Informatik studieren, das ist es, wozu Ina Fendel Mädchen* ermutigen möchte. Sie selbst studiert dieses Fach, das an der FU aktuell einen Studentinnenanteil von rund 28 % aufweist. Im Interview erzählt sie von ihrer Begeisterung für Informatik und für ihre Arbeit im MINToring-Programm. Als studentische Mitarbeiterin erklärt sie Schülerinnen gerne komplexe Themen der Informatik.
Was sind deine Aufgaben als studentische Mitarbeiterin im MINToring?
Meine Aufgabe ist es hauptsächlich, neue Informatik-Workshops zu konzipieren und durchzuführen. Daneben entwickle ich Informatik-Posts für unseren MINTstagram-Account, betreue Mädchen*, wenn sie auf mich mit Informatik-Fragen zukommen, und kümmere mich um alles weitere, was gerade anliegt.
Was macht dir hier am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht es mir, komplexe Themen aus der Informatik verständlich runterzubrechen, so dass die Mädchen* diese ohne Vorerfahrung problemlos verstehen können. Außerdem bereitet es mir viel Freude, in den Workshops zu sehen, wie meine Begeisterung für die Informatik auf die Mädchen* überspringt.
Lernst du als Mitarbeiterin im MINToring etwas, was du im Studium nicht lernst?
Auf jeden Fall! Die Stelle ist eine tolle Ergänzung zu dem Studium: Während man im Studium das Wissen selbst erstmal lernt, muss man beim MINToring das Gelernte selbst weitervermitteln. Man muss Informatik so erklären und runterbrechen können, dass eine Person ohne Vorwissen in der Informatik es ohne Probleme verstehen kann.
Was begeistert dich an deinem Studienfach Informatik besonders?
Informatik steckt in so vielen Dingen und ist unglaublich vielfältig. Diese Bandbreite an der Informatik begeistert mich sehr, man lernt nie aus.
Wann wurde dein Interesse für das Fach geweckt?
Ich war schon immer interessiert an MINT-Fächern, so war ich z.B. in der Schule auch im Mathe-Leistungskurs. Wann genau es geweckt wurde, kann ich dementsprechend gar nicht sagen. Besonders Informatiker*innen haben mich immer fasziniert, deshalb habe ich mir gesagt: „Das will ich auch können!“
„Niemand aus meinem näheren Umfeld hat mir je das Gefühl vermittelt, dass ich nicht in die Informatik gehöre.“
Wer oder was hat dich in deiner Entscheidung, ein mathematisch-naturwissenschaftliches Studium aufzunehmen bestärkt und gefördert?
Meine Familie und generell mein engstes soziales Umfeld haben mich sehr stark bestärkt. Mein Interesse an MINT-Themen wurde immer akzeptiert und ernst genommen. Wenn man das Glück hat, in so einem Umfeld aufzuwachsen, dann ist der Schritt zum Informatik-Studium schon viel leichter. Niemand aus meinem näheren Umfeld hat mir je das Gefühl vermittelt, dass ich nicht in die Informatik gehöre.
Inwiefern spielt Geschlecht in diesem Studium eine Rolle?
Das ist eine sehr schwierige Frage. An sich spielt es überhaupt keine Rolle für mein Informatik-Studium. Es geht schließlich im Studium um das Erlernen der Informatik, das sollte komplett unabhängig vom Geschlecht erfolgen.
Mir ist jedoch aufgefallen, dass Informatikerinnen* mit gewissen Herausforderungen umgehen müssen, welche ich bei männlichen Kommilitonen nicht beobachten konnte. Da stellt sich die Frage, wie es dazu kommen kann. Ich glaube, wie so oft passiert Diskriminierung im Unbewussten und ohne böse Absichten der Beteiligten. Ich denke aber, wir sind auf einem guten Weg, wo alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Gleichberechtigung aller Gender in der Informatik zu erzielen.
„Safe Spaces für Mädchen* können die Hemmschwelle senken, in die Informatik reinzuschnuppern und Unsicherheiten anzusprechen.“
Was würdest du Mädchen und jungen Frauen empfehlen, die sich für ein Studium in deinem Fach interessieren?
Macht es, es lohnt sich! Solltet ihr aus irgendeinem Grund verunsichert sein, ob ihr das schaffen könnt oder genügend Vorwissen habt, dann lasst euch bitte von diesen Unsicherheiten nicht aufhalten. Niemand erwartet, dass ihr schon perfekte Informatikerinnen* seid. Dafür ist schließlich das Studium da.
Stichwort Koedukation (gemeinsames Unterrichten von Jungen und Mädchen): Ist es wichtig, dass Mädchen mit dem MINToring-Programm, in den Workshops einen Raum für sich haben?
Ich denke die Workshops dienen für die Mädchen* als Safe Space und sind deshalb sehr wichtig. Safe Spaces können meiner Meinung nach die Hemmschwelle senken, in die Informatik reinzuschnuppern und Unsicherheiten anzusprechen, die dann so gut genommen werden können. Für genauso wichtig halte ich aber Koedukation, um alle Geschlechter einzubeziehen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Eine Mischung von Koedukation und Safe Spaces finde ich deshalb am besten.
Die Fragen stellte Michaela Volkmann, Referentin Öffentlichkeitsarbeit im Team Zentrale Frauenbeauftragte.
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