in welcher dem nachgegangen wird, wer diese drei Mädchen wirklich sind, ohne im Vergleich zu einer männlichen Serie definiert zu werden. So wird hier deutlich, wie bereits Simone de Beauvoirs Geschlechtertheorie aufzeigt, dass das Weibliche nicht als das eine, sondern als das andere hervortritt und somit anhand des Mannes definiert wird.[30]

2.1.1 Figurenbetrachtung

Die drei Detektive Justus, Peter und Bob lassen sich alle als cis männlich, heterosexuell, ableisiert und weiß positioniert lesen. In dieser Positionierung wird das sichtbar, was gesellschaftlich als dominierende Norm gilt. Dennoch sind die drei Jungen sehr unterschiedlich und anhand ihrer Figuren werden verschiedene Männlichkeitsbilder deutlich, die im Folgenden exemplarisch beleuchtet werden.

Justus, der erste Detektiv, gilt als überdurchschnittlich intelligent. Er besitzt ein fotographisches Gedächtnis[31] und ist oft den beiden anderen Detektiven gedanklich einen Schritt voraus oder lässt sie absichtlich im Dunkeln tappen.[32] Damit wird sich anhand seiner Figur einer Sherlock Holmes Trope[33] bedient, indem er anknüpfend an den Männlichkeitsmythos von Rationalität das Symbol analytisch-rationalen Denkens verkörpert.[34] Dabei ist er der Innbegriff von Mansplaining, indem er ungefragt die Welt erklärt.[35] Er ist mutig und furchtlos. Allerdings hat er wenig Empathie, z.B. für Peters Unwissenheit oder seine Ängste.[36] Besonders gegenüber Frauen, wie z.B. Kelly, Peters Freundin, oder Jelena, einer Freundin der drei Jungen, ist Justus unhöflich und wertet sie ab.[37] Die daraus resultierende Frauenfeindlichkeit, wird in der Hörspielreihe allerdings nicht als in der Gesellschaft strukturell begründet angesehen, sondern ist darauf zurückzuführen, dass die Freundinnen der Detektive deren Zeit beanspruchen.[38] Darüber hinaus muss auch Justus trotz seines Geniecharakters einiges aushalten, denn in beinah jeder von den bisher über 200 Folgen kommt Fettfeindlichkeit zum Ausdruck, indem Justus Fettshaming ausgesetzt ist, sowohl durch seine Feinde als auch seine Freunde. Dabei wird Justus besonders von Peter gemaßregelt, wie z.B. in „Poltergeist“ als Peter sagt: „Beherrschung Pummel, Beherrschung!“ als Justus meint, das Essen sehe lecker aus.[39] Das Fettshaming geht auch von Seiten der am Geschehen unbeteiligten Erzählstimme aus, wie bereits erwähnt wurde.[40] Durch die wiederholte Thematisierung von Justus Diäten, wird einerseits ein Bild dessen konstruiert, dass, wer nicht der Schlankheitsnorm entspricht, sich gerne an diese angleichen möchte und sollte und andererseits ein Selbst-Schuld-Motiv, wenn es darum geht nicht Gewicht verloren zu haben, indem immer wieder beschrieben wird, wie Justus es nicht schafft, seine Diäten durchzuhalten.[41] Einerseits kann hier festgehalten werden, dass Justus zwar trotz seiner Physis und die Diskriminierung, die er dadurch erfährt, weiterhin schlagfertig und selbstbewusst ist, was als Vorbild gelten kann, doch andererseits beruht seine ganze Anerkennung darauf, dass er überdurchschnittlich intelligent  ist. Damit er also ernst genommen wird, und nicht als undiszipliniert abgewertet wird, müssen seine kognitiven Fähigkeiten überragend sein.

Peter, der zweite Detektiv, gilt als außerordentlich sportlich und gutaussehend.[42] Allerdings ist er oft ängstlich und seinen Kollegen kognitiv unterlegen.[43] Zusätzlich glaubt er oftmals zu Beginn eines neuen Falls an die übernatürlichen Phänomene, wie Geister – im Gegensatz zu Justus, der für alles eine logische Erklärung zu haben scheint.[44] Dies bekommt er immer wieder durch Kommentare zu hören. Diese Kommentare schließen an jenes Männlichkeitsbild an, dass Emotionen unterdrücken soll, z.B. durch ein „Reiß dich zusammen, Peter!“[45], was dieser nicht selten zu hören bekommt. Damit wird besonders kleinen Jungen suggeriert, sie seien schwach, wenn sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.[46]

Bob bildet in vielerlei Hinsicht die Brücke zwischen Justus und Peter, die oft so unterschiedlich sind. Er ist der Streitschlichter und ergreift mal für den einen und mal für den anderen die Initiative. Dadurch wird er als einfühlsam und empathisch charakterisiert. Er kann sich Informationen gut erschließen, ist damit nicht so intelligent, wie Justus, aber knüpft an das Männlichkeitsbild von Logik an.[47]

Somit vereinen die drei Detektive vermeintlich typisch männliche Eigenschaften in sich, wie „Intelligenz/ kognitive Fähigkeiten (Justus), Sportlichkeit, Charme (Peter) und die Fähigkeit sich Informationen zu erschließen (Bob).“[48] Abgewertet wird die Emotionalität bei Peter, sowie Justus Körper, der nicht der gängigen Schönheitsnorm entspricht.

Grundsätzlich positiv ist, dass anhand der drei eine Jungenfreundschaft geschildert wird, die zeigt, dass auch der beliebte Sportler (Peter) mit den Nerds (Justus und Bob) befreundet sein kann und sich die drei umeinander sorgen und somit deutlich wird, wie wichtig sie sich sind. Dennoch kommunizieren sie ihre Gefühle füreinander zumeist nicht offen, ihre Zuneigung zueinander wird nur in der Furcht um das Leben des anderen deutlich und Körperlichkeit zwischen den dreien, wie eine Umarmung nach dem erfolgreichen Lösen eines Falles, findet keine Erwähnung.

2.2 Weiblichkeiten in „Die drei Fragezeichen“

Frauen- und Mädchenrollen, die von Bedeutung sind, gibt es in den meisten Folgen nicht.[49] Weibliche Figuren fungieren als Nebencharaktere, die ersetzbar sind. Die marginale Position von weiblichen Rollen zeigt sich auch anhand einiger Zahlen: Bis zur Hörspielfolge 71 sind nur 14,91 % Sprecherinnen, d.h. pro Folge sind durchschnittlich 10,45 Sprecher und 1,83 Sprecherinnen zu hören.[50] Heute mag das vielleicht etwas anders sein, aber die männliche Dominanzposition ist immer noch sehr deutlich hörbar: Die letzten zehn erschienenen Folgen (Folge 208-217), die im Durchschnitt 13,5 Sprechrollen aufweisen, haben einen Frauensprechanteil von durchschnittlich 3,2 weiblichen Stimmen, was in etwa 23,5 Prozent an Frauensprecherinnen ausmacht.[51] Grundsätzlich kann angenommen werden, dass nahezu alle Folgen von „Die drei Fragezeichen“ nicht den Bechdel-Test[52] bestehen würden, da einerseits wenig Frauen in den Folgen vorkommen und diese in nahezu keiner Folge miteinander sprechen. Die jüngst erschienene Folge (Folge 217) sticht mit einem Frauensprechanteil von einem Drittel positiv heraus. Allerdings haben zwei der fünf weiblichen Sprechrollen keinen Namen. Sie werden als „Dame“ und „Lady“ aufgelistet,[53] was sie auf ihr Frausein reduziert.

2.2.1 Familienbild

Bei allen drei Jungen wird das Bild einer heterosexuellen weißen Kernfamilie der Mittelschicht[54] deutlich.[55] Familie, so wie auch Schule, spielen in „Die drei Fragezeichen“ eine marginale Rolle, aber dennoch hilft Bobs Vater, Mr. Andrews, den Detektiven bei einigen Fällen, indem er ihnen z.B. Informationen aus dem Archiv besorgt, da er bei der Zeitung arbeitet.[56] Mrs. Andrews, sowie auch Mrs. Shaw, Peters Mutter, haben keinerlei erkenntliche Funktion für die Handlungen und über sie ist nicht viel bekannt.[57] Sie sind lediglich diejenigen, welche besorgt am Telefon zu hören sind, wenn ihre Söhne verschwunden sind.[58] Damit erschienen sie alleinig, um den Hörenden deutlich zu machen, dass Peter und Bob in intakten heterosexuellen Kernfamilien aufwachsen. Ihre Rollen werden auf ihr Muttersein beschränkt. Weibliche Figuren werden reduziert und erscheinen, wie häufig in medialen Darstellungen, ausschließlich als „die Mutter von…“.[59] Sie treten somit nicht als eigenständige Individuen auf, die unabhängig von ihrem Beziehungsstatus zu einem der Detektive existieren.[60]

2.2.2 Unsichtbare Mädchen

Die Position des Ersetzbaren von Frauenrollen, wird auch im wörtlichen Sinne deutlich, denn sowohl Kelly, als auch Jelena wurden aus den Hörspielen explizit herausgeschrieben und z.B. in „Das Geisterschiff“ durch Peters männlichen Freund Jeffrey ersetzt. Die Begründung des Hörspielproduzenten und Autor André Minninger, bezieht sich einerseits darauf, dass die Figuren nicht handlungstragend seien (und genau darin liegt schließlich das Problem) und andererseits, dass die Reaktion der Fans gegenüber den Freundinnen der drei Detektive negativ waren.[61]  Es heißt, dass die Freundinnen „den Handlungs- und Erzählfluss [hemmten] und  […] zudem erwachsene Probleme, die nicht dem ursprünglichen Konzept der Serie entsprachen, [boten].“[62] Hinter dieser Auslöschung weiblicher Figuren steht ein patriarchales System, in welchem Figuren wie Jelena, Kelly und auch Elizabeth (die Freundin von Bob) nur als Partnerinnen der Jungen gedacht werden können und somit lediglich die Detektive heterosexuell und damit normkonform verortet werden können. Daher sind sie, ähnlich wie die Mutterrollen, nur „die Freundin von…“, statt ein eigenständiges Individuum, was an der Entwicklung einer Geschichte beteiligt sein könnte. Sie werden in passive Zustände gedrängt und ihnen wird ihre Agency abgesprochen.[63]

In den früheren Folgen, in denen die Mädchen noch auftreten, wird ihnen wenig Handlungsfähigkeit zugeschrieben. Dies wird unter anderem in „Fußball-Gangster“ deutlich als die Mädchen den Jungen erzählen, dass sie herausgefunden haben, wer für die Briefbomben verantwortlich war. Peter wird an dieser Stelle sehr aufbrausend und ruft: „Seid ihr verrückt geworden?!“[64], da sie versprochen hätten, sich aus den Fällen der Detektive herauszuhalten, da es „zu gefährlich“ sei.[65] Dies ist ein Motiv, dass beispielweise auch in „TKKG“ auftritt, wenn Gaby, die sogar Teil der Detektivbande ist,  von manchen Aktivitäten ausgeschlossen wird, weil sie als zu gefährlich für ein Mädchen eingestuft wird.[66] Besonders in der erwähnten Folge wird deutlich, wie die Detektive die Mädchen übergehen und sie nicht ernst nehmen  – obwohl Elizabeth viel mehr Ahnung von Fußball und seinen Regeln hat als die drei Detektive.[67] Die Wut der Mädchen über die Ignoranz ihrer Freunde wird von den Detektiven abgetan, indem Peter sagt: „Jetzt seid doch nicht albern!“[68] Damit wird hier die Emotion der Mädchen als übertrieben und zu dramatisch abgewertet. Der Stereotyp der Frau als zu emotionsgeladen wird hier somit weitergeführt. Es scheint nicht möglich zu sein, die Freundinnen der drei Jungen, ohne ein Klischee zu besetzen, denn Andreas Fröhlich äußert in einem Interview: „Das hemmt die Ermittlungen, wenn zwischendurch die Freundin kommt und sagt: Du musst jetzt aber mit mir noch shoppen gehen.“[69] Die Aussage, die Fröhlich hier trifft, ist sexistisch, da sie sich eines weiblichen Klischees bedient, welchem die Freundinnenfiguren nicht einmal entsprechen. Deutlich wird damit, dass auch auf Seiten der Sprecher*innen keinerlei Reflexion bezüglich sexistischer Bilder, die hier vermittelt werden, stattgefunden hat.

2.2.3 Figurenbetrachtung

Trotz der grundsätzlich mangelhaften Repräsentation weiblicher Figuren, ist es erforderlich genauer auf die Darstellungsweisen der wenigen weiblichen Figuren einzugehen. Ich werde mich dabei besonders auf Kelly und Jelena fokussieren. Es gilt allerdings zu erwähnen, dass auch Justus eine Freundin, Lys de Kerk, hatte, die jedoch noch weniger Raum in den Folgen einnimmt. Lys‘ Figur wird in den Hörspielen oberflächlich abgehandelt, was sich unter anderem anhand dessen zeigt, dass die verschiedenen Autor*innen sich darüber uneinig waren, ob sie die Freundin, d.h. eine Person mit der Justus in einer romantischen Beziehung ist, oder eine Freundin von Justus ist, d.h. eine Person mit der Justus eine Freund*innenschaft unterhält.[70]

Bob ist in einigen Hörspielfolgen, bis zur Trennung, die allerdings nur irgendwann Erwähnung findet und keinen Handlungsstrang ausmacht, mit Elisabeth Zapata (auch Liz oder Beth genannt) zusammen, die in „Fußball-Gangster“ von Justus lediglich als Bobs „Anhang“ vorgestellt wird.[71] Liz taucht allerdings auch nur in zwei von zehn vertonten Geschichten auf und wird ansonsten lediglich erwähnt.[72] Wie wenig Aufmerksamkeit den Freundinnen und besonders ihrer charakterlichen Tiefe zukommt, wird dadurch bemerkbar, dass sie nicht immer von der gleichen Sprecherin gesprochen werden – im Gegensatz zu den drei Detektiven, deren Stimmen und die dahinterstehenden Sprecher für die Persönlichkeiten der drei Jungens stehen. So wird Lys z.B. in „Fußball-Gangster“ von Kerstin Draeger gesprochen[73] und in „Angriff der Computerviren“ von Anika Pages[74]. In „Giftiger Gockel“ hingegen spricht Draeger Kelly[75], die in „Fußball-Gangster“ von Juliane Szalay gesprochen wird[76]. Diese Vereinheitlichung der Freundinnen der Detektive wird besonders in „Fußball-Gangster“ deutlich, denn hier treten Kelly, Lys und Elisabeth gemeinsam in Erscheinung. Sie werden immer wieder als „die Mädchen“ bezeichnet und oft nicht einzeln erwähnt, sodass den Hörenden nicht immer klar ist, welche der drei spricht.[77] Damit wird ihnen jegliche Individualität genommen.

Kelly Madigan gilt, ebenso wie Peter, als schön und sportlich. Sie entspricht damit – ähnlich wie Peter – einem normativen Schönheitsbild. Kellys Charakter wird als anstrengend dargestellt und sie neigt zu Hysterie,[78] wodurch sogar Peter neben ihr als der Vernünftigere inszeniert wird. Damit bedient Kelly das negativ aufgeladene Klischeebild einer Frau. Die Hysterie ist zudem ein zutiefst sexistisches Konstrukt, was fälschlicherweise in der Biologie von Menschen mit Uterus begründet wurde.[79] In „Gefahr im Verzug“ wird Kelly darüber charakterisiert, dass ihre Lieblingsreporterin eine – wie Justus sie nennt – Klatschreporterin ist, was Kelly damit ihren Intellekt abspricht und diese abwertet.[80]  Ähnlich wird sie auch kognitiv unterlegen dargestellt, als sie in „Fußball-Gangster“ fragt „Warum ist denn da [im Video] kein Ton?“ und Peter genervt antwortet: „Das ist Zeitlupe, Kelly.“[81] Der sonst manchmal auch etwas kognitiv unterlegene Peter wird hier im Vergleich zu Kelly damit aufgewertet. In anderen Folgen wie „Poltergeist“ vermittelt Kelly den drei Detektiven nur einen Fall und somit erfahren die Hörenden wieder nicht mehr über sie als lediglich den Fakt, dass sie Peters Freundin ist.[82] In „Späte Rache“, als Peter verschwunden ist, kombiniert sie allerdings auch und hilft bei der Lösung des Falls, dennoch ist sie keine Konkurrenz für den Intellekt der drei Detektive.[83]

Jelena Charkova hingegen kann als weibliches Gegenstück zu Justus gelesen werden. Sie ist intelligent, mutig und wissbegierig. In „Botschaft von Geisterhand“ eignet sie sich selbstständig die Chemie an und entwickelt eine Flüssigkeit, die eine unsichtbare Schrift sichtbar macht, deren Geheimnis nicht einmal die drei Fragezeichen lösen können.[84] Ebenso wie Justus ist auch sie arrogant und wortgewandt, sehr zum Ärgernis des ersten Detektivs, den, im Gegensatz zu Peter und Bob, mit Jelena eine feindliche Konkurrenzfreund*innenschaft verbindet.[85] Dennoch ist sie die einzige Frauenrolle, die sich gegen weibliche Klischees wendet und als stark und selbstbewusst hervortritt. Darunter leidet allerdings die Sympathie für sie, da sie vor Arroganz strotzt. Den drei Detektiven ganz überlegen ist sie allerdings nicht, da sie im Rollstuhl sitzt und somit nicht so mobil wie die drei Detektive ist. Daher ist sie Justus an physischer Schnelligkeit immer noch unterlegen.[86] Somit ist sie immer wieder auf die Hilfe von den Jungen angewiesen, die sie z.B. hilfsbereit die Treppen hochtragen.[87] Jelena tritt in sieben Büchern in Erscheinung, ist allerdings nur in vier der Hörspiele zu den Büchern als Figur vertreten. [88]

Mathilda Jonas, Justus Tante, ist die einzige weibliche Rolle, die bis heute in den Folgen in Erscheinung tritt. Sie hebt sich besonders durch ihre Backkünste hervor. Sie unterstützt ihren Mann, Titus Jonas, im Trödelgeschäft, aber wird insbesondere als Hausfrau charakterisiert. Sie ist sorgsam und gefühlvoll.[89] Dabei ist sie das Sinnbild unbezahlter Care Arbeit. Somit knüpft ihre Figur an ein weibliches Klischeebild einer Übermutter an. Allerdings wird Mathilda auch immer wieder als anstrengende und lästige Figur inszeniert, indem sie ständig die Hilfe der Jungen benötigt und zum Jammern neigt, was besonders in ihrer Stimme deutlich wird.[90]

Als ich vor einiger Zeit „Geisterbunker“, eine der neusten Folgen hörte, war ich freudig überrascht als plötzlich Kommissarin Merryweather eingeführt wurde, die für diese Folge die Vertretung von Inspector Cotter ist. Doch ich wurde schnell enttäuscht, denn die Kommissarin wird als eine unsympathische Person eingeführt, da sie eigennützig die drei Detektive erpresst, damit diese ihr die Arbeit abnehmen und langweilige Fälle für sie lösen.[91] Sie stellt sich allerdings im Verlauf der Folge als taffe Frau heraus, die jedoch dem Klischee einer Großstadtkommissarin ausgesetzt ist und deren Charakter sich an billigen Motiven bedient, wie ihr harter Ton, der Erlaubnis bei einer Verfolgung das Tempolimit zu überschreiten – „geben Sie Stoff!“[92] – und ihrer aufreizenden Kleidung. Auf den Charakter der Kommissarin lässt sich auch anhand einer Szene schließen, in welcher diese Titus Jonas „schamlos“[93] – so Mathilda – anflirtet. Mathilda greift daraufhin nicht ein, aber wertet später die Kommissarin ab, indem sie ihren Kleidungsstil herabsetzt.[94] Dies führt zu einer sehr negativen Darstellung der Kommissarin.  Zum anderen wird hier deutlich, wie bei diesem Konflikt der Eifersucht der männliche Part, Titus, keinerlei Position bezieht und beziehen muss und somit Matilda nicht sauer auf Titus ist, sondern auf die Kommissarin. All dies sind Komponenten, die in einem patriarchalen System vorherrschen. Somit reproduziert diese Szene patriarchale Rollenbilder und zieht männliche Akteure aus jeder Verantwortung.

Es wird deutlich, dass die Frauen- und Mädchenfiguren starken weiblichen Klischees ausgesetzt sind, die hier reproduziert werden. Die weiblichen Charaktere sind oftmals mit lästigen Eigeschalten besetzt und können daher auf wenig Sympathie der Hörenden hoffen. Somit kann hier von einer misogynen Darstellungsweise gesprochen werden. Statt die weiblichen Figuren „gut altern“ zu lassen und an jetzige gesellschaftliche Errungenschaften von Frauen in den Medien teilhaben zu lassen, wurden ihre Rollen herausgeschrieben. Die Betrachtung macht folgendes deutlich:

By linking women primarily to domestic activities, the family, and private matters, rather than to positions of power and authority, the media socialize a view of women as dependent, inferior, and subordinate. We can see this in the predominance of roles for women as housewives, mothers, and romantic partners.[95]

2.3 Queerness in „Die drei Fragezeichen“

Wie bereits deutlich wurde, zeichnet sich die Welt der drei Detektive durch ein binäres und heterosexuelles System aus. Es gibt wenige Bücher, und noch weniger Hörspielfolgen, in welchen queere Charaktere in Erscheinung treten.[96] Dennoch gibt es wenige Folgen, in welchen mit heteronormativen Vorstellungen von Geschlecht gebrochen wird. In der Folge „Höhenangst“ aus dem Jahr 2019, die von Andre Minninger verfasst wurde,[97] ist die Figur des Bösewichts durch eine Person besetzt, die scheinbar auch ein Mörder[98] aus einem Buch nach wahrer Begebenheit ist, das Bob in der Folge liest. In dem Buch wird der „Psychopath“, wie der Erzähler ihn nennt, dadurch als „geisteskrank“ charakterisiert, weil er seine weiblichen Entführungsopfer dazu zwingt, sich vor ihm zu schminken.[99] Bob erhält während des Lesens einen Drohanruf.[100] Wie sich später herausstellt, handelt es sich dabei nicht um die gleiche Person, wie aus dem Buch, auch, wenn die Detektive dies annehmen sollen. Die Detektive werden während des Falls von einer Person beobachtet, die Frauenkleider trägt, aber laut Peter keine Frau sein kann, wegen der Perücke und der „männlichen Figur“, weswegen die Person wie ein „absoluter Fremdkörper“ wirke.[101] Die Figur weicht mit ihrem Erscheinungsbild von heteronormativen Vorstellungen ab und lässt sich damit dem Begriff von Queercoding zuordnen, gleichermaßen wie die Verbindung von Männlichkeit und einer Affinität für Schminke. Queercoding meint, dass Stereotype und verschiedene Tropen, die mit der LGBTQ Community verknüpft sind, genutzt werden, um einer eindeutigen queeren Zuordnung, wie z.B. der Homosexualität eines Charakters, auszuweichen, sie aber dennoch anzudeuten. Dies beruht auf dem ursprünglichen Verbot, Queerness in Film und Fernsehen abzubilden. Somit wurde Queercoding einst verwendet, um dieses Verbot zu umgehen, doch auch heute noch, obwohl LGBTQ-Figuren längst vielfältig zu sehen sind, wird das Queer-Sein vieler Figuren im Versteckten verhandelt, sodass sich Stereotype weiter reproduzieren und Queerness als unnormal wahrgenommen wird.[102] Die hier verwendete Trope nennt sich „Creepy Crossdresser“. Diese Trope zeichnet Charaktere aus, die meistens sadistische Männer sind und deren Tragen von Frauenkleidern und auch Schminken insbesondere dazu dient, sie als gruselig und böse darzustellen.[103] Die Darstellung des Creepy Crossdressers ist queerfeindlich, da Queer-Sein mit böse und psychisch krank gleichgesetzt wird. Das Motiv des Creepy Crossdressers wird in „Höhenangst“, wie in vielen anderen Filmen,[104]aufgegriffen und reproduziert.

In Fankreisen wurden immer wieder Theorien über die mögliche Homosexualität der drei Jungen, insbesondere Peter, diskutiert. Die Sprecher der Detektive haben mehrmals betont, dass die Sexualität der Jungen nicht wichtig sei, dennoch haben sie in Interviews Andeutungen bezüglich der Homosexualität der Figuren von sich gegeben.[105] Dies kann in den Kontext von Queerbaiting eingeordnet werden. Bei Queerbating wird offengelassen, ob eine Figur queer, z.B. homosexuell, ist, um einerseits ein queeres Publikum anzulocken und andererseits mögliche homofeindliche Fans nicht zu verärgern.[106]

Eine offen queere Person ist die Figur Monique Carrera, die in zwei Folgen ihren Auftritt hat. In „Das Hexenhandy“ wird deutlich, dass Monique eine trans Frau ist. Schon ihre Einführung in die Geschichte ist problematisch zu sehen, denn sie wird zunächst als unfreundliche „aufgedonnerte Blondine“ inszeniert.[107] Schon in dieser Beschreibung kommen misogyne Tendenzen zum Ausdruck, da die Weiblichkeit von Mrs. Carrera abgewertet wird. Bei der ersten Begegnung der Detektive mit Mrs. Carrera lesen diese Monique als cis Frau, doch schnell wird von einer Kollegin von Mrs. Carrera ihr trans-Sein thematisiert, indem sie sehr transfeindliche Aussagen trifft, wie „In einem Cabaret wäre die Diva besser aufgehoben als bei einem seriösen Unternehmen.“[108] Durch die Bezugnahme zu dem Cabaret als Ort für oftmals parodistische Verkleidungen wird Mrs. Carrera ihr Frau-Sein abgesprochen und ihr Geschlecht wird invalidiert. Daran anschließend wird dies auch in der Nennung ihres Deadnames, d.h. der Geburtsname, den die Person abgelegt hat, deutlich, der „ihr wirklicher Name“ sei.[109] Auch von Seiten der Detektive wird Mrs. Carrera zuerst nicht als Frau anerkannt, denn Justus spricht von „Mrs. oder Mr. Carrera“.[110] Dennoch sprechen die Detektive im weiteren Verlauf der Handlung immer von Mrs. Carerra und benutzen ausschließlich die Pronomen „sie/ihr“. Auch die Erzählstimme spricht von ihr als Frau. Als Mrs. Carerra von ihrem Chef gefeuert wird, weil sie eine „Schande“ für das Unternehmen sei, äußert sich auch Justus zu diesem transfeindlichen Vorfall: Er spricht von „menschenverachtenden“ Verhalten und meint, dass dies „in keinster Weise zu entschuldigen“ sei.[111] Dennoch auch problematisch zu sehen, ist, dass Mrs. Carerra relativ schnell als die Verdächtige ausgemacht wird, die als gruselige hässliche Hexe Kinder entführt und sie in einen Käfig sperrt. Zwar stellt sich der Verdacht später als falsch heraus, aber dennoch wird erneut das Bild einer queeren Rolle als böse reproduziert. Das Motiv der Hexe und deren Darstellung in der Folge sind ebenfalls kritisch zu betrachten, da es auf misogyne Weiblichkeitskonstrukte der Hexenverfolgung zurückzuführen ist. Trotz dessen, dass Mrs. Carrera sich am Ende als positive Figur herausstellt, wird im Verlauf der Geschichte immer wieder auf ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht verwiesen, obwohl es nicht tragend für die Handlung ist. Damit wird ihre Figur besonders auf ihr trans-Sein reduziert und sie ist Othering ausgesetzt. Othering meint den Prozess des Exkludierens jener Menschen, die nicht als Teil der Dominanzgesellschaft wahrgenommen werden. Besonders durch Tropen findet Othering Ausdruck. [112]

3. Rassismuskritischer Ausblick

Es wurde sich intensiv mit der Genderfrage und Analyse der Reproduktion geschlechtlicher Stereotype befasst. Ein gleichermaßen wichtiger Punkt, den es aufzuarbeiten gilt, und der hier nur exemplarisch angerissen wird, ist die Reproduktion rassistischer und kolonialer Motive und Konzepte in „Die drei Fragezeichen“. Wer sich einmal lediglich die Titel der Hörspiele ansieht, merkt schnell, dass darin viele nicht-weiß-westliche Motive auftauchen, wie „Der Schatz der Mönche“, „Die flüsternde Mumie“, „Im Bann des Voodoo“, „Die Rache der Samurai“ oder „Das Volk der Winde“. Das Unbekannte, was es zumeist zu entdecken und erforschen gibt, ist somit mit nicht-westlich-weißen Motiven zu verknüpfen. Damit tragen die Folgen zu der Konstruktion eines „exotischen“ Anderen bei. Es herrscht zu Spannungszwecken das Konzept des Otherings vor. Dies schließt an das kolonialistische Narrativ des Entdeckens an. Beispielsweise in Folgen wie „Das Grab der Maya“, erschienen im Jahr 2020, werden Bilder einer Entdeckerkultur reproduziert, die an koloniale Zusammenhänge anschließen. Wie auch bereits das Zitat Andreas Fröhlichs bezüglich der Freundinnenthematik gezeigt hat, wird auch durch eine Aussage Oliver Rohrbecks deutlich, dass keine rassismuskritische Reflexion bei den Sprecher*innen vorliegt. In einem Interview antworte Rohrbeck auf die Frage, in welche Zeit er gerne reisen würde: „Ich würde erst einmal in die Zeit der Kolonialisierung reisen und wäre gerne mit den ersten Leuten in Indien gewesen.“[113] Mit den „ersten Leuten“ meint er wohl nicht die indische Bevölkerung, die schließlich vor den Europäer*innen da war, sondern die sogenannten portugiesischen „Entdecker“. Hier negiert Rohrbeck, dass er als „Entdecker“ Indiens wenig mit einem überromantisierten Abenteurer zu tun hat, sondern ein gewalttätiger Ausbeuter ist, der auf Grund von kapitalistischen Interessen die Bewohner*innen eines Landes gewaltsam unterwirft. Der Begriff des „Entdeckens“ unterliegt einer weißen Positionierung und meint eine koloniale Entität, die nicht-weiße Räume als leer imaginiert und das gewaltsame Eindringen in jene als „gute Tat“ konstruiert.[114] Dies zeigt sich auch auf inhaltlicher Ebene in den Hörspielen, wie z.B. in „Das kalte Auge“, erschienen im Jahr 2017, als Bob sagt: „Im Jahr 1590 in der Zeit als Nordamerika zum ersten Mal besiedelt wurde“.[115] Damit negiert auch er, dass vor dem Ankommen der Spanier, Nordamerika bereits von Menschen besiedelt war – nur eben keine weißen europäischen Menschen. Das Interview mit Rohrbeck ist auf der offiziellen Webseite der drei Fragezeichen nachzulesen. Dies macht deutlich, dass auch auf Seiten der Produktion kein kritisches Hinterfragen der Motive stattgefunden hat und keine Differenzierung von Rohrbecks Aussage vorliegt. Die koloniale Definitionsmacht findet sich zusätzlich in immer wieder auftauchenden Wörtern und Motiven wie „Indianer“ wieder, wie z.B. in „Das kalte Auge“. Dabei ziert sogar das Bild einer großen finsteren Figur mit Federschmuck, langem Haar etc. die offizielle Website der drei Fragezeichen. Das Bild soll einem native American nachempfunden sein, aber knüpft an stereotype Bilder der indigenen Bevölkerung Amerikas an, die von Weißen konstruiert wurden. „Indianer“ ist ein kolonialer Begriff, der von europäischen Gesellschaften dazu diente, sich von der Gruppe abzugrenzen, die sie überfallen (haben). [116] Mit dem Begriff wird ein homogenes und willkürliches Bild „verschiedenster geografisch und kulturell diverser Gesellschaften“ Amerikas erzeugt und damit wird ein rassistisches Konstrukt weiter aufrechterhalten.[117]

Besonders deutlich werden in „Die drei Fragezeichen“ auch Narrative, die sich anti-schwarzem Rassismus bedienen. In „Dopingmixer“ beschreibt die Erzählstimme: „Am Nachmittag trafen sich Justus, Bob und Glenn, ein dunkelhäutiger, sportlicher und sehr erfolgreicher Schüler.“[118] Das weiß-Sein der anderen Figuren findet keinerlei Erwähnung. Somit sind sie als Weiße zu lesen, die allerdings in ihrem weiß-Sein unsichtbar sind und daher als Norm deklariert werden. Schwarz wird als das rassifizierte „Andere“ konstruiert.[119] Zusätzlich ist „dunkelhäutig“ eine Fremdbezeichnung von Weißen für Schwarze Menschen, die sich damit der Eigenbezeichnung „Schwarz“ widersetzen.[120] Justus spricht in der Folge „Der Doppelgänger“ aus dem Jahr 1981 sogar von „verschiedenen Rassen“[121] bei Menschen. Damit bedient er sich einem rassistischen Vokabular. „Rasse“ ist ein erfundenes von Weißen erschaffenes Konstrukt, das keineswegs biologisch fundiert ist und dazu dient, die weiße Herrschaft zu legitimieren.[122]

Zusätzlich bedient sich „Die drei Fragezeichen“ auch Motiven, die im anti-asiatischen Rassismus zu verorten sind. In „Das Hexenhandy“, kann die Bedienung eines chinesischen Restaurants kein „R“ sprechen und spricht anstatt dessen ein „L“.[123] Hier wird sich eines rassistischen Stereotyps bedient, der eine Rolle lediglich durch ihre mögliche Nationalität kennzeichnen möchte. Dies kann, ähnlich wie Black- oder Yellow-Facing, als Yellow-Voicing verstanden werden. Besonders hinsichtlich dessen, dass es vermutlich ein weißer Sprecher war, der die Rolle der Bedienung spricht, ähnlich, in „Dopingmixer“, wo der Sprecher von Glenn ebenfalls weiß, ist.[124] Damit wird marginalisierten Gruppen auch im wörtlichen Sinne ihre Stimme abgesprochen. In erwähntem Beispiel geht die Produktion sogar noch einen Schritt weiter, indem sie die Sprechart der Figur nach einem rassistischen Stereotyp auslegen.

Auch Jens Wawrczeck, der Sprecher von Peter, scheint wenig Anspruch an politische Korrektheit zu stellen, denn er merkt in einem Interview an: „Das ist ein Kinderhörspiel, ursprünglich. Es ist kein Produkt, das sich jetzt wirklich gesellschaftskritisch äußert, oder historische Dinge aufrollt.“[125] Anhand dieser durchaus problematischen Perspektive, die den Bildungsauftrag, der Medien für Kinder innewohnt, nicht zu sehen scheint, wird sichtbar, wie wichtig es ist, in der Medienanalyse koloniale und rassistische Kontexte aufzurollen – besonders, weil es auch ein Kinderhörspiel ist und bereits im Kindesalter antirassistische Arbeit anfangen muss, ebenso wie antisexistische Aufklärung.

Schluss

Die Welt der drei Fragezeichen ist voll von problematischen Darstellungsformen, wie sich gezeigt hat. Es wird eine patriarchale und weiß dominierte Welt konstruiert, aber gleichzeitig auch gespiegelt. Weiße, heterosexuelle cis Männer haben jede Definitions- und somit Handlungsmacht, was durch die Dominanz männlicher Sprechrollen deutlich wird. Frauenrollen sind marginal und zeigen wenig charakterliche Tiefe auf. Sie wurden ihrer Stimme beraubt und werden misogyn abgewertet. Queere Rollen sind einem Othering ausgesetzt und werden durch Stereotype diskriminiert. Nicht weiß-westliche Figuren werden als das „Andere“ und zu erforschende Objekt konstruiert.

Das, was in „Die drei Fragezeichen“ deutlich wird, hält uns einen Spiegel unseres Herrschaftssystems vor. Das problematische Männlichkeitsbild z.B. ist schließlich keines, welches sich die Autor*innen ausgedacht haben, sondern es werden Mythen und Stereotype von Männlichkeit aufgegriffen, die bereits gesellschaftlich aktiv sind, wie das „Reiß dich zusammen!“, dem Peter als Mann ausgesetzt ist. Die Hörspielreihe kann als Spiegel unserer patriarchalen Gesellschaft betrachtet werden. Ein Spiegel, der zeigt, dass sich die hier vermittelten Bilder schon über mehrere Jahrzehnte halten und weiter aufrechterhalten werden.

Ich möchte festhalten, dass – zumindest für ein weißes cis Publikum – die sexistischen und rassistischen Aspekte der Serie nicht offenkundig zu erkennen sind, wenn nicht bereits ein grundsätzlich feministisches und antirassistisch reflexives Bewusstsein dafür vorhanden ist. Dies macht vielleicht einen Unterschied zu „TKKG“ aus, da dort Begriffe wie das N-Wort benutzt werden[126] – ein Begriff, dessen Problematik mittlerweile viel mehr Leuten bekannt ist, ohne, dass diese ein rassismuskritisches Denken im weiteren Ausmaß vermittelt bekommen haben. Da dies in „Die drei Fragezeichen“ nicht der Fall ist und die Sexismen und Rassismen hier aus weißer cis Perspektive unterschwellig angelegt sind, wird die Gefahr diskriminierender Motive nicht als solche erkannt. Jedoch heißt das nicht, dass jene Motive deswegen nicht weniger problematisch sind. Da die Hörspiele schließlich besonders während Aktivitäten, wie Aufräumen oder Einschlafen konsumiert werden, läuft die Geschichte der drei Detektiven oftmals als Hintergrundgeräusch ab und so werden rassistische und sexistische Narrative möglicherweise noch weniger als solche wahrgenommen, aber flechten sich dennoch in das Unterbewusstsein mit hinein.  An dieser Stelle wäre es nötig weiterzuforschen, inwiefern der Wissensdiskurs um „Die drei Fragezeichen“ eine weiß und cis positionierte Wissensproduktion ist, in welcher marginalen Stimmen kein Platz zukommt.

Ich denke, dass es definitiv möglich wäre, dass die Folgen der drei Detektive auch ohne Rassismen und Sexismen auskommen, denn sie sind nie handlungtragend, machen nicht den Charakter der Serie aus und haben ihr bestimmt auch nicht zum Kultstatus verholfen. Ich höre die Folgen schließlich nicht, weil Kelly anstrengend ist oder Tante Mathilda bäckt, Justus adipös und Peter sportlich und weniger intelligent ist. Ich höre die Fälle gerne, weil sie für mich Kindheit sind. Eine Kindheit in der mein kleines Ich mitfiebern, sich angenehm fürchten wollte und die Gewissheit hatte, dass alles gut enden und niemand wirklich verletzt werden würde. Das funktioniert auch ohne Diskriminierung.

Ich sehe es als sehr wichtig an, dass, wenn mensch „Die drei Fragezeichen“ trotz seiner Problematik weiterhin hört, über eben jene problematischen Motive spricht und sich somit gegenseitig aufklärt. Wenn also eine neue Folge rauskommt und mensch sich mit anderen darüber austauscht, sollte auch die Thematisierung von kritisch zu betrachtenden Inhalten Teil des Gesprächs sein. Dennoch würde ich das Hörspiel keiner Person weiterempfehlen, die es noch nicht kennt und beispielsweise auf der Suche nach einem spannenden Krimi für Kinder ist. Ich hoffe sehr, dass sich zwischen, oder am besten außerhalb von „Die drei Fragezeichen“ und „Die drei Ausrufezeichen“ noch andere Krimiwelten finden lassen werden. Des Weiteren sehe ich eine Notwendigkeit dafür, dass die Produktion von „Die drei Fragezeichen“ ihren Stil ändert und so ein deutliches Zeichen gesetzt wird, Kinder anders sozialisieren zu wollen. Denn gerade jener Faktor des Beständigen, d.h. dessen, dass sich in der Welt der drei Detektive nichts verändert, ist besonders problematisch, da „Die drei Fragezeichen“ nicht auf gesellschaftliche Wandlungsprozesse reagiert und somit weiterhin Diskriminierung reproduziert.  Jede Geschichte, die erzählt wird, so auch das Hörspiel, spiegelt und konstruiert Gesellschaft. Deswegen sind Hörspiele auch gesellschaftspolitisch und sollten sich somit ihrer politischen Verantwortung bewusst sein.


[1] „Die drei Fragezeichen“ stammt ursprünglich aus den USA, kam 1968 mit dem ersten Buch nach Deutschland und ist seit 1979 als Hörspiel auf dem Markt. In den USA wurden „Die drei Fragezeichen“ bereits 1990 abgesetzt, doch in Deutschland wird die Hörspielreihe immer noch weiter produziert, die mittlerweile über 200 Folgen umfasst. Auf Grund eines Rechtsstreits wurde die Hörspielreihe von 2006-2007 unter dem Namen „Die Dr3i“ mit kleinen Änderungen veröffentlicht. (Vgl. Europa. Die drei ???: „Bobs Archiv / Geschichte. Geschichte und Live-Hörspiel-Historie.) In den Hörspielen geht es um die drei Detektive Justus Jonas, der Chef des Unternehmens, Peter Shaw, den sportlichen zweiten Detektiv und Bob Andrews, der für Recherchen und Archiv zuständig ist. Die drei Freunde haben ihr Versteck auf dem Gelände des Gebrauchtwahrencenters von Justus‘ Onkel Titus Jonas bei welchem der erste Detektiv wohnt, da seine Eltern nicht mehr leben. Die drei lösen in jeder Folge einen neuen Fall. Dabei treten einerseits Figuren in Aktion, die nur einmalig vorkommen, aber es gibt auch konstante Helfer*innen, wie Inspector Cotter, der Verbündete der drei Jungen bei der Polizei. Auch, wenn manchmal Bezüge zu alten Fällen der Detektive hergestellt werden, steht jede Folge für sich und die einzelnen Folgen müssen nicht in der Reinfolge gehört werden.

[2] Vgl. Benjamin, Knödler: “Die drei Fragezeichen“.

[3] Vgl. Emde, Oliver, Andreas Wicke, and Lukas Staden: „Vorwort“ In Von “Bibi Blocksberg” bis “TKKG”: Kinderhörspiele aus gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. S. 7.

[4] Behrmann, Kai: „Die Rückkehr der Kult-Detektive“.

[5] Buhre, Jakob u. Huppertz, Paula Emilia: „Mit Freundinnen funktioniert es nicht“.

[6] Rütten, Finn: „Was »Die drei Fragezeichen« schon immer besser gemacht haben als »TKKG«“.

[7] Vgl. Schwarz, Carolina: „Tim und das N-Wort“.

[8] Brilling, Julia: „Political Correctness“. S. 496 f.

[9] Fron, Carina: „Von Blocksbergs bis Blümchen. Bibi, Pipi, Benjamin: Welche Werte uns Kinderhörspiele vermittelt haben“.

[10] Allerdings bin ich auf meiner Suche nach Literatur auf eine Masterarbeit gestoßen, die sich mit einem rassismuskritischen Blick mit „Die drei Fragezeichen“ auseinandersetzt. Die Arbeit von Hannah Pfeiffer ist unter dem Titel „»Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?« kritische Dekonstruktion Schwarzer Repräsentation in Die drei ???“ online zu finden. Aus ihren Quellen entnehme ich, dass auch sie kaum wissenschaftliche Sekundärliteratur zu „Die drei Fragezeichen“ gefunden hat.

[11] Vgl. Popal, Mariam: „Objektivität“. S. 464.

[12] Vgl. Buttler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. S. 22 ff.

[13] Vgl. Schößler Franziska: Einführung in die Gender Studies. S. 97 f.

[14] Vgl. ebd. S. 95.

[15] Emde, Oliver, Andreas Wicke, and Lukas Staden: „Vorwort“ In Von “Bibi Blocksberg” bis “TKKG”: Kinderhörspiele aus gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. S. 8.

[16] Vgl. Emde, Oliver, Andreas Wicke, and Lukas Staden: „Vorwort“ In Von “Bibi Blocksberg” bis “TKKG”: Kinderhörspiele aus gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. S. 9.

[17] Adichie, Chimamanda: „Die Gefahr der einen einzigen Geschichte“. 13:13-13:16.

[18] Lünenborg, Margreth, und Tanja Maier: Gender Media Studies. S. 102.

[19] Vgl. Wikipedia: “Figuren aus Die drei ???“.

[20] Freie Universität Berlin: „Automechanikerinnen und Automechaniker – wie Sprache die kindliche Wahrnehmung von Berufen prägt.“

[21] Vgl. Wikipedia: „Die drei ??? (Hörspiel). Figuren und Sprecher“.

[22] Vgl. Wikipedia: „TKKG. Chronik der Hörspielsprecher“, Wikipedia: „Fünf Freunde. Sprecher der Europa-Produktion.“, Wikipedia: „Bibi Blocksberg. Sprecher.“

[23] Vgl. Sow, Noah: Deutschland Schwarz Weiß. S. 35.

[24] Folge 2014: „Die drei ??? und der Geisterbunker“. Teil 3.

[25] Schößler Franziska: Einführung in die Gender Studies. S. 152.

[26] Vgl. Bola, JJ: Sei kein Mann. Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungen ist. S. 29.

[27] Vgl. Connell, Raewyn: Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. S. 225.

[28] Vgl. Tippe: Sebastian: „Die drei !!!: Selbstbewusste Mädchen oder Manga-Barbie im Ermittlungswahn?“.

[29] Wolny, Teresa: „Hauptsache gut aussehen“.

[30] Vgl. Beauvoir, Simone de: Das andere Geschlecht, S. 14.

[31] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Justus Jonas“.

[32] Vgl. Folge 217: „Die drei ??? und der Kristallschädel“. Teil 6;Teil 22.

[33] Der Begriff kommt aus der Rhetorik und hat besonders in der Popkultur Anklang gefunden, wobei hier der enge rhetorische Begriff der Trope von der popkulturellen Definition abweicht. Unter dem geläufigen englischen Begriff „Trope“ ist die Wiederholung von Motiven, Erzählmustern oder bestimmten Konventionen zu verstehen.

[34] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Sherlock Holmes“.

[35] Vgl. Tippe, Sebastian: „Die drei ???-Kids: Sexismus und Frauenverachtung im Männerclub“.

[36] Beispielsweise in „Die drei ??? und der Geisterbunker“ sagt Justus auf Peters drängen hin den Bunker nicht zu betreten „Ach, du solltest mich inzwischen besser kennen, Zweiter. Wenn man Justus Jonas vertreiben will, erreicht man nur das Gegenteil.“ Somit legt er bestimmend fest: „Wir werden da jetzt reingehen.“ (Folge 214: „Die drei ??? und der Geisterbunker“. Teil 5.)

[37] Dies wird beispielsweise in „Gefahr im Verzug“ deutlich, als Kelly meint, dass die Reporterin ihrer Lieblingsshow „Showtime Heute“ vor Ort sei und Justus daraufhin erwidert: „Klatschreportage. Hohlköpfe, die über andere Hohlköpfe labern.“ (Folge 54: „Die drei ??? Gefahr im Verzug“. Teil 6.)

[38] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Freundinnen der drei Fragezeichen“.

[39] Folge 73: „Die drei ??? Poltergeist“. Teil 24.

[40] Siehe Abschnitt 2.1 der vorliegenden Arbeit.

[41] Vgl. Folge 47: „Die drei ??? und der giftige Gockel“. Teil 4, 10.

[42] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Peter Shaw“.

[43] Vgl. Folge 217: „Die drei ??? und der Kristallschädel“. Teil 5.

[44] Vgl. ebd. Teil 7.

[45] Folge 122: „Die drei ??? und der Geisterzug“. Teil 16.

[46] Vgl. Bola, JJ: Sei kein Mann. Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungen ist. S. 26.

[47] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Bob Andrews“.

[48] Tippe, Sebastian: „Die drei ???-Kids: Sexismus und Frauenverachtung im Männerclub“.

[49] Eines weniger Gegenbeispiele, ist die Rolle der Brittany aus „Das Erbe des Meisterdiebes“ und „Fuermond“. Sie hintergeht allerdings die drei Detektive und spielt Justus vor, dass sie in ihn verliebt sei. Somit ist ihre Rolle sehr negativ behaftet. (Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Brittany“.)

[50] Vgl. Tippe, Sebastian: „Die drei ???-Kids: Sexismus und Frauenverachtung im Männerclub“.

[51] Diese Zahlen sind auf eigene Zählungen und Berechnungen zurückzuführen, die anhand der Sprecher*innenlisten auf der offiziellen Webseite der drei Fragezeichen, durchgeführt wurden. (Vgl. Europa. Die drei ???: „Produktwelt / Hörspiele“.)  Folge 208: drei von 18 Stimmen sind weiblich, 209: drei von 13 Stimmen sind weiblich, 210: zwei von elf Stimmen sind weiblich, 211: eine von acht Stimmen ist weiblich, 212: drei von 13 Stimmen sind weiblich, 213: vier von 17 Stimmen sind weiblich. 214: Fünf von 15 Stimmen sind weiblich, 215: drei von 14 Stimmen sind weiblich, 216: drei von 12 Stimmen sind weiblich, 217: Fünf von 15 Stimmen sind weiblich. Damit sind 32 von 136 Stimmen weiblich gelesene Namen. Somit sind von diesen zehn Folgen im Durchschnitt 3,2 Stimmen weiblich, was einen Prozentanteil von 23, 5 Stimmen ergibt.

[52] Der Bechdel-Test richtet sich nach drei Kriterien, die in einem Film eingehalten werden müssen, sodass der Test als bestanden gilt: 1) In dem Film müssen mindestens zwei Frauen vorkommen. 2) Die zwei Frauen müssen miteinander sprechen. 3) In dem Gespräch geht es um etwas anderes als Männer. Über die Jahre sin hier noch weitere Kriterien dazugekommen, wie, dass die weiblichen Figuren nicht über Kinder reden sollten und Namen bekommen. (Vgl. Harvey, Alison: Feminist Media Studies. S. 58.)

[53] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 217: Der Kristallschädel“.

[54] Anhand der Berufe der Eltern und Sorgerechtsbeauftragten liegt die Vermutung nahe, dass die drei Detektive der Mittelschicht angehören.

[55] Dabei ist Justus Familiengeschichte abweichend, im Gegensatz zu der seiner beiden Kollegen. Justus Eltern sind beide verstorben und er wohnt bei dem Bruder seines Vaters, Titus Jonas, und Mathilda Jonas. Dennoch ist er somit durch seine Eltern und auch seinen Onkel und seine Tante in einer heterosexuellen Kernfamilie sozialisiert.

[56] Vgl. Wikipedia: “Figuren aus die drei ???“.

[57] Vgl. ebd.

[58] Vgl. Folge 84: „Die drei ??? Musik des Teufels“. Teil 3.

[59] Vgl. Harvey, Alison: Feminist Media Studies. S. 62.

[60] Zusätzlich gilt zu erwähnen, dass allerdings auch Peters Vater keine große Rolle zukommt.

[61] Vgl. rocky-beach.com: „Fragebox mit André Minninger“.

[62] Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Freundinnen der drei Fragezeichen“.

[63] Agency ist die Fähigkeit eines*einer Akteur*in zu handeln. Dabei geht es nicht um das Verständnis des Menschen als eine Kreatur (mit) der Dinge geschehen (Passivität), sondern als Kreatur, die Dinge geschehen lässt (Aktivität). (Vgl. Blackburn, Simon: „action“, „agent“.)

[64] Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. Teil 38.

[65] Vgl. ebd.

[66] Vgl. Mayer Katharina: „Rassismus im Kinderzimmer“.

[67] Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. Teil 18.

[68] Ebd.

[69] Buhre, Jakob u. Huppertz, Paula Emilia: „Mit Freundinnen funktioniert es nicht“.

[70] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Lys de Kerk“.

[71] Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. Teil 3.

[72] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Elisabeth Zapata“.

[73] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 63. Fußball-Gangster“.

[74] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 56. Angriff der Computer-Viren“.

[75] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 47. Und der giftige Gockel“.

[76] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 63. Fußball-Gangster“.

[77] Vgl. Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. Teil 18.

[78] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Kelly Madigan“.

[79] Rotermund, Emma: „Hysterie“.

[80] Vgl. Folge 54: „Die drei ??? Gefahr im Verzug“. Teil 6.

[81] Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. Teil 24.

[82] Vgl. Folge 73: „Die drei ??? Poltergeist“. Teil 7.

[83] Vgl. Folge 69: „Die drei ??? Späte Rache“. Teil 8 ff.

[84] Vgl. Folge 95: „Die drei ??? Botschaft von Geisterhand. Teil 3 f.

[85] Vgl. ebd.

[86] Vgl. ebd. Teil 7.

[87] Vgl. Folge 84: „Die drei ??? Musik des Teufels“. Teil 25 f.

[88] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Jelena Charkova“.

[89] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Mathilda Jonas“.

[90] Vgl. Fogle 28: „Die drei ??? Botschaft von Geisterhand.“ Teil 16.

[91] Vgl. Folge 214: „Die drei ??? und der Geisterbunker“. Teil 2.

[92] Vgl. ebd. Teil 13.

[93] Ebd. Teil 20.

[94] Vgl. ebd.

[95] Harvey, Alison: Feminist Media Studies. S. 65.

[96] Vgl. Fandom. Die drei Fragezeichen Wiki: „Homosexualität und Transsexualität“.

[97] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 201. Höhenangst“.

[98] Da in dem Buch immer vom Mörder im generischen Maskulin gesprochen wird, verwende ich diese Bezeichnung hier auch.

[99] Vgl. Folge 201: „Die drei ??? Höhenangst“. Teil 3.

[100] Vgl. ebd. Teil 1 f.

[101] Ebd. Teil 16.

[102] Vgl. The Take: „Queer Coding, Explained. Hidden in Plain Sight“.

[103] Vgl. TV Tropes: „Creepy Crossdresser“.

[104] Der „creepy Crossdresser“ ist eine beliebte Trope in Krimi und Thriller. Beispielhafte Charaktere dafür sind Norman Bates aus „Psycho“ oder Jame Gumb aka. „Buffalo Bill“ aus „Das Schweigen der Lämmer“, dem im Film sein trans-Sein abgesprochen wird und eine „Geschlechtsidentitätsstörung“ zugeschrieben wird, weswegen er seinen weiblichen Opfern die Haut abzieht. Aber auch neue Filme, wie der Tatort „Die Amme“ aus dem Jahr 2021 greifen diese Trope auf.[104] Auch hier sind die Figuren nicht offensichtlich queer aber queercoded. (Vgl. Brandt, Ela: „Mörderische Transfeindlichkeit“. https://eleabrandt.de/2021/04/08/transfeindliche-motive-krimis/.)

[105] Vgl. Die Hörspieler: „Drei Männer vor dem Mikro“.

[106] Vgl. The Take: „Queer Coding, Explained. Hidden in Plain Sight”.

[107] Folge 101: „Die drei ??? und das Hexenhandy.“ Teil 21.

[108] Vgl. ebd. Teil 22.

[109] Ebd.

[110] Ebd.

[111] Ebd. Teil 32.

[112] Vgl. Harvey, Alison: Feminist Media Studies. S. 64.

[113] Europa. Die drei ???: „Das etwas andere Interview: Oliver Rohrbeck.“

[114] Sow, Noah: „Entdecken“. S.

[115] Special Folge: „Die drei ??? Und das kalte Auge“. Teil 10.

[116] Vgl. Sow, Noah: „Indianer“, S. 690.

[117] Ebd.

[118] Folge 60: „Die drei ??? Dopingmixer“. Teil 6.

[119] Vgl. Sow, Noah: „weiß“. S. 191.

[120] Vgl. Sow Noah: „Dunkelhäutig“. S. 628.

[121] Fogle 28: „Die drei ???und der Doppelgänger.“ Teil 20.

[122] Vgl. Arndt, Susan: „Rasse“. S. 660 f.

[123] Vgl. Folge 101: „Die drei ??? und das Hexenhandy.“ Teil 24.

[124] Vgl. Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 60. Dopingmixer“.

[125] Buhre, Jakob u. Huppertz, Paula Emilia: „Mit Freundinnen funktioniert es nicht“.

[126] Vgl. Schwarz, Carolina: „Tim und das N-Wort“.


Medienverzeichnis

Folge 28: „Die drei ???und der Doppelgänger.“ EUROPA 1881. Spotify: https://open.spotify.com/album/7Dbd2rya9glmBLVxclcU4d?si=dITqUvKFQ5mdYygllsoOdg [01.08.2022].

Folge 47: „Die drei ??? und der giftige Gockel“. EUROPA 1989. Spotify: https://open.spotify.com/album/3iWNsrEs9D0FFlKFfscdvL?si=A33xPX4gT1Si7ZvEQSj2ew [21.07.2022].

Folge 54 „Die drei ??? Gefahr im Verzug“. EUROPA 1992. Spotify: https://open.spotify.com/album/1Fg15cBLFliy6Kr60QqRan?si=n-qJ-AbVR1yRJTiUuBlkHw [21.07.2022].

Folge 60: „Die drei ??? Dopingmixer“. EUROPA. 1994. Spotify: https://open.spotify.com/album/7cBoiWgh1bTMZmCwJE0eMu?si=3EqMfC2DRrqNcX0SIFwXSw [03.08.2022].

Folge 63: „Die drei ??? Fußball-Gangster“. EUROPA 1995. Spotify: https://open.spotify.com/album/5GPTZKrD7eaCp9p6VOBuIN?si=r3plaeiTTeadutiYglRbPg [21.07.2022].

Folge 69: „Die drei ??? Späte Rache“. EUROPA 1996. Spotify: https://open.spotify.com/album/2erJcBofKBO6GFMqDPppsU?si=wsyCdkWWS2GHkH1cvLtYKw [06.08.2022].

Folge 73: „Die drei ??? Poltergeist“. EUROPA 1997. Spotify: https://open.spotify.com/album/1K8kXLhNnHSdPvtUwf74DE?si=Zc_gQaIkR5GFFKmYeDSwEA [21.07.2022].

Folge 84: „Die drei ??? Musik des Teufels“. EUROPA 1999. Spotify: https://open.spotify.com/album/3bhsXwKIDwVK5LTkDCICp0?si=M5jOyP0hR1uT7TYffI4xAw [06.08.2022].

Folge 95: „Die drei ??? Botschaft von Geisterhand.“ EUROPA 2001. Spotify: https://open.spotify.com/album/4KEZWleMTT8lDaQDLgozFc?si=vd3ift07Tr61Fopz8Tc1wQ [01.08.2022].

Folge 101: „Die drei ??? und das Hexenhandy.“ 2001 EUROPA. Spotify: https://open.spotify.com/album/1DZAe0qMw8Pq9EPoX6gETA?si=LbFROEfAQrGOenAEmQTRkg [01.08.2022].

Folge 122: „Die drei ??? und der Geisterzug“. EUROPA 2008. Spotify: https://open.spotify.com/album/68NWcgqeCQMZ3QcPJXBhzH?si=alJHeX1MQy-QsXwhxkvgdg [21.07.2022].

Folge 201: „Die drei ??? Höhenangst“. EUROPA 2019. Spotify: https://open.spotify.com/album/4FxNfDSXqAg8N1D8NBtvZ5?si=DiSR2k3eRo-UFeVyF8Nv_Q [21.07.2022].

Folge 214: „Die drei ??? und der Geisterbunker“. EUPOPA 2022. Spotify: https://open.spotify.com/album/1cJ3fNx6K47p4eDFqhnvsA?si=p0g4J43ATJWGgf1t3IutOA [21.07.2022].

Folge 217: „Die drei ??? und der Kristallschädel“. EUROPA 2022. Spotify: https://open.spotify.com/album/1WlRnNunbHpnRTTVkxMRnd?si=OkivU9gUSsy_sB1IgAbzyQ [07.08.2022].

Special Folge: „Die drei ??? Und das kalte Auge“. EUROPA 2017. Spotify: https://open.spotify.com/album/3egVVb6Zt0LdS6agBMGsiJ?si=MENNHpIpSr-knPlp8uzuNA [03.08.2022].


Literaturverzeichnis

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Sow, Noah: Deutschland Schwarz Weiß. Der Alltägliche Rassismus. Norderstedt. 2018.

Nachschlagewerke:

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Brilling, Julia: „Political Correctness“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.

Popal, Mariam: „Objektivität“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.

Sow Noah: „Dunkelhäutig“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.

Sow, Noah: „Entdecken“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.

Sow, Noah: „Indianer“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.

Sow, Noah: „weiß“. In Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Hg. von Susan Arndt u. Nadja Ofuatey-Alazard. Unrast Verlag. Münster 2021.


Internetquellen

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Brandt, Elea: „Mörderische Transfeindlichkeit“. Elea Brandt. Autorin für Fantasy, Mistery und Horror 2021. https://eleabrandt.de/2021/04/08/transfeindliche-motive-krimis/ [15.07.2022].

Buhre, Jakob u. Huppertz, Paula Emilia: „Mit Freundinnen funktioniert es nicht“. Planet Interview 2014. https://www.planet-interview.de/interviews/die-drei-fragezeichen/45686/ [15.07.2022].

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Knödler, Benjamin: „Die drei Fragezeichen. A-Z.“ der Freitag 2017. https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-drei-fragezeichen-1 [05.08.2022].

Mayer, Katharina: „Rassismus im Kinderzimmer“. Kontext: Wochenzeitung 2012. https://www.kontextwochenzeitung.de/kultur/83/rassismus-im-kinderzimmer-926.html [21.07.2022].

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Rütten, Finn: „Was »Die drei Fragezeichen« schon immer besser gemacht haben als »TKKG«“. Stern 2019. https://www.stern.de/neon/feierabend/musik-literatur/-die-drei-fragezeichen–wird-40–was-die-serie-besser-macht-als-tkkg-8950844.html [15.07.2022].

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Tippe, Sebastian: „Die drei !!!: Selbstbewusste Mädchen oder Manga-Barbie im Ermittlungswahn?“. Feministischer Blog von Sebastian Tippe 2019. https://feministinprogress.de/diedreiausrufezeichen/ [15.07.2022].

Wolny, Teresa: „Hauptsache gut aussehen“. Taz 2020. https://taz.de/!5665862/ [15.07.2022].

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Europa. Die drei ???: „Die drei ???, Folge 201. Höhenangst“. https://dreifragezeichen.de/produktwelt/details/hohenangst [15.07.2022].

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Europa. Die drei ???: „Bobs Archiv / Geschichte. Geschichte und Live-Hörspiel-Historie“. https://www.dreifragezeichen.de/bobs-archiv/geschichte [19.07.2022].

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Freie Universität Berlin: „Automechanikerinnen und Automechaniker – wie Sprache die kindliche Wahrnehmung von Berufen prägt.“ https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2015/fup_15_223-einfluss-geschlechtergerechte-sprache/index.html#:~:text=Die%20Studie%20zeigte%2C%20dassKinder%2C%20denen,m%C3%A4nnliche%20Pluralform%20genannt%20worden%20war [01.08.2022]

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  • Videoquellen:

Adichie, Chimamanda: „Die Gefahr der einen einzigen Geschichte“. https://www.ted.com/talks/chimamanda_ngozi_adichie_the_danger_of_a_single_story/transcript?language=de [15.07.2022].

The Take: „Queer Coding, Explained. Hidden in Plain Sight“. https://www.youtube.com/watch?v=K5-6UXGmeGA&t=495s [15.07.2022].


Quelle: Nikita Kara Helena Träder, Fall 218: Die gestohlenen Frauenstimmen und andere patriarchale Detektivgeschichten, in: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 31.08.2022, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/?p=231

Das moderne Yoga: Ein Ergebnis patriarchaler und kolonialisierter Strukturen

Susanne Peter (SoSe 2020)

„To repair the harm done to yoga, the harms of cultural appropriation we need to address it at the root causes of separation and disconnection.“

Susanna Barkataki (2021)

Yoga begleitet mich seit meinem Umzug 2011 nach Berlin. Eine aufwühlende Zeit. Auf Empfehlung probiere ich Yoga aus, um wieder Ruhe und Stille zu finden. In einem Tanzstudio in Berlin Schöneberg habe ich meine erste Yogastunde besucht und schnell wurde es zu einer wöchentlichen Praxis. Mit meinem Umzug nach Dublin 2014 spielt Yoga eine zentrale Rolle in meinem Leben und Anfang 2015 entscheide ich mich dafür, eine Ausbildung zu machen. Bis zu dem Zeitpunkt war ich mir nicht bewusst, dass Yoga noch viel mehr beinhaltet als körperliche Praxis. Ich komme zum ersten Mal mit der jahrtausendealten Philosophie in Berührung. Zurück in Berlin unterrichte ich meine ersten Klassen. Ich finde mich nur schwer in der Berliner Yogaszene zurecht. Der Markt an Lehrer*innen ist überlaufen, es gibt unzählige Studios und alles erscheint mir entweder zu hip oder zu esoterisch. Dabei ist es für mich ein Markt, in dem ich leicht einen Platz finden kann. Ich bin eine weiße Frau, schlank und flexibel. Also genau so, wie uns Yoga in den Medien präsentiert wird. Vier Jahre später bin ich Teil dieser Maschinerie und finanziere mir so mein Studium. Genießen kann ich das Lehrerinnen-Dasein nur kurz. Vor jeder Stunde bange ich, dass genug Schüler*innen in meine Klasse kommen. Wir werden gestaffelt bezahlt. Bist du nicht so beliebt oder unterrichtest zu Zeiten, die nicht gefragt sind, verdienst du auch weniger. Ich denke über Content für meinen Instagram Kanal nach, um auf mich aufmerksam zu machen und welcher Workshop sich am besten verkaufen würde. Mit Beginn der Corona-Pandemie bin ich von einem auf den anderen Tag gezwungen, nicht mehr zu arbeiten. Die Studios reagieren zwar schnell und der Unterricht wird online weitergeführt. Die wöchentlichen Stunden reduzieren sich, genauso wie das Stundenhonorar. Die finanzielle Angst ist groß, das Online-Unterrichten raubt mir die letzte Energie. Ich erhalte zum Glück die Sofort-Hilfe. Eine eigene Yoga-Praxis besitze ich nicht mehr, meine Philosophie-Bücher habe ich schon seit Monaten nicht mehr in die Hand genommen. Ich ziehe mich zurück und stelle mir viele Fragen. Es ist für mich der Beginn einer persönlichen und sehr kritischen Auseinandersetzung mit der Yogawelt und meinem Erlebten.

In dieser Zeit stolpere ich auf Instagram über den Podcast Yoga is Dead. Ein reißerischer Titel und die erste Folge White Women Killed Yoga polarisiert nicht weniger. Ich spüre einen Widerstand in mir. Allein durch den Titel fühle ich mich angegriffen. Durch die Rassismus-Debatte in den deutschen Medien, höre ich mir die Folge aber an.Die Yogalehrerinnen Tejal Patel und Jesal Parikh, beide indischer Abstammung, erzählen von ihren diskriminierenden Erfahrungen als Women of Color in einer von weißen Frauen dominierten Yogawelt. Die weiteren fünf Folgen ihrer Podcasts höre ich mir in den folgenden Tagen an. Sie widmen sich den Themen Veganismus, Gurus, 200h Teacher Trainings, Vinyasa und Karma Yoga und deren Auswirkungen auf Yoga. Ich lerne unglaublich viel, nicht nur sind die Folgen gut recherchiert, sie stellen alle ihre Quellen bereit, was ein tieferes Eintauchen in die Thematik leichtmacht.

Das Seminar Decolonize! Intersektionale Perspektiven auf lokale und globale Machtverhältnisse verändert meinen Blick zusätzlich. Auch wenn Tejal Patel und Jesal Parikh sich in ihrem Podcast auch dem Thema der kulturellen Aneignung widmen, bin ich mir nicht bewusst, was das genau eigentlich bedeutet. Das Seminar verändert das. Kulturelle Aneignung ist eine „…kolonialrassistische Praxis, in der sich die Mehrheitsgesellschaft die Kultur von Subalternen (…), vor allem Kolonialisierten, abschaut, aus dem Kontext reißt und aneignet.“ (Altes, 2017). Während der indischen Inquisition ist es Inder*innen nicht erlaubt, Yoga und Ayurveda zu praktizieren (Parikh & Patel, 2019; Stenzel 2019).  Die Yogakultur wurde geklaut, den westlichen Bedürfnissen angepasst und hat sich zu einem Milliarden-Dollar.Markt entwickelt. Damit ist Yoga nahezu ein Paradebeispiel kultureller Aneignung. Im englischsprachigen Raum ist diese Diskussion lebendig. In mehreren Folgen gemeinsam mit Susanna Barkataki widmet sich Rachel Brathen, bekannt als Yoga Girl, diesem Thema. Susanna Barkataki ist eine der lautesten Stimmen, wenn es darum geht, Yoga diverser zu gestalten und sich der Verfälschung der Praxis bewusst zu werden. Ich stelle mir die Frage, ob diese Gespräche auch in der deutschen Yogaszene stattfinden. Ich beginne, mir die Berliner, aber auch deutsche Yogalandschaft genauer anzusehen.

Es gibt sie, die öffentliche Diskussion, ob wir uns in der westlichen Welt Yoga angeeignet haben. Was mir bei meiner Suche nach einem öffentlichen Diskurs auffällt – Stimmen finden sich innerhalb des deutschsprachigen Raumes fast hauptsächlich außerhalb der Yogaszene. In der Zeit wird Yoga als „kolonialisierte Praxis“ benannt (Rödder, 2019). In dem Artikel wird etwas deutlich, was gerne vergessen wird. In der Hatha Yoga Pradipika, die als Ursprungstext unserer heutigen Yogapraxis angesehen wird, gibt es nur wenige Asanas (Rödder, 2019), die der Vorbereitung der Meditation dienen. In der westlichen Welt ist die Yogapraxis sehr auf das körperliche zentriert, dabei machen diese in der Tradition des Yoga nur einen kleinen Teil aus. In dem Yoga Sutra des Patanjali, einem weiteren Grundlagentext der Yogaphilosophie, wird der achtgliedrige Pfad eines Yogis bzw. einer Yogini benannt. An dritter Stelle befindet sich Asana, die Praxis von Körperübungen. Sie sollen helfen, den Körper besser zu verstehen und bereiten uns auf die kommenden Stufen des achtgliedrigen Pfades vor.

Auch auf bento.de stellt sich Tasnim Rödder die Frage der kulturellen Aneignung und beantwortet sie klar mit einem ja. Yoga, wie wir es heute praktizieren, ist ein Produkt der Kolonialzeit. (Rödder, 2019). Ich schaue mir die größten Yogamagazine aus Deutschland genauer an. Während Yoga Journal der kulturellen Aneignung in einem Artikel zustimmt, finde ich bei Yoga aktuell einen Beitrag von dem Indologen Wilfried Huchzermeyer, der sich auf den Text von Tasnim Rödder bezieht. Auch er stellt sich die Frage, ob Yoga eine kolonialisierte Praxis ist und seine Worte erschrecken mich. Er betrachtet das heutige Yoga als einen „kontinuierlichen, lebendigen Ost-West-Austausch“ (Huchzermeyer, 2020). Er begründet diese Aussage unter anderem damit, dass Lehrer wie B.K.S. Iyengar, der Begründer der Iyengar-Tradition, Jahrzehnte im Westen gewirkt und damit Yoga geprägt hätten. Einen wichtigen Punkt übersieht er hier. Iyengar war Schüler von Sri Tirumalai Krishnamacharya, der auch der Vater des modernen Yogas genannt wird. Beide wachsen in einem Indien auf, dass von der Britischen Kolonialherrschaft geprägt ist. Hinduistische Traditionen sollen aus dem indischen Alltag verschwinden und durch die westlich-europäische Weltanschauung ersetzt werden (Stenzel, 2019). Yoga verschwand.

Viele Yogaposen, wie Adho mukha svanasana (herabschauender Hund) oder Virabhadrasana II (Krieger II), die heute in kaum einer Stunde fehlen, stammen aus dem späten 19. und 20. Jahrhundert. (Singelton, 2011) Der Versuch, die genauen Ursprünge zu finden, ist schwierig. Mehrere Quellen besagen, dass Britische Soldaten Yogaposen zu eigenen Zwecken wiederbelebten und ihre Fitnessübungen damit kombinierten. (Singelton, 2011; Rödder 2019). Durch den Kolonialismus greift die westliche Körperkultur. Es ist außerdem der einzige Weg, sich der eigenen Kultur wieder ein bisschen mehr annähern zu können. Dieser Mix ist es, was wir heute als modernes Yoga kennen.

Ich habe zwei Yoga-Ausbildungen absolviert. Meine erste 2015 in Dublin in der Tradition von Krishnamacharya und die zweite 2019/2020 in Berlin in der Hatha Yoga Tradition. Ich gehe beide gedanklich nochmal durch. Während der Ausbildung in Dublin widmen wir uns regelmäßig und detailliert der Philosophie, wir lernen Sanskrit, müssen die Posen und wichtigsten Begriffe der Philosophie und Tradition in der Originalsprache beherrschen. Wir bauen eine intensive Asana Praxis, aber auch Pranayama (Atemübungen) und Meditationspraxis auf. Wir sprechen über die Geschichte des Yoga. Dass das moderne Yoga aber ein Produkt der Kolonialzeit ist, wird uns in der Ausbildung nicht vermittelt. Die Berliner Ausbildung sehe ich schon währenddessen sehr kritisch. Wir gehen wenig in die Tiefe, wir erfahren sehr wenig über die Ursprünge und die Philosophie. Dafür wird sich ein Nachmittag der Vorstellung und dem Verkauf von doTerra Ölen gewidmet.

Generell fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit der westlichen Yogawelt. Einfachheit, Minimalismus und Vielfältigkeit wird nahezu gepredigt. Yoga sei eine Praxis, die für alle zugänglich ist. Dem kann ich nur widersprechen. Allein in Berlin gibt es über 300 Yogastudios (Stand 2016). Nicht jeder kann sich die Teilnahme im Studio leisten. Denke ich über die Klassen nach, die ich selber unterrichtet habe, ist der Anteil von People of Color verschwindend gering. In meinen Ausbildungen sind wir ausschließlich weiße Frauen. Das ist auch das Bild, was in den sozialen Medien vermittelt wird. Yogalehrende und Praktizierende sind fast ausnahmslos schlank, hyperflexibel – und weiß. Ich sehe mir die Magazincovernder letzten acht Jahre der Yoga aktuell an. Von 50 Covern sind auf 49 Frauen zu sehen. Nur zwei davon sind Women of Color. Alle Menschen auf den Covern sind schlank und größtenteils in sehr anspruchsvollen Asanas zu sehen, die eine hohe Flexibilität erfordern.

Yoga ist schon lange im Kapitalismus angekommen mit einem weltweit geschätzten Jahresumsatz von ca. 80 Mrd. Dollar (Hüchtker, 2019). Es gibt einen ganzen Yogamarkt für Kleidung, Matten und anderes Zubehör. Auch hier lerne ich, dass ich viel mehr hinterfragen muss. Ein weiterer Teil des Ashtanga Weges, des achtgliedrigen Pfades, sind die yamas (unsere Haltung gegenüber unserer Umwelt). Dazu gehört ahimsa – Gewaltlosigkeit. Kaufe ich Produkte von Yogalabels, stelle ich mir die Frage der ethischen Verwertbarkeit und Nachhaltigkeit nicht mehr. Ich gebe diese Verantwortung an dieser Stelle gerne ab. So weit, so naiv. Lululemon ist eines der bekanntesten und erfolgreichsten Labels der Szene. Und das, obwohl bekannt ist, dass CEO Chip Wilson den Namen gewählt hat, weil er den Gedanken lustig fand, dass Japaner*innen Probleme haben werden, den Markennamen auszusprechen. (Lawrence 2011). Diese rassistische Haltung allein verletzt das Prinzip von ahimsa bereits. Während einer Konferenz zu nachhaltiger, lokaler Ökonomien in Vancouver in 2004 spricht Wilson darüber, die Produktion von lululemon in die Republik China verlegt zu haben, um Kosten zu sparen. Das alleine ist schon paradox, sieht man sich das eigentliche Thema der Konferenz an. Dazu stellt er sich als großer Unterstützer der „Dritten Welt“ dar und feiert sich als Held, weil er Kindern Arbeit gibt und sie so ihre Familien unterstützen können (Deveau 2005). Immer deutlicher wird für mich, wie patriarchal geprägt die Yogaindustrie ist. Das wird nicht nur durch die kapitalistischen Strukturen deutlich.

Die Liste der Machtmissbräuche ist endlos. Iyengar schlägt und tritt seine Schüler*innen öffentlich in Klassen. Er wird verteidigt. Er hätte das tun müssen, weil die Pose falsch ausgeführt wurde (Parikh & Patel 2019; Grisworld 2019). John Friend, der Begründer der Anusara Tradition, schläft mit seinen Schülerinnen und bringt seine Mitarbeiter*innen in rechtliche Schwierigkeiten, da sie Drogen für ihn annehmen müssen (Parikh & Patel 2019; Grisworld 2019). Einen langfristigen Schaden trägt sein Image nicht davon. Er ist zurück mit einer neuer Yogaform namens Sridaira (Griswold 2019). Die Netflix-Dokumentation Bikram: Yogi, Guru, Predator zeigt Bikram Choudhurys ausschweifenden Lebensstil, sowie sein rassistisches und homophones Verhalten. Zwei Frauen schildern den sexuellen Missbrauch, den sie durch ihn erfahren mussten. In 2016 wird er wegen Belästigung und Diskriminierung zu 7 Millionen US-Dollar Schadensersatz verurteilt. Er verlässt das Land und lehrt weiterhin (Order 2019; Godwin 2017). Pattjabi Jois, Begründer des Ashtanga-Yogas, korrigiert die Yogaposen seiner Schüler*innen so rigoros, dass sie sich dabei verletzen. Fotos und Videos zeigen, wie er Schüler*innen an die Brüste greift, in den Schritt greift und sich auf Schüler*innen legt und sich dabei penetriert. Nur zwei Fälle sind bekannt, in denen er für sein Verhalten zur Rede gestellt wird. Erst nach Jois Tod sprechen die Betroffenen über ihre Missbrauchserfahrungen. (Remski, 2020; Parikh & Patel 2019) Das Ashtanga Institut in Mysuru, Indien zeigt sich versöhnlich und gibt in einem Statement bekannt, dass sie eine Umgebung schaffen wollen, die frei von jeglichem sexuellen Missbrauch ist. Richtlinien zur Umsetzung dessen oder Konsequenzen, wenn diese missachtet werden, gibt es jedoch nicht (Remski 2020). Auch die Kundalini Yogaszene wird Anfang des letzten Jahres von einem Skandal erschüttert. Pamela Saharah Dyson veröffentlicht das Buch Premka: White Bird in a Golden Cage, in dem sie über ihre Jahre an der Seite von Yogi Bhajan berichtet. Yogi Bhajan ist in der westlichen Yogawelt eng mit dem Kundalini Yoga verbunden und wird von vielen Praktizierenden verehrt. Das Buch ist zutiefst erschütternd. Dyson beschreibt eine Sektendynamik geprägt von Manipulation und psychischer und körperlicher Gewalt (Dyson 2019). Nach der Veröffentlichung schließen sich mehrere Schüler*innen Yogi Bhajans den Missbrauchsvorwürfen an. Die von ihm gegründete Organisation 3HO reagiert und lässt durch die Organisation An Olive Branch die Vorwürfe prüfen. Der Bericht ist in mehreren Sprachen frei zugänglich. Als Erstes kommen Anhänger*innen Yogi Bhajans zu Wort, die die Missbrauchsvorwürfe vehement abstreiten. Da er nicht mehr lebt, könne er sich selbst nicht mehr rechtfertigen, so die Begründung. Mir stößt das bitter auf. Die guten Erinnerungen einer Gruppe von Menschen relativiert nicht die traumatischen Erfahrungen einer anderen Gruppe. Detailliert wird auf die Vorwürfe eingegangen, die sexuellen Missbrauch, psychische Gewalt, Zwangsverheiratung, Manipulation, die Trennung von Eltern und Kindern, sowie Todesdrohungen umfassen (An Olive Branch Report, 2020). Die 3HO Organisation verbannt seine Bilder, schreibt Bücher um und vieles mehr. In meinem privaten Umfeld kenne ich eine Lehrerin, die Kundalini Yoga nicht mehr unterrichtet. Dabei wird immer wieder gesagt: Man muss die Praxis vom Lehrenden trennen. Aber was ist, wenn wir das nicht machen und uns viel mehr die Frage stellen, wie die Praxis Teil und Hilfsmittel des Missbrauches war?

Mit dem Wort guru verbinden wir schon lange Lehrende, die den spirituellen Weg führen. Ohne kann der Weg nicht gegangen werden. Es ist Teil der Praxis einen Guru zu finden, sich hinzugeben und keine Fragen zu stellen. Übersetzt man aber das Wort guru aus dem Sanskrit, bedeutet es das Erleuchtungsprinzip. Es ist nicht an eine Person gebunden. Es kann alles sein – ein Ort, Musik und vieles mehr. In den beschriebenen Fällen wird deutlich, wie der Lehrende, weil er der Guru ist und zur Erleuchtung führen kann, nicht mehr hinterfragt wird. Der Glaube, dass der Guru weiß, was am besten ist, ist größer als das Vertrauen in den eigenen Instinkt. Der Guru sei kein sexuelles Wesen, daher diene Sex nur als Energie zum spirituellen Wachstum, verbaler Missbrauch sei ein Test, ob dem Guru vertraut wird (Dyson 2010, Parikh & Patel 2019). Auch hier sehe ich mir an, wie das Yogamagazin Yoga aktuell in Deutschland mit den Vorwürfen umgeht. Ich kann nur einen Artikel finden, in dem vage über sexuellen Missbrauch im Yoga geschrieben wird. Es wird aber nicht benannt, was die Vorwürfe enthalten, welche Traditionen es betrifft, den Opfern wird keinen Raum gegeben, ihre Geschichte zu erzählen. Wie bei fast allen kritischen Themen, werden diese nur oberflächlich betrachtet. Dabei sollten sie ins Zentrum rücken. Ein kritischer Diskurs ist es, was vor allem der deutschen Yogaszene fehlt. Ich muss an Tupoka Ogettes Begriff Happyland denken. Auch die Yogawelt empfinde ich häufig als eine Art Happyland. Auseinandersetzungen werden vermieden. Hinterfragt wird wenig. Kritik geäußert noch weniger. Zu oft wird davon ausgegangen, dass alle und alles, was Teil der Szene ist, gut ist. Es ist Yoga – es kann nicht schlecht sein.

Ich lasse all das neue Wissen sinken. Ich weiß, dass ich in Zukunft Yoga und wie wir es in der westlichen Welt leben, viel kritischer betrachten werde. Ich denke über Konsequenzen nach. Ich werde kein Yoga mehr unterrichten. Ich werde der Tradition nicht gerecht. Ich möchte Yoga wieder in seiner Fülle entdecken. Ich möchte wieder nur Schülerin sein. Mich der Philosophie widmen und sie leben. Noch mehr über die Ursprünge lernen und vor allem – zuhören. Den Lehrer*innen zuhören, die sich für Diversität einsetzen, die aufklären, Yoga wieder näher an den eigentlichen Ursprung bringen wollen und nicht müde werden, ihre Stimmen zu nutzen.


Bibliographie

Dyson, Pamela Sahara. Premka: White Bird in a Golden Cage: My Life with Yogi Bhajan (United States: Eyes Wide Publishing, 2019)

Orner, Eva (Regie). (2019). Bikram: Yogi, Guru, Predator [Film]. Pulse Films.

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Quelle: Susanne Peter, Das moderne Yoga: Ein Ergebnis patriarchaler und kolonialisierter Strukturen, in: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 21.05.2021, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/2021/05/21/das-moderne-yoga-ein-ergebnis-patriarchaler-und-kolonialisierter-strukturen/