Für über 400 Schülerinnen – potenzielle FU-Studentinnen – stand Experimentieren, Programmieren und Diskutieren zu Themen wie Klimawandel, Konsumverhalten und Künstliche Intelligenz auf dem Programm des diesjährigen Girls’Day. Am 25. April gaben zahlreiche Fachbereiche und Einrichtungen dem jungen Publikum in über 40 Workshops spannende Einblicke in Wissenschaft und Forschung an der Freien Universität.
„Hallo und ganz herzlichen Dank an alle! Der Girls’Day 2024 war ein Riesenerfolg – dank Ihres großartigen Engagements. Noch nie zuvor gab es so viele Girls’Day-Angebote: mehr als 15.000!!!“ Mit diesem Worten bedankte sich das Organisationsteam des bundesweiten Aktionstages bei allen beteiligten Institutionen.
Dieser Dank geht auch an alle Beschäftigten, Studierenden und Wissenschaftler*innen der Freien Universität, die sich für den Girls’Day engagiert haben. Mit 478 Workshop-Plätzen, überwiegend zu mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen, war die FU bei dem Aktionstag dabei. Konzipiert und durchgeführt wurden die Workshops von zahlreichen Wissenschaftler*innen: in den Fachbereichen Biologie, Chemie, Pharmazie (BCP), Erziehungswissenschaft und Psychologie, Geowissenschaften, Mathematik und Informatik, Physik sowie Wirtschaftswissenschaft, der Zentraleinrichtung Botanischer Garten und Botanisches Museum und dem Zuse-Institut Berlin.
Verantwortlich für die übergreifende fachliche Koordination und die didaktische Beratung der Workshopleitungen war das MINToring-Team, allen voran die inzwischen ehemalige MINToring-Koordinatorin Dr. Janina Richter. Zentral organisiert wurde der Girls’Day vom MINToring-Team und dem Team geschlechter*gerecht, ehemals Team Zentrale Frauenbeauftragte. In den Bereichen unterstützten die dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten wie auch weitere Beteiligte die Organisation und Durchführung.
Schulfrei für die Wissenschaft
Über 400 Schülerinnen kamen am 25. April 2024 auf den Campus nach Dahlem, den Geocampus in Lankwitz oder nach Steglitz an das Institut für Meteorologie. Von 8 bis 13 Uhr beschäftigten sich die Girls’Day-Teilnehmerinnen an diesem schulfreien Tag in 41 verschiedenen Workshops mit Wetterextremen und Klimawandel, diskriminierenden Algorithmen der Künstlichen Intelligenz oder nachhaltigem Konsumverhalten; sie programmierten Apps, löteten Blinkschaltungen oder lernten berühmte Mathematikerinnen aus der Geschichte kennen.
„Die alten Trennungen von Männer- und Frauenthemen gibt es sowieso nicht mehr“
Entsprechend dem Ziel des Girls’Day, die Studien- und Berufswahl frei von Geschlechterklischees zu etablieren, begrüßte Präsident und Mathematiker Günter M. Ziegler die Teilnehmerinnen per Videobotschaft. „Lasst euch ein auf die Themen, habt Spaß damit, lasst euch inspirieren“, lautet der präsidiale Appell, denn, so Ziegler weiter, „die alten Trennungen von Männer- und Frauenthemen gibt es sowieso nicht mehr“.
Weitere Stimmen aus der FU zu geschlechtsspezifischer Berufs- und Studienfachwahl waren anlässlich des Girls’Day zu hören und zu lesen: Petra Lucht, Physikerin, Professorin für Gender in MINT und Planung an der TU Berlin und zurzeit Gastprofessorin mit Schwerpunkt Gender und Diversity am Fachbereich BCP der FU, berichtet in einem rbb-Radiointerview von ihren persönlichen Erfahrungen: „Wenn die Berufswahl entgegen eines Klischee gewählt wird, wirft das im Alltag oft Fragen auf. Ich kann das zum Teil aus eigener Erfahrung bestätigen; ich bin Diplom-Physikerin, in den 1980er bis 1990er Jahren und auch heute sorgt die Wahl meines Studienfachs im Alltag häufig für Diskussionen.“ Wichtig sei, so Lucht weiter, „dass die Berufswahl mittlerweile zwar als individuelle Entscheidung erlebt wird, denn prinzipiell stehen alle Berufe und auch alle Studienfächer für alle Geschlechter offen. Aber wir sind doch nicht ganz so frei, wie wir uns das vorstellen.“
„Wir brauchen eine stärkere Teilhabe von Frauen in der Wissenschaft“
Nelly Mouawad, promovierte Astrophysikerin und Koordinatiorin des Schülerinnenprogramms MINToring, erläutert in einem Interview mit campus.leben, der Girls’Day sei sehr wichtig, reiche aber allein nicht aus, um mehr junge Frauen für ein Studium der Naturwissenschaften zu gewinnen. Outreach-Angebote insgesamt – wie das MINToring-Progamm – seien wichtig für die Freie Universität, „weil wir Menschen an die Universität bringen und diese somit nicht exklusiv für Akademiker*innen und Intellektuelle zugänglich ist. Ich glaube, dass wir mehr Programme brauchen, um eine höhere Repräsentanz von Frauen in der Wissenschaft zu erreichen“.
Eine erste Station auf dem Weg dorthin könnte der Girls’Day sein. Hier begegnen die 10 bis 16-jährigen Schülerinnen echten Vorbildern, vorrangig aus den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Auch die Chance, einer Professorin in einem geschützten Raum Fragen stellen zu können, kann Anregung für eine Karriere an der Universität geben – mit den Grußworten des Präsidenten gesprochen: „Vielleicht kommt dabei ja auch in Zukunft ein Studium an der Freien Universität heraus.“
Girls’Day, quo vadis?
2025 wird der Girls’Day bereits am 3. April stattfinden, nicht wie bisher am letzten Donnerstag des Monats. Gilt das Motto „Wir machen mit!“ für die Freie Universität auch im nächsten Jahr? Dazu erklärt Corinna Tomberger, zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und Projektleitung des MINToring-Programms: „Es wird sicher auch 2025 Angebote für den Girls’Day an der Freien Universität geben. Ob in demselben Umfang und mit einem klar konturierten MINT-Profil wie in den letzten vier Jahren, das wird sich zeigen.“
Die Freie Universität beteiligt sich seit 2002 am bundesweiten Girls’Day; seit 2021 koordiniert das MINToring-Team den jährlichen Aktionstag federführend auf zentraler Ebene. Da die aktuelle Förderung des MINToring-Programms im Herbst 2024 ausläuft, ist derzeit offen, ob für den Girls’Day an der FU künftig eine zentrale Koordination mit fachlicher Expertise gewährleistet ist.
„Wir sind im Gespräch mit den betreffenden Fachbereichen und der Hochschulleitung, um Wege zu finden, die MINT-Angebote für Schülerinnen fortzuführen und weiterzuentwickeln“, so die zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte. „Der Girls’Day kann ein Türöffner für Schülerinnen sein. Wenn es tatsächlich darum gehen soll, künftige Studentinnen zu gewinnen, braucht es jedoch Anschlussangebote, um das geweckte Interesse zu vertiefen. Das gilt gerade für jene MINT-Fächer, in denen Frauen stark unterrepräsentiert sind. Hier hat die Hochschule den gesellschaftlichen Auftrag, Stereotypen aktiv entgegenzuwirken, Asymmetrien abzubauen und Zugänge zu eröffnen.“
Eigene Rückblicke auf den Girls’Day 2024 haben die Fachbereiche Biologie, Chemie, Pharmazie, Mathematik und Informatik sowie der Fachbereich Geowissenschaften auf ihren Webseiten veröffentlicht.