Ein Kodex für ein respektvolles Miteinander

Im Mai 2025 hat die Freie Universität einen Code of Conduct verabschiedet, der zentrale Werte und Verhaltensstandards formuliert. Über die Chancen und Grenzen eines solchen Kodex und den Auftrag, der daraus für die Universitätsgemeinschaft erwächst, schreibt Eileen Quandel in diesem Beitrag. Sie ist Mitarbeiterin der Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung, zuständig für Diversity-Förderung / Prävention von Diskriminierung.

Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) definiert das Substantiv Verhaltenskodex als „Gesamtheit der Regeln, Normen und Grundsätze, die für das ethisch und sozial angemessene Verhalten innerhalb einer gesellschaftlichen Gruppe, eines Unternehmens oder Sachbereichs maßgebend sind; Dokument, in dem diese Regeln, Normen und Grundsätze niedergeschrieben sind“. Genau solch einen Verhaltenskodex (engl. Code of Conduct) hat die Freie Universität Berlin in diesem Jahr verabschiedet.

Erarbeitet vom ehemaligen Diversity-Leitungsteam, das inzwischen im Zuge der Ausgestaltung der Diversity-Strukturen von der Kommission für Diversity und Antidiskriminierung abgelöst wurde, bündelt der Code of Conduct bestehende Ordnungen, Satzungen und Richtlinien. Ob in der Vorlesung, im Labor, im Verwaltungsgespräch oder in der Mensa schafft er für alle Hochschulangehörigen sowie Gäste der Freien Universität einen klaren und verbindlichen Rahmen, der Orientierung im täglichen Miteinander gibt und Verhaltenserwartungen transparent macht.

„Alle Mitglieder der Universität tragen dazu bei, die Hochschule als diskriminierungsfreien Ort zu gestalten“, Bildquelle: Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung

Werte, die den Campus tragen

Zentral ist ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander, das sich auszeichnet durch eine wertschätzende, gendersensible, sachliche und konstruktive Kommunikations- und Diskussionskultur und diversitätssensibles Verhalten. Angestrebt wird ein diskriminierungsarmer Campus, an dem die Vielfalt der Identitäten, Zugehörigkeiten, Erfahrungen und Hintergründe der mehr als 40.000 an der Freien Universität studierenden und arbeitenden Menschen anerkannt und geachtet wird. Dies bedeutet auch, Barrieren, die einer gleichberechtigten, chancengerechten Teilhabe aller im Weg stehen, abzubauen und aktiv gegen Mobbing, Diskriminierung und jegliche Form von Gewalt einzutreten.
Zugleich verpflichtet der Code of Conduct zu akademischer Integrität. Es gilt, wissenschaftliches Fehlverhalten zu vermeiden, Interessenkonflikte offenzulegen und angemessen zu handhaben sowie Datenschutz und Informationssicherheit zu garantieren.
Eine besondere Verantwortung tragen Betreuende und Führungskräfte: Sie sollen eine konstruktive, fördernde und faire Führungs-, Feedback- und Fehlerkultur sicherstellen, Bewertungs- und Auswahlverfahren transparent, objektiv und diversitätsgerecht gestalten und Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse reflektieren. Darüber hinaus verankert der Code of Conduct die Verpflichtung zum Schutz der Umwelt und nachhaltigem Handeln im Sinne von Ressourcenschonung und Klimaschutz.

Mehr als nur Papier: gelebte Praxis

Ein Kodex wie dieser kann Standards und Erwartungen für einen gemeinsamen Handlungsrahmen formulieren, seine Wirksamkeit aber entscheidet sich nicht auf dem Papier, sondern in der alltäglichen Praxis. Er entfaltet nur dann seine Kraft, wenn er von allen Universitätsangehörigen und Gästen getragen und gelebt wird. Ein Kodex, der ignoriert oder lediglich als Formalie verstanden wird, bleibt wirkungslose Symbolik. Ohne konsequente Umsetzung und die Bereitschaft aller zu einer gelebten Kultur des Hinsehens und Handels kann er nicht zu einer tragfähigen Grundlage des Miteinanders an der Universität werden.
Es liegt in unser aller Verantwortung, die formulierten Werte in unser tägliches Handeln zu übersetzen – und es liegt in der Verantwortung der Institution, durch konkrete Maßnahmen, verbindliche Strukturen und klar erkennbare Anlaufstellen zu zeigen, dass dieser Anspruch ernst gemeint ist. Auf diese Weise wird der Code of Conduct nicht nur zu einem Dokument der Selbstverpflichtung, sondern zu einem lebendigen Ausdruck einer universitären Kultur, die Chancengerechtigkeit, Vielfalt, Integrität, Machtsensibilität und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt und diese Werte nicht nur sichtbar verankert, sondern auch Verantwortung für ihre verbindliche Umsetzung übernimmt.

Eileen Quandel (sie/ihr), Mitarbeiterin der Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung, Freie Universität Berlin


DWDS. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, o.J. Verhaltenskodex. Online verfügbar unter: https://www.dwds.de/wb/Verhaltenskodex  [Letzter Zugriff: 26.08.2025].

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