Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt sind überall in der Gesellschaft zu finden. Oft wird angenommen, Hochschulen als Orte der Bildung und Wissenschaft seien frei davon. Aber trifft das zu? Hannah-Sophie Schüz, Heike Pantelmann, Tanja Wälty und Nina Lawrenz vom Margherita-von-Brentano-Zentrum sind dem in einem Beitrag zum Open Gender Journal nachgegangen.
Sexualisierte Gewalt ist ein tabuisiertes Thema. Damit Vorfälle bekannt gemacht werden und Betroffene und Zeug*innen darüber berichten können, ist ein Bewusstsein dafür erforderlich, dass sexualisierte Übergriffe stattfinden. Das hat nicht zuletzt die #MeeToo-Kampagne deutlich gemacht. Doch inwieweit setzten Universitäten sich mit dem Thema auseinander? Welche Informationen stellen sie ihren Mitgliedern zur Verfügung? Welche Unterstützung bieten sie? Um das herauszufinden, haben die vier Wissenschaftlerinnen die Internetauftritte deutscher Universitäten ausgewertet und Telefoninterviews mit Expert*innen geführt. Ihre Bestandsaufnahme unter dem Titel „Der universitäre Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt“ macht Widersprüche im institutionellen Handeln sichtbar: Einerseits ist das Thema institutionell in die Struktur der Organisation eingebettet, in der Regel sind Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte zuständige Ansprechpersonen. Andererseits wird sexualisierte Gewalt an Universitäten weiterhin tabuisiert und unsichtbar gemacht, wie die Expert*inneninterviews zeigen. Ein wichtiger Faktor sind dabei die hierarchischen und von Abhängigkeit geprägten Hochschulstrukturen.
Die Autorinnen plädieren dafür, strukturelle und diskursive Hindernisse zu erforschen, die trotz der institutionellen Einbettung weiterhin zu einer Tabuisierung von sexualisierter Gewalt an der Hochschule führen oder diese begünstigen. Dieses Wissen kann helfen, sexualisierte Gewalt an Hochschulen wirksam zu adressieren und zu bekämpfen.