Girls just wanna have MINT

300 Schülerinnen kamen am 27. April zum Girls’Day an die Freie Universität. Fünf Fachbereiche öffneten nach drei Jahren wieder ihre Hörsäle, Gelände und Labore. In 35 Workshops stellten vor allem Naturwissenschaftler*innen ihre Fächer vor – mit organisatorischer Unterstützung des MINToring-Teams und der dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten.

Alle Jahre wieder beteiligt sich die Freie Universität Berlin am bundesweiten Girls’Day. 2023 fand die Veranstaltung zum 21. Mal und nach drei Jahren wieder in Präsenz statt. Der Girls’Day – auch Mädchenzukunftstag genannt – ist eine wichtige Veranstaltung, um Schülerinnen ab der fünften Klasse für MINT-Fächer zu begeistern, also für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. An der FU zählen dazu neben den Klassikern der Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Physik auch die Geowissenschaften. Workshops boten in diesem Jahr zudem die Zentraleinrichtung Botanischer Garten und Botanisches Museum (BGBM), das Zuse-Institut-Berlin (ZIB) als externer Kooperationspartner und der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft an. In diesem Bereich sind Frauen unter den Studierenden insbesondere in der Volkswirtschaftslehre mit 35 Prozent deutlich unterrepräsentiert.

„Alles ist möglich für euch“

Mit der Beteiligung am Girls’Days möchte die Freie Universität „bereits jüngeren Schülerinnen die Möglichkeit bieten, ihr Interesse an MINT-Fächern zu vertiefen, und sie in ihrem Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden, bestärken“, so Dr. Janina Richter, MINToring-Koordinatorin, bei der auf zentraler Ebene alle Fäden für den Aktionstag zusammenliefen. Das Besondere am Girls’Day ist, dass die Schülerinnen an der Uni – manche zum ersten Mal – die Gelegenheit bekommen, Student*innen, Professor*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen zu begegnen und sich mit ihnen auf Augenhöhe auszutauschen.

Der Präsident der Freien Universität, Günter M. Ziegler, begrüßte die Schülerinnen mit einer Videobotschaft: „Alles ist möglich für euch, wenn ihr nur wollt, und wenn euch das Spaß macht.“ Informatik, Mathematik, Physik und Chemie, „das ist nicht nur was für Männer, das ist auch etwas für euch“, betonte Ziegler, der, wenn er die Uni nicht leitet, als Mathematikprofessor an der FU forscht und lehrt. Als herausragende weibliche Vorbilder in den Naturwissenschaften nannte er unter anderem die Physikerin Lise Meitner sowie die Mathematikerin und erste Programmiererin der Geschichte Ada Lovelace.

Ausgewählte Workshops, engagierte Wissenschaftler*innen

Role Model: Die iranische Mathematikerin Maryam Mirzakhani, Foto: Jana Jerosch

Auf weibliche Vorbilder konzentrierte sich auch der Workshop „Fantastic female mathematicians through the ages“ von Ana Djurdjevac, Mathematikprofessorin, und Jana Jerosch, Koordinatorin des Programms für Diversität und Chancengleichheit im Sonderforschungsbereich 1114. In diesem Workshop lernten die Schülerinnen berühmte Mathematikerinnen der Geschichte kennen, indem sie für die fiktive Tagung „Fantastische Mathematikerinnen der Geschichte“ Ausstellungsplakate entwarfen und präsentierten.

Programmierfreudige, wissenshungrige Schülerinnen konnten sich davon überzeugen, wie alltagstauglich Informatikwissen ist und womit sich Informatikerinnen beschäftigen (können).

Das perfekte Dinner lässt sich mit künstlicher Intelligenz planen. Foto: Julia Ullrich

Katrin Glinka, leitet das HCC Data Lab am Institut für Informatik und eröffnete den Schülerinnen mit ihrem Workshop „Hey Siri, wie kocht man eigentlich mein Lieblingsgericht?“ einen Blick hinter die Kulissen eines Chatbots. Sie erklärte, wie virtuelle Assistenten funktionieren und Chatbots programmiert werden.

Während die Schülerinnen sich in der Informatik ihrem „Lieblingsgericht“ widmeten, ging es in der Biologie um den – für manche durchaus delikaten – Forschungsgegenstand der Schnecke. Mit dem Workshop „Lebewesen in der Biologie“ entführten Dr. Sarah Huch, wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Gender, Diversity und Sexualbildung in der Biologiedidaktik, und Kolleg*innen die Teilnehmerinnen in die Forschungswelt ihres Fachs. Dazu gehören unter anderem Riesenschnecken, Gespenstschrecken, Fauchschaben und Mäuse. Zudem erfuhren die Schülerinnen, wie Studium und Ausbildung zur Biologielehrer*in ablaufen.

Einblicke in das Innere der Erde

Dr. Stine Gutjahr, Foto: Bernd Wannenmacher

Stine Gutjahr promovierte Geophysikerin, leitete den Workshop „Erbeben – Einblick in das Innere der Erde“ und empfand die Lehre für Schülerinnen der Klassenstufe 5 durchaus als herausfordernd. Dennoch und trotz hohem Organisations- und Zeitaufwand überwiegt für die wissenschaftliche Mitarbeiterin, die fünf Jahre Erfahrung als Frauenbeauftragte am Fachbereich Geowissenschaften hat, der „Spaß, mit den Schülerinnen zu arbeiten. Ich beteilige mich seit vielen Jahren sehr gern am Girls’Day, sowohl in der dezentralen Organisation als auch mit einem eigenen Workshop“. Geographie sei in den Schulen ein weniger sichtbares Fach, deshalb, so Gutjahr, „ist es umso notwendiger, dass wir Schülerinnen für unser Fachgebiet und für unseren Beruf in der Wissenschaft begeistern“.

Experimente im Physiklabor

Ein wahrer Dauerbrenner beim Girls’Day ist der Workshop „Blinkschaltung zum Mitnehmen – ein Lötkurs“, mit dem der Fachbereich Physik seit Jahren Schülerinnen begeistert. Zudem beeindruckt der Fachbereich beständig mit einem umfangreichen und experimentierfreudigen Workshopangebot, nachzulesen unter Wow, das ist cool! auf campus.leben.

Wie funktioniert Werbung in unserem Gehirn?

Unter dem Titel „Tricky Business – wie das Gehirn und die Psyche unsere Konsumentscheidungen beeinflussen“ zeigten Jana Möller-Herm, Professorin für Marketing, und Peter Mohr, Professor für Verhaltensökonomie, Schülerinnen ab der 7. Klasse die Grundzüge des Konsumverhaltens auf. Antworten gab es auf die Fragen: Was ist Werbung? Und wie funktioniert Werbung, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet? Einen tieferen Einblick in diesen und weitere Workshops des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft bietet dessen Rückblick Girls’Day 2023.

Begeisterte Mädchen, dankbare Eltern

Der Girls’Day an der FU dient nicht nur der Berufsorientierung von Schülerinnen, er hat auch zum Ziel, deren Horizont zu erweitern und Interessen jenseits der Schulbildung zu fördern. Die Kooperation mit dem Zuse-Institut Berlin ermöglichte einen spannenden Workshop mit dem Titel She.Codes. Schülerinnen konnten hier spielerisch lernen zu programmieren – mit sichtlichem Erfolg: „Meiner Tochter hat es super gut beim Girls’Day gefallen. Sie war beim Calliope Workshop und ist ganz begeistert nach Hause gekommen. Der Geburtstagswunsch Calliope Mini [Einplatinencomputer] steht auch schon fest“, so das Feedback einer Mutter. „Wir Eltern“, schreibt sie weiter, „fanden es sehr gut organisiert und mit den Abläufen und Wegbeschreibungen ist unsere 10-jährige sehr gut alleine zurechtgekommen. Herzlichen Dank an Sie und das gesamte Team für diese Erfahrung!“

Hinter den Kulissen: die dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten

Sehr gut und altersgerecht organisiert, das bedeutet ein großes Lob vor allem auch für die helfenden Hände hinter den Workshop-Kulissen. Hier wirkten, organisierten und koordinierten die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der beteiligten Bereiche, das Team Zentrale Frauenbeauftragte unter der Federführung von MINToring-Koordinatorin Janina Richter. Die dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten fungieren bei der Vorbereitung und Durchführung alljährlich als Schalt- und Schnittstelle zwischen ihren Bereichen und dem Organisationsteam auf zentraler Ebene. Sie werben in Gremien für die Idee des Girls’Days, gewinnen Unterstützer*innen und Dozierende, buchen Räume, machen Öffentlichkeitsarbeit, organisieren Einführungsveranstaltungen, fungieren als Ansprechpersonen intern und extern – für FU-Beteiligte, Schülerinnen und Eltern. Ohne ihr Engagement wäre es nicht möglich, dass sich die Freie Universität an diesem Aktionstag bei so vielen potentiellen Studentinnen als exzellente Ausbildungs- und Forschungsstätte präsentieren kann.

Der Girls’Day an der FU hat eine lange Historie

Seit 2002 beteiligt sich die Freie Universität am Girls’Day. Diese Veranstaltung bietet nicht nur interessierten Schülerinnen eine klischeefreie Studien- und Berufsorientierung an, sondern ist auch ein Baustein der wissenschaftlichen Outreach-Arbeit, die einen wichtigen Beitrag zu Geschlechtergerechtigkeit, transparenter Wissenschaft und einer offenen, diversen Universität leistet.

In diesem Sinne wird es auch 2024 wieder einen Girls’Day an der Freien Universität geben. Denn: Nach dem Girls’Day ist vor dem Girls’Day – für die Mitwirkenden wie für die Schülerinnen. Dafür spricht die Reaktion einer Mutter: „Ich möchte mich im Namen meiner Tochter bei Ihnen und Ihrem Team für den wirklich tollen Girls‘ Day heute bedanken. Es hat meiner Tochter riesigen Spaß gemacht! Das Experimentieren im Labor mit ‚richtigen‘ Geräten hat sie sichtlich beeindruckt. Gerne kommt sie nächstes Jahr wieder!“

Girls’Day das ganze Jahr: das MINToring-Programm

Für das MINToring-Programm für Schülerinnen ist gewissermaßen jeden Tag Girls’Day. Schülerinnen ab der 7. Klasse bietet es das ganze Jahr hindurch kostenfreie Workshops, Betriebspraktika und Campustage zum Reinschnuppern in Physik, Informatik und Geowissenschaften an. Das Programm verfolgt – wie auch der Girls’Day – das Ziel, das Interesse von Schülerinnen an MINT-Fächern zu stärken und sie für entsprechende Studiengänge zu begeistern. Teilnehmerinnen des Girls’Days eröffnet das MINToring-Programm also die Möglichkeit, ihre neu geweckten Interessen zeitnah weiterzuverfolgen, und kann potenzielle Studieninteressentinnen auf diese Weise längerfristig an die FU binden. Aus Sicht des MINToring-Teams ermöglicht der Girls’Day wiederum, ihr Programm intern und extern bekannt zu machen und neue Teilnehmerinnen ebenso wie Kooperationspartner*innen an der FU zu gewinnen. Als bundesweites Outreach-Format mit einem überschaubaren Umfang ist der Aktionstag gut geeignet, um sich auszuprobieren – sei es als Schülerin im Programmieren, sei es als Dozierende*r in der schüler*innengerechten Aufbereitung eines wissenschaftlichen Themas.

Workshops im Rahmen des Girls’Days bietet das MINToring-Team schon länger an. Mit dem pandemiebedingten Wechsel zum digitalen Format brachte es seine Expertise erstmals 2021 in die zentrale Koordination des Aktionstags ein. Seitdem fungiert das MINToring-Team als erste Ansprechadresse und trägt mit seinen Erfahrungen und Erkenntnissen dazu bei, die Vorbereitung des Mädchenzukunftstags an der FU zu systematisieren und weiterzuentwickeln. Das betrifft etwa didaktische Angebote und Hilfestellungen für Dozierende oder die Unterstützung bei der zielgruppenorientierten Konzeption und Beschreibung von Workshops. Aus Sicht aller Beteiligten ist diese Kooperation ein Gewinn, der dem Girls’Day zumindest 2024 erneut zugutekommen wird. Da die aktuelle Förderung des Programms im Herbst 2024 ausläuft, ist allerdings noch offen, ob der Girls’Day an der FU längerfristig auf die Unterstützung des MINToring-Teams wird zählen können.

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