Girls’Day 2022: Eine Bilanz

Am 28. April 2022 fand der Girls’Day – Mädchenzukunftstag an der Freien Universität zum 20. Mal statt. Sechs Fachbereiche, überwiegend aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, organisierten 28 Workshops für Schülerinnen von der 5. bis zur 8. Klasse. Insgesamt nahmen gut 200 Mädchen digital an dem Aktionstag teil.

Aus Anlass des 20. Jubiläums begrüßte erstmals der Präsident der FU, Günter M. Zieger, seines Zeichens Mathematikprofessor, die Schülerinnen persönlich. Die Mathematik umriss er als ein attraktives Arbeitsfeld, in dem auch weibliche Wissenschaftler*innen sehr erfolgreich sind – anhand von fünf Frauen bzw. Mädchen, die ihm auf seinem Weg in das Fach begegnet waren.

Im Rahmen der nachfolgenden Workshops lernten die jungen Teilnehmerinnen viel Neues und manch Erstaunliches kennen: „dass Fliegen den Menschen ähnlicher sind, als man denkt“, „wie viele verschiedene Proteine es gibt und wie diese aufgebaut werden“ und „das es gefühlt eine Milliarde verschiedene Geometrien gibt, von den ich noch nie gehört habe“. Doch nicht nur neues Wissen nahmen die Schülerinnen von diesem Tag mit. Sie hatten auch die Möglichkeit, in unterschiedliche Studienfächer hineinzuschnuppern, Wissenschaftlerinnen kennenzulernen und ihnen direkt Fragen zu stellen sowie Experimente mit Forschungsdaten durchzuführen. Eine Teilnehmerin war ganz überrascht, „wie einfach man programmieren kann – in nur einer Minute!“

Seit 2002 beteiligt sich die FU am bundesweiten Girls’Day; zeitweise kamen dafür bis zu 1.000 Schülerinnen an die Hochschule. Pandemiebedingt wurde der Aktionstag im letzten Jahr erstmals digital durchgeführt. Auch die diesjährige Jubiläumsveranstaltung fand digital statt. Workshops zum Girls’Day boten sechs Fachbereiche an: FB Biologie, Chemie, Pharmazie, FB Geowissenschaften, FB Mathematik und Informatik, FB Physik sowie FB Philosophie und Geisteswissenschaften und FB Wirtschaftswissenschaft. Eine Begrüßung sowie eine gemeinsame Abschlussdiskussion über „das Leben als Wissenschaftlerin“ rahmten das Workshop-Programm. Organisiert wurde der diesjährige Zukunftstag an der FU vom MINToring-Team mit Unterstützung der beteiligten Fachbereiche und in Zusammenarbeit mit dem Team Zentrale Frauenbeauftragte. Nahezu 80 Wissenschaftler*innen beteiligen sich am diesjährigen Girls’Day.

Schrauben und lachen am Computer – vor 17 Jahren

Das Workshop-Angebot war breit gefächert. Aus einer Vielfalt von Themen wie „Mensch vs. Maschine – Erforsche die Quantenwelt mit Computerspielen“, „Wahrscheinlichkeiten und Paradoxien“ oder „Hotel Mensch – Parasiten in uns“ konnten sich die Teilnehmerinnen jeweils zwei Workshops aussuchen. Sogar der Präsident der FU bot einen eigenen Workshop an: „Mathe, Bilder – und lauter Fehler“. Unter diesem Titel lud er dazu ein, anhand von einer „wilden Auswahl von Bildern“ über Mathematik zu sprechen.

Warum brauchen Mädchen einen Zukunftstag?

Obwohl junge Frauen in Deutschland über eine besonders gute Schulbildung verfügen, sind sie in den meisten MINT-Studiengängen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) unterrepräsentiert. Auch an der FU gibt es in den meisten MINT-Fachbereichen einen geringeren Frauenanteil (siehe „Wie weiblich ist MINT an der FU?“). In der Berufswelt sind Frauen im MINT-Bereich gleichfalls unterrepräsentiert. Das Institut der deutschen Wirtschaft stellt in seinem MINT-Herbstreport 2021 fest, dass der Frauenanteil in diesem Berufsfeld in Deutschland bei nur 15,5 % liegt.

Gründe für die ungleiche Geschlechterverteilung im MINT-Bereich lassen sich in den nach wie vor bestehenden Geschlechterstereotypen finden. Dazu gehören Klischees, die Männern mehr handwerkliche und analytische Fähigkeiten zuschreiben, Frauen hingegen eher soziale Kompetenzen. Um diesen Stereotypen entgegenzuwirken, wurde 2001 der Girls’Day gestartet, das mittlerweile größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Ziel dieses bundesweiten Zukunftstages für Mädchen ist es, Schülerinnen die Vielfalt von MINT-Berufsbildern nahezubringen und ihnen so eine Berufs- und Studienwahl frei von Rollenklischees zu ermöglichen. Dabei stehen sie im direkten Austausch mit Expertinnen, die ihnen mögliche Berufswege aufzeigen.

Auch die Physikerin Audrey Houillon aus dem MINToring-Team betont den Stellenwert der persönlichen Begegnung: „Als Koordinatorinnen ist es uns wichtig, den Mädchen* nicht nur Einblicke in die inhaltliche Vielfalt der Wissenschaft zu geben, sondern auch, den persönlichen Austausch mit sehr unterschiedlichen Wissenschaftler*innen zu ermöglichen. Die menschliche Ebene und die Gespräche mit Wissenschaftler*innen und Student*innen sind besonders wertvoll, um sich ein Bild davon zu machen, wie Forschung oder ein MINT-Studium aussehen kann. Dieser Austausch soll aufzeigen, dass ein Werdegang im MINT-Bereich erstrebenswert und für junge Frauen* machbar ist.“

Daniela Baresch, Praktikantin Öffentlichkeitsarbeit im Team Zentrale Frauenbeauftragte

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