Von Flucht und Elend, Hilfe und Hoffnung

„Ich komme aus der Ukraine. Aus dem Osten, dem Kriegsgebiet“, so musste ich mich in Deutschland schon immer vorstellen. In meiner Heimatstadt Donezk bin ich seit 2013 nicht mehr gewesen. Die Stadt liegt in dem Teil der Ukraine, der seit 2014 nicht von der ukrainischen Regierung kontrolliert wird. Schon vor acht Jahren habe ich erlebt, dass jedes Gespräch mit der Familie das letzte sein kann.

 

Nun ist in der Ukraine überall Krieg. Die Nachrichten, die wir bekommen, sind wie aus den schrecklichsten Albträumen.

Doch der Mut der Menschen, die weiterleben, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Menschen, die weiterleben und anderen helfen, bauen gerade jetzt Frieden auf. Jedes Mal, wenn wir etwas Gutes für uns selbst und für andere tun, legen wir einen Stein der neuen friedlichen Welt. Es ist wichtig, nicht zuzulassen, dass der Krieg unsere Fähigkeit abtötet, an die Zukunft zu denken und zu träumen. Träumen ist wichtig. Es fällt mir schwer, an den nächsten Tag zu denken, aber ich zwinge mich bewusst dazu, darüber nachzudenken, wie unser Leben in fünf oder zehn Jahren aussehen könnte. Vielleicht hilft es jemandem: Stellen Sie sich vor, wie einer Ihrer Tage im Jahr 2032 aussehen wird. Stellen Sie sich vor, dass Sie an diesem Tag eine alte Freundin anrufen und ihr ein paar banale Dinge erzählen, was Sie wie und wo tun. Ich mache das als Übung. Weil Kriege enden.
Anna Osypova, studentische Mitarbeiterin im Team Zentrale Frauenbeauftragte

Und der Krieg in der Ukraine hält an. Mehrere Millionen Menschen – vor allem Frauen und Kinder -sind bisher geflohen, weitere Millionen leiden unter den Angriffen in der Heimat. Obwohl die Hilfsbereitschaft groß ist, drohen sexualisierte Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel. Besonders Frauen, Mädchen und nicht-binäre Menschen sind bei der Flucht einem höheren Risiko ausgesetzt. Wir wollen uns gegen Übergriffe positionieren und zur Sicherheit der weiblichen und nicht-binären Menschen auf der Flucht beitragen. Dafür haben wir einen Überblick über Netzwerke, Communitys und Hilfsorganisationen zusammengestellt, die finanziell aber auch anderweitig unterstützt werden können.

Unterstützung für Frauen, Mädchen und nicht-binäre Menschen

Die Organisation UNFPA (United Nations Population Fund) unterstützt ukrainische Frauen und Mädchen durch medizinische Lieferungen und überlebenswichtige Gesundheitsversorgung. Auch der Spendenaufruf der Vereinten Nationen UN Women hat den Schutz ukrainischer Frauen zum Ziel. Neben Schutz, Nahrung und Kleidung sind weibliche Menschen auch auf Hygieneprodukte und insbesondere Menstruationsprodukte angewiesen. Die Female Company verschickt einmal wöchentlich Biobinden in die Ukraine. Über die finanzielle Hilfe hinaus können ukrainische Frauen durch eine Fördermitgliedschaft im Verein AMICA unterstützt werden. Der Verein setzt sich für Frauenrechte und Frieden in Krisenregionen ein. Ein mobiles Team bietet ganzheitliche Unterstützung in 20 ukrainischen Orten, um tiefgreifende Folgen des Kriegs durch psychosoziale, medizinische und rechtliche Beratung zu leisten. Für feministische und inklusive ärztliche Betreuung vor Ort setzt sich die ukrainische Organisation insight ein. Sie bietet betroffenen Menschen eine Datenbank an medizinischem Personal. Transpersonen können psychologische Hilfe und Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Auf der Seite der Organisation findet sich auch die Möglichkeit zu spenden. Die ukrainische LGBTIQ-Community kann durch Spenden an die Organisation OutRight unterstützt werden. Die Gelder kommen lokalen LGBTIQ-Menschen zu Gute, indem sichere Unterkünfte, Essen, kompetentes medizinisches Personal und Transport für sie bereitgestellt werden. Auch die Münchener Organisation Munichkyivqueer hilft LGBTIQ-Menschen in diversen ukrainischen Städten durch Beratung, Unterkünften und Spenden. Die NGO Femwork aus Lviv organisiert seit 2014 feministische Workshops und hat sich aktuell angesichts der aktuellen politischen Lage zum Ziel gesetzt, in Zusammenarbeit mit anderen feministischen Netzwerken in der Ukraine Menschen aus vulnerablen Gruppen zur Evakuierung in den Westen zu verhelfen. Über die Seite der deutschen Partnerinstitution Inwole ist eine Spende möglich.

Die größte ethnische Minderheit Europas – Romnja und Romni – erfahren seit Jahrhunderten strukturelle Diskriminierung. Der Verein Chirikli macht sich für Romnja in der Ukraine stark. Gerade in der Kriegssituation leiden sie unter rassistischer Diskriminierung, indem ihnen zum Beispiel der Übergang an den Grenzen verwehrt wird. Verschiedene Fundraising-Aktionen, unter anderem Support Roma People of Ukraine und Help the Roma access humanitarian aid in Ukraine, unterstützen Romnja und Romni aus und in der Ukraine.

Durch das Schaffen von Schutzräumen für vulnerable Betroffene kann die Zivilbevölkerung ein Zeichen setzen und einen Beitrag zum Frieden leisten – in der Hoffnung, dass auch dieser Krieg endet.

Autorin: Franziska Schwantuschke, DAAD-Stipendiatin im Team Zentrale Frauenbeauftragte

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