Margherita-von-Brentano-Preis 2025

Alle zwei Jahre würdigt der Margherita-von-Brentano-Preis Persönlichkeiten oder Projekte für Leistungen in der Geschlechterforschung oder Gleichstellung. Dieses Jahr geht der Preis an den Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte und das studentische Übersetzungskollektiv der Romanistik.

Mit dem Margherita-von-Brentano-Preis 2025 der Freien Universität Berlin werden zu gleichen Teilen der Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte und das studentische Übersetzungskollektiv der Romanistik geehrt. Mit der alle zwei Jahre verliehenen Auszeichnung würdigt das Präsidium der Hochschule Persönlichkeiten oder Projekte für Leistungen in der Geschlechterforschung oder Gleichstellung. Mit einer Summe von 15.000 Euro zählt er zu den höchstdotierten Förderpreisen im Feld Geschlechterforschung oder Gleichstellung in Deutschland. Der Zeitpunkt der Preisverleihung ist für Herbst 2025 geplant.

Im Queer History Lab – ein Lehr-Lern-Labor für Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte –  setzen sich angehende Lehrkräfte der Geschichtsdidatik sowie Schüler*innen mit queerer Geschichte auseinander und entwickeln somit ein Bewusstsein über die historische Entstehung, Wirkung und Bedeutung von Diskriminierungen auf der Basis sozialer Kategorien. Das Queer-History-Lab dient der Toolbox als good practice, denn es zeigt auf, wie sich eine diversitätssensible Perspektive in Curricula integrieren lassen und damit zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Fach ermöglichen.

Nun hat die Freie Universität Berlin den Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte für sein herausragendes Engagement mit dem Margherita-von-Brentano-Preis ausgezeichnet, insbesondere mit Blick auf queere Geschichte in der Wissenschaft. Denn dem Arbeitsbereich es in den letzten Jahren gelungen, durch weit überdurchschnittlichen Einsatz in Lehre, Forschung und Early-Career-Förderung einen substantiellen Beitrag zur Sichtbarmachung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt zu leisten. Nicht nur durch innovative Lehrformate wie dem Queer History Lab, sondern auch im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte, darunter ein Teilprojekt zur Homosexuellenbewegung und der Rechtsordnung der Bundesrepublik innerhalb der DFG Forschungsgruppe „Recht – Geschlecht – Kollektivität“, hat der Arbeitsbereich signifikant das Wissen um queere Geschichte und ihre Relevanz erweitert und mit zahlreichen Praxispartnern einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt.

Weitere Preisträgerin ist das studentische Übersetzungskollektiv der Romanistik. Es wird für sein herausragendes Engagement für die Thematisierung von Feminiziden, ihre wissenschaftlich innovative und internationale Bearbeitung dieses drängenden gesellschaftlichen Themas sowie ihren Beitrag zur feministischen Wissensproduktion und Erinnerungskultur ausgezeichnet. Das aus insgesamt 19 Personen bestehende Übersetzungskollektiv um die wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Romanischen Philologie, Manuela Barney Seidel, hat hervorgehend aus einem BA-Seminar die Kurzgeschichte „Soñarán en el jardín“ der mexikanischen Autorin Gabriela Damian Miravete kollektiv ins Deutsche übersetzt. Dabei hat sich die studentische Gruppe intensiv auf theoretischer, literarischer wie auch übersetzungspraktischer Ebene mit dem in der Geschichte behandelten Thema der Feminizide beschäftigt und die gemeinsam erarbeitete Übersetzung in einer ansprechenden Buchpublikation samt Interview mit der Autorin, umfangreichem und substantiellem Vorwort sowie grafischen Gestaltungen veröffentlicht.

Zu früheren Preisträgerinnen gehören unter anderem das Datenbankprojekt „Feminizidmap“ (2021), das seit 2019 Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts dokumentiert. Zuvor waren unter anderem die Mitglieder der Initiative „Medical Students for Choice“ (2019) ausgezeichnet worden, die sich ehrenamtlich für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung engagieren. Zu den Geehrten zählen auch die Forschungsgruppe „Frauen und Flucht“ (2017), angesiedelt am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Freien Universität Berlin, und der Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung e. V (2015) sowie die Berliner Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş (2006).

Die Namensgeberin des Preises, Margherita von Brentano, promovierte 1948 bei Martin Heidegger und wurde 1971 Professorin am Institut für Philosophie der Freien Universität. Im Jahr 1970 wurde sie als erste Frau in das Amt der Vizepräsidentin der Hochschule gewählt. Margherita von Brentano machte es sich schon zu Beginn der 1960er Jahre zum Anliegen, die berufliche Diskriminierung von Frauen an Universitäten und Forschungseinrichtungen zu überwinden. Sie wirkte auch in anderen gesellschaftlichen Feldern: So setzte sie sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1995 für die Errichtung eines Berliner Mahnmals zum Gedenken an die Opfer des Holocaust ein.

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