Gleichstellung trifft Geschlechterforschung – Am 25. Juni 2024 luden das Margherita-von-Brentano-Zentrum und das Team geschlechter*gerecht zu einem Austausch zwischen Gleichstellungsakteurinnen und Geschlechterforscherinnen der Freien Universität ein. In einer Video-Nachlese blicken wir auf die sechs Inputs zu gleichstellungsrelevanten Themenfeldern aus Sicht der Gleichstellungspraxis und Geschlechterforschung zurück.
Die Veranstaltung Gleichstellung trifft Geschlechterforschung zielte auf eine engere Zusammenarbeit und den Transfer zwischen gleichstellungspolitischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung ab, indem Expertinnen aus beiden Bereichen wechselweise jeweils ein Thema beleuchten. Auf dem Programm standen Selbstbestimmung von Geschlecht, Care-Arbeit, Geschlechtergerechtigkeit/Gender in MINT, Female Leadership, Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt sowie Intersektionalität.
Das öffentliche OpenMic-Format fand im Foyer der Hörsäle in der Rost- und Silberlaube statt und lud so auch das Laufpublikum ein, zuzuhören, Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. In den dokumentierten Beiträgen werden themenspezifisch aktuelle Forschungsergebnisse der Geschlechterforschung den Herausforderungen der Gleichstellungsakteur*innen in der Praxis gegenübergestellt.
Begrüßung & Eröffnung der Veranstaltung
Dr. Heike Pantelmann, Geschäftsführerin des Margherita-von-Brentano-Zentrums, und Dr. Corinna Tomberger, zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, eröffneten die OpenMic-Veranstaltung und warfen bereits erste Fragen aus Sicht der Gleichstellungspraxis und der Geschlechterforschung auf. Beide betonten die Synergieeffekte der Kollaboration zwischen Theorie und Praxis.
Selbstbestimmung von Geschlecht
Den Auftakt zum Austausch machten Nora Tuchelt, Stellvertreterin der zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, und Prof. Dr. Bettina Rentsch, Juniorprofessorin für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung. In ihrem Input behandelten sie die rechtlichen Grundlagen zu Selbstbestimmung von Geschlecht und Optionen für Studierende und Beschäftigte der FU in diesem Zusammenhang, etwa zur Angabe des selbstgewählten Namens in digitalen Systemen.
Care-Arbeit
Im zweiten Vortrag stellten Dr. Raquel Rojas Scheffer, Gastdozentin am Lateinamerika-Institut, und Dr. Katrin Gengenbach, Stellvertreterin der zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, strukturelle und gesellschaftliche Probleme der ungleich verteilten Familien- und Pflegeverantwortung vor. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf Studium und Beruf an der FU und mögliche Maßnahmen diskutierten die beiden Expertinnen.
Geschlechtergerechtigkeit/Gender in MINT
Das dritte Vortragsduo bildeten Dr. Corinna Tomberger, zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, und Prof. Dr. Martina Erlemann, Professorin für Wissenschafts- und Geschlechtersoziologie in der Physik. Sie erörterten nachhaltige Strategien zur Gewinnung und Förderung von Studentinnen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Zudem beleuchteten sie mögliche Stellschrauben, um Geschlechtergerechtigkeit und die Integration von Geschlechterforschung im MINT-Bereich an der FU voranzubringen.
Female Leadership
Im vierten Beitrag diskutierten Katharina Schmidt, Stellvertreterin der zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, und Prof. Dr. Janina Sundermeier, Professorin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, über Female Leadership. Sowohl bei weiblichen Gründerinnen als auch auf professoraler Ebene identifizierten sie eine Leaky Pipline (umso weniger Frauen, je höher die Statusebene ist). Sie reflektierten über Ursachen wie mangelnde Vorbilder für Frauen und Rollenstereotype und mögliche Strategien zur Gewinnung von Frauen auf Führungsebene.
Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt
Duo Nummer 5 bestand aus Wendy Stollberg, zentrale Ansprechperson bei sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt, und Dr. Heike Pantelmann, Geschäftsführerin des Margherita-von-Brentano-Zentrums. Die beiden Expertinnen wiesen auf die rechtliche Lage zum Schutz vor sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt hin und beleuchteten kritisch die Leerstellen in der Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt der FU.
Intersektionalität
Den Abschluss der Veranstaltung bildete das Thema Intersektionalität, über das Merle Büter, Referentin im Team geschlechter*gerecht, und Prof. Dr. Gülay Çağlar, Professorin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, sprachen. Neben einer historischen Begriffsklärung und Einordnung des Konzeptes der ineinandergreifenden Mehrfachdiskriminierungen im Forschungskontext, wurden praktische Umsetzungsdilemma und strukturelle Hürden im Universitätsalltag beleuchtet.