Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Käsemorphem und Butterbuchstaben

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wie sehr das gilt, wissen beispielsweise alle, die schon einmal versucht haben, ihre Ernährung radikal umzustellen. Und weil wir im Laufe des Lebens recht gut herausfinden, was uns schmeckt und was nicht, haben wir auch beim Einkaufen oft unsere Routinen: Lieblingsbier (deutsch), Lieblingsschokolade (belgisch), Lieblingskäse (holländisch).

Natürlich hat auch die Lebensmittelindustrie längst herausgefunden, dass sie auf unsere Gewohnheiten zählen kann – und die Marketingabteilungen machen sich das sprachlich zunutze. Angenommen, im Kühlregal liegt eine Käsesorte, die Kiependammer heißt. Eine reine Erfindung, trotzdem wüssten die meisten intuitiv: Das ist ein schnittfester, eher leichter und milder Käse und zum Beispiel kein Blauschimmelkäse. Eben einer, der so ähnlich schmeckt wie Edamer, Leerdammer oder Maasdamer.

Dass wir das wissen, ist reine Morphologie. Solche Käsesorten kennt man besonders in den Niederlanden. Dort gibt es viele Ortsnamen auf –dam. Kein Wunder, denn wo viel Wasser ist, gibt es viele Dämme. Und die Orte gaben den dort traditionellen Käsesorten ihren Namen, jedenfalls zunächst.

Irgendwann hat sich aber der Bestandteil –damer mit der Variante –dammer verselbständigt. (Warum manche mit einem M geschrieben werden und andere mit zwei, wäre eine zusätzliche Überlegung wert.) Wir haben seitdem ein gebundenes, lexikalisches Morphem: Eine bedeutungstragende Einheit, die auf ein außersprachliches Konzept verweist, nämlich ‚milder Schnittkäse‘, aber nicht alleine stehen kann, sondern immer mit einem anderen Morphem verbunden sein muss. „Bringst du noch ein Stück Dammer aus dem Supermarkt mit?“ ist jedenfalls keine sinnvolle Bitte, die man ohne Weiteres versteht. Noch nicht.

Lieber smørrebrød oder boterham? (Foto: PK)

Produktiv ist das Morphem dagegen schon, denn es kann neue Worte bilden, in diesem Fall neue Markennamen. Dazu braucht es kein niederländisches Toponym mehr, also keine ursprüngliche Käsestadt. In jedem deutschen Supermarkt bekommt man beispielsweise Frankendammer. Noch weiter südlich kommt man zum Almdammer. Wer kalorienarm essen möchte, kauft Litedammer. Und die EU-Kommission kennt sogar einen Rheindammer.

Der Sprachwandel auf dem Brot beschränkt sich aber längst nicht auf die Morphologie. Unter den Käse gehört die Butter (jedenfalls für alle, die nicht auf dem Litedammer-Trip sind). Ärgerlich ist es, wenn man sie frisch aus dem Kühlschrank nimmt und sie steinhart ist. Seit einiger Zeit gibt es deshalb Produkte mit Rapsöl oder anderen Beimischungen, die immer schön streichfähig sind. Für diese Produktnamen ist nun das Dänische zuständig.

Angefangen hat es möglicherweise mit der Marke Kærgården der dänischen Riesenmolkerei Arla (die bezeichnet ihr Produkt jedenfalls als ‚das Original‘). Inzwischen bekommt man von anderen Herstellern beispielsweise auch Sødergården, Nørvind oder Mælkebøtte. Das Schema ist so einfach wie genial: Streichfähige leichtere Butter erkennt man an den typisch skandinavischen Buchstaben å, ø und æ. Die FAZ ist dem Trick auch schon auf die Schliche gekommen, der weit über die Butterbranche hinausgeht.

Für Frau Antje bleibt da nur eine Gegenwehr, nämlich die wichtigste Besonderheit der niederländischen Rechtschreibung in Stellung zu bringen. Bestimmt nächstes Jahr als große Neuvorstellung auf der Grünen Woche: IJdamer.

Groene donderdag? Karige vrijdag?

Pieter Pourbus (Gouda 1523 – Brugge 1584)

Palmzondag is achter de rug; de Goede Week (ook wel Stille Week genoemd) is begonnen. In het Duits spreken we over de Karwoche (ahd. kara: Klage, Kummer, Trauer).

Vandaag, donderdag, wordt het Laatste Avondmaal herdacht: Witte Donderdag. Jezus en zijn apostelen vierden het joodse Pesachfeest, het einde van de joodse slavernij in en de uittocht uit Egypte. Jesus kondigde aan dat een van zijn discipelen hem zou verraden waarop Judas Iskariot het maal verliet. Voor zijn verraad (judaskus) kreeg hij 30 zilveren penningen (Silberlinge).

En waarom wit? In de katholieke kerk is het de gewoonte de kruisbeelden met witte doeken te bedekken die na de dienst door paarse (lila) worden vervangen. Op deze dag luiden ook voor het laatst de kerkklokken waarna deze naar Rome vertrekken. Ook het orgel zwijgt.
In het Duits is deze donderdag groen: Gründonnerstag. Wat de herkomst van deze benaming betreft, is men het niet eens. Hier leest u meer.
De nacht van donderdag op vrijdag brengt Jezus tot zijn arrestatie biddend door in de Hof van Getsemane (ook de Hof van Olijven genoemd) terwijl zijn discipelen (Jünger) slapen.

Rogier van der Weyden (Doornik 1399 – Brussel 1464)

Dan komt Goede Vrijdag. De dag waarop de kruisiging wordt herdacht, krijgt in het Nederlands het adjectief goed omdat Jezus door zijn offer de mensheid van zonden heeft verlost. Het Duits benadrukt met Karfreitag het verdriet (zie links). Jozef van Arimathea kreeg toestemming het lichaam te begraven.

Stille Zaterdag (ook paaszaterdag) is in het Duits Karsamstag.

Dieric Bouts (Haarlem 1410-1420 – Leuven 1475)

De derde dag na de kruisiging volgt de opstanding (Auferstehung).

Dan is het Pasen (Ostern). Dan komen ook de kerkklokken terug uit Rome en strooien voor katholieke kinderen in Nederland en België de meegebrachte paaseieren uit in de tuinen.

Paesch is ontleend aan christelijk Latijn pascha ‘christelijk paasfeest, joods paasfeest’, een ontlening aan Grieks páskha, dat zelf ontleend is aan Aramees pasḥa ‘paasfeest’ (verwant met Hebreeuws pesaḥ ‘id.’), het feest van de uittocht uit Egypte.
Het woord werd in het vulgair Latijn vervormd tot pascua door volksetymologie; pascua betekende oorspronkelijk ‘weide’ en later ook ‘voedsel’. De meervoudsvorm bij pascua heeft uiteindelijk Frans Pâques ‘Pasen’ opgeleverd. De vorm pascha verspreidde zich vanuit de kerkprovincie Keulen over het Rijnland, Westfalen en de Nederlanden naar Noord-Duitsland, het aartsbisdom Hamburg-Bremen, en kwam vandaar door missionering in de Scandinavische landen terecht. In Noord-Duitse dialecten noemt men het feest Paasche en in Zweden Påsk(a).
Ostern is het gewone Duitse woord voor Pasen; het komt overeen met Engels Easter. De Latijnse liturgiediensten op de vroege paasmorgen werden wel albae (paschālēs) genoemd. Albae is het meervoud van alba, het vroege morgenlicht; in de albae herdacht men de wederopstanding van Christus uit het graf in de vroege ochtend. De vertaling van albae in het Duits en het Engels leverde Ostern en Easter op: het morgenrood begint immers in het oosten. In het Oudnederlands komt ostermanoth, letterlijk ‘paasmaand’, voor als benaming voor → april; het geschrift waarin deze naam voorkomt, is vertaald uit het Duits. (Bron)

Judaspenning (K.Stüber, GFDL)

Wilt u meer weten over eieren, de judaskus, de driemaal kraaiende haan of het paasvuur, dan klik op https://historiek.net/.

Tot slot de judaspenning (links). Men zegt wel dat Judas zijn 30 penningen zou hebben laten vallen of hebben weggeworpen. Daaruit groeide de judaspenning (einjähriges Silberblatt).

Wij wensen u zonnige paasdagen!

Missgunst vorm Fenster

Eifersüchtig schläft man besser? Ein kleines Vokabelproblem führte kürzlich zu einem absurden Missverständnis mit einer Freundin aus Norwegen, die zu Besuch war. Der Vorschlag war gut gemeint, nämlich die Jalousie herunterzulassen. Die heißt bloß auf Norwegisch anders, nämlich persienne. Das Wort sjalusi gibt es zwar auch, es bedeutet aber nur Eifersucht. Damit hatten wir unbeabsichtigt ein Paar von falschen Freunden in der Königsdisziplin gefunden: Lehnwörter, die unterschiedliche Wege gegangen sind.

Die französische jalousie hat in den germanischen Sprachen tatsächlich ziemlich viel Terrain eingenommen, nämlich einerseits als Neidgefühl und andererseits als Sichtschutz vorm Fenster. Beide sind natürlich miteinander verbunden: Die Jalousie schützt vor missgünstigen Blicken von außen.

Das Niederländische hat es sich dabei von allen Sprachen am einfachsten gemacht und das Wort einfach für beide Bedeutungen übernommen, orthographisch leicht angepasst als jaloezie – also längst nicht so radikal wie im Norwegischen. Damit steht Niederländisch wie so oft zwischen den anderen Sprachen:

Deutsch Niederländisch Englisch Norwegisch
Jalousie jaloezie jalousie

(auch: blind, shutter)

persienne
Eifersucht jaloezie jealousy sjalusi

Im Osten und im Norden kennt man nur für eines der beiden Konzepte dieses Lehnwort. (Wobei das Norwegische sich wieder ein anderes französisches Wort für den Blickschutz ausgesucht hat.) Im Westen, auf Englisch, unterscheidet man beide Wörter zumindest in der Schreibweise, wobei jalousie wohl eine ganz bestimmte technische Form bezeichnet, während blinds oder shutters sonst geläufiger sind. Die Details sollen Fachleute aus dem Bauwesen unter sich ausmachen.

Für das zugehörige Adjektiv hat sich das Niederländische noch etwas Besonderes einfallen lassen: Woher kommt das „r“ in jaloers wenn doch die französische Grundform nur jaloux lautet? Es gibt offenbar höchstens spekulative Erklärungen dafür.

Wem das alles zu unübersichtlich ist, kann auf Deutsch wie Niederländisch auch zu nicht-entlehnten Wörtern greifen: Missgunst bzw. afgunst. Interessanterweise haben sich die zwei Sprachen für verschiedene Präfixe entschieden um das Negative auszudrücken, also jemandem etwas nicht zu gönnen. Bei der deutlich allgemeineren Ungunst bzw. ongunst sind beide sich wieder einig. Zur Auswahl steht außerdem noch die ijverzucht, aber wenn selbst der Van Dale das Wort schon als archaïsch bezeichnet, ist es wohl wirklich nichts für den alltäglichen Sprachgebrauch.

Topaktuell ist dagegen – da Spielereien mit Lauten bzw. Buchstaben in diesem Wortfeld offenbar erlaubt sind – die sehr typisch niederländische Eifelsucht. Die Temperaturen steigen, das Wetter wird freundlicher, und schon tummeln sich unsere Nachbarn wieder auf dem Campingplätzen und in den Bungalowparks der deutschen Mittelgebirge. Ich gönne es ihnen: Zugegeben keine Art der Ferien, bei der ich große Missgunst verspüre.

Van Treptow naar Tervuren

In 1896 vond in het het kader van de Berlijnse Nijverheidstentoonstelling (Gewerbeausstellung) in Treptow de eerste Duitse koloniale tentoonstelling (Kolonialausstellung) plaats. Daarvoor werd aan de Karpfenteich een „negerdorp“ ingericht. De bewoners haalde men uit de zopas verworven Duitse kolonies: Togo, Kameroen, Duits-Zuidwest-Afrika, Duits-Oost-Afrika en Duits-Nieuw-Guinea. In exotische kostuums moesten ze het Duitse publiek vermaken en bekend maken met hun traditionele, „primitieve“ levenswijze. Menschenzoo heet dat in het Duits.
Natuurlijk maakte men van de gelegenheid ook gebruik om schedelmetingen te verrichten. Er waren tentoongestelden die dat niet zomaar over hun kant lieten gaan (bieten lassen). Een tentoonstelling in het Museum Treptow-Köpenick maakte dat duidelijk. Vanzelfsprekend overleefden niet allen het Duitse klimaat. Hun stoffelijke overschot (ihre sterblichen Überreste) werd door Berlijnse wetenschappers opgeëist. Dat was ten tijde van Wilhelm II.

Anonieme graven van omgekomen Congolezen (Rein1953, CC-BY-SA-4.0)

Een jaar later, in 1897 en iets meer naar het westen, om precies te zijn in Tervuren, bouwde Leopold II, koning der Belgen, drie „negerdorpen“ voor 270 „uitgenodigde“ Congolezen. Zij hadden dezelfde taak als bovengenoemde „gasten“ in Treptow: ze peddelden in een prauw (Prau, Boot) over de vijver van het park Tervuren en bevredigden de nieuwsgierigheid van de toegestroomde Belgen.
Ook hier vielen uiteraard slachtoffers te beklagen: Ekia, Gemba, Kitukwa, Mpeia, Zao, Samba en Mibange kregen een anoniem graf – geklaagd werd echter niet.

Waar dit was begonnen? In Berlijn!

Daar vond in 1884/85 de zogenaamde Congo- of West-Afrika-conferentie plaats. Op uitnodiging van Bismarck werd Afrika onder de deelnemende staten verdeeld. Duitsland kreeg de hierboven genoemde gebieden; Leopold II, koning der Belgen, verzekerde zich van Congo: het werd zijn persoonlijk eigendom.

Het uitzonderlijke geweld (afgehakte handen) waarmee dit gebied werd uitgebuit (Leopold II kon zijn hoofdstad Brussel uitbouwen) leidde tot internationale protesten. Het aantal doden wordt geschat op acht tot tien miljoen Congolesen. In 1908 nam de Belgische staat de kolonie over. Veel beter werd het voor de Congolezen niet.

Intussen had in Duits-Zuidwest-Afrika (het huidige Namibië) onder het bevel van Lothar von Trotha de eerste genocide van de de 20e eeuw plaatsgevonden: 40.000 tot 60.000 Herero en 10.000 Nama vonden de dood (1904-1908). In Duits-Oost-Afrika hadden de Duitsers de Maji-Maji-opstand (1905-1907) neergeslagen (75.000 tot 300.000 doden – daarvan 15 Europeanen, 73 Askaris (Afrikaanse soldaten in Duits-Oost-Afrikaanse dienst) en 316 aan Duitse kant vechtenden) …. en ze hadden het conflict tussen de Hutu’s en de Tutsi’s aangewakkerd (geschürt).
Op 6 april jongsleden werd de Rwandese genocide van 1994 waarvan de wortels tot in het Duitse koloniale verleden reiken, herdacht.

In 1918 – de Eerste Wereldoorlog was ten einde – verloor Duitsland zijn kolonies.
Zuid-Afrika kreeg het mandaat over Duits-Zuid-West: dat werd een bezetting onder een apartheid-regime! Bewoners van Duitse komaf (deutschstämmig) hadden daarmee weinig problemen. En het kleine België kreeg het mandaat over de gebieden (in voormalig Duits-Oost-Afrika) die tegenwoordig Rwanda en Burundi heten.

Leopold II had bepaald niet stil gezeten (untätig sein). Behalve dat hij Brussel met zijn Jubelpark verblijdde, had hij een Congomuseum in Tervuren in opdracht gegeven. Hij beleefde de opening niet meer maar stierf (december 1909) met al zijn intacte ledematen in een warm Belgisch bed.

 

(Dodeeric, CC-BY-SA-3.0)

Zijn opvolger, Albert I, opende dit museum in april 1910. Inmiddels is het museum

… uitgegroeid tot ’s werelds grootste museum op het gebied van Afrikaanse etnografische kunst, Centraal-Afrikaanse muziekinstrumenten, hoofdtooien en bezit het eveneens enkele indrukwekkende collecties mineralen, fossielen en biedt het voorts een gevarieerd overzicht van de bestaande Midden-Afrikaanse fauna en flora. Daarnaast herbergt het museum het volledig archief van Henry Morton Stanley (1841-1904) alsook een xylarium met meer dan 55.000 houtstalen. (Bron: historiek.net)

Wordt vervolgd

Nieuwe opleiding: BA Schiphol Studies

Onlangs vertelde ons een studente waarom zij voor een studie neerlandistiek had gekozen. We zijn altijd blij als iemand ons concrete redenen voor zijn of haar studiekeuze kan geven want het valt vaak moeilijk te achterhalen wat onze studenten precies van hun studie verwachten.

Sinds enkele dagen geleden bekend werd gemaakt dat de VU Amsterdam het BA-programma neerlandistiek voor goed zal schrappen zijn er (weer) discussies ontstaan rond het vak: waarom zou je neerlandistiek willen studeren, wat moet er in het vak veranderen? Op de eerste vraag kregen we dus een antwoord van onze studente. En haar reden – niet de enige, uiteraard – om neerlandistiek bij ons te komen studeren was enigzins verrassend.

Hoe ‚Nederlands‘ zijn eigenlijk woorden zoals ‚bagage‘ of ‚transfer‘? (Husky, CC-BY-SA 3.0)

Zij moest ooit op Schiphol overstappen en ze vond de luchthaven zo fascinerend dat ze geïnteresseerd raakte in de Nederlandse taal en cultuur. Op het eerste gezicht lijkt dit een beetje absurd: hoe ‘Nederlands’ is Schiphol nog? Is een internationale non-space representatief voor het land? Nee, zou je kunnen zeggen. Maar toch: eigenlijk wel.

Laten we beginnen bij het argument dat waarschijnlijk het minst overtuigend is: de economie. Schiphol is een van de belangrijkste werkgevers, inkomensbronnen en handelsplaatsen van Nederland. We vertellen onze studenten graag dat ze een vreemde taal moeten studeren omdat land X een belangrijke economische partner is, omdat ondernemingen mensen nodig hebben die vreemde talen en culturen begrijpen. Het verbaast me dus niets dat iemand nu een van de economische hubs van Nederland als reden voor een studie neerlandistiek noemt. Het economie-discours dat op de VU Amsterdam juist tot het einde van het vak heeft geleid wordt hier weer een argument voor het vak. Desondanks vind ik het verkeerd, gevaarlijk zelfs, dat dit soort utilitaristische benaderingen van taal en cultuur zo dominant zijn in de discussie rond de toekomst van de geesteswetenschappen.

Waarom zou Schiphol wel een motivatie voor een studie neerlandistiek bieden? Ten eerste is de luchthaven een goede invalshoek om in het onderwijs belangrijke factoren van de cultuurgeschiedenis te illustreren. Nederland of de Lage Landen zijn altijd geglobaliseerde maatschappijen geweest. Het is geen toeval dat in een middelgroot Europees land een van de belangrijkste luchthavens ter wereld is ontstaan. Je zou Schiphol dus als voorbeeld kunnen gebruiken om met een historisch perspectief te tonen welke verbindingen Nederland heeft met de wereld, met alle positieve (cultuurcontact, welstand) en negatieve gevolgen (kolonialisme, klimaat en milieu).

De luchthavenbibliotheek op Schiphol. (S. Cobb, PD)

Ook voor de letterkunde is een luchthaven een interessant onderwerp – er zijn tal van boeken en ook films die tussenmenselijke betrekkingen op luchthavens of in vliegtuigen tonen. Zij bevorderen de ontwikkeling van conflicten, contacten, ontdekkingen, vriendschappen en romantiek. Als je over het belang van reizen voor de literatuur in het algemeen wil spreken, waarom niet met vliegtuigen beginnen in plaats van schepen? Tegelijkertijd zijn luchthavens belangrijke plaatsen voor de literatuurreceptie. Ook al is het geen bijzonder edele motivatie, maar als de mensen op hun vlucht moeten wachten en zich vervelen, gaan ze naar de boekwinkel om iets te lezen te hebben, ofwel gaan ze naar de webwinkel en downloaden luisterboeken, series enz. Boekwinkels op de luchthaven verkopen vooral mainstream-literatuur die groot commercieel succes belooft. In het Engels is er daar een eigen begrip voor: airport novels (in België ook bekend als stationsromans). Voor de discussie rond concepten zoals wereldliteratuur is dat juist interessant. Je zou bijvoorbeeld de studenten kunnen laten onderzoeken welke boeken er worden aangeboden en waarom. Een boekwinkel op Schiphol moet een erg divers publiek kunnen aanspreken: de toerist die voor zijn strandvacantie op Aruba nog iets te lezen wil meenemen; de zakenman die onderweg is naar Zurich en een uurtje in The Economist wil bladeren; het Turks-Nederlandse meisje dat van fantasy-romans houdt en voor haar bezoek aan opa en oma in Anatolië nog afleiding nodig heeft. Literatuur over en op de luchthaven – daar zou je een boeiend college van kunnen maken. Er is trouwens ook een bibliotheek op Schiphol, en een dependance van het Rijksmuseum, de luchthaven is dus eigenlijk allang een plaats van literatuur en cultuur.

En hoe zit het met de taal? Op Schiphol wordt toch nauwelijks meer Nederlands gesproken?! Toch wel – maar naast ontelbare andere talen. De luchthaven is waarschijnlijk meer dan andere plaatsen een weerspiegeling van de meertalige maatschappij. Kijk bijvoorbeeld naar de linguistic landscapes en de soundscapes van Schiphol: reizigers die van alles en nog wat spreken, mededelingen in het Engels én in het Nederlands (soms met een accent). Als beginnend student Nederlands krijg je voor elke zin in het Nederlands min of meer onmiddellijk een Engelse vertaling; dus ook voor de taalverwerving is het een goede omgeving.

Souvenirs op Schiphol. (A. Salo, CC-BY-SA 3.0)

En hoe ziet de communicatie eruit als je bepaalde microstructuren van de luchthaven nader bestudeert? De mensen die de bagage laden en lossen – ik zou veronderstellen dat dit vaak meertalige mensen zijn die in een ruwe omgeving met veel lawaai en drukte met elkaar omgaan. Dat zal zeker een effect hebben op hun taalgebruik bij het werk. Spreken zij Nederlands, en met welke kenmerken? Of welke strategiëen hebben servicemedewerkers voor gesprekken met klanten die weinig of geen Nederlands en Engels spreken?

Schiphol is alleen on-Nederlands en daarom voor de neerlandistiek niet representatief als je een romantisch, homogeen en traditioneel beeld van Nederland wil tonen. Maar Nederland als geglobaliseerde samenleving die steeds in beweging is, met veel contact naar buiten – daar zie je alle aspecten van op Schiphol. Je vindt trouwens genoeg windmolenkitsch in de souvenirwinkels om nog een karikaturale rest van de ‘traditionele’ kant van Nederland te kunnen aanvoelen.

Onze studente is op de luchthaven maar heel kort in aanraking gekomen met Nederland, maar toch genoeg om nieuwsgierig te worden. Ze heeft intuïtief een stukje van de essentie van Nederland ontdekt. Haar gedachte om na deze ervaring neerlandistiek te gaan studeren is veel minder absurd dan je zou denken.

Misschien ligt hier ook een oplossing voor de crisis van het vak: laat de VU Amsterdam vanaf volgend semester gewoon een B.A. in International Schiphol Studies aanbieden. Dat zal het bestuur van de universiteit best leuk vinden, want het schijnt nuttig voor de economie (misschien zou de luchthaven die opleiding zelfs kunnen sponseren, met logo en slogan op het diploma) – en de docenten en onderzoekers kunnen alsnog geweldig onderzoek blijven doen in de taalkunde, cultuurwetenschappen en letterkunde.

Kleine gelbe Hessen

Es ist inzwischen ein paar Jahre her, seit das Deutsche den Namen einer Protestbewegung exportiert hat: Pegida. Seit Ende des letzten Jahres macht ein neuer Begriff die Runde: die gilets jaunes aus Frankreich. Mit Pegida haben sie die Kopflosigkeit gemein, politisch sind sie dagegen (noch?) deutlich weniger fassbar: Von konkreten Forderungen zur sozioökonomischen Lage bis hin zu antidemokratischer Gewalt ist alles vorhanden.

Die Heterogenität mag mit dazu beitragen, dass die Bewegung selbst in den Nachbarländern bisher recht wenig Nachahmung findet – bei Pegida mit seiner klar rechtsnationalen Ideologie ging die Ausbreitung jenseits der Landesgrenzen deutlich schneller. Wo bisher Pegida war, da versucht man in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden mit mittelmäßigem Erfolg, die gelben Westen als Markenzeichen zu übernehmen und in die völkisch-nationalistischen Demonstrationen zu integrieren.

Gelbweste im natürlichen Lebensraum. (N. Gyachung, CC-BY-SA 4.0)

Trotzdem wird über die gilets jaunes natürlich viel gesprochen und geschrieben. Allerdings vergleichsweise selten als gilets jaunes in der Originalform. Auf Deutsch ist viel öfter von Gelbwesten die Rede, auf Niederländisch von gele hesjes.

Es zeigt sich wieder, wie das Deutsche ein Adjektiv und ein Nomen gerne zu einem Kompositum zusammenzieht, während man beide im Niederländischen oft getrennt hält. Damit erreicht man auf Deutsch praktische Bedeutungsunterschiede: Das Nomen behält seine ursprüngliche Bedeutung und wird durch das Adjektiv näher beschrieben, wenn beide separat bleiben. Werden sie verbunden, dann entsteht oft eine übertragene Bezeichnung, z.B. mit einem metaphorischen oder metonymischen Hintergrund. Eine gelbe Weste ist einfach nur ein Kleidungsstück mit einer bestimmten Farbe. Eine Gelbweste ist ein Mitglied der Protestbewegung, erkennbar an genau diesem Accessoire. Ebenso weiß man beispielsweise, dass ein Schwarzkittel ein Wildschwein ist, ein schwarzer Kittel dagegen einfach ein dunkles Kleidungsstück.

Im Niederländischen sind solche Unterscheidungen seltener an der Form zu erkennen. In der Regel reicht der Kontext trotzdem aus, um zu entscheiden, ob ein geel hesje eine beliebige Warnweste ist oder ob es um ein spezifisches Symbol für politische Unzufriedenheit geht. Im Deutschen hat sich Gelbwesten auch noch nicht komplett durchgesetzt; die getrennte Form ist immer noch häufig zu finden. Aber auch hier lässt sich gut markieren, dass es nicht einfach um irgendein ärmelloses gelbes Stück Stoff geht, nämlich mit der Großschreibung als Gelbe Westen.

Interessant ist, dass die niederländischen hesjes praktisch immer im Diminutiv vorkommen. Das liegt nicht daran, dass man die Protestbewegung verniedlichen möchte oder sie nicht ernst nimmt. Das Kleidungsstück an sich wird einfach selten als hes bezeichnet. Ob der Diminutiv darauf zurückgeht, dass eine solche Weste immer ärmellos ist, also quasi reduziert gegenüber vergleichbaren Kleidungsstücken? Unter einem Gelbwestchen würde ich mir jedenfalls eher einen Kanarienvogel vorstellen als jemanden, der am Kreisverkehr die Durchfahrt blockiert.

Auch wenn die Gelbwesten ein französisches Phänomen sind: Das niederländische Wort selbst ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein deutsches Lehnwort. Es lässt sich zwar nicht mit Sicherheit belegen, spekuliert wird aber offenbar, dass es letztendlich auf Hessen zurückgehen könnte.

Versuch der Übernahme: Niederländische Gelbwesten in Schwarz-Weiß. (G. van Nispen, CC-BY-SA 2.0)

Aber warum wird nicht der französische Begriff übernommen, wieso die Lehnübersetzungen? Immerhin hat sich Pegida doch in vielen Nachbarsprachen rasend schnell verbreitet. Vielleicht weil gilets jaunes sich mit dem [ʒ] nicht so leicht ins Deutsche oder Niederländische einpasst: Den Laut gibt es zwar in vielen Lehnwörtern und das Wort gilet alleine kennen Deutsch und Niederländisch auch, als Teil eines schicken dreiteiligen Anzugs. Aber zumindest im Deutschen wird der Laut oft genug durch andere Laute oder Kombinationen ersetzt. Zahlreiche Dschornalistinnen und Schurnalisten kennen das. Und zweimal [ʒ] hintereinander ist vielleicht einfach zu viel. Weniger Schwierigkeiten hat man mit dem [ʒ] nur im Land der Aschebeschä: in Hessen. Also dort, wo die Westen herkommen. Sicher kein Zufall.

Mief-maf-muf? – Mof!

Het was een enigszins groteske mailwisseling tussen Philipp Krämer en mij: het ging om Mief, muf en mof… behoorlijk maf (albern) dus!

(Amada44)

Het begon allemaal met spruitjeslucht: dat is de geur (Duft) van spruitjes (Rosenkohl).
Spruitjeslucht heeft echter in het NL tevens de betekenis: der Mief, der Muff
De dikke Van Dale beschrijft spruitjeslucht als: be­nau­wen­de (beklemmend), be­krom­pen (spießbürgerlich), klein­bur­ger­lij­ke pro­vin­ci­a­le at­mo­sfeer.
Het Nederlandse adjectief hiervoor luidt: muf (langweilig, muffig).

(CC-PD-Mark)

Ja, en toen kwam uiteraard de mof langs!
Dat is – geheel waardevrij – een Muff of Pulswärmer (lat. muffulaPelzhandschuh).

Maar we hebben uiteraard ook nog, aldus de Dikke, de betekenis : ± Teutone.
Nou ja… mof is sinds de 16e eeuw een scheldwoord voor Duitsers. En dat het tot op de dag van vandaag bekend is, heeft natuurlijk met WO II te maken. In die tijd, en lang daarna was de mof een nazi. Ik word zo nu en dan in NL of België ook nog wel eens begroet met: Ha! Out of Moffrica?

Maar hoezo? Op de etymologiebank lees ik bij mof:

Ontleend aan Duits Muff, scheldwoord voor ‘mopperaar, ongemanierde’, wrsch. een mopperklanknabootsend woord (Grimm).

Mopperen is nörgeln, murren. Klanknabootsend (lautnachahmend).

Hessenkar (CC-Zero)

Een goede vriend, leraar Duits, nodigde me ooit uit voor een etentje in Leusden: Restaurant De Mof. Gezellige avond, voortreffelijk gegeten.
En waarom heet een restaurant zo?
Het ligt, zo werd me verteld, aan een historische Hessenweg. En daarover weet historicus Maarten van Rossum meer. In de 17e eeuw werd handel gedreven en wat uit het oosten aankwam op een hessenkar (overigens ook de naam van een restaurant), werd in de buurt van Utrecht, Amersfoort overgeladen op schepen: dat was goedkoper en sneller!

Op deze Duitse Wikipedia-Site vind ik een uitleg voor het woord mof waarin ik me niet kan vinden. Het Nederlandse mof zou een in Nederland negatieve (abwertend) benaming voor Duitsers zijn – ja, maar niet overal en altijd dus!
In het Limburgs zou dat pruusj (aus Preußen) zijn. Quatsch! (onzin, flauwekul)
Het (Limburgse) Pruusj is een waardevrije benaming voor sympathieke en minder sympathieke oosterburen. Klik dus ook eens op de Nederlandse versie!

En zeg niet dat het bij de neerlandistiek aan de FU een muffe boel (langweilig) is!

Dänische Miszellen IV

Woher die Zuiderzee ihren Namen hat, haben wir schon einmal geklärt: Sie liegt zwar für den größten Teil der Niederlande eigentlich im Norden, aber eben südlich der Nordsee. Die Nordsee heißt auch auf Niederländisch Noordzee, geographisch logisch. Man behauptet, den Namen hätten die Friesen geprägt, deren Siedlungsgebiet entlang der Küste die Blickrichtung bestimmte. Von da aus hat sich der Name auch dort festgesetzt, wo er etwas unsinnig ist: die North Sea ist aus Großbritannien gesehen im Osten; für Norwegen liegt Nordsjøen im Südwesten. Nur Dänemark schert aus der Reihe. Man spricht zwar auch von Nordsøen, mindestens ebenso verbreitet ist aber die Bezeichnung Vesterhavet: das Westmeer.

Auf Schwedisch ist Västerhavet enger begrenzt, nämlich auf Skagerrak und Kattegat – die beiden Meeresteile direkt westlich von Schweden, die Dänemark von der skandinavischen Halbinsel trennen. So sehr diese zwei Meerengen auch eine innerskandinavische Angelegenheit sein mögen, beide Namen sind ursprünglich niederländisch. Ein kattegat bezeichnet in der Seefahrt allgemein eine gefährliche Engstelle: ein Loch, durch das nur eine Katze durchschlüpfen kann. Inzwischen hat sich die Bezeichnung auf die Durchfahrt von der Nord- zur Ostsee beschränkt.

Am dänischen Westmeer. (PK)

Auch Skagerrak kommt aus der niederländischen Seefahrtssprache, kann aber genauso gut niederdeutsch sein. Ein rak ist eine (meist gerade) Fahrtstrecke eines Gewässers, in diesem Fall diejenige bei der Küstenstadt Skagen in Nordjütland. Ein anderes bekanntes Beispiel ist der Straßenzug Damrak in Amsterdam.

Die Seefahrt hat auch außerhalb der Landschaftsnamen in Dänemark Spuren hinterlassen. In der Stadt Ringkøbing an der Küste des Westmeeres weist eine Tafel auf einen traditionellen Bootstyp hin: die smakkejolle. Die Tafel erklärt: „Smak kommt aus dem Plattdeutschen und Holländischen und bezeichnet einen speziellen Segeltyp.“ Gemeint ist ein Segel, das man mit einem kräftigen Schwung wenden kann, mit einem smak eben. Aber ein Wort aus dem Plattdeutschen und Holländischen? Ausgeschlossen ist es nicht, dass die beiden nah verwandten Sprachen dasselbe Wort haben – oder dass das Wort so weit zurückgeht, dass man sowieso historisch nicht von klar getrennten Sprachen ausgehen kann.

Auch der Van Dale kennt übrigens den Begriff smak noch als eine Art Boot „van de vorm van een tjalk, met een gro­te en een klei­ne mast en zwaar­den.” Bei tjalk und zwaard im Bootsbau bin ich als Binnenlandkind mit der Übersetzung ins Deutsche endgültig überfordert.

Wer übrigens mehr niederländische Geschichte in Dänemark kennenlernen will, kann in der Ausgabe von VakTaal aus dem Dezember 2018 den Beitrag von Joost Robbe lesen: Auf der Insel Amager, auf die sich inzwischen die Stadt Kopenhagen ausgebreitet hat, findet man Spuren von Siedlern aus den Lage Landen – aber waren es Holländer, oder doch eher Flamen?

Dänische Miszellen III

Zu den faszinierenden kleinen Unterschieden zwischen Deutsch und Niederländisch gehört der Plural auf -eren, den das Deutsche nicht kennt. Als Ansammlung von gleich zwei Pluralendungen, die jeweils einzeln auf Deutsch durchaus bekannt sind, werden manche Substantive in der Mehrzahl so gebildet: blad – bladeren, kind – kinderen.

In den germanischen Sprachen kommen bei den Worten für Kind interessanterweise praktisch alle unterschiedlichen Möglichkeiten vor, die unsere Sprachfamilie überhaupt für Plurale zur Verfügung hat. Das Dänische hat dabei, ähnlich wie das Niederländische, eine Besonderheit auch gegenüber seinen direkt verwandten Nachbarsprachen (wie sonst nur die „altertümlichen“ Sprachen im Atlantik, nämlich Isländisch und Färöisch).

Sprache Singular Plural Verfahren
Deutsch Kind Kinder –er
Niederländisch kind kinderen -eren
Dänisch, Isländisch, Färöisch barn børn / börn Umlaut
Norwegisch, Schwedisch barn barn formgleich
Friesisch bern bern formgleich
Englisch child children -ren, Monophthong

Umlaute im Plural kennen wir auch im Deutschen (Ton – Töne), aber in der Regel mit einem zusätzlichen Pluralmorphem am Ende. Nur in manchen Dialekten spielt sich etwas anderes ab. Aus älteren Generationen meiner Familie vom Mittelrhein kenne ich beispielsweise noch den Plural mit Stammreduktion: das Kind – die Kinn.

Die Wurzel des Wortes für Kind ist übrigens eines der auffälligen Beispiele, bei denen sich das Friesische sowohl von Niederländisch als auch von Deutsch unterscheidet, und den skandinavischen Sprachen näher ist.

Aus Belgien kommen mir Beschwerden von Puristen zu Ohren, dass dort im Verkehrsfunk inzwischen immer wieder von wegwérkzaamheden die Rede sei. Mit Betonung auf werk statt auf weg. Nun ist Sprache natürlich immer eine Baustelle, und hier könnte sich eine Akzentverschiebung andeuten.

Normalerweise werden Komposita im Deutschen wie im Niederländischen auf dem ersten Element betont. Aber weg wirkt hier mit seinem kurzen Vokal und der einzelnen Silbe vielleicht zu sehr wie ein Präfix, das in solchen Fällen eher keine Betonung bekommt. Regelhaft ist das im Niederländischen wie im Dänischen – und anders als im Deutschen. Dort betonen wir gerne auch mal Präfixe, beispielsweise dann, wenn sie aus einer Präposition hervorgegangen ist:

opmerkzaam

opmerkzaamheid

opmærksom

opmærksomhed

aufmerksam

Aufmerksamkeit

overzichtelijk overskuelig übersichtlich
aantrekkelijk

aantrekkelijkheid*

anzüglich

Anzüglichkeit*

optrækkelig aufziehbar

*Die Bedeutung ist im Deutschen und Niederländischen nicht exakt identisch (aantrekkelijk wäre eher anziehend, attraktiv). Es geht bei diesem Beispiel also nur um die Struktur.

Dass wir im Deutschen selbst bei langen Wortbildungen wie Aufmerksamkeit mit zwei Ableitungen (-sam und -keit) den Akzent ganz nach vorne tragen, ist im Vergleich ziemlich ungewöhnlich. Das Niederländische ist sich hier mit dem Dänischen einig, dass man lieber die Betonung auf dem Kern lassen sollte – und zwar auch bei Lehnwörtern, denn opmærksom ist ausgerechnet aus dem Deutschen ins Dänische gekommen. (Ob das ebenso fürs Niederländische gilt oder ob es einfach eine Parallelbildung ist, ließ sich nicht nachprüfen, dazu sagt leider auch die Etymologiebank nichts.)

Oostig?

In diesen Tagen geht durch die Zeitungen und Feuilletons eine Debatte: Wer oder was ist eigentlich „ostdeutsch“? Zur umfassenden Identitätssuche gehört oft auch die Frage, ob es in der Sprache noch DDR-Erbe gibt.

Ob auf Dauer Kombinat oder die Kaufhalle überleben werden – wer weiß? Übersehen wird manchmal, dass auch die Wiedervereinigung selbst einen neuen Wortschatz geprägt hat, darunter den Wendehals oder die Treuhand. Zu den recht oft benutzten, aber wenig beachteten Neuerungen gehört ein Adjektiv: ostig.

Der Duden umschreibt das Wort mit „ostdeutsch [wirkend], (aus westdeutscher Sicht) für die DDR typisch“. Eingebaut ist also schon eine bestimmte Perspektive, oft auch eine Wertung. Als ostig gelten Dinge, die eher nicht für wertvoll, ästhetisch oder fortschrittlich gehalten werden. (Hier mehr Belege und eine gute Erläuterung.)

Im Van Dale gibt es keine niederländische Entsprechung für das Adjektiv; vielleicht ist es einfach zu spezifisch? Eine Übersetzung lässt sich schwer spontan erfinden. Oostijk oder oosterijk (sieht zu sehr aus wie Oostenrijk),vielleicht oostachtig? Auch auf das schon bestehende oostelijk kann man schwer zurückgreifen: Ich vermute, einen Satz wie Het behang in deze kamer ziet er erg oostelijk uit würden nur wenige verstehen oder sinnvoll finden.

Es wird nicht einfacher dadurch, dass sich die Adjektive mit Bezug zum Osten im Deutschen und Niederländischen teils überschneiden, aber nicht vollständig. Eine ungefähre Zuordnung könnte so aussehen:

oostelijk östlich
oosters östlich
? ostig

Oostelijk bezieht sich in erster Linie auf die Himmelsrichtung, also auf ein geographisches Kriterium. Wo Osten ist, ist immer relativ, je nach Standpunkt. Deshalb ist es merkwürdig,

Ziemlich ostig: die Sprelacart-Schrankwand im DDR-Museum Pirna. (F. Lehmann, CC-BY SA 4.0)

wenn etwas oostelijk aussehen soll. Oosters ist tendenziell stärker verbunden mit einem östlichen Kulturraum und an den Standpunkt (West)Europa geknüpft. Was oosters ist, liegt in Osteuropa oder sogar eher in Asien, im früher so genannten Orient oder kolonialhistorisch bisweilen auch in de Oost. Eine Tapete, die oosters aussieht, wirkt wie aus Asien oder dem Nahen Osten – jedenfalls nicht ostig.

Interessanterweise nennt der Van Dale bei beiden Wörtern als Alternative noch oriëntaal, etwa beim Beispiel de oostelijke uithoek van Azië. Ob man den östlichsten Rand Asiens ohne seltsame Blicke des Gegenübers auch de oriëntale uithoek van Azië nennen könnte, da habe ich meine Zweifel.

Das Gegenstück zu oosters ist westers, während oostelijk und westelijk einander gegenüberstehen. Die Bedeutungen verhalten sich in etwa parallel; auf Deutsch kennen wir auch hier nur westlich (oder im Höchstfall noch okzidental). Ein Gegenstück zu ostig gibt es dagegen nicht. Dabei könnte man typisch westdeutsch anmutende Erscheinungen ohne Probleme auch westig nennen. Mir würde dazu jede Menge einfallen: von Autobahnen zerschnittene Innenstädte, 3-stöckige Mehrfamilienhäuser mit alttürkisfarbenen Kacheln im Eingangsflur, insgesamt die Ästhetik ungefähr jeder durchschnittlichen Seitenstraße in Wilmersdorf.

Interessanterweise kennt das Deutsche sehr wohl Unterscheidungen bei Nord und Süd:

zuidelijk südlich
zuiders südländisch
noordelijk nördlich
noords nordisch

Nun hat südländisch inzwischen viele Konnotationen angehäuft, entweder ein halb romantisiertes und halb paternalistisches Bild von Lebensgefühl und Nichtstun im Mittelmeerraum, oder aber eine kaum verhüllte Chiffre für rassistische Umschreibungen von Menschen, die man nicht im Land haben möchte. Zumindest das erste Bündel von Konnotationen trifft auf zuiders auch zu. Das Wort sehen der Van Dale und Taaladvies übrigens als belgisch an; in den Niederlanden gibt es nur zuidelijk. Dass im Norden des Sprachgebiets ausgerechnet die Unterscheidung zuiders – zuidelijk nicht funktionieren soll, da wäre ich neugierig auf muttersprachliche Einschätzungen.

Und auch warum es im Niederländischen noords und nicht noorders heißt, darf mir gerne jemand erklären. Mit etwas Nordischem geht es jedenfalls demnächst weiter: In den Dänischen Miszellen III und IV, unter anderem mit der Nord- und Westsee.