Die Unterminierung des kritischen Ansatzes
Emilia Maise (WS 2022/23)
1. Neoliberalismus und Postfeminismus
Im Zuge einer sich immer wandelnden Welt ist es selbstverständlich, dass sich auch soziale Bewegungen, wie der Feminismus, ändern und von neuen Gedanken beeinflusst werden. Seit einigen Jahrzehnten verbreiten sich die Ideen des neoliberalen Marktansatzes auch auf die Gesellschaft und soziale Ordnung und sorgen für einen starken Wandel in den Werten, die uns begleiten. Das konstante Streben nach Leistung, Individualisierung und Selbstoptimierung kommt insbesondere im Konstrukt der Meritokratie zum Ausdruck – also der Auffassung, dass jedes Individuum seinen Status in der Gesellschaft durch Leistung beeinflussen und verändern kann (El-Mafaalani).
Ein entsprechender Wandel ist auch im feministischen Kontext zu beobachten, in dem eine neue Sensibilität zu erkennen ist: der Postfeminismus, der oftmals mit dem „Vorbeisein“ des Feminismus verbunden wird. Ein großer Teil davon wird mit der Entwicklung eines sogenannten Marktfeminismus verbunden. In diesem werden „individualisierte, erfolgszentrierte Werte [mit] ehemals feministischen Anliegen“ (Göweil, S.22) vermischt. Feminismus wird zur Ware und Humanressource umgedeutet und die Gleichstellung der Geschlechter wird vor allem deshalb gefördert, weil sie wirtschaftlich profitabel sei (Bereswill, S. 53). Weil der Impuls zur Gleichstellung aller Geschlechter in diesem Ansatz fast ausschließlich aus ökonomischem Gewinnstreben entspringt, ist der Marktfeminismus „konsumdominiert, erwerbszentriert, erfolgszentriert [und] individualisiert“ (Bruder-Bezzel, S. 58). In der Verbreitung des neoliberal geprägten Postfeminismus und dem daran geknüpften Marktfeminismus verlieren vermeintlich feministische Bestrebungen zunehmend gesellschaftliche Strukturen und Hintergründe aus den Augen und somit auch tendenziell ihren sozialkritischen Ansatz. Das folgende Essay wird die Problematik dieser Entwicklung anhand von einigen zentralen Aspekten herausarbeiten.
2. Individualisierung, Selbstoptimierung und Meritokratie
Im Zuge des Neoliberalismus wird individuellen Leistungen ein höherer Stellenwert zugewiesen. Die bestehende Gesellschaftsordnung wird als Meritokratie gedeutet – also einer Ordnung, in der Erfolg und sozialer Status allein von individuellen Leistungen abhängen und grundsätzlich alle Menschen gleiche Chancen zum sozialen Aufstieg haben. Der „American Dream“ verkörpert genau dieses Ideal: alle können etwas erreichen und reich werden, wenn sie sich genug Mühe geben.
Allerdings wahrt unsere Gesellschaft bei näherer Betrachtung nur den Schein einer solchen Meritokratie, denn tatsächlich sind Erfolge im herkömmlichen Sinn (z.B. ein erfolgreicher Schulabschluss) stark vom sozialen Hintergrund einer Person abhängig (El-Mafaalani). Trotzdem halten viele Menschen – insbesondere einflussreiche, meinungsbildende Politiker*innen und Prominente – an der Idee fest, dass unsere Gesellschaft eine meritokratische ist, was den Einfluss struktureller Ungleichheiten und Hürden herunterspielt, beziehungsweise als durch individuelle Anstrengung überwindbar darstellt (Bruder-Bezzel, S. 58). Aussagen wie die von Kim Kardashian („I have the best advice for women and business. Get your f—ing ass up and work. It seems like nobody wants to work these days”) oder Ratschläge, wie der von Sheryl Sandberg (Chief Operating Officer von Meta), man müsse sich als Frau nur ein wenig “reinhängen“, fördern diese Perspektive, indem sie den Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge vernebeln und politische/strukturelle Ursachen gesellschaftlicher Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern bagatellisieren (Respers France; Bruder-Bezzel, S. 58). Auf diese Weise wird die systematische Benachteiligung vieler Bevölkerungsgruppen und Intersektionalität von gesellschaftlicher Diskriminierung ignoriert, und die Verantwortung für den jeweiligen sozialen und ökonomischen Status wird allein dem Individuum (also hier der Frau*) zugeschrieben.
Es liegt also fast ausschließlich in der Verantwortung der individuellen Frau*, erfolgreich, gebildet, erfahren und vieles mehr zu sein. Dieses Bild ist extrem problematisch, nicht nur weil es auf Frauen* einen großen Druck aufbaut, sondern auch weil so der Fokus vom gesamtgesellschaftlichen Kontext auf das Individuum verschoben wird. Es wird vom Ursprung des Problems abgelenkt und die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels weg von einer patriarchalen Gesellschaftsform abgestritten, beziehungsweise sogar dadurch bekämpft, dass strukturelle Benachteiligungen negiert, beziehungsweise als einfach überwindbar dargestellt werden. Es entsteht also der Eindruck einer Gesellschaft, in der ungleiche gesellschaftliche Teilhabe gewissermaßen eine Entscheidung der Individuen ist, also kann das Problem nicht die Gesellschaft selbst sein. Diverse Machtstrukturen müssen unter dieser Annahme nicht bekämpft werden, weil sie nicht existieren beziehungsweise von geringer Relevanz sind.
Die vom neoliberalen Gesellschaftsmodell versprochene, vermeintliche Selbstbestimmtheit überträgt sich außerdem nicht nur auf die Erwerbstätigkeit und einige kulturelle Errungenschaften, sondern auch auf das Frau*sein an sich und das sexuelle Auftreten. Es wird nun von Frauen* erwartet, stets selbstbestimmt und selbstbewusst aufzutreten und einen immensen Erfahrungsschatz zu haben (Göweil, S. 23). Diese Frau* wird als emanzipiert angesehen und darf in der Regel gesellschaftliche Teilhabe genießen.
Weil aber diese Anforderungen sehr vielfältig und hoch sind, ist auf dem Markt unzählig viel Ratgeber- oder Coaching-Literatur zu finden, die Frauen* dabei helfen soll, dieses Ideal der Weiblichkeit* und Emanzipation zu erreichen. Feminismus orientiert sich an Konsum und Erfolg und das Bild einer emanzipierten und feministischen Frau* wird mit dem Erreichen von absoluter Selbstbestimmtheit und finanziellem Erfolg verknüpft. Weil dies mit vielen hohen Anforderungen verbunden ist, entsteht die Wahrnehmung, dass Konsum in Form von Ratgebern, Coachings oder Ähnlichem zur „Emanzipation“ unerlässlich ist. Die neoliberale, politische Botschaft lautet: Emanzipation und Freiheit sind individuell zu erreichen. Der prägende, gesellschaftliche Kontext und bestehende Chancenungleichheiten werden ausgeblendet.
3. Der Marktfeminismus
Die Entwicklung des Marktfeminismus bedeutet für feministische Bewegungen tendenziell einen Verlust des gesellschaftskritischen Ansatzes, weil das feministische Narrativ sich zu einem erwerbszentrierten wandelt (Göweil, S.22). Dieser Verlust ist vor allem deshalb problematisch, weil so der gesellschaftliche Ursprung von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern nicht mehr analysiert wird. Viel mehr stehen Erfolge von Personen, vor allem Frauen*, im Fokus: wer ist in Führungspositionen? Wessen Karriere verläuft auf welche Weise? Im Kontext des Kapitalismus erfolgreiche, gebildete junge Frauen* werden in dieser Auffassung dann als beispielhaft emanzipiert dargestellt (was durchaus der Fall sein kann), doch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründe werden nicht aufgegriffen und analysiert.
Es wird zum Beispiel nicht hinterfragt, warum Emanzipation mit Erwerbstätigkeit zusammenhängt und ob Entwicklungen, die Männer* und Frauen* gleichstellen tatsächlich gut/hilfreich sind. Bis 1994 gab es beispielsweise in Deutschland ein Nachtarbeitsverbot für weibliche* Arbeiterinnen. Als dieses aufgehoben wurde, geschah dies aufgrund des Gleichberechtigungsartikels des Grundgesetzes, der gesellschaftliche Nachteile der Frau* abbauen soll (Grundgesetz) und wurde als Schritt in Richtung Gleichberechtigung aufgefasst. Das ist per se nicht falsch: Frauen* durften genau wie Männer* nachts arbeiten und zusätzliches Geld verdienen. Allerdings korreliert Nachtarbeit mit vielen Belastungen (Struck et al.), was die Frage aufwirft, wer tatsächlich davon profitiert, dass auch Frauen* nachts erwerbstätig sind. Sind es die Frauen*, die nun mit höherer Wahrscheinlichkeit unter Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden leiden (Struck et al.)? Von dieser vermeintlich emanzipatorischen Veränderung profitieren in der ersten Linie wohl die Arbeitgeber*innen, die durch die Aufhebung des Gesetzes rund um die Uhr eine größere Belegschaft haben und so mehr Profit erzielen können.
Die Gleichstellung ist in diesem Fall also stark wirtschaftlich motiviert und die Gesellschaftsstruktur, die Profit von Arbeitgeber*innen auf Kosten der Gesundheit der Arbeitnehmer*innen ermöglicht, wird mit dem Ansatz des Marktfeminismus nicht hinterfragt. Die Verwobenheit des Patriarchats mit dem kapitalistischen Gesellschaftssystem wird als Grundursache für gesellschaftliche Ungleichheiten nicht analysiert.
Diese Verwobenheit wird in zahllosen Fällen der sexuellen Belästigung von Frauen* durch männliche* Vorgesetzte klar sichtbar. In der patriarchalen Gesellschaftsstruktur werden Frauen* abgewertet und es wird erwartet, dass sie der Erfüllung männlicher* Bedürfnisse dienen – unter anderem auch sexuell. Im Kapitalismus ist die Macht auch binär aufgeteilt: zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen. In Situationen des sexuellen Missbrauchs oder der sexuellen Belästigung, wie im Fall von Harvey Weinstein, der von vielen Schauspieler*innen des sexuellen Missbrauchs angeklagt wurde, treffen diese Machtstrukturen aufeinander und arbeiten zusammen. Das Zusammenspiel dieser Dynamiken ermöglichte es Weinstein Frauen* zu zwingen, nicht nur als Arbeitnehmerinnen zu dienen, sondern auch sexuell, weil er als berühmter Hollywood-Produzent die Macht hat, Karrieren zu fördern oder zu zerstören. Jeffrey Epstein hat diese Ausbeutung noch weitergetrieben: unter dem Versprechen eines Arbeitsplatzes, brachte er junge Mädchen* und Frauen* in prekären finanziellen Situationen in seine beeindruckende Villa, um sie dann auf seine „rape island“ zu bringen. Hier wurden dann verschiedenste machtvolle, reiche Männer* eingeladen, um die Frauen* und Mädchen* zu vergewaltigen. Auch hier wurde also die finanzielle Macht ausgenutzt, um die patriarchale zu stützen (Fraad).
4. Annäherung an Männlichkeit* als Gleichheit
Die Ansicht, dass eine verhaltensmäßige Annäherung von Frauen* an Männer* mit Gleichberechtigung und Emanzipation gleichgesetzt werden kann, ist nicht nur auf Erwerbstätigkeit und Konsum beschränkt. Auch das soziale Verhalten wird zunehmend so bewertet. Frauen*, die traditionell „männliche“ Eigenschaften verkörpern, scheinen Gleichberechtigung erlangt zu haben und gelten als emanzipiert.
Die Soziologin Angela McRobbie bezeichnet dieses Phänomen als die Entstehung der „phallischen Frau[*]“ (McRobbie, S. 83), wobei der Phallus symbolisch fungiert, als begehrenswert gilt und mit diversen Eigenschaften (Autorität, Selbstbestimmung, Aggression, etc.) verbunden wird. Die symbolische Funktion des Phallus beinhaltet außerdem eine Art Orientierungspunkt; ein begehrenswertes Ziel des Genießens und der Selbstbestimmtheit. Diese Funktion war früher Männern* vorbehalten, doch mit einem Rückgang der symbolischen Ordnung können nun auchFrauen* diese symbolische Funktion übernehmen (Göweil, S.26). Es ist Frauen* jetzt also nicht nur erlaubt die phallische Funktion zu übernehmen, sondern die Übernahme dieser mit Männlichkeit* verknüpften Charakterzügen wird zunehmend mit Emanzipation gleichgesetzt.
Dieses Phänomen ist auch in der Populärkultur zu erkennen, beispielsweise in dem 2015 erschienenen Film „Trainwreck“. Hier stellt die Schauspielerin Amy Schumer eine junge Frau* namens Amy dar, die einen sehr hedonistischen Lebensstil pflegt: sie geht oft in Clubs, trinkt viel und schläft mit vielen verschiedenen Männern (wobei sie ihre sexuellen Vorlieben klar ausdrückt). Sie ist außerdem recht schroff, setzt sich wenig mit ihrer Gefühlswelt auseinander und verurteilt ihre kleine Schwester dafür, verheiratet und Mutter zu sein. Es lässt sich also sagen, dass sie einige mit Männern* assoziierte Eigenschaften aufweist und sie wirkt auch auf Zuschauer*innen vollkommen emanzipiert. In der Mitte des Films verliebt sie sich, ist in einer festen Beziehung mit einem Mann* namens Aaron, die dann (eben wegen dieser Eigenschaften) endet. Daraufhin verliert sie, aufgrund einiger schlechter Entscheidungen, ihren Job und ist am Boden, weshalb sie sich mit ihrer Schwester trifft, um nach Rat zu fragen. Nach diesem Gespräch entscheidet sich Amy dazu, sich bei Aaron für ihr Verhalten zu entschuldigen und verspricht, dass sie sich ändern wird, damit ihre Beziehung funktionieren kann. Auf Zuschauer*innen wirkt sie sofort nicht mehr emanzipiert, weil unklar ist, ob diese Veränderung wirklich ihre Wünsche für sich selbst widerspiegelt oder nur stattfindet, um einem Mann* zu gefallen. Außerdem ist das Narrativ, dass männliche* Eigenschaften Emanzipation bedeuten, im ganzen Film durch die Darstellung von Amys Schwester und ihren Freundinnen* erkennbar: Sie und die anderen Frauen* haben Kinder, sind verheiratet, freundlich und liebevoll und es wird (obwohl wenig über sie bekannt ist) der Eindruck vermittelt, dass sie komplett von ihren männlichen* Partnern abhängig sind.
Wie bei diesem Beispiel schon angedeutet wird, wird Frauen* auch abverlangt, für Männer* als begehrenswert zu gelten und in deren Schönheitsideal zu passen – sonst werden sie in der Gesellschaft weniger akzeptiert und erhalten weniger Teilhabe. Eine totale Abwendung von vermeintlich weiblichen* Eigenschaften ist also auch nicht „erlaubt“. Das wird zum Beispiel auch im Film „The Proposal“ (2009) deutlich. Margaret Tate, von Sandra Bullock dargestellt, ist hier eine erfolgreiche und ambitionierte Verlagslektorin, mit viel Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Als Chefin zeigt sie ein Verhalten, das, wenn es von einem Mann* käme, niemanden überraschen würde, beziehungsweise nicht als negativ gewertet werden würde. Weil sie sich jedoch genau verhält, wie ein Mann* es in ihrer Situation tun würde, wird sie von allen als „Tyrannin“ angesehen.
Zwar wird oft auf diese Doppelmoral (also, dass manche Eigenschaften bei Männern* einfach akzeptiert, aber bei Frauen* kritisiert werden) hingewiesen, doch dass die Übernahme „männlicher*“ Eigenschaften mit Emanzipation gleichgesetzt wird, wird nicht hinterfragt. Durch die unkritische Hinnahme der Idee, dass eine Frau*, die sich „männlich*“ verhält, emanzipiert sei, wird die männliche* Hegemonie nicht hinterfragt (McRobbie, S. 83). Mit diesem Ansatz wäre der Weg zur Emanzipation nur eine Imitation des Mannes*, ohne dass diese Eigenschaften oder prävalenten Geschlechterverhältnisse weiter hinterfragt und kritisiert werden, was das vorherrschende Geschlechterregime nur stärkt. Der grundlegende gesellschaftliche Umbruch, der notwendig ist, um das patriarchale System abzuschaffen, wird auf diese Weise verhindert und das Ziel der Gleichberechtigung rückt weiter in die Ferne.
5. Fazit
Die neoliberale Sichtweise, dass ökonomischer und gesellschaftlicher Status des Individuums vor allem von dessen persönlichem Einsatz und Leistung abhängig sind, hat sich auch im Kontext des Feminismus verbreitet. Der sogenannte „Marktfeminismus“ im Postfeminismus lässt vermeintlich feministische Bestrebungen konsum- und erwerbsdominiert werden und spielt somit der existierenden Gesellschaftsstruktur zu. Von Frauen* wird gefordert, sich bestehende Strukturen und Verhaltensmuster zu eigen zu machen, um erfolgreich und damit „emanzipiert“ zu sein. Die aufgeführten Beispiele zeigen, dass diese Sichtweise sowohl in Populärkultur als auch im klassischen Gewerbe propagiert wird.
Die Verbreitung von explizit an Frauen* gerichteter Ratgeber-Literatur zur Förderung der Karriere entspricht dem Zeitgeist der Selbstoptimierung und ist abermals ein Beispiel dafür, dass der Marktfeminismus in erster Linie konsumorientiert ist. Sie zeigt auch, dass eine Frau*, die als emanzipiert gelten will, sich im Markt durchsetzen muss und die Karriereleiter aufsteigen muss. Außerdem wird Gleichstellung in vielerlei Hinsicht, einerseits mit Blick auf Erwerbstätigkeit und andererseits mit Blick auf Verhaltensweisen, mit der Annäherung an „Männlichkeit*“ gleichgesetzt. So werden Gesellschaftsstrukturen, die Mann*sein überhaupt als Norm festgelegt haben, nicht mehr infrage gestellt und der gesellschaftskritische Ansatz geht verloren.
Gleichzeitig zeigen Fälle wie der Harvey-Weinstein-Skandal, dass grundlegende gesellschaftliche Probleme, die vom Zusammenspiel des Patriarchats und der kapitalistischen Ausbeutung zeugen, nach wie vor ungelöst bleiben, oder sich im Zuge zunehmender sozialer Ungleichheit in unserer Gesellschaft sogar vertieft haben. Frauen* sind nach wie vor Opfer sexueller und kapitalistischer Ausbeutung, insbesondere in niedrigeren, prekären sozialen Schichten.
Der Marktfeminismus kann als Instrument gelten, um bestehende gesellschaftliche Machtverhältnisse des Patriarchats und des Kapitalismus zu verfestigen. Er dient der Schwächung emanzipatorischer Kräfte und liegt im Interesse der derzeit herrschenden Eliten.
Literaturverzeichnis
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Quelle: Emilia Meise, Neoliberalismus und Postfeminismus: Die Unterminierung des kritischen Ansatzes, in: Blog ABV Gender- und Diversitykompetenz FU Berlin, 12.06.2023, https://blogs.fu-berlin.de/abv-gender-diversity/?p=372