Vom 27.-29. September 2023 finden in Berlin die Open-Access-Tage statt. Unter dem Motto „Visionen gestalten“ wird diskutiert, wie sich Open Access und Open Science in Zukunft weiterentwickeln können. Aber was ist Open Access überhaupt und welche Rolle spielt es in der Geschlechterforschung? Das zeigen wir am Beispiel des Open Gender Journals.
Autor*innen: Kai Münch und Sabrina Schotten
Was bedeutet Open-Access – insbesondere für die Geschlechterforschung?
Open Access versteht sich als Antwort auf die neuen Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation, der Ökonomisierung von Studien und Forschung und den Schwierigkeiten der digitalen Welt im wissenschaftlichen Publizieren. Dabei sind die zentralen Open-Access-Elemente Qualitätssicherung, Nachnutzbarkeit, Zugänglichkeit und Langzeitarchivierung von wissenschaftlichen Beiträgen. Heutzutage geht es außerdem um die Nachnutzung und Zugänglichkeit von qualitativen und quantitativen Forschungsdaten. Open-Access-Projekte wachsen konstant und transformieren sich dabei fortlaufend.
Für die Geschlechterforschung bietet Open Access eine ganze Reihe an Vorteilen. Einerseits sind die Anliegen kompatibel: Die Geschlechterforschung untersucht wissenschaftlich Machtstrukturen und vielfältige Ausschlussmechanismen. Dies lässt sich gut vereinbaren mit dem Ziel, Wissen frei zur Verfügung zu stellen und finanzielle Zugangshürden abzubauen. Andererseits profitiert die Geschlechterforschung davon, dass Open-Access-Publikationen eine größere Sichtbarkeit ihrer Forschungsergebnisse über die (eigene) wissenschaftliche Community hinaus ermöglicht (Open Gender Plattform).
Das Open Gender Journal
Das verlagsunabhängige Open Gender Journal wurde 2016 unter Beteiligung des Margherita-von-Brentano-Zentrums (Freie Universität Berlin) gegründet und ermöglicht die fortlaufende Publikation von Forschungsartikeln, wissenschaftlichen Rezensionen sowie Diskussions- und Tagungsbeiträgen. Die Publikationen werden anonymisiert begutachtet („double blind“). Dadurch wird einerseits sichergestellt, dass nur relevante und wissenschaftlich geprüfte Forschungsbeiträge im Journal enthalten sind, andererseits kann so den Autor*innen ein ausführliches Feedback gegeben werden. Da sich die Redaktion aus Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fächer und Disziplinen zusammensetzt, können die Beiträge auf Grundlage der jeweiligen disziplinarischen Besonderheiten und Methoden wie auch vor Hintergrund des interdisziplinären Zugangs der Geschlechterforschung professionell betreut werden.
Alle Inhalte des Open Gender Journals sind immer und überall kostenfrei zugänglich und werden digital langzeitarchiviert. Da die Beiträge unter der Lizenz „Creative Commons Namensnennung 4.0 International“ erscheinen, können sie weiterverbreitet werden. Dies erhöht die Sichtbarkeit der Forschungsleistung und führt in vielen Fällen zur breiteren Rezeption von Beiträgen. Dabei erhebt das Journal keinerlei Gebühren, weder für Autor*innen, noch für Leser*innen.
Im Projektteam und in der Redaktion des Journals wird fortlaufend über Neuerungen und Verbesserungen gesprochen und gleichzeitig der Austausch mit anderen Wissenschaftler*innen beziehungsweise der Open-Access-Community gesucht. Dies geschieht zum Beispiel bei der Jahrestagung der Fachgesellschaft der Geschlechterstudien oder bei den Open-Access-Tagen.
Wie geht es weiter?
Das DFG-geförderte Projekt „Open Gender Journal – Expansionshilfe“ läuft bis Sommer 2024. Im Rahmen des Projekts wird die Öffentlichkeitsarbeit weiter ausgebaut, Neuerungen im Redaktionssystem implementiert sowie Redaktionsabläufe und Veröffentlichungspraxen hinterfragt und verbessert. Um die Zeitschrift weiter zur professionalisieren, hat das Projektteam einen Leitfaden zur Publikationsethik entwickelt. Aktuell arbeitet das Projekt an einer Forschungsdaten-Policy, die auch einen Beitrag zur Diskussion über den Umgang mit Forschungsdaten in der Geschlechterforschung leisten soll.
Teil der Öffentlichkeitsarbeit und der Kommunikation zwischen Redaktion, Projektteam und dem erweiterten Umfeld sowie Interessierten an der Arbeit und den Publikationen des Journals ist der Newsletter. Ab Sommer 2023 informiert er halbjährlich auf deutsch und englisch über Neuerscheinungen und aktuelle Schwerpunkte und gibt Einblicke in die Arbeit des Journals. Das Projektteam freut sich über Abonnent*innen und Weiterempfehlungen des Newsletters.
Zusammenfassend bietet Open Access für die Geschlechterforschung also eine Vielzahl an Vorteilen, da Sichtbarkeit, Zugänglichkeit, Nachnutzung und Rezeption innerhalb der Community fokussiert und gestärkt wird. So kann die Open-Access-Zeitschrift das interdisziplinäre Feld durch Qualitätssicherungsverfahren und diskussions- und austauschorientierte Veröffentlichungen unterstützten. Durch Langzeitarchivierung und kostenfreies Publizieren werden die Forschungsbeiträge nachhaltig zugänglich gemacht und fördern somit ein schnell wachsendes, sich öffentlich positionierendes wissenschaftlichen Teilgebiet.
Sabrina Schotten ist Teil des Editorial Managements des Open Gender Journals und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt u.a. für Governance und die Entwicklung von Finanzierungsworkflows zuständig.
Kontakt: sabrina.schotten@fu-berlin.de
Kai Münch studiert Gender, Intersektionalität und Politik an der Freien Universität Berlin. Er unterstützt das DFG-Projekt mit konzeptionellen und strategischen Arbeiten sowie bei der Dokumentation.
Kontakt: k.muench@fu-berlin.de
DFG-Projekt „Open Gender Journal – Expansionshilfe“
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt erfolgt in Kooperation mit GeStiK, Gender Studies in Köln an der Universität zu Köln. Das Ziel des gemeinsamen Projektes besteht darin, die verlagsunabhängige Open-Access-Zeitschrift Open Gender Journal langfristig zu verstetigen und als attraktiven, interdisziplinären Publikationsort für die intersektionale Geschlechterforschung zu erhalten. Weitere Informationen finden Sie unter https://opengenderjournal.de/