Feministische KI – Künstliche Intelligenz für alle?

The aim of this image is to highlight that data, in both its ‘raw’ and reinterpreted form in AI systems, has a human origin. While moving through different seemingly abstract systems, a recognition of this origin highlights the notion of “human in the loop” and pushes back against the notion of AI as a ‘black box’. This work explores this idea through the symbolism of the mirror and reflection. While there is a magic in looking at the output of an AI system, there is also a need to ground this in the realism that such outputs are a reflection of society - the good and the bad.

Künstliche Intelligenz geht uns alle an! Im vorgestellten Seminar lernen Studierende ihren alltäglichen Umgang mit KI-Anwendungen wie KI-Assistenzsystemen, Dating-Apps & Chat GPT aus soziotechnischer Perspektive kritisch zu analysieren, Gefahren und Potentiale zu identifizieren, feministisch neu zu denken und aktivistisch zu agieren.

KI ist überall!

Künstliche Intelligenz ist mittlerweile in nahezu jedem Bereich unseres Lebens präsent. Von Algorithmen die uns Datingpartner*innen vorschlagen, über Gesichtserkennungssoftware, mit der wir unser Smartphone entsperren, bis hin zu intelligenten Chatbots, die wie ChatGPT mit uns kommunizieren und uns bei schriftlichen Arbeiten unterstützen. KI hat großartiges Potential. Sie kann für uns komplexe Probleme lösen und uns in vielen Bereichen das Leben erleichtern, sie kann aber gleichzeitig auch diskriminieren und zum Ausschluss von Personengruppen beitragen und Macht- und Herrschaftsmechanismen verstärken. Um KI nicht nur leistungsstark und profitorientiert, sondern auch für möglichst viele Menschen gerecht, fair und inklusiv zu gestalten, ist es unerlässlich KI nicht als rein technisches Phänomen zu betrachten.

Ein feministischer Blick auf KI ist für Studierende aller Fächergruppen relevant!

KI ist von Menschen gemacht und kann genau so wenig neutral sein wie diese! Wie KI-Daten verarbeitet werden, ist deshalb von individuellen, sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst. Umso wichtiger ist es, nicht mit einem rein technischen, sondern auch mit einem interdisziplinären feministischen und holistischen Blick auf Potentiale und Risiken von KI zu schauen. Genau dies wird im Seminar Feministische KI – Künstliche Intelligenz für alle? gemacht. Studierende aller Fächergruppen schauen auf ein vermeintlich technisches Thema und entdecken sowohl analytisch als auch spielerisch, wie wichtig der Einschluss sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlicher Perspektiven auf die Thematik ist.

Was bedeutet es also, mit feministischem Blick auf KI zu schauen? Eine feministische Perspektive deckt Macht- und Herrschaftsstrukturen auf und analysiert, wer von diesen profitiert und wer nicht. Sie identifiziert Normierungen und Dichotomien, berücksichtigt Ungleichheits- und Diskriminierungskategorien (race, class, disability, first generation adacemic, etc.) wie auch Mehrfachdiskriminierungen. Im Seminar wird deshalb ein analytischer Blick auf Ungleichheits- Diskriminierungs- und Exklusionsmechanismen von KI-Anwendungen geworfen und es werden die in die Technologie eingeschriebenen Bias, Sexismen, Rassismen, Dichotomien, Normierungs- und Kolonialisierungspraxen aufgedeckt.

Von Tinder & Bumble, Ghost-Work und queeren Sexrobotern

Thematisch werden die vier KI-Themenkomplexe Liebe, Roboter, Arbeit und Kreativität behandelt – Themen mit denen viele Studierende, wenn auch meist unbewusst, schon Berührungspunkte haben und bei denen sie aus eigenen Erfahrungen schöpfen können. Dabei wird ein thematischer Bogen von normativen Algorithmen bei Dating-Apps über das Leben und Lieben mit Robotern bis hin zur Ausbeutung von Clickworker*innen geschlagen. Theoretische und anwendungsorientierte Phasen wechseln sich im Seminar ab. So schlüpfen die Studierenden im Queerbot-Workshop in die Rolle von Roboterdesigner*innen und überlegen, nach welchen Kriterien sie materialisierte KI jenseits von Normierungen, Dichotomien, Sexismen und Rassismen neu denken und designen können. Konzepte von Geschlecht, Sexualität, Liebe, Begehren, Partner*innenschaft und Materie werden dabei von Grund auf neu gedacht und das queer-feministische Potential von KI und Robotik wird ausgeschöpft.

Eine kritisch feministische Perspektive auf KI ist für eine gerechtere Welt unerlässlich!

Im Seminar analysieren die Studierenden KI im Kontext von androzentrischen, eurozentrischen, anthropozentrischen, kapitalistisch-patriarchalen Strukturen. Sie lernen, dass es unerlässlich ist, Diversität in algorithmische Modelle, Datensätze und Systeme einzubinden und dass KI niemals unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Kontext gedacht werden kann. Neben der theoretischen Unterfütterung bekommen die Studierenden einen Einblick in die aktuelle Forschung der Dozentin zu feministischer, aktivistischer KI und Robotik, wenden selbst KI an und werden kreativ und entwickeln Lösungs- und Regulierungsmöglichkeiten für eine gerechtere inklusive KI.

Fazit des Seminars ist: KI geht uns alle an! Wir können jeden Tag auch im Kleinen dazu beitragen, dass KI vielfältiger wird! Eine kritisch feministische Perspektive auf KI ist für eine gerechtere, vielfältige Welt unerlässlich!

Das von Dr. Tanja Kubes angebotene Seminar kann über das ABV Modul des Margherita-von-Brentano-Zentrums belegt werden und wird mit einem von Claudia Sommer durchgeführten Sensibilisierungstraining kombiniert. Das Seminar richtet sich an Studierende aller Fächergruppen, die sich kritisch feministisch mit Digitalisierungsprozessen auseinandersetzen möchten und zugleich neugierig auf aktivistische Aspekte sind. Vorkenntnisse zu KI sind nicht erforderlich!

Dr. Tanja Kubes arbeitet als Soziologin und Ethnologin am Fachbereich Physik der FU Berlin und forscht zu Mensch-Roboter-Beziehungen und feministischer Künstlicher Intelligenz (KI). Als Expertin für sozio-technische Themen und Gender Studies arbeitete sie als Forscherin und Dozentin an der TU München, TU Berlin, TU Graz, Universität Vechta und LMU München. Sie ist Sprecherin der AG DIG*IT*AL der Fachgesellschaft Geschlechterstudien, die sich kritisch mit Digitalisierungsprozessen und künstlicher Intelligenz auseinandersetzt, und Sprecherin der AG Umwelt/Multispecies Anthropology der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie. Zudem ist sie Mitglied des Editorial Boards der Publikationsreihe LAGENda und Gutachterin und Expertin für zahlreiche internationale Fachzeitschriften und Wissenschaftsorganisationen (DIN, UNESCO).

Weiterführende Literatur

Bath, Corinna; Kubes, Tanja; Steinke, Jannis. 2023. Feministische Interventionen zu einer vertrauenswürdigen KI. Feminina politica. Juni 2023. https://www.budrich-journals.de/index.php/feminapolitica/issue/view/3175

Kubes, Tanja. 2021. Soziale Roboter im sexuellen Bereich. Forschungsstand, neomaterialistische Perspektiven und queeres Potenzial. In: Bendel, Oliver (Hrsg). Soziale Roboter. Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31114-8_24

Kubes, Tanja. 2020. Technik jenseits von Geschlecht? Eine kritische Reflexion der Verschränkung von Geschlecht und Technik. In: Bauer/Deinzer (Hrsg.): Bessere Menschen? Technische und ethische Fragen in der transhumanistischen Zukunft. Springer: Berlin. S. 61-75. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61570-6_4

Kubes, Tanja. 2020. Queere Sexroboter – Eine neue Form des Begehrens? In: Bendel, Oliver (Hrsg.). Maschinenliebe: Liebespuppen und Sexroboter aus technischer, psychologischer und philosophischer Sicht. Springer Gabler, Wiesbaden. S. 163-183. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29864-7_10

Kubes, Tanja. 2019. New Materialist Perspectives on Sex Robots. A Feminist Dystopia/Utopia?. Social Sciences. 8 (8). 224. https://www.mdpi.com/2076-0760/8/8/224

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