Was haben Menschen gegen Geschlechtergerechtigkeit und Diversität? Wie reagiere ich, wenn meine Überzeugungen und Arbeit vehement kritisiert und in Frage gestellt werden? In einer Reihe wollen wir uns damit auseinandersetzen, welche Widerstände das Thema ‚Gender und Diversity‘ auf sich zieht.
Autorin: Svenja Efinger
„Das Eigentor der Diversitätsapostel“ titelt welt.de am 16. Februar 2022, die Süddeutsche Zeitung fragt eine Woche zuvor „Ist das Vielfalt oder tut das nur so?“ und die Neue Zürcher Zeitung berichtet am 20. Mai 2022 von „Diversity-Extremisten an den Unis – warum sich ausnahmsweise eine Täter-Opfer-Umkehr lohnt“.
Wären solche Zeitungsbeiträge noch vor 20 Jahren Randerscheinungen des gesellschaftlichen Diskurses gewesen, erscheinen heute täglich neue Auseinandersetzungen und Meinungsbilder zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und Diversität. An vielen Hochschulen sind Ziele von Antidiskriminierung und Vielfalt bereits in Stellungsnahmen und Konzepten festgeschrieben. Mit der Verbreitung von diversitätspolitischen Maßnahmen in Arbeitsumfeld, Freizeitgestaltung, privaten und öffentlichen Räumen, hat sich in den Köpfen eine ungefähre Vorstellung dessen gebildet, was Diversity ist und wofür sie da ist.
Dabei stoßen Forderungen nach Diversität und politische Maßnahmen nicht nur auf Begeisterung, sondern immer wieder auf Widerstände. Wie weit diese Kritik verbreitet ist und welche Widerstände sich in der breiten Öffentlichkeit hartnäckig halten, zeigt sich anhand allgegenwärtiger Äußerungen wie
„Diversity betrifft mich nicht.“
„Man darf jetzt Garnichts mehr sagen.“
„Gender Studies sind pure Ideologie.“
In den nächsten Monaten möchten wir uns mit einer Beitragsreihe diesen und anderen klassischen Widerständen widmen. Dabei geht es uns um die fundierte Auseinandersetzung mit Ressentiments und Missverständnissen, die uns als Gleichstellungsakteur*innen regelmäßig begegnen. Wir wollen versuchen, gängigen Vorurteilen und Fehleinschätzungen statistische und demographische Realitäten von Diversität entgegenzustellen und die Bedeutung von Vielfalt als zentralen Wert gesellschaftlichen Miteinanders herauszuarbeiten. Zentrale Pfeiler von Geschlechtergerechtigkeit und Diversität an der Hochschule ist die Arbeit hin zu Antidiskriminierung und die aktive Förderung von Teilhabe.
Uns sind neben den drei genannten noch viele weitere Einwände gegen Diversität eingefallen – Ihnen mit Sicherheit auch.
Für die Beitragsreihe möchten wir nicht nur unsere eigenen Erfahrungen mit Widerständen sammeln und einordnen, sondern auch interaktiv ein umfassenderes Bild von Kritik an Diversität erstellen.
Da wir uns Vorurteilen widmen wollen, die durch ihre Popularität und weite gesellschaftliche Verbreitung Geltung beanspruchen, sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Mit Sicherheit sind auch Sie schon mit Fehlwahrnehmungen, Ressentiments oder Missverständnissen konfrontiert worden oder haben in Ihrer Arbeit Gegenwind zu spüren bekommen. Berichten Sie uns gerne davon! Dafür können sie entweder die Kommentarfunktion unter diesem Blogbeitrag nutzen oder unserem Aufruf auf Twitter folgen.