8. März 2024 in Berlin – Weltweit begehen Menschen den Internationalen Frauentag mit Demonstrationen, Streiks und Gedenkveranstaltungen. Politische Backlashes und multiple Krisen bedrohen die Geschlechtergerechtigkeit und -vielfalt. Insbesondere die Freiheit und Sicherheit von Frauen, Lesben, Inter-, nichtbinären-, Trans- und A-gender-Personen ist noch lange nicht erreicht. Eine Auswahl an politischen, kulturellen und kämpferischen Berliner Aktionen, werden im Folgenden vorgestellt.
Seit fünf Jahren ist der Internationale Frauentag in Berlin ein gesetzlicher Feiertag, Mecklenburg-Vorpommern zog 2023 als zweites deutsches Bundesland nach. Ursprünglich ins Leben gerufen wurde der Tag 1910 von der deutschen Frauenrechtlerin und sozialistischen Politikerin Clara Zetkin. Ihre Forderung lautete schlicht keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte für Frauen. Eine Forderung, die nach wie vor aktuell ist – und dies umso mehr für das vielfältige Spektrum von FLINTA (Frauen, Lesben, Inter-, nichtbinären-, Trans- und A-gender-Personen).
Für alle, die den Internationalen Frauenkampftag politisch begleiten möchten, gibt es ein großes Angebot an Demonstrationen, Streiks und politischen Debatten, Kunst- und Gedenkveranstaltungen und eine FLINTA-Fahrraddemo.
Angebot an Hochschulen
Die Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) lädt Interessierte zur Podiumsdiskussion Antifeminismus von rechts – warum gefährdet das Frauenbild rechter Ideologien unsere Gesellschaft? ein.
Die AfD und andere rechtsextreme Gruppierungen propagieren eine antifeministische und queerfeindliche Agenda und wollen den errungenen Status quo wieder rückgängig machen. Die von Correctiv aufgedeckten, rechtsradikalen Ausgrenzungspläne der Geheimplan gegen Deutschland-Recherche setzt die KHSB in Dialog mit dem oft vernachlässigten, rechten Antifeminismus von neuen Rechten. Diskutiert werden Fragen zur Gefahr des rechten Frauenbildes und was diesem entgegengesetzt werden kann von Laura Sasse, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Jana Haskamp, Bildungsreferentin und Sexualpädagogin, und Christopher Fritzsche, Politikwissenschaftler. Moderiert wird die Veranstaltung von Johanna Warth, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der KHSB. Um Anmeldung per E-Mail an frauenbeauftragte@khsb-berlin.de wird gebeten.
Ort & Zeit: Mittwoch, 6. März | 14 – 16 Uhr | Aula KHSB | Köpenicker Allee 39-57, 10318 Berlin | Informationen
Demonstrationen
Die Gewerkschaften ver.di und GEW, das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, die Überparteiliche Fraueninitiative Berlin und viele andere Gruppen rufen gemeinsam zum Frauenkampftag 2024 auf. Die Veranstalter*innen kritisieren patriarchale Strukturen und fordern Schutz vor Gewalt, bessere Arbeitsbedingungen und Tarifbindung, auch die bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern wird fokussiert. Die Abschaffung des Paragrafen 218 bleibt beständige Forderung ebenso wie die nach Gleichberechtigung und einer selbstbestimmten Lebensweise für alle.
Mit dem Internationalen Frauentag fällt der Equal Pay Day am 6. März fast zusammen. Dieser Tag – kein Feiertag – markiert jährlich die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Bis zum Datum des Equal Pay Day arbeiten Frauen verglichen mit den Gehältern von Männern umsonst. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegt die unbereinigte Lohnlücke in Deutschland im vierten Jahr in Folge unverändert bei 18 %.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März 2024 | ab 11:30 – 15 Uhr| Treffpunkt: Oranienplatz | Informationen
Am 8. März findet seit 2019 jährlich die queerfeministische Frauen*Fahrrad Demo Purple Ride unter dem Motto Ab auf’s Rad gegen das Patriarchiat statt. Die Fahrrad-Demonstration ist ausschließlich für FLINTA geöffnet. Die Teilnehmenden tragen lila Kleidungsstücke und Banner und nehmen sichtbar Raum in der Stadt und im Straßenverkehr ein. Die Forderungen lauten: echte Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität. Der erste Schritt dazu ist mehr Sichtbarkeit von FLINTA im öffentlichen Raum. Die Route beginnt am Mariannenplatz und endet am Leopoldplatz.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März 2024 | 12-15 Uhr | Mariannenplatz (Feuerwehrbrunnen) | Informationen
Feministische Führungen im DHM
Das Deutsche Historische Museum (DHM) bietet am 8. März mehrere feministische Führungen durch die Ausstellung Roads not taken. Es hätte auch anders kommen können unter dem Motto Spot an! Feministische Perspektiven an. Die Namen und Fakten, die im kollektiven Gedächtnis oder durch die Schule gelehrt werden, sind oftmals die von Männern. Weibliche Perspektiven sichtbar zu machen und die Spurensuche nach TIN-Personen (Trans-, Inter-, Nicht-binär) ist eine wichtige (aber vernachlässigte) Arbeit der Geschichtswissenschaft. Diese Führung ändert das, liefert spannende Erkenntnisse und eröffnet neue Fragestellungen zu vermeintlich bekanntem Wissen der deutschen Geschichte. Die Führungen werden in Deutsch und Englisch angeboten.
Ort & Zeit: 8. März | ab 12 Uhr | Deutsches Historisches Museum | Pei-Bau | Programm
Am 8. März bietet das DHM zusätzliche kostenfreie Führungen unter anderem für die Ausstellung Dissidentinnen: Kunst und Feminismus in der DDR an. Die Führung gewährt Einblick in die künstlerischen und politischen Leistungen von Gabriele Stötzer, Christa Wolf, Bärbel Bohley und Sarah Kirsch. Anhand der Biographien dieser vier Frauen, die als Künstlerinnen Teil der unabhängigen Frauenbewegung der DDR waren und nur in geschützten Räumen arbeiten konnten, wird das Verhältnis von Kunst und Politik in der DDR thematisiert.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März 2024 | 13 & 15 Uhr | Deutsches Historisches Museum | Pei-Bau | Programm
Politische Veranstaltungen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung lädt in Kooperation mit Wissenschaft im Dialog zu einer Debatte über Freiheit und Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft ein. Im deutschen Wissenschaftssystem ist die Gleichstellung der Geschlechter auch heute noch nicht erreicht. Was können wir tun, um Geschlechterparität im Wissenschaftssystem weiter zu stärken? Inwiefern beeinflusst eine diverse Forschungsumgebung die Qualität der Forschung? Und warum ist Gleichstellung eine Bedingung für Freiheit? Dies diskutieren die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Prof. Dr. Alena Buyx, die Tiefseeforscherin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Prof. Dr. Antje Boetius sowie die Präsidentin der Gesellschaft für Informatik, Christine Regitz. Eröffnet wird die Veranstaltung von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März 2024 | 10 Uhr | Livestream
Die Nordischen Botschaften in Berlin (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen & Schweden) laden zu einem Netzwerkfrühstück und Seminar mit dem Titel Freie Fahrt für Frauen – das Ehegattensplitting als Bremsklotz für Gleichberechtigung ein. Expert*innen aus Deutschland und Nordeuropa diskutieren, welchen Effekt die Abschaffung des Ehegattensplittings im Vorreiterland Schweden im Jahr 1971 lang- und kurzfristig hatte, und wie die gesellschaftlichen Voraussetzungen für ihre Umsetzung aussahen.
Auf dem Podium wird unter anderem Professorin Jutta Allmendinger, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, sprechen, die auch bei der Veranstaltung Kinder, Corona, Karriereknick des Teams Zentrale Frauenbeauftragte über die pandemiebedingten Mehrfachbelastungen von Personen mit Care-Aufgaben einen spannenden Vortrag hielt.
Ort & Zeit: Donnerstag, 7. März | 8:30 Uhr | Felleshus der Nordischen Botschaften | Livestream | Präsenzanmeldung
Kulturveranstaltungen
Das Zeiss-Großplanetarium bietet eine besondere Veranstaltung mit dem Titel Hidden Stars: Wie Frauen die Sterne entdeckten an. Teil des Abends ist die Vorstellung einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen, die am Ende des 19. Jahrhunderts viel dazu beigetragen hat, unser Wissen über Sterne zu erweitern. Außerdem werden unter dem Sternenhimmel des Planetariums Ausschnitte aus Dava Sobels »Das Glas-Universum« gelesen.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März | 19:45 Uhr | Informationen | Zeiss-Großplanetarium | Prenzlauer Allee 80 | 10405 Berlin | Eintritt: 9,50€
Beim Female Art Festival auf dem Teufelsberg stellen mehr als 30 Künstlerinnen ihre Werke zur Schau. Bei der mehrtägigen Veranstaltung werden Streetart, Kreativität, Musik und Entertainment geboten mit Live Painting und Kunsthandwerksmarkt.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März – Sonntag, 10. März | 8-18 Uhr | Informationen | Teufelsberg| Teufelsseechaussee 10 | Grunewald | Tickets: 15,00€
Zum Internationalen Frauentag 2024 spielt das Berliner Ensemble für Klassische Türkische Musik e.V. im Festsaal im Schloss Britz Werke türkischer Komponistinnen des 17., 18., und 19. Jahrhunderts. Unter anderem Werke von Kemani Kevser Hanım, Leylâ Saz und Neveser Kökdeş.
Ort & Zeit: Freitag, 8. März | 19 Uhr | Informationen | Schloss Britz |Alt-Britz 73 | Berliner Ensemble für klassische türkische Musik | Tickets 19,00€
Gedenken
Rosen für Clara! Unter diesem Motto ruft das FrauenNetz Marzahn-Hellersdorf zu einer Demonstration und Gedenkveranstaltung für die Frauenrechtlerin Clara Zetkin auf. Bereits seit 20 Jahren gedenkt das FrauenNetz am Internationalen Frauentag Clara Zetkin und legt Blumen an ihrem Denkmal nieder. Begleitet von Grußworten des Bezirksbürgermeisters und Redebeiträgen von Aktivist*innen, steht neben dem Gedenken auch der politische Aspekt im Vordergrund. Das Netzwerk stellt Forderungen für ein gewaltfreies Leben für Frauen und ihre Kinder, gegen Frauenarmut und für eine Aufwertung der Sorgearbeit und mahnt die Sicherstellung von und die Solidarität mit den Frauen aus aller Welt an.
Ort & Zeit: Donnerstag, 7. März 2024 | 13 Uhr | Clara-Zetkin-Denkmal | Programm